Ephraim auf dem Weg – 7. Auf dem Torah-Berg
– Beachte: Dies ist Teil 7 von “Ephraim auf dem Weg” – Weitere Teile –
Die Sonne strahlte. Ein kleines Lüftchen wehte. Es waren die perfekten Bedingungen für eine Bergtour. Rut, Mirjam, Nadav und Ephraim genossen die herrliche Landschaft und Nadav erwies sich wieder einmal als hervorragender Führer und Begleiter. Mit vielen kleinen Anekdoten und Erklärungen machte er die Wanderung schnell zu einer wunderschönen Angelegenheit.
„Ich bin noch immer so beeindruckt von Jotam. Es war wirklich ein Segen, dass wir ihn besuchen durften!“, sagte Rut.
„Ja, das stimmt.“, stimmte Mirjam ihr zu. „Aber ich finde es schade, dass nur so wenige Leute zu ihm kommen. Es ist so eine Bereicherung ihm zuzuhören.“
Nadav nickte. „Leider herrscht den Weisen gegenüber weiterhin eine große Skepsis und es gibt noch immer viele – teilweise auch heftige – Vorurteile. Aber ich bin zuversichtlich. Es werden bestimmt noch zahlreiche Menschen bei ihm vorbeischauen, um von ihm zu lernen.“
Der Berg war sehr steil und so schlängelte sich ihr Weg langsam hinauf. Mirjam und Rut liefen mittlerweile etwas langsamer, da ihnen das Wandern heute etwas beschwerlich wurde.
„Wie lange dauert es eigentlich, bis wir oben sind?“, wollte Rut wissen. „Vielleicht können wir auch gleich mal eine Pause machen…“ Sie verlagerte das Gewicht ihres Rucksacks ein wenig von der einen Schulter zur anderen. Auch Mirjam fühlte sich sehr geschafft. Natürlich spürte sie noch immer die Anstrengungen vom gestrigen Tag und auch ihre Schulter schmerzte noch etwas. Doch das war nicht alles. Das Laufen kam ihr heute besonders schwer vor.
Ephraim, der bisher sehr ruhig gewesen war und meistens ein, zwei Schritte vor den anderen lief, beantwortete Ruts Frage. „Das kommt ganz darauf an! Manche sind in wenigen Stunden oben. Andere brauchen sogar einige Tage. Und wieder andere schaffen es gar nicht. Sie brechen ab und gehen wieder zurück.“
„Das heißt also, man muss gut trainiert und fit sein, um überhaupt bis nach oben zu kommen, oder? Wenn das so ist, weiß ich nicht, ob ich es schaffe… Zumindest heute fühlt sich alles so anstrengend an!“. In Ruts Stimme schwang eine Brise Verzweiflung mit. Den beiden Frauen liefen mittlerweile die Schweißperlen über die Stirn.
„Ja und Nein.“, antwortete Ephraim. „Manche schaffen es, sich trotz ihrer ganzen Last herauf zu kämpfen. Aber andere erleichtern sich schon vorher von all den schweren Steinen?“
Rut und Mirjam, die Ephraims Gesicht nicht sehen konnten, schauten sich fragend an.
„Von was redest du? Welche Steine meinst du?“, sagte Mirjam.
„Die Steine in eurem Rucksack!“, entgegnete Ephraim.
Jetzt fiel den beiden auf, warum sie so langsam gingen und warum das Laufen so beschwerlich war. Ihre Rucksäcke waren im Laufe des Vormittags immer schwerer geworden. Wieso war es ihnen nicht schon längst aufgefallen?
