Sukkot – 7 Tage in der Wüste
Sukkot ist der krönende Abschluss des hebräischen Jahresfestzyklusses. Jedes von Gottes Festen hat viele Facetten. So sehen wir auch in Sukkot viele unterschiedliche Themen, über die YHWH uns lehren möchte. Einige dieser Themen finden wir in Sukkot als Erntefest, als prophetischen Vollzug der Hochzeit zwischen Jeschua und Seiner Braut und der Erinnerung an den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten und deren Wohnen in Laubhütten.
Wir wollen uns das Thema des Wohnens in Laubhütten etwas genauer ansehen, hält es doch eine tiefe Erfahrungsebene für uns bereit, wenn wir uns darauf einlassen.
Die Heilige Schrift gebietet uns:
Ihr sollt aber am ersten Tag Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen und Bachweiden, und ihr sollt euch sieben Tage lang freuen vor YHWH, eurem Gott. Und so sollt ihr YHWH das Fest halten, sieben Tage lang im Jahr. Das soll eine ewige Ordnung sein für eure [künftigen] Geschlechter, dass ihr dieses im siebten Monat feiert. Sieben Tage lang sollt ihr in Laubhütten wohnen; alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen,… (3. Mose 23,40-42)
YHWH fordert Seine Kinder an dieser Stelle auf, ihre Häuser zu verlassen und in Laubhütten zu wohnen. An dieser Stelle sollte zunächst geklärt werden, was die Formulierung „alle Einheimischen in Israel“ bedeutet.
Es gibt grundlegend zwei Möglichkeiten, wie diese deutsche Formulierung gedeutet werden kann. Entweder ist derjenige einheimisch, der sich im Land Israel befindet, wodurch sich dieses Gebot nur auf den Aufenthalt im Land Israel beziehen würde. Oder es ist derjenige einheimisch, der dem Volk zugehörig ist, also in einen Stamm, welcher sich aus der Linie Abrahams, Isaaks und Jakobs ergibt, hineingeboren ist . Dies würde bedeuten, dass jeder einheimisch in Israel ist, der dem Messias Jeschua angehört, denn die Ihm angehören, die sind Abrahams Same (Vgl. Galater 3,29). Was ist im Hebräischen gemeint?
Das hebräische Wort, welches mit einheimisch übersetzt wurde, lautet אזרח (ezrach). Wenn wir dieses Wort in der Schrift suchen, fallen unter anderem folgende Verse auf:
Dieses Land sollt ihr unter euch verteilen nach den Stämmen Israels. Ihr sollt es aber als Erbbesitz verlosen unter euch und unter die Fremdlinge, die unter euch wohnen und unter euch Kinder gezeugt haben. Und sie sollen euch gelten wie Eingeborene [ezrach] unter den Kindern Israels. Sie sollen mit euch unter den Stämmen Israels ihren Erbbesitz erhalten. (Hesekiel 47,21-22)
Wenn Jeschua Seinen Thron auf dieser Erde eingenommen hat, wird das Land, welches Abraham und seinem Samen versprochen ist, als Erbteil an Israel und auch die Fremdlinge in Israel, die gelten sollen wie Eingeborene/Einheimische, verteilt werden. Es ist offensichtlich, dass ein Anspruch auf ein Erbteil nicht dadurch entsteht, dass sich jemand an einem bestimmten Ort befindet. Vielmehr entsteht ein Erbanspruch durch Geburtenfolge. Eltern vererben ihren Besitz an ihre Kinder und nicht an jeden, der sich gerade in ihrem Haus aufhält.
Somit lässt sich auch nur der Schluss ziehen, dass das Wohnen in Laubhütten für jeden geboten ist, der in Israel geboren ist. Die Neugeburt durch Jeschua (Vgl. Johannes 3,5-8) macht uns zum Samen Abrahams – zu Israel.
Warum aber lässt uns YHWH 7 Tage in Laubhütten wohnen?
Ein wichtiger Punkt ist sicher die Erinnerung an den Auszug Israels aus Ägypten. Die Erinnerung an diesen Auszug, bei dem das Volk Israel ebenfalls in Zelten wohnte, wird durch Sukkot wach gehalten. Doch ist Sukkot mehr als nur ein Gedenken oder eine Ehrung einer vergangenen Generation.
YHWH schenkt uns mit Sukkot vielmehr eine essentielle Erfahrung für zukünftige Ereignisse.
Der Prophet Jeremia teilt uns wiederholt mit, dass ein zukünftiger Exodus, welcher alle 12 Stämme aus ihrem Exil in den Nationen zurück nach Israel bringen wird, den Exodus aus Ägypten in den Schatten stellen wird (Vgl. Jeremia 16,14-15; Jeremia 23,7-8).
Und die Propheten Jesaja und Hosea liefern uns Puzzlesteine, wie wir uns diesen Exodus vorzustellen haben:
Wache auf! Wache auf! Ziehe Stärke an, du Arm YHWH’s! Erwache wie in den Tagen der Vorzeit und bei den Geschlechtern der Urzeit! Bist du nicht der, welcher Rahab [andere Bezeichnung für Ägypten] zerschmettert und den Drachen durchbohrt hat? Bist du nicht der, welcher das [Schilf-]Meer, die Wasser der großen Flut, trockengelegt und die Tiefen des Meers zu einem Weg gemacht hat, damit die Erlösten hindurchziehen konnten? So werden die Erlösten YHWH’s zurückkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein; Freude und Wonne werden sie erlangen, aber Kummer und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 51,9-11)
Ich aber, YHWH, bin dein Gott vom Land Ägypten her, Ich werde dich wieder in Zelten wohnen lassen wie zur Zeit des [Laubhütten-]Festes. (Hosea 12,10)
Jesaja verbindet den zukünftigen Exodus mit dem Auszug aus Ägypten. Hosea sieht im Laubhüttenfest ein Vorbild für ein zukünftiges Wohnen Israels in Zelten.
