Prophetische Schritte ins Verheißene Land – Teil 6 – Rast in Shilo
Das Basislager der Israeliten war nur für kurze Zeit in Gilgal. Schon einige Zeit später, wurde Silo (hebr. Shilo) das geistliche und politische Zentrum in Israel.
Die Bundeslade wurde hierhin gebracht und die Überlieferung sagt, dass es nach dem siebenjährigen Eroberungszug durch das Land weitere sieben Jahre gebraucht hat, um das eroberte Land an die letzten sieben Stämme Israels zu verteilen (siehe Josua 18).
Heute ist Shilo nicht nur eine moderne jüdische Siedlung, sondern auch eine der beliebtesten archäologischen Orte Israels. Universitäten machen regelmäßig Exkursionen hierhin und fügen zu den beachtlichen Funden weitere hinzu.
Vor ein paar Tagen besuchte ich Shilo und dabei fiel mir eine ganz spezielle Konstellation auf, die mir vorher so nicht bewusst war. Dabei geht es um Juda und Ephraim. Diese zwei Söhne Jakobs (Ephraim war sein Enkel, wurde aber von Jakob aber sozusagen adoptiert) erhielten nicht nur einen speziellen Segen (dazu später mehr), sondern wurden auch zu den zwei führenden Stämmen der beiden Häuser: Haus Juda (unter der Leitung von Juda) und Haus Israel (unter der Führung Ephraims).
Die Juda-Ephraim-Konstellation begegnet uns an vielen Stellen in der Bibel. So sehen wir zum Beispiel das Josua und Kaleb, die zwei der zwölf Spione die positiv vom Verheißenen Land berichteten, diese beiden Stämme vertreten: Josua war vom Stamm Ephraim und Kaleb von Juda.
Und interessanterweise spiegeln auch Shilo und Jerusalem Juda und Ephraim wider: Während Shilo im Erbteil Ephraims zu finden ist, gehört der Großteil Jerusalems zu Juda.
Shilo war für 369 Jahre das politische und geistliche Zentrum Israels. Doch nachdem Shilo von den Philistern zerstört wurde, brachte König David die Bundeslade Jahre später hinauf nach Jerusalem, so dass von da an die neue Hauptstadt etabliert wurde.
Und diese Beziehung zwischen Shilo und Jerusalem greift Gott später wieder auf:
Jer 7,12-14: Denn geht doch hin zu meiner Stätte in Silo, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ, und seht, wie ich mit ihr verfahren bin wegen der Bosheit meines Volkes Israel! Und nun, weil ihr alle diese Werke verübt habt, spricht der Herr, und weil ich zu euch geredet habe, indem ich mich früh aufmachte und [immer wieder] redete, ihr aber nicht hören wolltet; weil ich euch gerufen habe, ihr aber nicht geantwortet habt, so will ich auch mit dem Haus, das nach meinem Namen genannt ist und auf das ihr euch verlasst, und mit dem Ort, den ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Silo verfahren bin.
Eigentlich hätte Jerusalem (Juda) von den Ereignissen Shilos (Ephraims) lernen sollen. Erinnert dich das an eine andere Stelle?
Genau! Auch in Jeremia 3 ermahnt Gott Juda, von Ephraim zu lernen:
Jer 3,6-8: Und der Herr sprach zu mir in den Tagen des Königs Josia: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie ist auf jeden hohen Berg und unter jeden grünen Baum gelaufen und hat dort Hurerei getrieben! Und ich dachte, nachdem sie das alles getan hat, wird sie zu mir zurückkehren. Aber sie kehrte nicht zurück. Und ihre treulose Schwester Juda sah dies; ich aber sah, dass, obwohl ich die abtrünnige Israel wegen ihres Ehebruchs entlassen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, sich ihre treulose Schwester Juda nicht fürchtete, hinzugehen und auch Hurerei zu treiben.
Gott erwartet, dass wir anhand von Präzedenzfällen lernen sollen. Und vor allem gilt dies in der Beziehung zwischen Juda und Ephraim: Seht, wie ich mit Ephraim verfahren bin (sie wurden von den Assyrern wegen ihrer Bosheit verschleppt) und lernt daraus!
