Jeschua im Dienst mit den Obersten und Pruschim
Dieser Text ist ein innerjüdischer Disput der natürlich für “Nicht-Juden” sehr komplizert ist, weil es ein tiefes theologisches Wissen voraussetzt, um überhaupt zu verstehen, worum es dabei wirklich geht.
Die Auseinandersetzungen, die Jeschua mit den obersten religiösen Führern führte, richten sich gegen die von Menschen aufgerichteten Traditionen, die entgegen zu den Geboten Gottes (der Tora) stehen. Genau dagegen richtete sich Jeschuas Dienst. Gegen diese “unsinnigen” Traditionen wandte sich Jeschua ständig. Angefangen das Wunder bei der Hochzeit zu Kana, wo er in “koscheren” Steingefässen, die Wasser enthielten, das für diese zugefügten religiösen Reinheitsvorschriften diente – dem “kaschern” von Händen und Gefäßen – und dieses Wasser verwandelte Jeschua in Wein. Damit übertrat er ihre religiösen Gebote: Es war natürlich ein Unding, Wein von diesen Steingefäßen für Wein zu verwenden. Doch der Festleiter dieser Hochzeit wusste davon nichts, woher dieser Wein kam.
Viele Wunder, die Jeschua wirkte, haben mit dem Brechen der menschlichen Traditionen zu tun. Wie etwa die Heilung eines Gelähmten am Tag vor Schawu’ot, einem Schabbat, (Ereignis 49). Da wies er diesen nun Geheilten an, seine Liegematte zu tragen (am Teich Betesda). Damit übertrat dieser das menschliche Gebot des sog. ‘eruv’. Das dritte messiansiche Wunder, (Ereignis 137), welches er auch an einem Schabbat während des Chanukkafestes tat – die Öffnung der Augen eines Blindgeborenen, wobei Jeschua ein religiöses Gesetz brach: die Mischung der Erde mit Speichel als Salbe für die Augen, damit brach Jeschua vorsätzllich eine pharisäische Vorschrift.
< 109 > Jeschua im Disput mit den Obersten und Pruschim
[Hoher Schabbat – 1. Tag des 7. Monats, 4027 s. E.;
Sonntag, (20.) 21. September, 27 n. u. Ztr.]
- Woche Tag 218
Diese Konfrontation in Kfar-Nachum trägt sich an dem Tage zu, an welchem wir das Blasen der
Schofarhörner zu gedenken haben – es ist der Tag, an welchem die Gebote vom Berge Sinaj ausgerufen
wurden. Wir sollen uns auch daran erinnern, dass niemand zu diesen Geboten etwas hinzufügen noch etwas hinweglassen darf. Auch werden wir daran erinnert, dass der Allmächtige ‚Den Propheten‘ in der Zukunft senden würde, um uns den richtigen Weg zu weisen.
Mattiti’jahu 15, 1-20 Markus 7, 1-23 Lukas Jochanan
Mattiti’jahu 15, 1-20:
1 Die Sofrim (Schriftgelehrten) und Pruschim waren von Jeruschalajim zu Jeschua [nach Kfar-Nachum] herabgekommen, um ihn zu befragen:
2 „Warum übertreten deine Talmidim die Überlieferungen der Ältesten (= pl. takanot – תַּקָּנוֹת; sg. takana – תַּקָּנָה
= Erlassungsgebote)? Sie führen z. B. keine (rituellen) Handwaschungen durch (genannt ‚netilat-jadajim‘ –
ידיים-נטילת, was wörtlich auf aramäisch „Erhebung der Hände“ bedeutet), wenn sie Brot essen.“
3 Er entgegnetete ihnen nun: „Warum aber übertretet ihr die mizwot – מצוות (Gebote) des Ewigen – יְהוָה um eurer Vorschriften = takanot – תַּקָּנוֹת willen?
4 Denn der Ewige – יְהוָה hat doch geboten:
‚Ehre den Vater und die Mutter!‘ – 2. Mo. 20, 12; 5. Mo. 5, 16; und:
כַּבֵּד אֶת-אָבִיךָ וְאֶת-אִמֶּךָ (שמות כ’ יב’)
‚Wer Vater und Mutter flucht, soll des Todes sterben.‘ – 2. Mo. 21, 17; 3. Mo. 20,9;
וּמְקַלֵּל אָבִיו וְאִמּוֹ מוֹת יוּמָת:(שמות כא’ יז’)
5 Ihr dagegen behauptet: „Es genügt, wenn jemand zu seinem Vater oder zu seiner Mutter sagt: ‚Die
Unterstützung, die ich euch gegenüber verpflichtet bin, habe ich stattdessen dem Allmächtigen versprochen mit der Darbringung eines korban – קָרְבָּן (= Opfer)‘. Folglich ist er dann von seiner Pflicht: ‚Seinen Vater oder seine Mutter zu ehren‘, entbunden, weil er darauf ein Eidschwur (= neder – נֶדֶר) geleistet hat.
6 Auf diese Weise habt ihr mit euren takanot – תַּקָּנוֹת 1 die mizwot -מצוות (Gebote) des Ewigen – יְהוָה ungültig gemacht.
7 Ihr Heuchler! Was Jescha‘jahu über euch geweissagt hat, trifft genau auf euch zu:
8 ‚Dieses Volk ehrt mich mit seinen Lippen, doch ihr Herz ist weit von mir entfernt.
