Parascha ‘schemot’
Parascha ‚schemot‘ שְׁמוֹת = „Namen“ – 2. Mo. 1, 1 – 6, 1;

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Unserer Wochenabschnitt beginnt mit den folgenden Worten:
V1) Dies sind die Namen – שְׁמוֹת schemot der Söhne Israels als sie nach Ägypten kamen – sie kamen mit Ja‘akov, ein jeder mit seinem Haus.
= Mit ‚schemot‘ beginnt ein neues biblisches Buch, der zweiten Teil der Tora. Im letzen Buch ‚beReschit‘ haben wir die ersten Grundlagen der Heilsgeschichte und des Plans des ewigen Elohim gelesen und gelernt – wenn auch nur Teile daraus. Dabei haben wir auch gesehen, dass diese Erzählungen zukünftige Schattenbilder darstellen. Jetzt im zweiten Buch der Tora ‚schemot‘ werden weitere Grundlagen für die ganze weitere Zukunft des Plans Gottes gelegt, der der Architekt der Weltgeschichte ist: die Geburt des von ihm erwählten Volks Israel.
Hier ist zunächst eine nützliche Übersicht der Inhalte vom 2. Buch Mose (schemot):
• Kp. 1–4: die Israeliten in Ägypten; Mosches Geburt und sein Auftrag
• Kp. 5–13: Mosche und Aharon vor dem Pharao: die Zehn Plagen
• Kp. 13-15: der Auszug Israels aus Ägypten; die Verfolgung der Israeliten durch die Ägypter;
die Durchquerung des Schilfmeeres;
• Kp. 16–18: durch die Wüste;
• Kp. 19–23: am Sinai: die Zehn Gebote mit der Bundschließung;
• Kp. 24–31: die Gebote auf den Steintafeln, die Bundeslade, Priesterstand und Altaropfer;
• Kp. 32–34: das Goldene Kalb;
• Kp. 35–40: die Aufrichtung der Bundeslade und des Mischkans (= Stiftshütte)
Es folgt jetzt noch eine weitere Übersicht über die Inhalte dieser Tora-Lesung:
Aufzählung der Söhne Ja‘akovs, die nach Ägypten gekommen waren – Kp. 1, 1-5;
Hinweis auf Jossefs Tod – Kp. 1, 6-8;
Schilderung der Versklavung der Israeliten beim Aufbau der Städte Pitom und Ramses – Kp. 1, 9-14;
Befehl zur Tötung der hebräischen Knaben – Kp. 1, 15-22;
die Geburt Mosches, seine Aussetzung im Nil; die Auffindung durch die Tochter Pharao; die Erziehung bei seiner Mutter, dann am Hofe des Pharao – Kp. 2, 1-10;
Flucht des Mosche nach Midian wegen Tötung eines ägyptischen Aufsehers, Heirat mit Zipora, der Tochter des Priesters Regu‘el; Geburt Gerschoms; – Kp. 2, 11-25;
am Berg Chorev erscheint Elohim dem Mosche in einem brennenden, aber nicht verbrennenden Dornbusch und beauftragt ihn, Israel aus den Händen der Ägypter zu befreien; – Kp. 3;
nach Mosches wiederholter Weigerung und diversen Wunderzeichen kehrt Mosches mit Frau und Kindern nach Ägypten zurück, schwebt unterwegs in Lebensgefahr, verkündet dem Volk die göttliche Botschaft der Befreiung und verlangt gemeinsam mit seinem Bruder Aharon unter Demonstration verschiedener Wunder die Freilassung Israels – Kp. 4,1 – 5, 5;
Verschärfung der Bedrückung, Vorwürfe des Volkes an Mosche; die Verheissung Elohims, dass der Pharao unter Zwang Israel in die Freiheit entlassen werde; – Kp. 5, 6-23;
Jetzt möchte ich einige Aspekte aus der Parascha herausgreifen, die mir besonders auffallen:
• Kp. 1,
V7) Die Kinder Issra‘El waren fruchtbar – פָּרוּ par‘u: Sie wimmelten – יִּשְׁרְצוּ jischrezu [gar], [ja] sie vermehrten sich – יִּרְבּוּ rbu [so sehr], dass sie überaus stark/mächtig wurden -יַּעַצְמוּ בִּמְאֹד מְאֹד ja’az’mu bMe’od me’od. [Sie wuchsen so sehr an Zahl], dass das Land voll von ihnen wurde.
