Parascha ‚waJechi‘ – וַיְחִי „(und) er lebte“

Parascha ‚waJechi‘ – וַיְחִי „(und) er lebte“ – 1. Mose 47, 28 – 50, 26;
Zu Beginn eine kurze Inhaltsübersicht der Lesung dieses Wochenabschnitts:
Kp. 47, 28 Ja’akov vor dem Pharao und Jossefs Politik
Kp. 48 prophetische Segensworte für Ja’akovs Söhne
Kp. 49 Ja’akovs letzte Verfügung und Segnung Efraims und Manasches
Kp. 50 Ja’akovs Beerdigung im Land K‘naan
V28) (Und) Ja’akov lebte – וַיְחִי waJechi im Lande Ägypten [noch] siebzehn Jahre. Die Tage Ja’akovs, die Jahre seines Lebens, betrugen 147 Jahre.
So beginnt diese Parascha. Nachdem nun in der letzten Wochenlesung Jossef sich seinen Brüdern offenbart hat, und er danach schnell seinen Vater mit allen zurückgebliebenen Familienangehörigen nach Ägypten geholt hatte, wird jetzt erklärt, dass Ja‘akov noch 17 Jahre im Lande Goschen lebte bis er starb.
Mit dieser Parascha endet auch das erste Buch der Bibel, hebr. „beReschit“ (= „im Anfang“), und es enden die allerersten Grundlagen, die der Schöpfer für seinen Plan festgelegt hat:
- die Schöpfung von Himmel und Erde und des Menschen
- die Zeit bis zur Sintflut
- die Erwählung Noachs durch die Flut
- die Erwählung der Erzväter Avram/Avraham, Jizchak und Ja’akov / Issra‘El
- die besondere Geschichte Jossefs, der zum Retter Ägyptens und zum Lebenserhalter seiner Famillie wurde
Damit sind die Grundlagen für die weitere Zukunft aufgebaut und erklärt:
= Wir haben gesehen, dass diese Erzählungen nicht nur „alte“ nette Geschichten sind, sondern u. a. auch ganz aktuelle profetische Bilder auf den weltumspannenden Plan des Ewigen sind:
- der heutige Nahostkonflikt spiegelt den Landbesitzvertrag Gottes mit Avraham, Jizchak und Jissra’El als rechtmäßige Erben wieder und ist nur in diesem Rahmen überhaupt zu verstehen.
- Darüber hinaus spiegeln die Geschichten auch wichtige Aspekte im Plan des Messias wieder, ob es die Akedat-Jizchak (Bindung Isaaks) oder die Geschichte Jossefs ist.
- Auch wurde von mir erklärt, dass der geistliche Kampf der Frauen Ja’akovs ein profetisches Bild der zwei „geistlichen“ Entitäten sind: Israel als physisches Volk Gottes und die Gemeinde Jesu bzw. Jeschuas.
Heute wollen wir uns mit einem Teil der Segnungen beschäftigen, die den Söhnen Jossefs gelten.
Zuvor wollen wir noch das Folgende rekapitulieren:
Im geistlichen Kampf Rachels sprach Sie im Glauben ihre Bitte an den Ewigen aus, ihr noch einen Sohn zu geben. Deswegen benannte sie ihren erstgeborenen Sohn „Jossef“. Dieser Name bedeutet „hinzufügen“, was vom Verb „assaf“ – אםף abgeleitet ist – es bedeutet „einsammeln“. (das biblische Erntefest im Herbst wird auch u. a. ‚chag-haAssif‘ genannt, was „Fest des Einsammelns“ bedeutet). Mit anderen Worten ist Jossefs geistliche Funktion das Hinzufügen durch Einsammeln.
= Die geistliche Erfüllung ist im Messias Jeschua zu finden. Dadurch dass Jeschua von seinem Volk Israel in die Welt den Völkern verkauft wurde, ging die neue Religion, das Christentum, eine Ehe mit dem römischen Götzendienst ein, vermischte sich. Die beiden Söhne Jossef, mit der Frau des Potiferas, der ein Priester des ägyptischen Sonnenkultes war, symbolisiert das erwachsende Christentum.
Die Glaubensbitte Rachels wurde schließlich in doppelter, wenn nicht in dreifacher Weise vom Schöpfer erfüllt: Als sie starb, gebar sie ihren zweiten Sohn, der Ben-jamin genannt wurde. Durch Jossef – wie wir hier weiter sehen werden – wurden seine zwei ersten Söhne, Menasche und Efra’im zu den anderen Stämmen Israels hinzugefügt. Jossef erhielt durch sein Erstgeburtsrecht auch ein doppeltes Erbe im Vergleich zu seinen Brüdern.
Als Ja’akovs erstgeborener Sohn durch seine Frau Lea „Re’u-ven“ (= „seht ein Sohn!“ – 1. Mo. 29, 32;) sich später wegen eines Inzest mit der Nebenfrau seines Vaters Bilha sein Erstgeburtsrecht verwirkte, da hatte Ja’akov diesen Vorteil auf seinen Sohn Jossef übertragen.
