Sukkot und unser Exil in dieser Welt
Sukkot schließt Gottes jährlichen Festzyklus, wie er uns in 3. Mose 23 überliefert ist, ab. Jedes Fest enthüllt uns auf vielschichtigen Ebenen geistliche Wahrheiten. Jedes Gebot, welches uns gegeben ist, enthält gleichzeitig eine Lehre für uns. Und so lehrt uns Sukkot auf einer Ebene, wie wir unseren Status in dieser Welt in diesem Zeitalter einordnen können.
Das Wohnen in Laubhütten
An Sukkot ist uns geboten, sieben Tagen in Laubhütten zu wohnen.
Sieben Tage lang sollt ihr in Laubhütten wohnen; alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen, (3. Mose 23,42)
Dieses Gebot wird uns auch begründet:
damit eure Nachkommen wissen, dass ich die Kinder Israels in Laubhütten wohnen ließ, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte; ich, YHWH, bin euer Gott. (3. Mose 23,43)
Somit ist das Laubhüttenfest auch als eine Gedenkfeier an den Auszug aus Ägypten und Israels anschließender Wanderschaft durch die Wüste zu verstehen. Doch hat dieses Gedenken auch einen ganz persönlichen Bezug und hört nicht bei der Überlieferung der Geschichte der Vorfahren auf.
Alles, was die Torah berichtet, ist auch als Gleichnis zu verstehen (Vgl. Psalm 78,1-2). Folglich ist auch die Wüstenwanderung Israels ein Gleichnis für unseren Weg auf dieser Welt. Wir sind erlöst durch das Blut des Lammes, doch noch nicht zu Hause. Wir leben also hier in dieser Welt im Exil, als Gäste und Fremdlinge.
Die prophetische Bedeutung von Sukkot
Das Leben in Laubhütten an Sukkot zeigt uns eindrücklich und ganz praktisch erlebbar, dass wir in dieser Welt nichts bleibendes haben. Wir richten uns hier nicht für immer ein, sondern sind in einer Art Warteposition bis wir nach Hause kommen dürfen.
Der Apostel Paulus schrieb dazu treffend an die korinthische Gemeinde:
Denn wir wissen: Wenn unsere irdische Zeltwohnung abgebrochen wird, haben wir im Himmel einen Bau von Gott, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist. Denn in diesem [Zelt] seufzen wir vor Sehnsucht danach, mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet zu werden… (2. Korinther 5,1-2)
Unser Leib und damit auch unser physisches Leben in dieser Welt sind vergänglich und nur vorübergehend. Sie haben keinen Bestand. Deshalb verlangt uns nach dem wahren Leben in der Gegenwart Gottes.
Auch der Hebräerbrief bringt diese Sehnsucht zum Ausdruck.
Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden; denn die solches sagen, geben damit zu erkennen, dass sie ein Vaterland suchen. (Hebräer 11,13-14)
Die Glaubenden werden hier als Fremdlinge und Gäste ohne Bürgerrecht bezeichnet. Das heißt, dass sie auch keine Rechte von der Welt in dieser Welt verliehen bekommen. Sie werden als Gäste geduldet. Doch die Gastfreundschaft kann ihnen jederzeit entzogen werden.
Im Übrigen sehen wir dies ganz praktisch an rechtlichen Texten. Schauen wir uns beispielsweise das Grundgesetz an, so sind dort in den ersten 20 Artikeln sogenannte Grundrechte verankert. Diese sind zum Beispiel das Recht auf körperliche Unversehrtheit (§2 Abs. 2 GG), Meinungs- und Pressefreiheit (§5 GG) oder die Versammlungsfreiheit (§8 GG). Allerdings sehen wir bei vielen Grundrechte, dass sie entweder durch Gesetze eingeschränkt werden können oder unter Aufsicht des Staates stehen.
Mit anderen Worten bestehen Rechte nur, wenn der Staat sie gnädigerweise gewährt. Er kann sie aber durch Gesetze jederzeit entziehen.
Im Hinblick auf andere Gesetzestexte erwartet uns kein besseres Bild. So sind zwar in 30 Artikeln weltweit gültige Menschrechte formuliert, doch wenn wir danach fragen, was passiert, wenn diese Rechte nicht geachtet werden, laufen wir ins Leere. Im Strafgesetzbuch der BRD gibt es keinen einzigen Artikel, der definiert, wie ein Bruch der Menschenrechte gegenüber einer Einzelperson sanktioniert wird. Demnach gibt es auch keine Möglichkeit die Menschenrechte einzuklagen, was sie letztlich nur dekorative Zwecke erfüllen lässt.
Sukkot das Fest der Freude
Obwohl Sukkot uns auch bewusst macht, dass wir im Grunde heimat- und rechtlos in dieser Welt sind, dürfen und sollen wir uns freuen.
Ihr sollt aber am ersten Tag Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen und Bachweiden, und ihr sollt euch sieben Tage lang freuen vor YHWH, eurem Gott. (3. Mose 23,40)
Diese Freude kann nicht aus unserer gegenwärtigen Situation gespeist sein. Die Freude drückt vielmehr die Erwartung des Künftigen aus. Wir freuen uns über unsere Errettung und die baldige Wiederkunft unseres Erlösers Jeschua, sodass wir bald bei ihm sein können. Wir freuen uns auf einen gerechten König mit einem gerechten Gesetz. Und wir freuen uns auf eine Zukunft in der es kein Ende der Freude, der Liebe und der Wahrheit geben wird. Wir freuen uns, dass YHWH einen so guten Plan für unser Leben hat.
Chag Sukkot sameach!
Bildquelle: Pixabay.de
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Bracha
29. September 2020 @ 12:42
AMEN, die Freude am HERRN ist unsere KRAFT!
CHAG SAMEACH!