Parascha ‘waJigasch’ = “(und) er trat heran”

So wie Josef in Ägypten als Herrscher Ägyptens bezeichnet wurde, gleichsam wurde Jeschua als Messias der Welt in frühen Abbildungen zum sog. Pancreator (=Weltenherrscher bzw. Weltschöpfer) dargestellt.
(Im Neuen Testament kommt die Bezeichnung Pantokrator einmal im 2. Korintherbrief 6, 18; sowie neunmal in der Offenbarung des Johannes (Offb. 1, 8; 4, 8; 11, 17; 15, 3; 16, 7.14;) vor, immer auf Gott den Vater bezogen. Die Übertragung des Titels auf den Sohn, sachlich bereits unter anderem in Matthäus 28,18; vorbereitet, geschah erst im Verlauf des 4. Jahrhunderts vor dem Hintergrund christologischer Kontroversen: Durch die Verehrung Jesu Christi als Pantokrator sollte dessen vollkommene göttliche Natur betont werden, wie es vor allem Athanasius von Alexandrien lehrte.)
Parascha „waJigasch‘ = „(und) er trat heran“ – 1. Mo. 44, 18 – 47, 27;
- Mo. 44, 18-44: Jehuda redet als Führer seiner Brüder verantwortungsvoll vor Josef;
- Mo. 45, 1-28: Josef gibt sich endlich seinen Brüdern zu erkennen;
- Mo. 46, 1-34: nun reist auch Ja’akov nach Ägypten;
- Mo. 47, 1-26: Josef wird zum Verwalter über Ägypten gesetzt;
V18) Jehuda trat ihm (Josef) entgegen und sprach: „Bitte, mein Herr, laß doch deinen Knecht ein Wort zu den Ohren meines Herrn reden. Auch entbrenne dein Zorn nicht gegen deinen Knecht, weil du doch dem Pharao gleich bist.“
= Das ist der Beginn unserer Parascha. Warum tritt hier speziell Jehuda dem Josef entgegen? Weil er es war, der damals den anderen Brüdern den Vorschlag unterbreitete, Josef zu verkaufen.
Das war inzwischen über 20 Jahre her: Als Josef 17 Jahre alt war, wurde er damals von seinen Brüdern an die ismaelitische Karawane für 20 Silberstücke verkauft. Josefs Wende geschah, als er aus dem Gefängnis befreit worden ist, und dann zum zweiten Staatsmann hinter dem Pharao gesetzt wurde. Da war er 30 Jahre alt. Damit setzten auch die 7 Jahre Prosperität ein. Die Offenbarung Josefs an seine Brüder geschah im zweiten Jahr der 7 dürren Jahre: zusammengerechnet ergibt das 13 + 9 Jahre: Also nach genau 22 Jahren oder als Josef 39 Jahre alt war.
Nachdem Josef seine Brüder bei ihrer ersten Reise nach Ägypten erkannte, unterstellte er sie einer harten Prüfung (1. Mo. 43/44). Diese war notwendig. Denn durch diese Prüfung wollte er erkennen, ob seine Brüder ihre Haltung in der Zwischenzeit geändert haben. Erst nachdem Josef diese Prüfung für sich als positiv gefunden hatte, gab er sich seinen Brüdern zu erkennen.
Eine kurze Zusammenfassung, was geschehen war: Josef erkannte seine Brüder als sie auf ihrer ersten Reise nach Ägypten kamen, um Getreide einzukaufen. Während er sie der Spionage und des Spähertums bezichtigte, um einen Vorwand zu haben, dass sie ihren jüngsten Bruder Ben-jamin bei einer zweiten Reise mitbrächten, versicherten sie ihm: „Wir alle – sind die Söhne eines Mannes! Wir sind redliche/rechtschaffene – כֵּנִים kenim [Männer]! Deine Knechte sind keine Kundschafter/Spione – מְרַגְּלִים meraglim.“ – 42, 11;
Als Pfand ließ er Schim’on in Verwahrsam in Ägypten zurück, und sagte den anderen Brüdern eindringlich, dass sie sein Angesicht nur dann sehen können würden, wenn sie ihren jüngsten Bruder Ben-jamin mitbringen würden. Bevor ihr Vater Ja’akov sie zur zweiten Reise nach Ägypten schickte, erklärte Jehuda sich zum Bürgen seines Bruders Ben-jamin. So kamen sie zu Josef zurück und kauften erneut Getreide. Aber Josef hatte beim Packen ihrer Esel seinen teuren silbernen Trinkbecher im Getreidesack Ben-jamins verstecken lassen. Kurz nachdem sie die Stadt Ägyptens verlassen hatten, sandte Josef seine Beamten ihnen nach. Diese fanden den silbernen Becher in Ben-jamins Getreidesack. Darum wurde Ben-jamin des Diebstahls bezichtigt, jedoch nur mit der einen Absicht, seine Brüder bis auf Mark und Bein zu prüfen, ob sich ihre Einstellung geändert hätte, d. h. ob sie inzwischen wirkliche Reue und Busse getan hätte.