In Kp. 37, 3 lesen wir:
V3) Jissra’El liebte Jossef mehr als all seine Söhne, weil er der Sohn seines Alters – זְקֻנִים skunim war. [Deswegen] machte er ihm einen gestreiften Leibrock/Hemd – כְּתֹנֶת פַּסִּים kutonet passim.
= Auch wenn der biblische Text hier hervorhebt, dass Ja’akov den Jossef mehr liebte, weil er der Sohn seines Alters war, so wird der Hauptgrund dafür aber der gewesen sein, dass Ja‘akov Rachel liebte. Rachel war die Frau seiner wirklichen Liebe, weil er für sie doch bei seinem zukünftigen Schwiegervater Lavan gearbeitet hatte. Natürlich war sein größter Wunsch gewesen von Rachel Kinder zu bekommen, und deswegen war Jossef sein Lieblingssohn, und später Ben-jamin.
Das gestreifte Hemd, kutonet passim, war ein ganz besonderes Gewand, das wahrscheinlich wie die Priestergewänder nahtlos war und wie dieses unter der normalen Kleidung getragen wurde. Wer dieses Kleidungsstück in alten Zeiten bekam, wurde üblich mit dem Erstgeburtsrecht betraut. Auch so war Jossef der erstgeborene Sohn seiner Mutter Rachel.
Da wir uns in Kp. 48 mit dem Segen Ja‘akovs näher beschäftigen wollen, stelle ich hier dazu kurz die Geburt von Jossefs Söhnen aus Kp. 41 dazu:
Efra‘im und Menasche sind die beiden Söhne, die dem Jossef in Ägypten geboren wurden.
V50) Ehe das Jahr der Hungersnot kam, wurden dem Jossef zwei Söhne geboren, welche Asnat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, ihm gebar.
V51) Dem Erstgeborenen gab Jossef den Namen Manasche – מְנַשֶּׁה = „der entsinken lässt“: Denn Elohim hat mich entsinken /vergessen lassen – נַשַּׁנִי naschani all meine Mühe und mein ganzes Vaterhaus.
V52) Dem zweiten [Sohn] gab er den Namen Efra’im – אֶפְרָיִם = „Zwie-/Doppelfrucht“. Denn Elohim hat mich fruchtbar gemacht – הִפְרַנִי hifrani im Land meines Elends – אֶרֶץ עָנְיִי eretz-anij.
= eine Erklärung: Rabbiner Raphael Hirsch in seinem Kommentar erklärt: „Glücklicherweise ist „vergessen“ nicht die einzige Bedeutung von nasche – נשה heißt auch „Gläubiger sein“. Dann würde die Übersetzung bedeuten: Gott hat mir mein Unglück und meine Familie zu Gläubigern gemacht. Was mir bis jetzt als Unglück und Misshandlung erschienen, dass hat Gott Werkzeug meines höchsten Glücks werden lassen, so dass ich meinem Unglück und meiner Familie auf das Tiefste verschuldet bin.
Kp. 48: die Segensrede Ja‘akovs über Jossefs Söhne Efra’im und Menasche
V1) Nach diesen Dingen wurde dem Jossef gemeldet, dass sein Vater krank ist. Deswegen machte er sich auf den Weg, ihn zusammen mit seinen beiden Söhne Menasche und Efra’im zu besuchen.
V2) Auch Ja’akov wurde berichtet: „Siehe, dein Sohn Jossef hat sich auf den Weg zu dir gemacht, um dich zu besuchen.“ Da machte Issra‘El sich stark und er setzte sich im Bett aufrecht hoch.
V3) [Nachdem Jossef bei seinem Vater angekommen war,] sprach Ja’akov zu Jossef: „Elohim, der Allmächtige, erschien mir in Lus im Land K‘naan, wo er mich segnete.
V4) Dort sprach er zu mir: ‚Siehe, ich werde dich fruchtbar machen und dich vermehren, so dass du zu einer Sammlung von Völkern – קְהַל עַמִּים kehal-amim werden wirst. Dieses Land werde ich [dieser] deiner Nachkommenschaft nach dir zum ewigen Erbbesitz – אֲחֻזַּת עוֹלָם achuasat-olam geben!‘
V5) In Betreff deiner beiden Söhne, die dir im Land Ägypten geboren wurden, bevor ich zu dir nach Ägypten kam – sie sollen mir angehören. Efra’im und Menasche sollen mein sein genauso wie Re’u-ven und Schim‘on.
V6) Aber deine Kinder, die du nach ihnen gezeugt hast, die sollen dir gehören. Nach dem Namen ihrer Brüder sollen sie genannt werden in ihrem Erbanteil.