Rut blieb direkt stehen, zog ihren Rucksack ab und schaute ihn durch. „Habt ihr euch einen Scherz erlaubt?“ Sie kramte darin, fand aber nichts Ungewöhnliches. „Hä, jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Hier ist doch gar nichts.“ Rut schloss ihren Rucksack und wollte ihn wieder aufsetzen. Doch fast brach sie unter dem Gewicht zusammen. Sie stellte ihren Rucksack erneut auf den Boden und durchsuchte ihn. „Irgendwas muss hier doch sein…“
„OK, ich erkläre es euch…“ Ephraim hatte sich umgedreht und schaute die beiden Frauen an. „Nadav und ich bräuchten keine halbe Stunde um oben zu sein. Aber das liegt daran, dass wir uns schon vor langer Zeit um unseren Rucksack gekümmert haben. Bei euch ist das etwas anderes. Ihr tragt noch einiges an unnötigem Gepäck herum – ohne es zu wissen.“
Mirjam dachte laut nach. „Es muss etwas mit dem Torah-Berg zu tun haben. Gestern ist das ja nicht passiert… Und es hindert uns daran, den Berg zu besteigen.“
Nadav lächelte sie an und nickte. „Du bist auf einer heißen Spur, Mirjam!“
Rut, die mittlerweile inne gehalten und zugehört hatte, stieg nun in die Überlegungen mit ein: „Ja, genau! Und es müssen persönliche Dinge sein. Wahrscheinlich sogar unterschiedlich schwer. Denn ich weiß nicht, wie du noch weiterhin deinen Rucksack auf dem Rücken tragen kannst, Mirjam!“
Mirjam sprach weiter. „Wahrscheinlich sind es Konzepte und Meinungen von früher, die gegen die Torah sprechen, oder? Eigentlich kann es nur so sein!“ Sie blickte fragend zu Ephraim und Nadav.
„Jotams Suppe war ein voller Erfolg, stimmt‘s Nadav!?“ Ephraim lachte die anderen an. Auch Nadav strahlte über das ganze Gesicht.
„Ja! Es ist genauso wie du sagst, Mirjam!“, antwortete Nadav. „Passt auf. Wir machen einen Versuch! Zieht euren Rucksack auf. Warte, Rut ich helfe dir.“ Nadav nahm Ruts Rucksack und hielt ihn so hin, dass Rut ihn aufziehen konnte. Rut schwankte dabei etwas, aber Nadav stützte sie. „Nun, wer von euch hat früher gehört, das Gesetz sei einengend?“
Beide Frauen bejahten diese Frage.
„Nun“, sprach Nadav weiter. „Dann zitiere ich euch einen wichtigen Vers aus der Bibel: Und ich werde wandeln in weitem Raum; denn ich suche deine Befehle.“ Er schaute die Frauen an, die ihm aufmerksam zugehört hatten. Dann sprach er weiter. „Gebote und Anweisungen von Gott sind nicht einengend! ER ist doch der liebende Vater, der das Beste für seine Kinder möchte.“
Nun hörten sie alle ein Bröckeln von Steinen. Es kam aus den beiden Rucksäcken der Frauen. Gleichzeitig spürte Mirjam, wie ihr Rucksack um einiges leichter geworden war.
„Wowwww! Das ist ja heftig…“ Rut war außer sich. „Was ist das für ein Trick…?! Mein Rucksack hat mindestens zwei Kilo an Gewicht verloren!!“
„Es ist nur allzu logisch, oder?“ antwortete Nadav. „Mit falschen Vorstellungen und vielen Lügen, die man noch im Hinterkopf hat, wird es schwierig die Torah zu erforschen! Und genau das erleben wir hier auf dem Torah-Berg!“
„Klar! Das macht Sinn!“ Rut war restlos begeistert. „Auf! Bitte mehr davon! Leicht ist mein Rucksack noch lange nicht!“
Nun begannen Nadav und Ephraim im Wechsel Wahrheiten über die Torah zu sagen. Anfangs blieben sie noch stehen, doch als die Rucksäcke von Rut und Mirjam allmählich leichter wurden, gingen sie weiter. Und auch dabei ließen Nadav und Ephraim nicht davon ab, biblische Wahrheiten auszusprechen:
„Ihr glaubt, das Gesetz sei viel zu schwer und kompliziert? Hört euch 5.Mose 30,14 an: Nein, das Wort ist ganz nah bei dir, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen, du kannst es halten.“
„Habt ihr gehört, die Torah widerspricht der Gnade? Aber wir lesen in 2.Mose 20,6: Der aber Gnade erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“
„Wer denkt, die Torah sei abgelöst und gelte für heute nicht mehr? 4.Mose 15,15-16: In der ganzen Gemeinde soll ein und dieselbe Satzung gelten, für euch und für den Fremdling; eine ewige Satzung soll das sein für eure künftigen Geschlechter; wie ihr, so soll auch der Fremdling sein vor dem Herrn. Ein Gesetz und ein Recht gilt für euch und für den Fremdling, der sich bei euch aufhält.“
„Manch einer glaubt, die Torah sei nur zur Verdeutlichung und als Zeichen gegeben. Doch Psalm 119,4 hört sich da ganz anders an: Du hast deine Anweisungen gegeben, dass man sie eifrig befolge.“
Wie wäre es hiermit: Das Gesetz sei etwas für Spirituelle und nicht lebensnah und alltagstauglich? In 5.Mose 30,12-13 steht aber: Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: »Wer will für uns zum Himmel fahren und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun?« Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: »Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun?«“
Und damit ging es immer weiter. Nicht bei jedem dieser Aspekte hörte Mirjam, dass es in ihrem Rucksack bröckelte. Doch Rut jubelte und freute sich bei fast jeder dieser Aussagen.