Da tritt hier in diesem Kp. 44 nun Jehuda vor Josef heran, um eine Art Verteidigungsrede wie ein Plädoyer vor Josef zu halten. Bei dieser Rede erkennt Josef schließlich, dass sich die Einstellung grundlegend geändert hatte: Jehuda stellte sich in voller Verantwortung bereit, die vermeintliche Schuld (des Diebstahls) Ben-jamins auf sich zu nehmen.
Heute wollen wir uns insbesondere auf diese Offenbarung Josefs konzentrieren, die wir als prophetisches Schattenbild für die kommende Offenbarung Jeschuas zu seinem Volk Israel gegenüber stellen.
In Römer 11, 25-26: „Denn ich will nicht, Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird.
Dann (aber) wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht:
‚Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Ja‘akov abwenden.‘
Wir lesen 1. Mo. 45:
V1) Josef konnte sich jetzt nicht [mehr] zurückhalten vor all denen, die um ihn herum standen. Daher rief er: „Ein jeder soll weg von mir [den Saal] verlassen!“ Aus diesem Grunde stand niemand [von den Ägyptern] bei Josef, als er sich seinen Brüdern zu erkennen gab.
= Bislang sprach Josef zu seinen Brüdern mittels von Übersetzern. D. h. er konnte seine Brüder verstehen, wenn sie in aramäisch-hebräisch sprachen, doch sie vermochten ihn nicht verstehen, wenn er mit seinen Beamten ägyptisch sprach. Das war eine grammatikalisch sehr schwere Sprache.
Seine Brüder konnten Josef nicht erkennen, weil er die ägyptische Kultur und die ägyptische Sprache angenommen hatte.
So ist es auch mit Jesus im Christentum heute. Juden können ihren Messias nicht erkennen, weil Jeschua durch die Theologie für sie unerkenntlich geworden ist, denn die Theologie hat Jeschua der Tora und seinen hebräischen Wurzeln entzogen.
V2) Dann erhob er seine Stimme mit Weinen, so dass die Ägypter es hörten, und [auch] das Haus des Pharao hörte es.
= Das große Schluchzen bricht aus.
Ähnlich wird uns das auch im Propheten Sechar’ja in Kp. 12 berichtet:
V9) Und es wird geschehen an jenem Tag, da trachte ich danach, alle Nationen zu vernichten, die gegen Jerusalem herankommen.
V10) Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von Jerusalem gieße ich den Geist der Gunst – חֵן chen und des Flehens – תַחֲנוּנִים tachnunim aus, und sie werden auf mich schauen – הִבִּיטוּ hibitu, den sie durchbohrt haben. Dann werden sie über ihn trauern/klagen – סָפְדוּ ssafdu , so wie man über den einzigen Sohn trauert. Sie werden bitterlich über ihn weinen – הָמֵר hamer, so wie man bitterlich weint über den Erstgeborenen.
V11) An jenem Tag wird die Trauer – מִּסְפֵּד misped in Jeruschalajim größer sein als [einst] die Trauer misped zu Hadad-Rimon – הֲדַדְרִמּוֹן in der Ebene von Megidon – בִקְעַת מְגִדּוֹן bikat-megidon.