Juda und Ephraim können also nicht isoliert voneinander leben. Sie sind angewiesen miteinander zu interagieren und voneinander zu lernen. Denn schließlich sollen die zwei Häuser eines Tages wieder EINS werden (vgl. Hes 37,15ff). Dazu ist ihnen eine ganz spezielle Rolle zugekommen. Und diese müssen wir in der Tiefe verstehen, damit wir auf unserer Reise weitergehen können.
Insofern machen wir heute Rast in Shilo, dem geistlichen Zentrum Israels unter Josua, und beschäftigen uns mit unserer Familienkonstellation – und ganz speziell mit einer Rolle.
Die Segenslinie
Der erste Teil des „Juda & Ephraim-Kurses“ berichtet, wie Juda und Ephraim zu zwei entscheidenden Rollen kamen. Dabei geht es um das Erstgeburtsrecht und den Familiensegen (= die Führungsrolle oder Leiterschaft).
Wir erkennen die zwei Segen an einer Aussage Esaus:
1.Mo 27,36a: Da sprach er: Er heißt mit Recht Jakob; denn er hat mich nun zweimal überlistet! Mein Erstgeburtsrecht hat er weggenommen, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen!
Diese Segen gingen von Abraham an Isaak und von diesem an Jakob. Doch Jakob gab sie nicht an einen seiner Söhne weiter, sondern an zwei. Er teilte sie auf: Das Erstgeburtsrecht ging an die Söhne Josephs (speziell an Ephraim) und der Familiensegen – also die Führungsrolle in der Familie – an Juda!
Für die Leiterschaft in der Familie hatten sich der Erstgeborene Ruben und die nächsten in der Reihenfolge, Simeon und Levi, disqualifiziert:
1.Mo 49,3-4a: Ruben: du bist mein erstgeborener Sohn, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, von hervorragender Würde und vorzüglicher Kraft. Du warst wie brodelndes Wasser, du sollst nicht den Vorzug haben!
1.Mo 49,5-6a: Simeon und Levi sind Brüder, Waffen der Gewalt sind ihre Schwerter! Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, und meine Ehre vereine sich nicht mit ihrer Versammlung!
Und somit ging sie in dem Moment an Juda über, als dieser sich vor der zweiten Reise der Brüder nach Ägypten für die Führung der Familie anbot:
1.Mo 43,8+9: Und Juda sprach zu seinem Vater Israel: Gib mir den Knaben mit, so wollen wir uns auf den Weg machen, damit wir leben und nicht sterben, wir und du und unsere Kinder! Ich will für ihn bürgen, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und ihn vor dein Angesicht stelle, so will ich die Schuld tragen vor dir mein ganzes Leben lang.
Insbesondere nahm Juda diese Verantwortung auch wahr, als er seinen Bruder Benjamin vor dem zweiten Herrscher über Ägypten (Joseph) verteidigte und seine Strafe übernehmen wollte:
1.Mo 44,18+32-33: Da trat Juda näher zu ihm hinzu und sprach: Bitte, mein Herr, lass deinen Knecht ein Wort reden vor den Ohren meines Herrn, und dein Zorn entbrenne nicht über deine Knechte; denn du bist wie der Pharao! […] Denn dein Knecht hat sich bei meinem Vater für den Knaben verbürgt und versprochen: Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe, so will ich vor meinem Vater die Schuld tragen mein ganzes Leben lang! Darum will nun dein Knecht als Sklave meines Herrn hier bleiben anstatt des Knaben; der Knabe aber soll mit seinen Brüdern hinaufziehen.
In dieser Geschichte übergibt also Jakob die Führungsrolle der Familie an seinen Sohn Juda. Juda nimmt sie wahr, so dass er sie behält.
Als Jakob seine Söhne am Sterbebett segnet, bestätigt er Judas Segen:
1.Mo 49,8-10: Dich, Juda, werden deine Brüder preisen! Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein; vor dir werden sich die Söhne deines Vaters beugen. Juda ist ein junger Löwe; mit Beute beladen steigst du, mein Sohn, empor! Er hat sich gekauert und gelagert wie ein Löwe, wie eine Löwin; wer darf ihn aufwecken? Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein.
