Eine Weihnachtsgeschichte, die du nie wieder vergessen wirst
Er wusste, er muss es tun. Sein Herz pochte bis zum Hals. Nun gab es kein Zurück mehr. Er schaute auf und blickte in eine Menge von Gesichtern. Alle waren sie auf ihn gerichtet. Es war absolute Stille.
Dann sprach der Prophet: “Liebe Geschwister. Heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Und ich hoffe, sie wird euch weiterhelfen.”
Er schickte noch ein kleines Stoßgebet nach oben. Dann begann er:
Thomas freute sich sehr auf diesen Tag. Er schnappte sich sein Rucksack und schwang sich auf sein Fahrrad. Die Sonne schien schon und es versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Doch wie sehr sollte er sich täuschen.
In der Schule angekommen berichteten alle von ihren Erlebnissen in den Sommerferien. Der erste Schultag nach so langer Zeit war einfach schön. Endlich sah man wieder alle. Sechs Wochen können manchmal einfach zu lang sein.
“Und, Thomas. Was hast du so erlebt?”
Er berichtete von seinem wunderbaren Urlaub mit der ganzen Familie und lauschte dann gespannt seinen Freunden zu. Irgendwie beschlich ihn aber ein merkwürdiges Gefühl. Etwas hatte sich verändert. Doch was war es?
Er sollte es schon bald erfahren…
Es dauerte bis zur zweiten Pause. Bis dahin war alles ganz normal verlaufen. Die Lehrer begannen mit ihrem Unterricht und gaben einen Einblick in Planungen der nächsten Wochen und Monate.
Die Pause war gerade vorüber. Thomas ging wie alle anderen aus seiner Klasse wieder in den Klassenraum, als sich plötzlich Rolf in seinen Weg stellte. Rolf war nur ein paar Monate älter als Thomas, allerdings übertraf er ihn um eine ganze Kopflänge.
“Hallo Thomas. Ich hab hier noch etwas für dich…”
Dann schlug er plötzlich ohne Vorwarnung zu! Thomas fiel sofort zu Boden. Ein großer Schmerz machte sich in seinem Gesicht breit. Er spürte schon wie das Blut aus seiner Nase floss.
Was ist denn hier los? Warum schlug Rolf so auf ihn ein?
Aber das war noch lange nicht alles. Als Thomas vom Boden hochschaute, merkte er wie die ganze Klasse angefangen hatte zu kichern und zu lachen. Dann erst sah er, dass bei dem Sturz sein Hemd aufgerissen war.
Er wusste nicht wie ihm geschah. Wie erniedrigend war dies alles. Doch jetzt wurde es wirklich abstrus. Nun fingen auf einmal alle Kinder an, Lieder zu singen.
Ein Junge rief sogar plötzlich: „Schaut mal. Ich habe für alle Gummibärchen mitgebracht!“
Alle Kinder jubelten über diese wunderbare Überraschung und nahmen dankbar die Tüten entgegen. Nun fingen sie an, singend um Thomas herum zu tanzen.
Was passiert hier nur? Thomas war geschockt und konnte sich nicht rühren. Das Blut tropfte weiter aus seiner Nase. Er blickte auf seine Hände, mit denen er das Blut auffing und die schon ganz rot waren. Als er erneut aufblickte, sah er erst, dass sich alle anderen Kinder mittlerweile ihre eigene Nase rot angemalt hatten.
Jedes einzelne Lachen war wie ein Stich in seine Seele.
Und nun fingen die ersten sogar an, mit lautem Lachen und Singen sich ihr eigenes Hemd so aufzureißen, dass es genau wie das Hemd von Thomas aussah.
Thomas wusste nicht, was seine Erniedrigung noch größer machen könnte.
Der Prophet hielt kurz inne. Er blickte von seinen Notizen auf und schaute in die Runde. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Viele fragende und entsetze Blicke machte er aus. Dann fuhr er fort:
Es dauerte nicht mehr lange, bis die Lehrerin zum Klassenzimmer eintrat. Jeder kann sich vorstellen, wie groß der Ärger der Lehrerin war. Es folgten viele Strafmaßnahmen, viele Elterngespräche und eine Menge Versuche, die Erlebnisse aufzuarbeiten.
Nach ein paar Wochen, war Gras über die Sache gewachsen. Doch nicht bei Thomas. Tiefe Narben waren geblieben. Er lernte zwar mehr und mehr mit der Situation umzugehen, aber vergessen konnte er sie nicht. Aber trotz der inneren Verletzungen konnte er sich nach vielen Monaten wieder mehr gegenüber seinen Klassenkameraden öffnen.
Doch einige Zeit später kam wieder der Tag nach den Sommerferien.
(Man mag es nicht glauben, aber die Geschichte ist noch nicht vorbei.)
Als Thomas an diesem Tag in die Schule ging, erinnerte er sich natürlich schon morgens beim Aufstehen an die Erlebnisse von vor einem Jahr. Es war als wäre es gestern gewesen.
Als er in die Schule kam, traute er seinen Augen nicht. Ihm blieb regelrecht die Spucke weg.
Seine ganze Klasse kam heute mit roter Nase und zerrissenen Hemden in die Schule. Sie schenkten einander Gummibärchentüten und sangen die gleichen Lieder wie ein Jahr zuvor. Alle waren glücklich und lachten sehr viel.
