Torah-Doppellesung Achare Mot – Kedoschim
Torah- Doppellesung –
Achare Mot – nach dem Tod
- Mose 16,1 – 18,30; Hesekiel 22,1-16
Kedoschim – Heilige
3. Mose 19,1 – 20,27; Amos 9,7 – 15
Unsere Wochenlesung heißt im Hebräischen „Achare Mot “, übersetzt „Nach dem Tod“. Wer war gestorben? „Und YHWH redete mit Mose, nachdem die zwei Söhne Aarons gestorben waren, als sie vor YHWH opferten” (3. Mose 16,1).
Im hebräischen Text steht hier: “YHWH sprach zu Mosche nach dem Tod der beiden Söhne Aarons, die gestorben waren, als sie sich YHWH genähert hatten.” Die beiden Söhne hatten ihren Tod verursacht, indem sie “ein fremdes Feuer” auf YHWHs Altar darbrachten.
Warum wird das Sterben der Söhne Aarons zweimal im selben Satz erwähnt? Es scheint ein Hinweis darauf zu sein, wie groß der Verlust in den Augen YHWHs und des Volkes war. Sie waren für ihn ausgesondert gewesen, es lag eine besondere Berufung auf ihrem Leben und Er musste sie hinweg nehmen.
Mizvah: Das Feiern von Jom Kippur
YHWH führte an dieser Stelle das Gebot über den Dienst des Hohenpriesters an Yom Kippur ein: „Denn an diesem Tag geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor YHWH” (Vers 30). Weiter heißt es in Vers 31: „Darum soll es euch ein hochheiliger Sabbat sein, und ihr sollt fasten. Eine ewige Ordnung sei das.”
Wenn Jom Kippur eine ewige Ordnung ist, ist der Tag auch noch heute und bis in Ewigkeit hinein zu feiern. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Festtage YHWHs nicht ohne das Konzept des Schabbats zu verstehen und zu begehen sind.
Zurück zu dem fremden Feuer. Im hebräischen steht für fremd das Wort „zwur”
In Psalm 58,30 “Die Gottlosen sind abtrünnig vom Mutterschoß an, die Lügner gehen irre von Mutterleib an.” Hier steht für „abtrünnig” das gleiche hebräische Wort „zwur”. Wovon sind sie abtrünnig? Von den Unterweisungen der Torah. „Zwur” bedeutet ein Fremder sein, eine Prostituierte, eine seltsame Frau, ein Fremder und ein Feind. Wenn andere Unterweisungen umgesetzt werden, als sie YHWH geboten hat, machen wir uns zu Feinden und werden den Richtlinien Seines Bundes fremd und schließen uns aus. In Hosea 8,12 heißt es: „Wenn ich ihm auch noch so vieler meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie fremde (=zwur)Lehre.” Man könnte zusammenfassend sagen, dass „zwur” (fremd) all das meint, was nicht innerhalb der Anweisungen YHWHs gefunden wird.
Mizvah: Kein Blut zu essen
Die Paraschat Achare Mot beinhaltet die Mitzva (Gebot), Blut zu sich zu nehmen: „Und wer vom Haus Israel oder von den Fremdlingen unter euch irgendwelches Blut isst, gegen den will ich mein Antlitz kehren und will ihn aus seinem Volk ausrotten” (17,10). Der jüdische Gelehrte Raschi kommentiert den Ausdruck „wenatati Panai” (=mein Antlitz abwenden) mit den Worten: „Ich werde mich von all meinen anderen Geschäften abwenden und mich mit ihm beschäftigen.” YHWH sagt dadurch, dass Er alles andere momentan zur Seite stellen wird, sozusagen seinen Kalender von allen anderen „Terminen” befreien wird und Seine ganze Aufmerksamt diesem Fall zuwenden wird.” Heftige Worte!
Könnte es nicht sein, dass der Genuss des Blutes einzig und allein auf Yeshua bezogen sein darf und nicht in einem anderen Kontext, z. B. durch Essen mit gewöhnlicher Nahrung, missbraucht werden darf: „Wer immer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, lebt in mir, und ich lebe in ihm” (Yochanan 6,56). Das ist so ernst und heilig, dass YWHW bei Missbrauch alle Seine „anderen Geschäfte” liegenlässt und dieses Vergehen erst einmal richtet.