In dieser Ausarbeitung wollen wir diese Leiterschaft von Juda näher untersuchen, da sie für unsere weitere Reise absolut zentral ist.
(Wenn du wissen möchtest, wie Ephraim zum Erstgeburtsrecht kam, lies das gerne hier nach: Juda & Ephraim 1 – Die Segenslinie.)
Judas Familienrolle
Wir haben gesehen, wie Juda den Familiensegen von Jakob erhalten hat. An vielen weiteren Stellen in der Bibel wird diese Führungsrolle bestätigt:
1.Chr 5,1-2: Und die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels – denn er war der Erstgeborene; weil er aber das Lager seines Vaters entweiht hatte, wurde sein Erstgeburtsrecht den Söhnen Josefs, des Sohnes Israels, gegeben; und er wird nicht nach der Erstgeburt im Geschlechtsregister eingetragen; denn Juda hatte die Oberhand unter seinen Brüdern, und aus ihm kommt der Fürst; aber das Erstgeburtsrecht wurde Josef zuteil.
Auch in den Psalmen bekommen wir Anhaltspunkte:
Ps 60,9: Gilead gehört mir, und Manasse gehört mir, und Ephraim ist die Festung meines Hauptes, Juda mein Herrscherstab. (siehe auch Ps 108,9 – dort steht der gleiche Vers)
Zudem bestätigt König David diese Aufgabe Judas:
1.Chronik 28,4: Nun hat der Herr, der Gott Israels, aus dem ganzen Haus meines Vaters mich erwählt, dass ich auf ewig König über Israel sein sollte; denn er hat Juda zum Fürsten erwählt, und im Stamm Juda das Haus meines Vaters, und unter den Söhnen meines Vaters hatte er Wohlgefallen an mir, so dass er mich zum König über ganz Israel machte.
Doch was kann man sich darunter vorstellen? Wie äußert sich die Leiterschaft Judas?
Juda in der Geschichte
Wenn in einer Gruppe keiner initiativ ist, kommt man nicht weiter. Wenn niemand sich traut Entscheidungen zu treffen ebenso. Man kann sich an vielen kleinen Beispielen und Situationen überlegen, dass es sinnvoll – wenn nicht sogar notwendig – ist, wenn eine Person (oder eben ein Stamm) eine leitende Rolle einnimmt. Die Bibel berichtet viel über dieses Thema und über Personen, die starke Führer waren.
Und so äußert sich auch die Führung Judas an verschiedenen Stellen. Juda ging voran, übernahm Verantwortung und brachte leitende Persönlichkeiten hervor.
Ein Paradebeispiel finden wir in Richter 1 – nachdem Josua gestorben ist. Das Volk kommt zusammen und weiß, dass die restlichen Gebiete des Verheißenen Landes noch einzunehmen sind. Doch wer soll damit starten?
Ri 1,1-2: Und es geschah nach dem Tod Josuas, da fragten die Söhne Israels den Herrn und sprachen: Wer von uns soll zuerst hinaufziehen, um gegen die Kanaaniter zu kämpfen? Und der Herr sprach: Juda soll hinaufziehen! Siehe, ich habe das Land in seine Hand gegeben.
Es ist der Stamm mit der Führungsrolle: Juda.
Auch während der Wüstenwanderung (4.Mo 2) oder in anderen Kriegen (Ri 20,18) sehen wir, dass Juda der Stamm ist, der voranging:
Ri 20,18: Und die Söhne Israels machten sich auf und zogen hinauf nach Bethel; und sie befragten Gott und sprachen: Wer von uns soll zuerst hinaufziehen zum Kampf mit den Söhnen Benjamins? Und der Herr sprach: Juda zuerst!
Es ist natürlich kein Zufall, dass bis auf Saul alle von Gott eingesetzten Könige aus Juda kamen. Ebenso wundert es nicht, dass Jerusalem und der Tempel unter der Autorität Judas (dem Haus Judas) standen, weil es in ihrem Gebiet lag (am Anfang war Jerusalem zwischen Juda und Benjamin geteilt).