Die Begeisterung der Gruppe war kaum zu bremsen. Selbst Ephraim ließ sich davon anstecken. Doch dann unterbrach er plötzlich ihre Gespräche.
„Was ist DAS denn? Wo gibt’s denn so was?“, rief er laut aus.
Die anderen drei folgten Ephraims Blick. Etwa fünfzig Meter vor ihnen sahen sie, wie eine Frau einen Holzkarren den Berg hinaufzog. Doch anstatt Gepäck oder sonstige Utensilien saßen hinten auf dem Karren ein Mann und drei Kinder. Der Mann hatte zu allem Überfluss ein Handy am Ohr und telefonierte.
Während sie die Szenerie beobachteten, kamen sie ihr schnell näher. Es sieht aus, als wäre es eine Familie, dachte Mirjam. Rut hatte noch immer ihren Mund offen stehen. Sie konnte es nicht fassen. „Wie kann das sein? Da zieht die Frau die ganze Last den Berg hinauf und der Mann sitzt hinten drauf und ruht sich aus. Das gibt es doch nicht! Also… den knöpf ich mir vor.“
Rut ging nun noch etwas schneller auf die Familie zu, doch Nadav hielt sie am Arm. „Warte! Lasst uns erst ihre Geschichte hören. Wir wissen noch gar nichts über die Umstände.“
Sie waren nun nur noch wenige Meter von dem Holzkarren entfernt. Eines der Kinder hatte sie bereits erblickt und winkte ihnen zu. Doch bevor es etwas sagen konnte, ergriff Ephraim die Initiative und rief der Familie zu.
„Hallo! Herzlich Willkommen auf dem Torah-Berg!“
Der Karren blieb stehen und nach und nach blickten die Augenpaare zu ihnen. Die Kinder schauten schüchtern herunter, der Mann beendete schnell sein Telefongespräch und stieg herab und auch die Frau sah sie überrascht an und kam auf sie zu. Ihr waren die Anstrengungen deutlich ins Gesicht geschrieben.
Mirjam war nun auf die Reaktion Ephraims gespannt. Würde er den Mann, der seine Frau so schuften ließ, erstmal zurechtweisen? Zumindest war es das, was sie nun erwartete.
Ephraim blickte zunächst zur Frau, wand sich dann aber an den Mann: „Wer seid ihr ihr und woher kommt ihr?“
„Äh,… das ist meine Frau Rinah… und ich heiße Gideon.“, stotterte der Mann Ephraim zu.
„Ja, und das sind unsere Kinder“ Die Frau zeigte auf die drei Kinder, die noch immer auf dem Karren saßen. „Daniel, unser Ältester. Dann Sirach. Er ist gerade 5 geworden und unser Küken Naema.“ Die drei kicherten etwas als sie merkten, dass sie von allen angeschaut wurden und nun kurz im Mittelpunkt standen. „Wir sind vor ca. 12 Tagen durch eine Tür gegangen und haben dann dieses wundervolle Land entdeckt.“, ergänzte Rinah.
„Wie schön! Ich freu mich sehr, euch zu treffen!“ Rut lief auf Rinah zu und umarmte sie ohne Scheu. Auch Mirjam begrüßte Rinah herzlich. Dann gingen sie zu den Kindern und stellten sich bei ihnen vor.
Ephraim und Nadav gaben währenddessen Gideon die Hand, nannten ihre Namen und fragten ihn weiter aus.
„Das ist sehr genial, dass ihr hier bis zum Torah-Berg gekommen seid! Habt ihr schon andere Menschen hier auf der anderen Seite der Tür getroffen?“, wollte Nadav wissen.