Und das Blut ist einzig im Zusammenhang mit der Besiegelung des Bundes zu sehen: „Dies ist das Blut des Bundes, den Gott für euch geboten hat. Ebenso besprengte er das Zelt und alle Dinge, die in den Zeremonien gebraucht werden, mit dem Blut. Ja, nach den Worten der Torah wird nahezu alles durch Blut gereinigt; wahrhaftig, ohne das Vergießen von Blut gibt es keine Vergebung der Sünden” (Hebräer 9,20-22).
Konzepte hinter den Mizvots
Das Wort „Mitzvah oder das Pluralwort Mizvots wird oft mit Gebot/Gebote übersetzt, was eine eher abstrakte Bedeutung hat. Das hebräische Wurzelwort, von dem Mitzvah kommt, kommt von tsavah, was führen bedeutet. Dies bedeutet ein praktisches Konzept: einen Weg zeigen oder einen Weg herausstellen. YHWH erteilt hier keine Befehle, sondern Er zeigt einen Weg auf.
Aus meiner Sicht, ist es sehr hilfreich, die Konzepte YHWHs zu verstehen.
Das Konzept „Blut” ist geheiligt, d. h. abgesondert für Seine Zwecke. Konkret heißt das, dass es nicht anderweitig missbraucht werden darf. Yeshua hat Sein Blut für uns vergossen. Das Blut reinigt, heiligt, in ihm ist Leben und es ist ein Zeichen des Bündnisses. Wenn man nun beispielsweise Blutwurst ist oder Blutsuppe (nach dem Schlachten) trinkt, dann nimmt man das Blut außerhalb dieses Konzeptes zu sich und beraubt es seiner ihm eigenen gegebenen Bedeutung von YHWH.
Diese Sichtweise, die Konzepte YHWHs in den Anordnungen zu suchen und zu verstehen, ist sehr hilfreich, einfach und verständlich. Konzept: Schabbat. YHWH hat diesen Tag beiseite gesetzt und geheiligt. Er baut diesen heiligen Tag in die Festordnungen ein, als Hinweis auf die Einsetzung, aber auch als Zeichen für das 7.000 Jahrtausend. Er baut dieses Prinzip des siebten Tages in die Jubeljahre ein bis hin zum 120 Jubeljahr, das Jahr der Erlösung. Wenn man das Konzept an einer Stelle verlässt, kippt das ganze Gebäude zusammen.
Das Konzept der Feste YWHS. Wenn man das Konzept nicht versteht, versteht man weder das erste Kommen Yeshuas, noch wann Er zum zweiten Mal kommen wird und wie es verlaufen wird. Das Konzept der Feste verlassen öffnet Tür und Tor für unzählige falsche Aussagen über Seine Wiederkunft wie beispielsweise Er könne jeden Moment wiederkommen. Genau so wenig wie Er an „irgendeinen x-beliebigen Zeitpunkt zum ersten Mal gekommen ist und an einem x-beliebigen Zeitpunkt Sein Leben hingegeben hat, genau so wenig wird Er an einem x-beliebigen Zeitpunkt wiederkommen.
Mizvah:
„Darum sollt ihr meine Satzungen halten und meine Rechte. Der der Mensch, der sie tut, wird durch sie leben; ich bin YHWH” (3. Mose 18,5).
Unsere Wochenlesung heißt im Hebräischen „Kedoschim” oder übersetzt „Heilige”. Kedoschim kommt vom Wurzelwort „Kadosch”, welches heilig bedeutet. „Und YHWH redete mit Mose und sprach: Rede mit der ganzen Gemeinde der Israeliten und sprich zu ihnen: ‚Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, YHWH, euer Elohim. Ein jeder fürchte seine Mutter und seinen Vater. Haltet meine Feiertage; ich bin YHWH, euer Elohim.’” (3. Mose 19,1-3). Im hebräischen Text steht nicht hier Feiertage, sondern “haltet meine shabbath”.