Sukkot ist das Fest, welches uns jedes Jahr – wenigstens für sieben Tage – die Erfahrung schenken soll, wie es ist, in einem Zeltlager zu leben.
Dabei geht es Gott sicher nicht nur darum , dass wir lernen ein Zelt oder eine Laubhütte aufzubauen. Oder wie es sich anfühlt ohne Strom, Zentralheizung oder fließendes Wasser auszukommen.
Ich glaube, dass ein weiteres wichtiges Anliegen Gottes darin besteht, dass wir lernen, miteinander klar zu kommen.
Wir stellen uns kurz unsere Situation in einem zukünftigen Exodus vor: Wir sind mit einer Gruppe von Menschen unterwegs, es gibt nicht viele Ablenkungen durch elektronische Medien oder einem geregelten Job. Wir sind mit vielen Menschen mit ganz unterschiedlichen Charakteren zusammen. Und doch sind wir aufeinander angewiesen und uns förmlich ausgeliefert.
Eine Zeltwand ist dünn. Jede Lästerei, jedes böse Wort wird vom Nachbarn mitgehört. Damit in einem Lager langfristig Frieden herrschen kann, müssen wir lernen, miteinander auszukommen, Konflikte auszutragen, Verletzungen und Sünden einander zu bekennen und zu vergeben.
YHWH lädt uns für sieben Tage im Jahr dazu ein, offene Gemeinschaft ohne den Schutz der eigenen vier (dicken) Wände zu üben. Wir sind dadurch weniger geschützt, können uns weniger zurück ziehen oder Dinge verheimlichen. Wir müssen uns einander und vor Gott öffnen, wenn wir für 3,5 Jahre in einem Zeltlager überleben wollen.
Und so tun wir gut daran, der Einladung des Allmächtigen zu folgen und uns auf das Wagnis von 7 Tagen Wohnen in der Laubhütte einzulassen.
Doch auch wenn wir den Auszug aller Stämme Israels aus den Nationen nicht miterleben sollten. Auch wenn wir nicht zur letzten Generation gehören sollten, sind die Erfahrungen, die wir sammeln können, wenn wir unser scheinbar zivilisiertes Leben hinter uns lassen, um den Geboten Gottes zu folgen, äußerst wertvoll und bereichernd.
Ich wünsche euch in diesem Sinne ein gesegnetes und freudiges Laubhüttenfest!
Bildquelle: https://pixabay.com/de/camping-humor-zelt-witzig-schlafen-23792/
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Christin Müller
10. Oktober 2018 @ 11:42
Ich persönlich finde diese Auslegung sehr herausfordernd. Wir hatten in diesem Jahr während des Festes hier in Deutschland schon etliche Minusgrade nachts. Gerade mit kleinen Kindern finde ich das sehr schwierig.
Was machen die, die zu Israel gehören und in Schweden oder Finnland leben?
Die Israeliten damals hatten nicht ohne Grund nachts die wärmespendende Feuersäule.
Das mit dem Leben in Gemeinschaft ist ein sehr guter und wichtiger Gedanke. Wir reiben uns oft wegen Nichtigkeiten aneinander. Ich merke deutlich, dass wir trainiert werden Konflikte zu lösen, merken, wenn ein Punkt erreicht ist, wo es nur noch darum geht Recht zu haben. Dinge stehen zu lassen, die wir hier nicht eindeutig klären können und wo wir eins sein können trotz unterschiedlicher Meinung und Erkenntnis.
Naphtali
12. Oktober 2018 @ 12:24
Liebe Christin,
danke für Dein Kommentar.
Du hast natürlich recht damit, dass wir hier in der BRD andere Bedingungen haben als zum Beispiel in Israel oder
anderswo. Minusgrade, Regen oder Wind lassen ein Sukkot außerhalb der eigenen vier Wände etwas ungemütlich erscheinen.
Letztlich muss da auch jeder seinen Weg finden, wie er sich vor Gott verantworten kann.
Wir waren in diesem Jahr mit einer Gruppe mehrerer Familien mit zum Teil sehr kleinen Kindern in einem Camp in Blockhütten. Wir hatten alle gute Schlafsäcke und Möglichkeiten zum Heizen. Außerdem haben wir sehr für gutes Wetter gebetet. Und tatsächlich hatten wir bis auf einen Tag Sonnenschein und fast sommerliche Temperaturen.
Tagsüber hatten wir Gemeinschaft in einem großen Pavillon-Zelt.
Insgesamt hatten wir eine gute und gesegnete Zeit, die uns eine wertvolle Erfahrung und einen kleinen Vorgeschmack geschenkt hat, wie es sein könnte, wenn wir eines Tages mit einem Camp in der Wüste ausharren sollten. Ich möchte diese Form des Sukkotfeierns nicht mehr missen.
Liebe Grüße
Naphtali
Christin Müller
12. Oktober 2018 @ 13:17
Ja, das ist natürlich etwas anderes! Du hast aber geschrieben, ohne Strom, ohne Heizung….
Wir haben einen Teil des Festes auch in Finnhütten verbracht und eine gesegnete Zeit gehabt.