= die Aussage, dass die Fruchtbarkeit bzw. Vermehrung Israels in Ägypten so groß war wird hier mit dem Verb יִּשְׁרְצוּ jischrezu hervorgehoben, was sich vom Wort scherez – שֶׁרֶץ wie bei der Schöpfung des Gewimmels von Tieren im Wasser bzw. Ozean ableitet.
Als nächstes:
• Kp. 2,
V1) Es war ein Mann vom Haus Lewi, der ging hin und nahm sich eine Tochter Lewis [zur Frau].
V2) Diese Frau wurde schwanger und gebar [ihm] einen Sohn. Da sie erkannte, daß er wohlbeschaffen/schön – טוֹב הוּא tov hu war (eigentlich nur „gut“), verbarg sie ihn drei Monate [lang].
V3) Doch als sie ihn nicht länger verbergen konnte, machte sie für ihn ein Kästchen aus Schilfrohr – תֵּבַת גֹּמֶא tevat-gome: Sie verklebte es mit Asphalt und Pech, dann legte sie das Knäblein hinein und setzte es in das Schilf am Ufer des Nil.
= Anmerkung: Auch die Arche Noah wird hebr. mit dem Wort teva – תֵּבָה bezeichnet. Teva bezeichnet eine Kiste, einen Kasten, eine Box. Im modernen Hebräisch sagt man תֵּבַת-דוֹאַר tevat-doar für den Briefkasten.
V4) Seine Schwester [Mirjam] aber stellte sich in [einiger] Entfernung hin, um zu erfahren, was mit ihm geschehen würde.
V5) Da lief die Tochter des Pharao hinab, um im Nil zu baden, während ihre Dienerinnen am Ufer des Nil hin und her gingen. Sie sah das Kästchen – תֵּבָה teva mitten im Schilf. Da sandte sie ihre Magd hin, um es holen zu lassen.
V6) Nachdem sie es geöffnet hatte, sah sie das Knäblein – siehe, ein weinendes Knäblein [lag darin]. Da hatte sie Mitleid mit ihm und sagte: „Das ist [wohl eins] von den Kindern der Hebräer!“
V7) Da sprach seine Schwester zur Tochter des Pharao: „Soll ich hingehen und dir eine stillende Frau von den Hebräerinnen herbeirufen, damit sie das Kind für dich stillt?“
V8) Die Tochter des Pharao antwortete ihr: „[Ja] geh [doch] hin!“ Das Mädchen lief und rief die Mutter des Kindes herbei.
V9) Nun sprach die Tochter des Pharao zu ihr: „Nimm dieses Kind mit und stille es für mich. Dann werde ich [dir dafür] deinen Lohn geben!“ So nahm die Frau das Kind und stillte es.
V10) Nachdem das Kind [dann] größer herangewachsen war, brachte sie es der Tochter vom Pharao. So wurde [dieser Knabe] ihr zum Sohn. Sie gab ihm den Namen Mosche – מֹשֶׁה, und sprach: „[Denn] ich habe ihn ja aus dem Wasser gezogen – מְשִׁיתִהוּ m’schitihu.“
= die Bedeutung des Namens Mosche wird hier in hebräischer Art und Weise gedeutet. Allerdings sprach die Frau des Pharaos alt-ägyptisch, eine Sprache, die sich sehr von der hebräischen Sprache unterscheidet.
Meine Gedanken dazu: Manche ägyptischen Namen enthalten den Namen „Mose“ wie z. B. Tut-Mose: Ist der Name Mosche dann auch eine Anlehnung zur ägyptischen Bezeichnung? Oder hatte die Frau des Pharaos die Hebräer bzw. die Mutter nach dem hebräischen Namen gefragt?
In Alt-ägyptisch bedeutet Mose „der Sohn [von]“ bzw. „der Sohn des“. Das ist abgeleitet von der altägyptischen Wurzel ms für „Kind/Sohn“. In vielen Sprachen heute gibt es als Nachnamen „Sohn von“, z. B. Ander-son (skandinavisch, englisch), schvili (georgisch), witch (polnisch), ibn (arabisch), ben (hebräisch) usw.