„Äh. Nein, ich glaube nicht. Oder, Liebling?“ Gideon wandte sich wieder an seine Frau. Ephraim runzelte die Stirn. Sein Blick blieb bei Gideon.
„So richtig haben wir keinen getroffen.“, berichtete nun wieder die Frau. „Wir sind aber auch eher auf kleinen Wegen gelaufen. Als wir aus einem wunderschönen Laubwald herauskamen, trafen wir einen anderen Wanderer. Der empfahl mir, in diese Richtung hier zu gehen. Das war in der Nähe eines Steinbruchs.“
Ephraim wandte sich nun wieder an Gideon, den dies nicht wirklich behagte: „Dann kamt ihr also vom Süden, oder?“
„Ja… ich denke schon.“, unsicher sah er wieder zu seiner Frau.
„Wie auch immer!“ Ephraim durchbrach diese etwas seltsam wirkende Situation. „Kommt mit uns! Wir haben das gleiche Ziel und wir können euch etwas behilflich sein mit dem Karren.“
Die Familie freute sich, dass sie nun nicht mehr alleine gehen mussten. Ephraim klopfte Gideon auf die Schulter und nahm ihn mit sich. Die zwei Jungs, Daniel und Sirach, sprangen vom Karren herunter und liefen direkt hinter ihnen her. Nadav dagegen wandte sich an Naema: „Und sie Fräulein. Darf ich sie auf ihrem königlichen Gefährt ziehen?“ Das Mädchen kicherte und freute sich über Nadav und dieses wundervolle Angebot. Die drei Frauen bildeten die Nachhut.
Als die anderen einige Schritte voraus und dann außer Hörweite waren, brach es aus Rut heraus: „Rinah! Wie kann das sein, dass du deine ganze Familie diesen Berg hinaufziehst und dein Mann dich nicht unterstützt?!“
Rinah standen nun die ersten Tränen in den Augen. „Ach, ich bin so froh, dass ihr da seid. Wisst ihr, ich wollte unbedingt mehr. Die Torah, die Festtage, der Schabbat. Alles ist so unglaublich spannend und ich habe alles dafür gegeben, dass wir so weit gekommen sind. Aber ich weiß nicht, wie lange ich das noch ausgehalten hätte.“
„Und was ist mit deinem Mann?“, hakte Mirjam nach.
„Er hat mitgemacht und mich nicht daran gehindert! Darüber bin ich sehr dankbar. Aber er hat natürlich auch keinen eigenen Antrieb gezeigt. Das hat mich oft entmutigt. Aber mein Entschluss stand fest und mir war es so wichtig, dass meine ganze Familie mitkommt. Ich liebe meine Kinder so sehr und ich finde es unglaublich wichtig, dass sie alles miterleben.“
Mirjam schaute Rinah mitfühlend an. „Wow, du bist wirklich eine starke Frau, Rinah!“
Die Frauen tauschten sich auch in den nächsten Minuten intensiv aus. Sie berichteten, wie sie es in dieses Land verschlagen hatte und was sie jeweils schon alles in dieser neuen Gegend erlebt hatten. Rinah war ganz fasziniert von den Berichten über das Dorf der Gemeinschaft und den Weisen. Sie stellte tausende Fragen und konnte nicht genug hören.
„Ach so läuft das mit diesem Gebäck!“, unterbrach sie Rut, als diese von dem spannenden und auch merkwürdigen Essen berichtete. „Jetzt verstehe ich alles etwas besser!! Vor etwa zwei Wochen traf ich damals noch auf der anderen Seite eine nette Frau, die mir Gebäck anbot. Ich aß davon und ich war kurz davor, durch eine bestimmte Tür zu gehen. Doch ich wollte doch meine Familie mitnehmen. Also ging ich nach Hause und überredete meine Mann mitzukommen. Die Frau auf der Straße hatte mir aber noch eine ganze Tüte von dem Gebäck mitgegeben. Davon haben wir die ganze Zeit über gegessen und wahrscheinlich sind wir deshalb so weit gekommen!“
„Wow, wie genial! Aber… Wie kann eine Tüte Gebäck für zwei Wochen und eine ganze Familie reichen?“, wollte Rut wissen.
„Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber sie ist einfach nicht leer geworden. Jedes Mal wenn wir Hunger hatten und wieder hineinblickten, war sie wieder prall gefüllt.“
Rut und Mirjam schauten Rinah mit großen Augen an. Sie waren fasziniert von dieser starken Frau und ihrem Willen. Aber auch von Gott, der diese Familie so großartig geführt und unterstützt hatte.
Ihre Unterhaltung brach nicht ab, doch Mirjam klinkte sich immer mehr aus. Ihre Gedanken waren an einer anderen Stelle. Die ganze Zeit über hatte sie regelmäßig nach vorne auf Ephraim und Gideon geschaut. Ephraim sprach die meiste Zeit auf seinen Gesprächspartner ein. Doch es war nicht zu übersehen, dass Ephraim sehr herzlich mit ihm umging. Immer wieder klopfte er ihm auf die Schulter und lachte ihn an. Und das schien zu wirken. Gideon wirkte sogar aus der Ferne aufgeschlossener und nicht mehr so unsicher wie zu Beginn. Dieser Eindruck bestätigte sich, als sie ihn später bei einer Pause sah. Er lachte und freute sich über die vielen Geschichten und Erklärungen die Ephraim von sich gab.
Mirjam fiel auf, dass auch Ephraim ganz anders war, als sie ihn bisher erlebt hatte. Er wirkte nicht so hart und zugeknöpft.
Sie saßen nun im Gras und ruhten sich aus. „Also gut.“, sagte Ephraim. „Wir haben es bald geschafft. Ich habe noch eine Stärkung von Jotam für euch.“ Ephraim packte Kekse aus und verteilte sie an alle und jeder freute sich über diese leckere Verpflegung. „Das letzte Stück vom Torah-Berg ist das Wichtigste. Es ist ein absolutes Meilenstück.“
Rut und Mirjam hatten schon damit gerechnet, dass Ephraim nicht ohne Grund die Kekse verteilt hatte. Alle spürten relativ schnell die Wirkung. Gedanken über die Torah machten sich bei jedem breit. Mirjam musste an den Vers denken, der an Jotams Haus stand:
Wie habe ich deine Torah so lieb! Ich sinne darüber nach den ganzen Tag. (Ps 119,97)
Nun ergriff Nadav das Wort. „Wisst ihr, dieser Berg ist etwas ganz Besonders. Denn auch die Torah ist außergewöhnlich. Sie ist wunderschön und heilig.“ Nadav blickte fasziniert in die einzelnen Gesichter. Unverkennbar zeugten sie von der Begeisterung über neue Erkenntnisse, die die Kekse bewirkten.
„Die Torah ist ein Geschenk an Gottes Volk, das alles andere als selbstverständlich war. Sie ist die Grundlage der Bibel. Leider gibt es viele Versuche, die Torah zu teilen, etwas herauszunehmen oder hinzuzufügen. Doch die Torah ist in ihrer Gesamtheit perfekt und vollkommen. Sie wird am Ende der Tage den Menschen im Herz geschrieben sein. Nicht nur ein Teil davon, sondern vollständig! Und nur dann ist es den Menschen möglich, die Herrlichkeit Gottes auszuhalten. Dies zeigt, wie genial die Torah ist.
Es gibt übrigens eine Menge von Verse, die deutlich machen, wie perfekt und unveränderlich die Torah ist…“
Nadav wartete einige Augenblicke, dann las er vor:
„Die Torah des Herrn ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig, es macht den Unverständigen weise. (Ps 19,8)
Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des Herrn, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete. (5.Mo 4,2)
Wohl denen, die im Weg untadelig sind, die wandeln nach der Torah des Herrn! (Ps 119,1)
Deine Gerechtigkeit ist eine ewige Gerechtigkeit, und dein Gesetz ist Wahrheit. (Ps 119,142)
Das ganze Wort, das ich euch gebiete, das sollt ihr bewahren, um es zu tun; du sollst nichts zu ihm hinzufügen und nichts von ihm wegnehmen! (5.Mo 13,1)
Eine ewige Satzung soll das sein für eure [künftigen] Geschlechter. (aus 4.Mo 15,15)
Bewahre und befolge alle diese Worte, die ich dir gebiete, damit es dir und deinen Kindern nach dir gut geht ewiglich, weil du tust, was in den Augen des Herrn, deines Gottes, recht und wohlgefällig ist. (5.Mo 12,28)
Übrigens ist auch Yeshua in diesem Punkt unmissverständlich:
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen [d.h. in der Gesamtheit zu predigen]! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. (Mt 5,17-19)“
Für Mirjam ergab dies alles nochmals ein deutlicheres Bild. Bisher wusste sie, dass die Torah sehr viel Gutes und Wahres enthielt. Sie war gefüllt mit Weisheit und es machte Sinn sich nach ihr auszurichten. Doch jetzt ging ihr Blick noch einige Ebenen tiefer. Die Torah konnte, durfte und sollte niemals verändert werden. Kein einziges Gebot, kein Aspekt ist abgeschafft worden und das Ziel bestand darin, dass man sie eines Tages wieder vollständig ausleben würde. Das Leben nach der Torah beschreibt einen heiligen Lebensstil. So heilig, dass er er sogar die Herrlichkeit Gottes aushalten konnte.