Und letztendlich deutet sogar Paulus auf diese Führungsrolle Judas hin:
Rö 3,1-2: Was hat nun der Jude für einen Vorzug, oder was nützt die Beschneidung? Viel, in jeder Hinsicht! Denn vor allem sind ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut worden.
(An anderer Stelle werden wir darauf eingehen, was es mit den „Aussprüchen Gottes“ auf sich hat.)
Gelebte Leiterschaft
Nicht nur zu biblischen Zeiten, auch danach, war sich Juda seiner Leitungsrolle bewusst und nahm sie wahr. In einigen Bereichen lässt sich das sehr klar erkennen:
Torah und Traditionen
Warum haben wir heute eine Bibel und können darin studieren? Weil Juda das Wort Gottes über die Jahrhunderte bewahrt und gerettet hat! (Ohne sie gäbe es auch kein Neues Testament.) Das jüdische Volk hat an der Torah, den Auslegungen und an den Traditionen festgehalten – egal was es sie gekostet hat.
Eigentlich muss man sogar sagen, dass sie verfolgt und getötet wurden, weil sie die Torah usw. bewahrt haben. Diese exponierte Stellung als auserwähltes Volk ist es, was Neid und Missgunst hervorgebracht hat, so dass es immer wieder zu Verfolgung, Pogromen und Mord kam.
Für uns ist das unvorstellbar. Doch es ist ein sehr starker Ausdruck ihrer Führungsrolle.
Vielleicht wunderst du dich, dass ich an dieser Stelle Auslegungen und Traditionen mit anführe. Die meisten von uns wurden gelehrt, dass die jüdischen Traditionen etwas Schlechtes seien. Aber diese haben den Juden geholfen, die Torah zu bewahren und als Volk miteinander zu leben.
Übrigens hat auch Paulus darin gelebt:
Apg 28,17: Es geschah aber nach drei Tagen, dass Paulus die Vornehmsten der Juden zusammenrief. Und als sie versammelt waren, sprach er zu ihnen: Ihr Männer und Brüder, obwohl ich nichts gegen das Volk oder die Gebräuche der Väter getan habe, bin ich von Jerusalem aus gefangen in die Hände der Römer ausgeliefert worden. (vgl. auch Apg 21,21)
Für die Juden war es also ein Segen, weil es ihren Kindern ermöglicht hat, in der Torah aufzuwachsen und sie zu erleben. Ohne Traditionen wären Juden heute kein Volk mehr – und wir hätten keine Torah.
Torah aus Jerusalem
Neulich sah ich einen Bericht über die Berge Israels. Bei folgendem Kommentar merkte ich auf:
„Heute, an diesem Tage, wird in Jerusalem so viel die Torah studiert und gelehrt, wie niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte!“
An was erinnert dich das?
Genau, an die Prophetien aus Micha und Jesaja:
Micha 4,2: Und viele Heidenvölker werden hingehen und sagen: »Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird die Torah ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem. (vgl. Jes 2,3 und 51,4)
Ja, der Messias wird die Torah aus Jerusalem lehren. Doch er hat schon längst damit begonnen, indem er Juden dafür gebraucht. Seit 1967 können Gelehrte wieder die Torah aus Jerusalem lehren. Und es ist kein Zufall, dass unter Nicht-Juden auf der ganzen Welt das Interesse an der Torah seit eben dieser Zeit rapide zugenommen hat!
Sie forschen seit Jahrtausdenden in diesem kostbaren Buch. (Und selbst sie vergleichen ihr Torahwissen mit einem “Schlecken aus dem Pazifik”.) Und wir haben die Möglichkeit von ihnen zu lernen. Und das ist sogar prophezeit:
Sach 8,23: So spricht der Herr der Heerscharen: In jenen Tagen [wird es geschehen], dass zehn Männer aus allen Sprachen der Heidenvölker einen Juden beim Rockzipfel festhalten und zu ihm sagen werden: »Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist!«
Der Rockzipfel entspricht den Tzitzit, die einen an die Torah erinnern sollen. Es geht hier also darum, dass zehn (!) Männer aus den Heidenvölkern von Juden die Torah lernen wollen.