Hier scheint der Namensgebung Mosche eine Verbindung zwischen dem Alt-Ägyptischen als „Sohn“ zu sein mit dem Hebräischen aus – מְשִׁיתִהוּ m’schitihu = also das Kind, das aus dem Wasser herausgezogen wurde, somit „Der aus dem Wasser Herausgezogene“.
Jetzt in Kp. 3 möchte ich mit uns die Begegnung Moses am Berg Chorev näher betrachten, wo uns der Name Elohims als Ewiger erklärt wird.
Mose arbeitete für seinen Schwiegervater als Hirte in der Region Midian. Dort begegnete er dem Gott seiner Väter.
V2) Da erschien ihm der Engelsbote des Ewigen – מַלְאַךְ יְהוָה mal’ach Adonaj in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusch – סְּנֶה sne. Als er dorthin schaute, sah er, dass der Dornbusch [zwar] im Feuer stand/brannte, doch der Dornbusch wurde nicht verzehrt.
V3) So sagte Mosche (bei sich): „Ich möchte hinzutreten, um mir diese große Erscheinung (wörtlich: großes Gesicht/Vision) anzusehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt.“
V4) Doch als der Ewige – יְהוָה (= Engelsbote) sah, daß er dabei war hinzuzutreten, um [es sich dieses Phänomen näher] anzusehen, da rief ihn Elohim mitten aus dem Dornbusch zu: „Mosche! Mosche!“ Er antwortete: „[Ja,] hier bin ich!“
V5) Weiter sprach er: „Tritt nicht näher heran! [Aber] zieh deine Sandalen von deinen Füßen ab, weil dieser Ort, auf dem du stehst, ein heiliger Boden ist!“
Mit dieser Gotteserscheinung in Form einer Engelsbegegnung erhält Moses jetzt dort seinen Auftrag: Er soll nach Ägypten zurückzukehren, um sein Volk Israel aus Ägypten von der Sklaverei zu befreien, nachdem die Klagen und die Bedrängnisse der Israeliten zu den Ohren des Allmächtigen gekommen sind.
V13) Mosche antwortete Elohim: „Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel kommen und ihnen sagen werde: ‚Der Elohim eurer Väter hat mich zu euch gesandt!‘ Dann werden sie mich (doch) fragen: ‚Was ist [denn] sein Name?‘ Was soll ich ihnen dann zur Antwort geben?“
V14) Da antwortete Elohim dem Mosche: „Ich bin der ich bin“ bzw. „ich werde sein der ich sein werde“ – אֶהְיֶה eHJeH.“ Weiter sprach er: „Das sollst du den Kindern Israel antworten, [wenn sie Dir diese Frage stellen]: ‚[Der] ich bin / [Der] ich sein werde – אֶהְיֶה eHJeH, [der] hat mich zu euch gesandt.“
V15) Noch weiter sprach Elohim zu Mosche: „Das sollst du zu den Kindern Israel sagen: JHWH יְהוָה = der Ewige, der Elohim eurer Väter, der Elohim Avrahams, der Elohim Izchaks und der Elohim Ja’akovs – [der] hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für alle Zeiten – שְּׁמִי לְעֹלָם schmi l’olam. Dies sei zu meinem Gedächtnis von Generation zur [folgenden] Generation.
V16) Geh [also] hin, versammle die Ältesten Israels und [dann] sprich zu ihnen: JHWH יְהוָה, der Elohim eurer Väter, ist mir erschienen: der Elohim von Avraham, Jizchak und Ja’akov! Er hat gesagt: ‚Ich habe genau achtgehabt auf euch und auf das, was euch in Ägypten angetan worden ist….
= Hier wurde Mose zum ersten Mal der Name Gottes offenbart und erklärt:
Mose erhält den Auftrag zu seinem Volk zu reden, er soll ihnen erklären, dass der Elohim ihrer Väter ihm erschienen ist. Darauf stellt er eine Gegenfrage: „Was soll ich ihnen denn sagen, wer mich zu ihnen und zum Pharao geschickt hat? Da offenbart ihm der Engel zum allerersten Mal den ewigen Namen Gottes.
