Schavuot und die Erstlingsfrüchte
Wie alle Feste Gottes, ist auch Schavuot ein Erntefest. Die Schrift sagt uns, dass zu diesem Fest die Weizenernte eingeleitet wurde:
Und du sollst das Fest der Wochen halten mit den Erstlingen der Weizenernte, und das Fest der Einsammlung an der Wende des Jahres. (2. Mose 34,22)
Doch gleichzeitig gab Schavuot auch den Startschuss zur Darbringung aller Erstlingsfrüchte zum Tempel.
Die Gabe der Erstlingsfrüchte im antiken Israel
Die Heilige Schrift klärt uns darüber auf, dass bis Schavuot die Erstlingsfrüchte des Volkes nicht zum Tempel gebracht wurden. Erst nach Schavuot wurden die ersten Früchte von Feldern, Sträuchern und Bäumen YHWH dargebracht:
Sodann das Fest der Ernte, wenn du die Erstlinge deiner Arbeit darbringst von dem, was du auf dem Feld gesät hast; und das Fest der Einbringung am Ausgang des Jahres, wenn du den Ertrag deiner Arbeit vom Feld eingebracht hast. (2. Mose 23,16)
Die Mischna erklärt dazu:
Bikkurim werden nur von den sieben Arten dargebracht. Weder von Datteln, die auf Hügeln angebaut werden, noch von [den anderen Arten], die im Tal angebaut werden, noch von Oliven, die nicht zur Auswahl stehen. Bikkurim dürfen nicht vor Schavuot gebracht werden. Die Leute vom Berg Zevoim brachten Bikkurim vor Atzeret (Schavuot), aber sie nahmen von ihnen keine Bikkurim an, denn es steht in der Thora geschrieben: “Und das Fest der Ernte, die Erstlingsfrüchte eurer Arbeit, die ihr auf das Feld gesät habt” (Exodus 23:16). (Mischna Bikkurim 1,3; nach Übersetzung des Verfassers)
Das heißt, alle Erstlingsfrüchte verblieben bis Schavuot in den Häusern und Scheunen der Israeliten. Erst danach durften sie sie zum Tempel bringen. Doch wie gelangten die Bikkurim nach Jerusalem?
Wieder aus der Mischna:
Wie wurden die Bikkurim [nach Jerusalem] heraufgebracht? Alle [Einwohner] der Städte der Maamad versammelten sich in der Stadt der Maamad, und sie verbrachten die Nacht auf der offenen Straße und betraten keines der Häuser. Am frühen Morgen sagte der Offizier: “Lasst uns aufstehen und nach Zion hinaufgehen, in das Haus des Herrn, unseres Gottes” (Jeremia 31,5).
Diejenigen, die in der Nähe [von Jerusalem] wohnten, brachten frische Feigen und Trauben, während die, die weit weg wohnten, getrocknete Feigen und Rosinen brachten. Ein Ochse ging vor ihnen her, seine Hörner mit Gold überzogen und mit einer Olivenkrone auf dem Kopf. Die Flöte würde vor ihnen spielen, bis sie sich Jerusalem nähern würden. Wenn sie sich Jerusalem näherten, schickten sie Boten voraus, und sie schmückten ihre Bikkurim. Die Gouverneure und Häuptlinge und Schatzmeister [des Tempels] würden hinausgehen, um sie zu begrüßen, und je nach Rang der Eintretenden würden sie hinausgehen. Alle geschickten Handwerker Jerusalems standen vor ihnen auf und grüßten sie mit den Worten: “Unsere Brüder, Männer von diesem und jenem Ort, wir heißen euch in Frieden willkommen.
Die Flöte würde vor ihnen spielen, bis sie den Tempelberg erreichten. Wenn sie den Tempelberg erreichten, nahm sogar König Agrippas den Korb und legte ihn auf seine Schulter und ging bis zum Tempelhof. Wenn er den Tempelhof erreichte, sangen die Leviten das Lied: “Ich will dich preisen, o Herr, denn du hast mich auferweckt, und du hast meine Feinde sich nicht über mich freuen lassen” (Psalmen 30:2). (Mischna Bikkurim 3,2-4)
Wir sehen, dass jede Stadt die Früchte in einer großen Prozession zum Tempel brachte. Die Darbringung der Erstlingsfrüchte war ein großes Event, welches jedermann jedes Jahr mit Freuden beging.