Und genau das erleben wir in diesen Tagen – weil Juda seine Verantwortung wahrnimmt und die Torah lehrt. Sicherlich noch nicht in dem Ausmaße, wie sie es könnten und wie es einmal sein wird. Aber dennoch mehr als jemals zuvor.
Vorbild in der Verfolgung
Juda geht voran. Damals in der Wüste, in vielen Kriegen und auch in Verfolgung und Drangsal. Wenn wir sehen, was Juden durchgemacht haben, frage ich mich: Warum sollte es für die übrigen Stämme anders sein?
Das heißt nicht, dass jeder von uns Drangsal erleiden muss. Anhand der Geschichte erkennen wir, wie Gott viele Male Sein Volk vor Trübsal bewahrt hat.
- In Jeremia 24 lesen wir zum Beispiel, wer der ersten Zerstörung Jerusalem und den damit verbundenen Leiden entfliehen durfte: Es waren die „guten Feigen“. Diejenigen, die gottesfürchtig und in Gehorsam leben wollten. Sie durften (!) schon viele Jahre vor dem Leid in Israel nach Babylon gehen.
- Auch vor der Zerstörung des zweiten Tempels ist berichtet, wie viele gottesfürchtige Juden das Land verlassen haben, bevor die Römer das große Unheil anrichteten.
- Im Neuen Testament lesen wir von der Philadelphia-Gemeinde, die durch die Trübsal hindurch Bewahrung findet (Offb 3,7).
- Auch in Deutschland wurden viele Juden in den Dreißigern gewarnt, so dass sie Europa noch vor der Reichskristallnacht verließen.
Bei all dem möchte ich klar betonen, dass ich nicht glaube, dass Leid nur über diejenigen kommt, die nicht gottesfürchtig sind. Trübsal und Verfolgung finden wir in der Geschichte oft genug auch bei Gerechten. Wenn wir zum Beispiel die Smyrna-Gemeinde anschauen (Offb 2,8), sehen wir, dass sie Verfolgung erleidet, ohne dass sie für irgendein Vergehen getadelt wird.
Doch das was wir von Juda lernen können, ist ihre Ausdauer und Standhaftigkeit. Trotz aller Verfolgung und allen Krisen haben sie die Torah bewahrt und sind ein Volk geblieben. Und zudem sollten wir nicht vergessen, dass Gott möchte, dass Juda und Ephraim voneinander lernen. Er schafft Wege vor der Trübsal. Doch wir müssen sie gehen.
Das Land Israel
Auch bezüglich des Gelobten Landes geht Juda voran. Sie sind es, die nach vielen Jahrhunderten zurückgekommen sind und nun das Land wieder aufgebaut haben. Auch das Britische Imperium hätte vor einigen Jahrzehnten das Land „auf Vordermann“ bringen können, als es noch öde und kahl war.
Doch die Juden waren es, die unter Schweiß und Blut einen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ökonomischen Aufschwung schafften, der Seinesgleichen in der Welt sucht.
Juda hat heute die Autorität über das Land bekommen und das ist meiner Meinung nach ein starker Ausdruck ihrer Führungsrolle in der Familie Israel.
Und es ist nicht so, dass sie die Zeit dort absitzen und warten bis der Messias endlich kommt. Nein, sie bereiten so viel dafür vor wie es nur geht. Das beste Beispiel in dieser Hinsicht ist der dritte Tempel (vgl. Hes 40-48). Das Tempel-Institut hat die Gegenstände für den Tempeldienst komplett fertig gestellt! Das Ephod, der goldene Leuchter, der Altar, das Räucherbecken, der Schaubrottisch, … alles ist bereit. Und wenn der Messias kommt, kann es praktisch direkt losgehen.
Erkennst du darin, wie Juda seine Verantwortung wahrgenommen hat?