JHWH = יהוה
Dieser Name ist eine Zusammensetzung aus dem hebräischen Verb „sein, zu sein“ (Infinitiv) – לִהְיוֹת lehijot, und zwar in seinen 3 Zeitformen:
• er ist –הוֹוֶה HoWeH (in der Gegenwart)
• er war –הָיָה HaJaH (Vergangenheit)
• er wird sein –יִהְיֶה JiHJeH (Zukunft)
Dieser Name wird bereits in der Schöpfungserzählung verwendet. Das aber ist in Retroperspektive zu verstehen: Erst Mose erhielt diese Offenbarung als Namen, der später bei der Niederschrift der Tora im Nachhinein eingefügt wurde.
In Kp. 6 wird Moses dies noch einmal erklärt:
V2) Also redete Elohim zu Mosche und sagte ihm: „Ich bin der יהוה JHWH „= der Ewige“
V3) Ich bin Avraham, Jizchak und Ja‘akov erschienen, [und zwar] als El-Schadaj – אֵל שַׁדָּי (= allmächtiger El). Doch mit meinem Namen JHWH יְהוָה – Ewiger habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben.
= JHWH – wie immer man das richtig aussprechen mag – ist die Zusammensetzung des hebräischen Verbs “sein” in seinen 3 Zeitformen: Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. In der hebräischen Sprache gibt es nur diese 3 Zeitformen. Die meisten jüdischen Bibelübersetzungen geben dieses sog. Tetragramm (4 Buchstaben) als “Ewiger” in der deutschen Sprache wieder, da dies perfekt die Bedeutung dieses Namens Gottes wiedergibt.
Die genaue hebräische Aussprache dieses Namens ging über die Jahrtausende verloren und im Judentum wurde dieser Name zunehmend als verboten, ihn auszusprechen. Zu den Zeiten des Tempels bis zu Jeschuas Zeit vor der Tempelzerstörung durfte dieser Name Elohims nur einzig vom Hohenpriester am Jom Kippur (Versöhnungstag) ausgesprochen werden. Mit der Zerstörung des Tempels und dem Verlust des Tempeldienstes wie auch der zunehmenden Zerstreuung des jüdischen Volkes, geriet die exakte Aussprache dieses Namens Elohims in Vergessenheit.
Da auch die hebräische Sprache als Muttersprache des jüdischen Volkes verloren ging, entwickelten die Massoreten (die den traditionellen hebräischen Text des TaNa’Ch (sog. AT) in unsere Zeit transferierten) ein zusätzliches System in der biblischen Schrift: das Vokalsystem. Zurzeit Jeschuas bestanden die hebräischen Schriften nur aus Konsonanten (zwischen denen es noch nicht einmal Abstände gab!). Jetzt aber im 5. bis 7. nachchristlichen Jahrhundert wurde ein Punktesystem entwickelt, welches unterhalb der Konsonanten geschrieben wurde, also alles Volkallaute: A, E, I, O, U. Beim Namen Gottes JHWH wurden jedoch die Vokale des Wortes ADONaJ geschrieben. So wußte und weiß jeder Jude (bis heute), der schon im Kindesalter lernt die heiligen Schriften in Hebräisch zu lesen, dass dieser Name niemals “richtig” ausgesprochen werden darf, sondern immer als Substitut gelesen und ausgesprochen werden muss. ADONaJ bedeutet “Herr”. Im Judentum gibt es zahlreiche Wort-Umschreibungen, dass man diesen Namen niemals ausspricht: Adonaj (Herr), haSchem (der Name), Ado-Schem oder “haKadosch baruch hu” (der Heilige, gesegnet sei er). Letzteres wurde von strenggläubigen Muslimen übernommen, wenn sie von ihrem Propheten Muchamad reden.
Als in der neueren christlichen Geschichte auch Christen den hebräischen biblischen Urtext für sich entdeckten, wußten sie damals nicht, dass unterhalb dieses Tetragramms JHWH die Vokale für Adonaj stehen. So kam es, dass hauptsächlich die Zeugen Jehovas seither JHWH als Jehova aussprechen.
Ich wünsche allen Lesern ein Schabbat Schalom!
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