Warum wird gerade hier der Schabbat erwähnt? Warum finden wir in diesem Abschnitt so eine seltsame Liste von verschiedenen Geboten, wie beispielsweise, dass man das Opferfleisch bis zum dritten Tag verzehrt haben muss, man solle nicht das ganze Land, das man besitzt abernten, die Armen und Fremdlinge bedenken, nicht stehlen, nicht unrecht handeln im Gericht und vieles mehr? Was haben all diese Unterweisungen damit zu tun, dass man, wenn man sie hält, Heiligkeit erlangt?
Heilig zu sein, so könnte man doch denken, würde bedeuten, mit Hingabe beten und YHWH zu loben und preisen, oder ähnliches?
Wenn wir uns näher mit dem Konzept der Heiligkeit beschäftigen, entdecken wir, wie es oftmals mit dem Konzept der Absonderung /Abtrennung verbunden ist und im Zusammenhang mit Ägypten vorkommt: „Entheiligt nicht meinen heiligen Namen, damit ich geheiligt werde unter den Israeliten; ich bin YHWH, der euch heiligt, der euch aus Ägyptenland geführt hat, um euer Elohim zu sein. Ich bin YHWH.“ Diese Verbindung zwischen Heiligkeit und Absonderung finden wir überall. Werfen wir einen Blick in die Stiftshütte, dort wird das Heiligtum vom Allerheiligsten abgetrennt: „Und du sollst den Vorhang an die Haken hängen und die Lade mit dem Gesetz hinter den Vorhang setzen, dass er euch eine Scheidewand sei zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten.“ (2. Mose 26,33). Das Konzept der Heiligung sehen wir auch bei den Priestern: „Und ich will die Stiftshütte und den Altar heiligen und Aaron und seine Söhne heiligen, dass sie meine Priester seien.“ (2. Mose 29,44).
Die Absonderung gehört inwendig zur Heiligung selbst oder anders ausgedrückt, die Heiligung wird durch Absonderung erschaffen.
Wann tritt das erste Mal das Wort „heilig“ in der Torah auf? In der Schöpfungsgeschichte, als YHWH den siebten Tag von den restlichen sechs Tagen absonderte, an ihm ruhte und ihn so heiligte.
YHWH hat aus seiner Welt durch Absonderung einen Raum für uns geschaffen, in dem wir leben können. Er hat dafür Zeit und Raum geschaffen, die es so für Gott in seiner Welt nicht gibt. Dieser Platz für uns wurde durch Absonderung erschaffen. Israel wurde ebenfalls durch Absonderung erschaffen und so für ihn geheiligt: „Darum sollt ihr mir heilig sein; denn ich, YHWH, bin heilig, der euch abgesondert hat von den Völkern, dass ihr mein wäret.“ (2. Mose 20,26)
Und dieses Konzept der Absonderung, das YHWH ständig verwendet, um entweder für uns Raum zu erschaffen auf der Erde oder in der Absonderung als sein Volk vor Ihm leben zu können, erwartet er auch von uns. Wir sollen für YHWH Raum in unserem Leben machen, indem wir beispielsweise den Schabbat halten, wo Er uns in unserer Zeit begegnen kann, indem Er an diesem Tag in unsere Welt hineinkommt und sich mit uns trifft. Oder wir sollen durch Absonderung den anderen Raum geben, indem wir ihre Grenzen achten und nicht übertreten. Dies ist der gemeinsame Nenner aller Unterweisungen. Indem wir Tiere nicht miteinander kreuzen, achten wir ihre Grenze, den Raum, den YHWH für sie gesetzt hat. Wenn wir das Opfer, das wir YHWH darbringen, bis zum dritten Tag verzehrt haben in der Gemeinschaft mit ihm, achten wir den Raum, den er gesetzt hat zum gemeinsamen Verzehr. Wenn wir die Grenzen im sexuellen Umgang mit einander achten, achten wir den Raum, den jeder braucht zum Leben, ohne ihn zu übertreten.
Ein heiliges Leben zu führen, heißt dann, den Raum, den YHWH bestimmt hat, zu achten und den Raum, den unsere Nächsten brauchen, auch zu berücksichtigen. Wenn wir den Armen abgeben von unserem Raum, erschaffen wir auch für sie Raum zum Leben.
„Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, YHWH, euer Elohim.“
Schabbat Schalom –
Hildegard