Es gibt jüdische Familien, die über die Jahrhunderte bewahrt haben, wie die einzelnen Gegenstände genau auszusehen haben. Eine Familienlinie wusste über den Schaubrottisch Bescheid, eine andere wusste, wie der Räucheraltar auszusehen hat, usw.
Ist das nicht faszinierend?
Der Schlüsselvers
Die Leiterschaft Judas lässt sich in der Bibel deutlich nachweisen. Juda wurde von seinem Vater einer besonderen Rolle und Aufgabe bedacht. Er war der leitende Stamm und er hat seine Verantwortung sogar in den letzten Jahrhunderten wahrgenommen.
Und doch gibt es etwas, was in vielen ein großes „ABER“ hervorruft. Denn enthält nicht dieser eine Vers diesen speziellen Zusatz „bis der Schilo kommt“!?
Es handelt sich um 1.Mose 49,8-10:
Dich, Juda, werden deine Brüder preisen! Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein; vor dir werden sich die Söhne deines Vaters beugen. Juda ist ein junger Löwe; mit Beute beladen steigst du, mein Sohn, empor! Er hat sich gekauert und gelagert wie ein Löwe, wie eine Löwin; wer darf ihn aufwecken? Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein.
Viele meinen hier, dass die Leiterschaft Judas fertig sei, weil ja der Schilo (in Form von Yeshua) schon gekommen sei (und damit die Führung übernommen habe). Das ist natürlich eine wichtige Frage, mit der wir uns auseinandersetzen müssen.
Doch ehrlich gesagt, kann ich nicht sehen, wie sich dieser Vers schon erfüllt haben soll:
- „Dich, Juda, werden deine Brüder preisen!“ – Haben die anderen Stämme Juda schon gepriesen? Leider nicht.
- „Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein“ – Selten hatte Juda mal Oberwasser gegenüber ihren Feinden. Seit der Zeit vor Babylon waren sie kein eigenständiges Königreich. Erst in den letzten Jahrzehnten sehen wir, wie sie zu vielen Siegen gekommen sind.
- „vor dir werden sich die Söhne deines Vaters beugen.“ – Siehe Punkt 1.
- Das Wort Schilo heißt übersetzt „Friedensbringer“. Natürlich könnte man sagen, dass der Messias eine Art von Frieden gebracht hat. Doch der Frieden auf Erden, auf den wir warten, – davon ist leider noch nicht viel zu sehen.
- „ihm werden die Völker gehorsam sein“ – Sind dem Messias (oder Juda – je nachdem wie man es liest) schon alle Völker gehorsam?
Für mich sprechen diese ganzen Bausteine eher für das kommende Friedensreich des Messias. Dann wird sich jedes Knie vor Ihm beugen und jeder Ihn als König anerkennen (im Vers ist von „Zepter“ und „Herrscherstab“ die Rede). Dann wird Juda Ehre erhalten (die sie bisher noch nicht erhalten haben) und die Feinde werden chancenlos gegen sie sein.
Und die logische Folgerung ist, dass Juda bis dahin auch die Leitung in der Familie Israel hat. Oder?
Sicherlich kannst du dir vorstellen, dass diese Sicht zum einen nicht populär ist und zum anderen extrem herausfordern kann.
Doch ich bin davon überzeugt, dass dieses Wissen (und die daraus resultierenden Taten) unverzichtbar ist, um ins Verheißene Land zu kommen.
Und ganz konkret werden wir es merken, wenn wir zum letzten Ort unserer Reise kommen. Dem schon angekündigten letzten großen Prüfstein.
Bist du bereit?
Dies ist der zweite Teil des E-Mail-Kurses „Prophetische Schritte ins Verheißene Land“. Melde dich hier unverbindlich und kostenlos an.
- Die Stämme Israels – Teil 12 – Ephraim - 9. September 2024
- Die Stämme Israels – Teil 13 – Juda - 9. September 2024
- Danke und Schalom – von Hosea Ben Zion - 26. Juli 2017
dora
9. November 2016 @ 20:54
Ich Weiss nicht ob man den tempelbau begrüßen sollte…? Immerhin wird dort zunächst das Greuel der Verwüstung herrschen und angebetet werden.