V12) Es wird das [ganze] Land (Israel) trauern – סָפְדָה ssafda – die einen Familien nach den [anderen] Familien [stets] für sich: die Familie – מִשְׁפַּחַה mischpacha des Hauses Dawid [abgesondert] für sich, [ebenso] ihre Frauen [abgesondert] für sich. Die Familie des Hauses Natan [abgesondert] für sich, [ebenso] ihre Frauen [abgesondert] für sich.
13 Die Familie des Hauses Lewi [abgesondert] für sich, [ebenso] ihre Frauen [abgesondert] für sich. Die Familie der Schimiter [abgesondert] für sich, [ebenso] ihre Frauen [abgesondert] für sich.
14 Und alle (noch) übrig gebliebenen Familien: eine Familie nach der [anderen] Familie [abgesondert] für sich, [ebenso] ihre Frauen [abgesondert] für sich.
= Hier wird die künftige Offenbarung des Messias Israels vorausgesagt: Sie werden auf den schauen, den sie (damals vor 2000 Jahren) durchstochen, also gekreuzigt haben. Und diese Erkenntnis äußert sich darin, dass sie alle in eine Trauerklage, hebräisch Hesped kommen, die als die traditionelle jüdische „Totenklage“ beschrieben wird. Man nennt es „Schiva“ = “Sieben“, gemeint sind die sieben Tage der Trauer – weil es nach dem Sterben eines Verwandten üblich ist, diesen Verstorbenen eine Woche lang zu betrauern. Diese Trauer geschieht immer in Gruppen getrennt: die Männer getrennt von Frauen. So wird das noch zukünftige große Ereignis für Israel sein, jede israelische und jüdische Familie getrennt für sich.
V3) Jetzt sprach Josef zu seinen Brüdern:
= Josef sprach jetzt in Aramäisch-Hebräisch zu seinen Brüdern.
„Ich bin Josef! Lebt mein Vater noch?“ Seine Brüder aber konnten ihm nicht antworten, weil sie bestürzt vor ihm waren.
V4) Weiter sprach Josef zu seinen Brüdern: „Tretet doch zu mir heran!“ Sie traten heran. Er sagte: „Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt.
V5) Seid nicht [weiter] bekümmert, und werdet nicht zornig [auf euch selbst], dass ihr mich hierhin verkauft habt! Elohim hat mich vor euch hergesandt, um das Leben zu erhalten.
= Josef tröstete sie und spricht ihnen die Vergebung aus.
V6) Jetzt dauert die Hungersnot im Land schon zwei Jahre an, die noch [weitere] fünf Jahre anhalten wird, so dass es kein Pflügen und Ernten gibt.
V7) Elohim hat mich vor euch her gesandt, um euch zu einem Überrest auf Erden zu setzen und euch am Leben zu erhalten für eine große Errettung – פְלֵיטָה גְּדֹלָה plita gdola
= im Hebräerbrief Kp. 2, 3 wird die Erlösung durch Jeschua haMaschiach auch die große Errettung genannt;
V8) Nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Elohim. Er hat mich zum Vater des Pharao gesetzt und zum Herrn seines ganzen Hauses. Auch zum Herrscher über das ganze Land Ägypten.
= Josef bekennt, dass seine Verwerfung durch seine Brüder – so bitter wie sie für ihn war – doch im Heilsplan des Schöpfers lag. Die Verwerfung Josefs war vorherbestimmt, damit er zum Retter seiner Brüder (Israel), aber mehr noch, auch zum Retter Ägyptens würde. Ägypten ist hier das Sinnbild auf die ganze Welt. Die Verwerfung Jeschuas als Messias Israels lag auch so im Plan des Vaters. Er wurde zum Herrscher über ganz Ägypten. Und Jeschua (Jesus) wurde zum Weltenherrscher wie es früh in kirchlichen Abbildungen ersichtlich ist.
Ich schließe diese Parascha mit einem Wort des Paulus aus Römer 11:
V11b) …durch ihren Fall (Israel) ist den Nationen das Heil geworden, um sie zur Eifersucht zu reizen.
V12) Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt ist und ihr Verlust der Reichtum der Nationen, wieviel mehr ihre Vollzahl!
= Wenn schon Israels Blindheit bezüglich auf ihren Messias der Reichtum für die Welt bedeutet, wie viel größerer Reichtum wird erst die Annahme Israels bedeuten, wenn sie ihren Messias erkennen???
Schabbat Schalom!
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