= zu V3) Ja’akov erinnert seinen Sohn daran, dass der Allmächtige ihm in Bejt-El, dem früheren Lus, begegnete ist, und zwar sowohl als er aus dem Verheissenen Land nach Padan-Aram aufbrach (1. Mo. 28, 10-22;) als auch wiederum bei seiner Rückkehr aus Padam-Aram (1. Mo. 35, 6-15;)
V4ff) Dort in Bejt-El erklärte der Ewige, Ja’akov nach seiner Rückkehr ins Verheissene Land, dass seine Kinder zu einer Ansammlung von Nationen – קְהַל גּוֹיִם kehat-gojim werden würden. Jetzt gibt Ja’akov diese Segensverheißung mit einem etwas abgewandelten Laut an Jossef weiter: Sammlung von Völkern – קְהַל עַמִּים kehal-amim.
V8) Als Issra‘El die Söhne Jossefs sah, fragte er ihn: „Wer sind diese?“
V9) Jossef antwortete seinem Vater: „Das sind meine Söhne, die Elohim mir hier (in Ägypten) gegeben hat.“ Daraufhin sprach er zu ihm: „Bring sie doch [nah] zu mir [heran], damit ich sie segnen kann!“
V10) Die Augen Issra‘Els waren schwer vor Alter, er konnte nicht sehen. Als er sie zu ihm gebracht hatte, küsste er sie und umarmte sie.
V11) Issra‘El sprach zu Jossef: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich dein Angesicht [noch einmal] sehen werde. Und jetzt hat Elohim mich sogar deine Nachkommen sehen lassen!
V12) Jossef nahm sie von seinen Knien weg und beugte sich auf sein Gesicht zur Erde nieder.
V13) Jossef nahm sie beide, Efra’im mit seiner Rechten zur Linken Issra‘Els und Menasche mit seiner Linken zur Rechten Issra‘Els, und brachte sie zu ihm.
= Als Vater Ja’akov am Bettrand sitzend war, standen die Söhne Jossefs zwischen seinen Knien. Auf diese Weise konnte er die Jünglinge umarmen. Jossef platzierte dann Efra‘im, den Jüngeren, an seine rechte Hand während Menasche, der ältere Sohn, an seiner linken Hand war, so dass Efra‘im links und Menasche rechts vor Ja’akovs zu stehen kamen.
V14) Da streckte Issra‘El seine Rechte aus und legte sie auf Efra’ims Haupt – obwohl er doch der Jüngere war – und seine Linke auf Menasches Haupt, so dass er seine Hände überkreuzte. Denn Menasche war der Erstgeborene.
= der Patriarch legte seine Hände kreuzweise auf die Jünglinge, nicht so wie er sie hätte legen sollen, was wohlwissend geschah.
V15) Nun segnete er Jossef mit den [folgenden] Worten: „Der Elohim, vor dessen Angesicht meine Väter, Avraham und Jizchak, gelebt haben, dieser Elohim hat mich geweidet seitdem ich bin, bis zu diesem Tag.
V16) Der Engelbote (Elohim), der mich von allem Übel erlöst hat, segne die Knaben. In ihnen werde mein Name genannt und der Name meiner Väter, Avraham und Jizchak. Sie sollen sich vermehren zu einer Menge – יִדְגּוּ לָרֹב jidgu laRov (wörtlich: fischgleich sollen sie sich vermehren) mitten im Land!
= Dieser Segen Efra’ims fing von den Zeiten der Richter an in Erfüllung zu gehen, als der Stamm Efra‘im an Umfang und Macht so sehr zunahm, dass er an die Spitze der nördlichen Stämme trat und zum Haupt der 10 Stämme wurde.
V17) Als Jossef sah, daß sein Vater seine rechte Hand auf Efra’ims Kopf legte, gefiel ihm das gar nicht. Darum faßte er die Hand seines Vaters, um sie von Efra’ims Haupt wegzudrücken auf Menasches Haupt.
V18) Jossef sprach zu seinem Vater: „Nicht [doch] so, mein Vater! Denn dieser ist der Erstgeborene. Lege deine Rechte auf sein Haupt!“
V19) Aber sein Vater weigerte sich und antwortete ihm: „Ich weiß es [doch], mein Sohn, ich weiß es. Auch er wird zu einem Volk – עָם am werden, und auch er wird groß sein. Jedoch wird sein jüngerer Bruder größer sein als er, und seine Nachkommenschaft wird eine Fülle von Nationen – מְלֹא-הַגּוֹיִם melo-haGojim werden.“
V20) Er segnete sie an jenem Tag und sprach: „Mit dir wird Issra‘El segnen und sagen: ‚Elohim mache dich wie Efra’im und wie Menasche!‘ “ Also setzte er Efra’im vor Menasche.
= Der Gedanke ist dieser: An Efra‘im und Menasche soll das Wesen der Väter erkannt und anerkannt werden. An ihnen sollen die Segens- und Heilsgüter sich erneuen, welche Ja’akov und seine Väter Jizchak und Avraham vom Ewigen empfangen haben. Der den Vätern verheißene Segen bezog sich zunächst auf die Mehrung zum großen Volk und die In-Besitznahme K’naans.
Ich wünsche allen einen gesegneten Schabbat!
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