Sie hing, wie auch alle anderen, noch einige Momente ihren Gedanken nach. Doch zu aller Überraschung war es dann Gideon, der die Stille unterbrach. „Also gut. Lasst uns los! Ich kann es kaum erwarten, endlich oben zu sein!“ Alle waren verblüfft, dass Gideon plötzlich so initiativ war. Doch dieser blickte freudestrahlend zu seiner Frau und hielt ihr seine Hand hin. Rinah, sichtlich gerührt, ließ sich von ihrem Mann aufhelfen. Ihre Kinder, die noch durch die Wiese getollt waren, sahen, dass die Reise fortgesetzt wurde und rannten ihren Eltern, die nun Hand in Hand voraus gingen, nach.
„Habt ihr gemerkt, wie verliebt sie ihn angeschaut hat?!“, Rut hatte eine Freudenträne im Auge. „Und das nach all ihren Mühen!“
„Das war wohl einer der schönsten Dinge, die ich je gesehen habe!“, antwortete Mirjam. „Was hast du nur mit Gideon angestellt, Ephraim, dass er sich in so kurzer Zeit so verändert hat?“
Ephraim zwinkerte ihr zu. „Es gibt auch Dinge, die unter Männern bleiben müssen!“ Er lachte, drehte sich um und ergriff den leeren Karren.
Sie setzen ihren Weg fort und beeilten sich, den anderen zu folgen.
Nach wenigen Metern lief Rut dicht neben Mirjam und flüsterte ihr zu: „Kann es sein, dass Ephraim dich tatsächlich eben angelächelt hat?“ Danach lief sie voraus zu den anderen.
Mirjam schaute Rut nur wortlos hinterher.
Es dauerte keine halbe Stunde mehr bis sie ihr Ziel erreichten. Schon aus der Ferne sahen sie mehrere kleine Häuser und einige Leute. Als sie dann näher kamen, blickten die Neuankömmlinge voller Faszination auf das bunte Treiben.
Es wimmelte von Menschen und Kindern. Hier und da gab es Gruppen die zusammen in der Wiese oder an einem Tisch saßen. Diese unterhielten sich entweder angeregt oder hörten aufmerksam einem in der Gruppe zu.
Mirjam fiel auf, dass es viele Erwachsene gab, die mit Kindern zusammensaßen und mit ihnen redeten. Viele von ihnen sangen Lieder.
Hier und da zeigte Nadav auf ältere Männer mit langen Bärten, die teils von vielen Menschen umringt waren und dessen Worten lauschten. „Dies sind auch Weise, von denen man sehr viel lernen kann.“
Hier und da standen kleine Häuser. Bei vielen konnte man durch die Fenster prall gefüllte Bücherregale erkennen.
Mirjam und Rut hatten noch kein einziges Wort gesagt. Sie genossen die Atmosphäre und waren gebannt von den vielen neuen und spannenden Eindrücken.
„Also gut, da wären wir.“ Ephraim blieb stehen und versuchte so zu reden, dass die ganze Gruppe ihn hören konnte. „Schaut euch um und genießt es. Ich muss jetzt ein paar Leute treffen. Aber Nadav ist ja da. Wir treffen uns später wieder, ok?!“
…
Mehr über den Torah-Berg in Teil 8…
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