Schavuot und die Torah
Darüber hinaus klärt uns die jüdische Überlieferung darüber auf, dass die Gabe der Torah am Berg Sinai ebenfalls an Schavuot stattfand.
Schavuot, weil es der Tag ist, an dem die Torah gegeben wurde, und an diesem Tag gibt es eine Mitzwa, um die Freude an diesem Tag zu demonstrieren; (Talmud Pessachim 68b; nach Übersetzung d. Verf.)
Nun sehen wir also, dass das Fest, welches die Weizenernte einläutete und den Startschuss für die Darbringung der Erstlingsfrüchte für alle Städte in Israel gab, auch das Fest der Gabe der Torah ist. Somit steht Schavuot prophetisch auch dafür, dass sich Gottes Bikkurim auf den Weg zum Heiligen Tempel machen sollen.
Nach seinem Willen hat er uns gezeugt durch das Wort der Wahrheit, damit wir gleichsam Erstlinge seiner Geschöpfe seien. (Jakobus 1,18)
Das Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen
Vor diesem Hintergrund ist es sicher nicht als Zufall zu betrachten, dass Jeschua in einem Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen sprach.
Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht ansetzte, da zeigte sich auch das Unkraut. Und die Knechte des Hausherrn traten herzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen in deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er aber sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan! Da sagten die Knechte zu ihm: Willst du nun, dass wir hingehen und es zusammenlesen? Er aber sprach: Nein!, damit ihr nicht beim Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit ihm den Weizen ausreißt. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte will ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, dass man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheune! (Matthäus 13,24-30)
In diesem Gleichnis steht der Weizen, der durch den guten Samen des Wortes Gottes gesät wird, für die Kinder des Reiches Gottes (Vgl. Matthäus 13,37-40).
Reift der Weizen, unterscheidet er sich immer deutlicher vom Unkraut. Ist der Weizen reif, wird er in die Scheune des Menschensohnes gebracht.
Vor dem prophetischen Hintergrund von Schavuot, ist diese Scheune wohl nichts anderes als der Tempel Gottes. Und tatsächlich lesen wir in der Prophetie folgendes:
Doch es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses YHWH’s fest gegründet an der Spitze der Berge stehen und wird über alle Höhen erhaben sein, und Völker werden ihm zuströmen. Und viele Heidenvölker werden hingehen und sagen: »Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg YHWH’s, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort YHWH’s von Jerusalem. (Micha 4,1-2)
Am Ende der Tage werden Gottes Bikkurim aus allen Völkern der Erde zu seinem Haus strömen, in seinen Tempel.
Doch nur reife Früchte werden zum Tempel gebracht. Nur wer fest in Jeschua gegründet und gewachsen ist, kann diesen Weg gehen.
Jeschua sagte einmal:
Bleibt in mir, und ich [bleibe] in euch! Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. (Johannes 15,4-5)
Und so sollten wir unseren Weg ernst nehmen. Egal, was um uns herum passieren mag, die Torah ist der Weg, durch welchen wir reifen und wachsen. Nur wenn wir zu einer reifen Frucht herangewachsen sind, sind wir es auch würdig, zum Tempel gebracht zu werden, denn…
Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; und solche sammelt man und wirft sie ins Feuer, und sie brennen. (Johannes 15,6)
In Jeschua gehen wir unseren Weg zum heiligen Tempel Gottes und werden in seinem Haus einen Platz finden. Schavuot erinnert uns an diesen Weg. Und so wie Israel in einer spektakulären Prozession die Bikkurim nach Jerusalem gebracht hat, so sind auch wir berufen in einer noch viel gewaltigeren Prozession nach Hause zu kommen!
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