Thomas konnte nicht anders als zu rennen. Er rannte einfach drauf los. Hauptsache weg von diesem Ort.
Der Prophet machte eine kurze Pause, holte tief Luft und setzt erneut an:
Ihr könnt euch nicht vorstellen, was in den folgenden Jahren passierte! Jedes Jahr am Tag nach den Sommerferien das gleiche Spiel. Die roten Nasen, zerrissene Hosen, die Lieder, die Gummibärchentüten, das Lachen und Singen. Immer wieder das Gleiche.
Im dritten Jahr machten sogar viele andere Klassen mit. Im vierten Jahr die ganze Schule.
Als im folgenden Jahr sogar die Lehrer damit anfingen, wurde einer von ihnen gefragt, warum denn sogar die Lehrer Thomas so niedermachen?
„Thomas? Was hat das mit Thomas zu tun? Wir machen das doch nicht wegen ihm oder den Erlebnissen. Die meisten Kinder und Lehrer wissen doch gar nicht, was damals passierte. Nein, wir feiern einfach so. Es ist schon wie eine Schul-Tradition. Jedem gefällt es und alle freuen sich auf diesen Tag.“
Doch freuten sich wirklich alle darüber?
Was denkst du, wie sich Thomas an diesen Tagen fühlte?
Der Prophet klappte sein Buch zu, steckte seine Brille in die Brusttasche und wollte gerade vom Rednerpult gehen.
Da rief eine Frau aus dem Publikum: „Hey, was soll das? Was willst du uns mit dieser Geschichte sagen? Ich verstehe gar nichts…“
Der Prophet schaute sie eindringlich an und sagte:
Thomas stellt Gott dar.
Die Schulkameraden sind die Christen.
Für die Gummibärchentüten kannst du auch andere Geschenke einsetzen.
Rote Nasen und zerrissene Hemden – das könnten zum Beispiel Tannenbäume sein.
Und der Tag nach den Sommerferien? … das ist Weihnachten.
Welchen Traditionen folgst du?
Zum Weitergeben, Ausdrucken und Nachlesen: Lade hier die Geschichte als PDF herunter
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Uta Schmidt
15. Dezember 2014 @ 21:36
Vielleicht kennt ihr meine Lieblingsgeschichte schon. …sie ist in echt länger und ist von Berthold Brecht.
Die alte Grusche will mit ihrem Korb auf die andere Seite des Tales hinübergehen. Sie muss dabzu eine alte Brücke, überqueren. Es ist eigentlich ein sehr brüchiger alter Steg. Sie hört von unten ein leises Wimmern und fragt sich was unter dem Steg sein könne? Sie fand einen kleinen Säugling abgestellt, der sich da Gehör verschaffte. Sie nahm ihn auf ihre Arme und koste ihn und legte ihn in ihren Korb und ging wieder auf den wackeligen Steg. Es waren einige Leute die sie bei ihrem Tun beobachtet hatten. Sie sagten zu ihr: Alte Grusche, du kannst doch nicht mit dem Kind über diesen brüchigen Steg gehen, er wird brechen und dich in den Abgrund reißen. Aber die alte Grusche murmelt vor sich hin. Nein nein, ich werde das Kind mit hinübernehmen, denn das Kind trägt mich.
Diese Geschichte ist in meinen Augen genial. Sie beschreibt wer Yeshua wirklich ist. Er trägt uns, nicht wir ihn. Könnt ihr damit etwas anfangen? Wie gesagt, die Geschichte ist stark verkürzt. Die alte Grusche hat recht. Der Steg wird nicht brechen wenn sie das Kind hinüberbringt. Sie ist die Getragene.
Uta Schmidt
16. Dezember 2014 @ 21:48
Brecht war Jude und hat wohl tief in seinem Herzen mehr von Yeshua verstanden als man es von ihm annimmt.Grusche ist ein hebräisches Wort für eine alte Frau.Die alte jüdische Frau hat die tragende Kraft über die Abgründe des Lebens für sich in Anspruch genommen und liess sich von dem Kind das in völliger Schwachheit unter dem brüchigen Steg liegt tragen. Das Vertrauen des Kindes trägt beide, weil sie sich gegenseitig nicht fallen lassen. Das ist Glaube oder nennen wir es doch Vertrauen oder Chuzpe? Oder sollen wir es Liebe nennen? Ich nenne es Liebe. Ganz unvernünftige Liebe, aber grade deshalb überzeugend. Israel ist eine alte Grusche……und wird ebenfalls über alle Abgründe der Geschichte hindurchgetragen. Es hat alle seine Feinde bisher übewunden, weil es hinübergetragen wurde von dem Sohn Gottes, welchen es noch nicht erkannt hat. Alte Grusche , schau doch einmal genau hin wer dich schon so lange trägt! ER lässt dich nicht fallen.
Clara
18. Dezember 2014 @ 21:37
So glaube ich es auch!! Jedes Mal, wenn ein Tannenbaum in einer Wohnung aufgestellt oder die “Christbaum”kugeln angebracht werden, erinnert sich Gott an das, was damals bei diesen Kulten getan wurde. Wie will er sich darüber freuen können!??!