Was ist dein Schwerpunkt beim Sederabend?
Ist die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei der einzige Schwerpunkt des Sederabends?
Jedes Jahr, am Sederabend zu Beginn des Pessach-Festes, erinnern wir uns an die großartige Befreiung und den Auszug des Volkes der Israeliten aus ihrer Gefangenschaft in Ägypten.
Die Rabbiner sagen, dass man sich in jeder Generation vorstellen müsse, man sei selbst mit dem Volk der Israeliten aus Ägypten gezogen. Elohims mächtige Taten der Erlösung müssen gefühlt, geschmeckt, verinnerlicht und geglaubt werden, als ein persönliches Erlebnis, nicht nur als etwas, das vor langer Zeit geschah – und der Ablauf der Sederfeier ist so gestaltet, dass man dies nachempfinden kann. Auch wenn man der zehn Plagen gedenkt, freut man sich nicht über das Gericht, sondern über die Befreiung aus der Sklaverei. Deshalb wird auch das Lied „Dayenu – es wäre genug gewesen für uns“ gesungen.
Aber gibt es nicht vielleicht noch einen ganz anderen Schwerpunkt in der Exodus-Geschichte, als den der Befreiung des Volkes? Einen übersehenen Schwerpunkt?
Hören wir YHWHs Worte in der Geschichte des Exodus:
„Und ich will mich verherrlichen (kabad) am Pharao und an seiner ganzen Heeresmacht, an seinen Streitwagen und Reitern. Dann sollen die Ägypter erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich mich am Pharao, an seinen Wagen und Männern verherrlicht (kabad) habe. (2. Mose 14,17-18)
Das hebräische Wort kabad heißt nach Strongs Concordance u. a. sich selbst ehren. Wie können wir diese merkwürdige Aussage, dass YHWH sich selbst Ehre gegeben hat im Zusammenhang mit dem Tod der Ägypter, verstehen?
Dazu wollen wir einen kleinen Exkurs machen zu einer anderen Geschichte eines Auszugs, die viele Parallelen zum Exodus aufweist.
Als Jakob verstorben war, hat Josef den Eid, den er seinem Vater schwören musste, eingelöst. Josef redete zum Haus des Pharao – nicht zu Pharao selbst – dass er ihn nach Kanaan ziehen lasse, um dort seinen Vater zu beerdigen. Und zwar in dem Grab, dass Jakob sich in Kanaan gegraben hatte. Jakob sollte dort ein Erdbegräbnis in der Höhle des Feldes Machpela erhalten, was nicht der Weise der Ägypter entsprach, die ihre Toten in Grabkammern gelegt haben. Und dies nachdem Jakob vierzig Tage einbalsamiert worden und siebzig Tage von den Ägyptern beweint worden war. Ein großer Affront gegen die Staatsgepflogenheit des ägyptischen Reiches. Josef stand vor der Herausforderung schlechthin. Er entschied sich, Gnade und Treue an seinem leiblichen Vater zu erweisen (1. Mose 47,29) entgegen allen möglichen Reaktionen, die von Pharao hätten kommen können. Josef versprach dem Pharao, nach dem Begräbnis wieder zu ihm zurückzukommen.
Pharao ehrte die Entscheidung Josefs, dass ein Sohn seinen leiblichen Vater ehren wollte:
„Da sagte der Pharao: Zieh hinauf und begrabe deinen Vater, wie er dich hat schwören lassen! So zog Josef hinauf, um seinen Vater zu begraben; und mit ihm zogen hinauf alle Diener des Pharao, die Ältesten seines Hauses und alle Ältesten des Landes Ägypten und das ganze Haus Josefs und seine Brüder und das Haus seines Vaters. Nur ihre Kinder und ihre Schafe und ihre Rinder ließen sie im Land Goschen zurück. Sogar Wagen und Reiter zogen mit ihm hinauf, und es wurde ein ganz gewaltiges Heerlager.“ (2. Mose 50,6-9)
Der Trauerzug nahm den längeren Weg nach Kanaan, genau wie später der Exodus. Den Trauerzug bildeten das Haus Josef, alle Ältesten des Hauses des Pharaos und des Landes Ägyptens und das gewaltige Heer Ägyptens mit seinen Streitwagen zog mit. So wurde Jakob als ein nationaler Vater Ägyptens geehrt.
Während der Plagen, die dem Exodus vorausgingen, erwies sich YHWH dem Pharao gegenüber als der eine Elohim, als der Schöpfer des Himmels und der Erde. Aber Pharao wollte YHWH nicht als einzigen Schöpfergott anerkennen und Ihm die Ehre geben, auch nicht beim Auszug der Israeliten nach den zehn Plagen. Er hätte das Volk beim Exodus begleiten können mit seiner Streitmacht und so dem höheren Vater die Ehre geben können. Aber Pharao verhielt sich dieses Mal anders als im Begräbniszug. Der Pharao hat nicht den einzigen Schöpfer der Welt und Seine Entscheidung geehrt. Deswegen hat sich YHWH selbst die Ehre gegeben mit der Streitmacht Pharaos.
„Dann sollen die Ägypter erkennen, dass ich YHWH bin, wenn ich mich am Pharao, an seinen Wagen und Männern verherrlicht (mir die Ehre gegeben habe) habe. Und der Engel Elohims, der vor dem Heer Israels herzog, brach auf und trat hinter sie; und die Wolkensäule vor ihnen brach auf und stellte sich hinter sie. So kam sie zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels, und sie wurde dort Gewölk und Finsternis und erleuchtete hier die Nacht, so kam jenes Heer diesem die ganze Nacht nicht näher.“
„Das, was war, ist das, was wieder sein wird. Und das, was getan wurde, ist das, was wieder getan wird. Und es gibt gar nichts Neues unter der Sonne.“ (Prediger 1,9)
Nach diesem biblischen Prinzip, dass YHWH das Ende aus dem Anfang vorhergesagt hat, wird der zweite Exodus sein: der ägyptische Exodus lebt neu auf. Die zweite Befreiung wird größer sein als die erste und die Ehre, die YHWH bekommen wird, wird größer sein!
„Darum siehe, Tage kommen, spricht YHWH, da wird man nicht mehr sagen: So wahr YHWH lebt, der die Söhne Israel aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat! – sondern: So wahr YHWH lebt, der die Söhne Israel aus dem Land des Nordens heraufgeführt hat und aus all den Ländern, wohin er sie vertrieben hatte! Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe.“ (Jeremia 16,14-16)
Müssen wir nicht neu lernen, hinter allen Ereignissen YHWH am Werk zu sein, und Ihm die Ehre dafür zu geben. Wir schauen dieses Jahr an Pessach ganz besonders auf unseren Elohim, der uns eine neue Zukunft geben wird und wir wollen Ihn dafür ehren.
An dieser Stelle lade ich euch alle an, Ihm die Ehre im Torahhouse zu geben. Jeden Erev Shabbat um 21.00 Uhr.
Infos und Anmeldung als Gebetspartner und Koordinator: www.thethorahhouse.com
Anmeldungen bitte auch: office@worldwidewings
Chag Sameach Pessach
Hildegard
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