Pessach – Das Tor nach Israel
Pessach steht vor der Tür. Dieses Fest steht für den Auszug der Israeliten aus Ägypten und damit auch für den Beginn ihrer Rückkehr ins verheißene Land. Jeder, der das Blut des Pessachlammes an die Türpfosten seines Hauses gestrichen hatte, blieb von der letzten Plage in Ägypten verschont und konnte der Sklaverei entfliehen. All diejenigen, an deren Türpfosten das Blut des Lammes gefunden wurde, wurden von JHWH persönlich in die Freiheit geführt.
Israel gelangte durch die Wüste zum Berg Sinai und von dort aus ins Land Kanaan. Jeden Israeliten, der im Land ankam, erwartete dort auch ein Erbe. Das ganze Land Israel war nach den 12 Stämmen aufgeteilt (Vgl. 4. Mose 34; Josua 13-22). Jedem, der einem Stamm Israels zugehörte, stand ein Erbteil innerhalb seines Stammes zu. Die Leviten spielten dabei eine Sonderrolle, da sie nur die Levitenstädte (Vgl. 4. Mose 35,1-8) als Erbe bekamen.
Doch was war mit den Fremdlingen? Welchen Erbteil bekam ein Fremdling, wenn er mit Israel ins Land Kanaan kam? Stand den Fremdlingen überhaupt ein Erbteil zu?
Von der eigentlichen Wortbedeutung ist ein Fremdling nichts anderes als ein Gast oder Besucher in einem Land bzw. unter einem Volk. Er hält sich für eine Weile in einem bestimmten Land unter einem bestimmten Volk auf, wobei er aber Staatsbürger eines anderen Landes ist.
Ein Araber oder Ägypter, der nach Israel kam, um sich unter dem Volk aufzuhalten und vielleicht sogar den Gott Israels kennen zu lernen, war zunächst ein Fremdling. Er hatte all seinen Besitz in Arabien oder Ägypten, aber keinen Anspruch auf ein Erbe in Israel. Er war allein durch seinen Aufenthalt in Israel noch kein Hebräer. Erst dieser Status ließ ihn auch Teil der Erbengemeinschaft des Samens Abrahams werden (Vgl. 1. Mose 13,14-16).
Doch welchen legalen Weg innerhalb der Torah gab und gibt es für einen Fremdling, tatsächlich zu einem Bürger Israels zu werden?
Für eine alleinstehende Frau wie Ruth ist diese Frage recht einfach zu beantworten. Ruth heiratete einen Sohn des Juden Elimelech und fand damit einen rechtmäßigen Platz im Stammbaum Judas. Und auch nach dem Tod ihres Mannes und Schwiegervaters blieb Ruth ihrem neugewonnen Stamm treu und heiratete letztlich Boaz, der ihren Erbteil für sie löste.
Doch auf welchem Weg konnte ein Mann, welcher vielleicht selbst noch Familie hatte, ein echter Hebräer werden?
Die klare Antwort aus der Schrift lautet: Er wurde es durch das Halten des Pessachs.
Es war jedem Fremdling streng verboten vom Pessach zu essen.
Und JHWH sprach zu Mose und Aaron: Dies ist die Ordnung des Pessach: Kein Fremdling darf davon essen. Ein Bewohner ohne Bürgerrecht und ein Mietling darf nicht davon essen. (2. Mose 12,43.45)
Es war für jeden Gast oder Besucher in Israel streng verboten, vom Pessach zu essen. Nur echten einheimischen Bürger Israels war es erlaubt, das Pessach zu halten. Doch wenn ein Fremdling dennoch das Pessach halten wollte, gab es doch einen Weg für ihn dies zu tun.
Und wenn sich bei dir ein Fremdling aufhält und JHWH das Pessach feiern will, so soll alles Männliche bei ihm beschnitten werden, und dann erst darf er hinzutreten, um es zu feiern; und er soll sein wie ein Einheimischer des Landes; denn kein Unbeschnittener darf davon essen. (2. Mose 12,48)
Nach der Beschneidung stand es jedem Fremdling frei, das Pessach zu halten. Und indem er dies tat, wurde er gerechnet wie ein Einheimischer in Israel. Man könnte sagen, dass das Blut des Pessachlammes für eine neue Staatsbürgerschaft stand.
Somit gab es keinen einzigen Fremdling, der in der Nacht des Auszuges in Ägypten das Pessach hielt, obwohl doch eine Menge Mischvolk mit den gebürtigen Hebräern mitzog (Vgl. 2. Mose 12,38).
