Ephraim trifft Juda – Teil 3 – Ein Tag im Zoo
Ein Familienausflug in den Zoo ist eine wunderbare Abwechslung im Alltag. Doch wenn sich ein gläubiger, einheimischer Jude dazugesellt, wird daraus ein echtes Erlebnis.
Und wenn sich dann noch herausstellt, dass dieser Jude ein ultra-orthodoxer ist, kommen so einige aufgebauten Vorstellungen so richtig ins Schwanken – und der Tag wird mit Sicherheit ganz anders als man denkt.
Was beeindruckt mehr?
Unsere Kinder waren begeistert. Wer in ihrem Alter schaut sich nicht gerne Elefanten, Leoparden und Bären an. Doch der Jude, der uns begleitete war eine Attraktion für sich (und das nicht nur für die Kinder!).
Uns hat es schon überrascht, dass sich überhaupt ein Jude Zeit nimmt, und uns so vieles zeigt und erklärt. Doch zu sehen, mit welcher Lockerheit und Offenheit er uns gegenüber auftritt, hat uns wirklich beeindruckt.
Denn ehrlich gesagt, wer ist nicht von dem Denken geprägt worden, dass die Juden – vor allem die ultra-orthodoxen – eng, gesetzlich, streng, religiös, usw. seien?!?
Doch dieses Bild hat sich an diesem Tag völlig in Luft aufgelöst!
Wasserschlacht mit Levi
Mein vierjähriger Sohn schaute ihn fragend an (ab jetzt nenne ich ihn mal Levi). Meinte er das ernst?
Levi hielt ihm eine Flasche mit Wasser hin und versuchte ihn mit Händen, Füßen und Hebräisch zu erklären, er solle ihn damit nass spritzen.
Verlegen nahm mein Sohn die Flasche. Aber nicht mal ein vierjähriger Sohn traut sich, einen Fremden mit Wasser nass zu spritzen (mein Sohn zumindest (noch) nicht).
Erst als Levi die Flasche nahm, sich selbst das Gesicht und die halbe Kleidung bespritzte (!) und dabei laut auflachte, fielen alle Hemmungen des Vierjährigen. Er bekam die Flasche zurück und nur wenige Sekunden später waren meine Kinder und ein ultra-orthodoxer Jude mitten in einer Wasserschlacht.
Der perplexe Gesichtsausdruck von meiner Frau und mir sprach sicherlich Bände. Wer rechnet schon mit so etwas?
Doch diese Lockerheit und Lebensfreude, die dieser Jude ausstrahlte, waren so erfrischend und begeisternd – da wunderte es uns auch nur noch bedingt, dass er später über einen Zaun ins Tiergehege sprang um Vogelfedern zu holen!!
(Problematisch ist dabei nur, den Kindern zu erklären, dass sie das nicht nachmachen – „Papa, warum darf der über den Zaun klettern? Ich will auch…“).
Für die Kinder war es auf jeden Fall ein wahres Erlebnis – und für uns genauso.
Den anderen erleben
Diese Serie heißt nicht umsonst „Ephraim trifft Juda“. Denn nur in der Begegnung können wir einander verstehen. Wir müssen uns gegenseitig erleben.
Und das gilt ganz besonders für Ephraim und Juda. Schließlich sind so viele Missverständnisse auf beiden Seiten vorhanden.
Dass nun dieser ultra-orthodoxer Jude so viele Schritte auf uns zugeht, war wirklich besonders. Wir durften nicht nur viel lernen, indem wir ihn erlebten. Levi beantwortete uns auch viele Fragen, die uns geholfen haben, Juden mehr zu verstehen (z.B. den Unterschied zwischen orthodoxen und ultra-orthodoxen Juden, den Ursprung der reformierten Judentums, welche Gebetszeiten Frauen haben,…)
Sicherlich ist dieser Mensch besonders. Den ganzen Tag über haben wir erlebt, wie Levi andere Menschen ansprach und in Kontakt mit ihnen kam. Immer ein freundliches Wort, immer zur Hilfe bereit. Und dazu noch eine große Portion Spaß.
Und zwar so, wie ich es in der Theorie immer gehört habe: Die Torah ist ein Zaun, der einem Sicherheit gibt und über den man nicht klettern sollte. Aber innerhalb des Zauns… Da geht die Post ab. Da ist Leben und Freude pur. Oder besser gesagt: Da spürt man richtig die Freude am Leben!
Jetzt, nur einige Tage später, hatten wir schon wieder eine Begegnung mit einem “streng” religiösen Juden der eine ähnliche Offenheit ausstrahlt. Es scheint also kein Einzelfall gewesen zu sein.
Und ganz ehrlich: Wir sind so dankbar für solche Begegnungen. Es sind Meilensteine, dir wir persönlich in dem ganzen Wiederherstellungsprozess gehen dürfen.
Und wir wünschen uns so sehr, dass wir alle Schritte in diese Richtung gehen können.
(In einem der nächsten Teile geht es dann um ein paar Fettnäpfchen, die existieren und in die man nicht hineintreten sollte…)
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