Das Halten des Pessachmahles, was letztlich ein Bündnismahl mit dem Schöpfer von Himmel und Erde war, ermöglichte jedem Fremdling den Zutritt in die Erbengemeinschaft des Volkes Israels.
In der Berit Chadascha, dem sogenannten Neuen Testament, bekommen wir noch eine genauere Erklärung für diese Tatsache. Wir wissen, dass das Pessachlamm für den Tod und die Auferstehung des Messias Jeschua steht.
Am folgenden Tag sieht Johannes Jeschua auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! (Johannes 1,29)
Jeschua als das Lamm Gottes, starb genau an Pessach (Vgl. Johannes 12,1; 19,31). Durch Seinen Tod und Seine Auferstehung machte Er den Weg ins messianischen Friedensreich für jeden frei, der dorthin will.
Paulus griff diesen Gedanken im Epheserbreif auf und erläuterte seinen Lesern:
Darum gedenkt daran, dass ihr, die ihr einst Heiden im Fleisch wart und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung, die am Fleisch mit der Hand geschieht – dass ihr in jener Zeit ohne Messias wart, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung; ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. (Epheser 2,11-12)
Wir erkennen die Pessach-Sprache, die Paulus gegenüber den Ephesern nutzte. Sie seien einst Unbeschnittetene und ohne den Messias, das Pessachlamm, gewesen und damit fern der Bürgerschaft und den Verheißungen Israels.
Jetzt aber, in Messias Jeschua, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Messias. (Epheser 2,13)
Doch durch den Messias, das Pessachlamm, seien die Epheser Bürger Israels und damit auch Erben der Verheißung geworden, denn sie sind den Bündnissen der Verheißungen jetzt nahe gebracht.
Wie wurden sie nahegebracht? Durch das Pessachopfer, durch das Korban, welches für sie geschlachtet wurde. Nebenbei sei erwähnt, dass das hebräische Wort für Opfer קרבנו [korban] im Kern tatsächlich soviel heißt, wie etwas oder jemand nahe bringen oder nahen.
Wenn wir diese Verbindung des Pessach zu den Verheißungen und der Bürgerschaft in Israel, dem Reich Gottes, sehen, was heißt das denn nun für uns? Was bedeutet das Pessach für uns?
Wir kommen als Fremdlinge, geboren in der Sünde (Vgl. Psalm 51,5) zu Jeschua und Seinem Volk Israel. Wir wollen aus der Sklaverei der Sünde entfliehen und ein neues Leben im Reich Gottes beginnen. Durch das Halten des Pessachs bezeugen wir Jahr für Jahr, das der Messias uns aus der Sklaverei der Sünde befreit hat und wir nicht länger Bürger der Welt sind. Wir sind durch das Pessachopfer Bürger des Reiches Gottes, Bürger Israels mit allen dazugehörigen Rechten und Pflichten.
Das Pessach ist unser Tor zu unserem Erbe. Das Tor zu unserer Freiheit. Und das Tor zu einem neuen Leben.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gesegnete Festzeit und viel Freude bei der Seder.
Chag Sameach Pessach!
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/moses-plagues-2/
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Naujoks
29. März 2018 @ 22:37
Liebe Geschwister,
ich hätte da eine Frage betreffs Pessach und dem Lamm . Laut 2.Mose 12 Vers 8 -10 musste das Volk Israel ein Lamm vollständig essen. Ist damit gemeint – völlig mit den Innereien, Kopf und den Eingeweiden?
Naphtali
31. März 2018 @ 18:22
“Ihr sollt nichts davon roh essen, auch nicht im Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten, sein Haupt samt seinen Schenkeln und den inneren Teilen…” (2. Mose 12,9)
Ich denke, der Vers dürfte Deine Frage beantworten, Naujoks.
Chag Sameach und Schalom
Naphtali
Brigitte
1. April 2018 @ 6:46
Durch den Tod Jeshuas und seine Akzeptanz geschieht die Beschneidung im Herzen. Durch das Studieren seines Wortes und das Befolgen seiner Gebote werden (die Männer) zur Beschneidung des Fleisches (Blutbund)geführt. Ein Schritt der Überwindung kostet. Eine tägliche Erinnerung, dass Mann im Blutsbund mit seinem Schöpfer steht. Darum, pesaj dürfen nur im Blutsbund stehende Männer mitfeiern. In unserer Gemeinschaft wird das so gemacht. Jag pesaj Sameach