8 הָעָם הַזֶּה בְּפִּיו וּבִשְׂפָתָיו כִּבְּדוּנִי וְלִבּוֹ רִחַק מִמֶּנִּי:
9 Vergeblich ehrfürchten sie mich, weil die Lehren, die sie verbreiten, von Menschen erstellte Regeln sind.‘ –
Jescha’jahu 29, 13;
9 וְתֹהוּ יִרְאָתָם אֹתִי מִצְוֹת אֲנָשִׁים מְלַמְּדִים:(ישעיהו כט’ יג’)
10 Dann berief er die Volksmenge zu sich und erklärte ihnen: „Hört zu und versteht mich richtig!
11 Nicht das, was ein Mensch in sich durch den Mund aufnimmt, verunreinigt den Menschen, sondern das, was
aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein – טַמֵּא tame.“
12 Es traten seine Talmidim an ihn heran und bekundeten ihm: „Hast du nicht bemerkt, daß die Pruschim sich an deinen Worten empört, d. h. Anstoss (Fallstrick) genommen haben?“
13 Er antwortete ihnen: „Jede Pflanze wird [samt Wurzeln] ausgerissen werden, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat!
14 Beachtet sie nicht! Blind sind sie, Wegführer von Blinden. Wenn ein Blinder einen anderen Blinden den Weg führt, so fallen beide gemeinsam in die Grube.“
1 Mt. 15, 6: Im antiken hebräischen Text des Matthäusevangeliums wird klar bestätigt, dass den Nachfolger Jeschuas aufgetragen ist, nicht den takanot der Pruschim ihrer mündlichen Tora zu folgen. Die Jüdische Enzyklopedia definiert takanot als Regeln, die von den Pharisäern
in Kraft gesetzt wurden, die die biblischen Gebote abändern oder sogar ganz außer Kraft setzen können. Doch die Tora selber instruiert uns, dass niemandem es erlaubt ist, weder hinzuzufügen noch hinwegzulassen (5. Mo. 4, 23; 12, 32;). Die takanot der Pharisäer (oder jeder
anderen Religion) sind eine Übertretung der Tora. Sünde ist die Übertretung der Tora (1. Jh. 3, 4). Jeschua trug seinen Nachfolgern auf:
„Folgt nicht den takanot der Pharisäer!“ und gab in seiner letzten Botschaft dazu zusätzlich Klarheit an Israel (siehe Mt. 23). Die Pharisäer waren beleidigt als Jeschua sie am Tag des Jom Tru’a dieser Sache gegenüber konfrontierte. Sie dagegen drohten ihm, dass sie ihn töten
würden, wenn er 2 Wochen später in Jerusalem zum Sukkotfest erscheinen würde (Jh. 7, 1). Jeschua übertrat zu jeder Gelegenheit demonstrativ die menschlichen Regeln der Pharisäer – deshalb schmiedeten sie Pläne ihn zu töten. Schon zu Schawu’ot (Jh. 5, 1-47), wo er
einen Mann heilte und ihm direkt danach Befehl gab, das pharisäische Gesetz des ‚eruv‘ zu brechen, indem er seine Matte am Schabbat aufnahm und davon trug. Wenn wir dieses Prinzip der Handlung Jeschuas nicht verstehen, dann verfehlen wir den ganze Lehrdienst des
Messias, der dazu kam, die Wahrheit zu bringen und die Menschen von den Banden der Religion freizusetzen. (Siehe die volle Erklärung
zu takanot in Mt. 23, 1, oder Ereignis <174>).
15 Dann bat Kefa ihn: „Erläutere uns den Sinn dieses Gleichnisses – מָּשָׁל maschal!“
16 Er antwortete ihnen: „Habt auch ihr noch nicht begriffen?
17 Versteht ihr noch immer nicht? Alles, was in den Mund hineinkommt, gelangt in den Magen und wird vom Körper wieder ausgeschieden.
18 Aber alles, was aus dem Mund kommt, das entspringt aus dem Herzen, und genau das ist es, was den
Menschen unrein – טַמֵּא tame macht.
19 Aus dem Herzen kommen (viele) bos- und sündhafte Gedanken hervor wie solche: Mordgelüste, Ehebruch, verbotene sexuelle Beziehungen, Diebstahl, Lügen und Verleumdungen.
20 All diese Dinge verunreinigen den Menschen wirklich! Aber mit ungeweihten Händen zu essen, das macht den Menschen nicht unrein – tame.“
Markus 7, 1-23:
1 Pruschim und einige anerkannte Sofrim, die aus Jeruschalajim herabgekommen waren, versammelten sich zu Jeschua.
2 Als jene einige von seinen Talmidim mit rituell unreinen Händen (d. h. ohne die sog. ‚netilat-jadajim‘ – ידיים-
נטילת zu vollziehen) Brot essen sahen,
3 (Denn die Pruschim wie alle Juden, essen nicht, ohne sich vorher einer zeremoniellen Handwaschung zu
unterziehen. So halten sie an den Überlieferungen/takanot – תַּקָּנוֹת der Ältesten fest.
4 Auch vom Markt [kommend] essen sie nicht bevor sie ihre rituellen Handwaschungen vollzogen haben.
Darüber hinaus gibt es noch vieles andere, was sie einzuhalten pflegen: z. B. rituelle Koscher-Tauchungen von Bechern, Krügen und Kupfergefäßen.)
5 Es fragten ihn die Pruschim und die Sofrim: „Warum leben deine Talmidim nicht nach der Überlieferung (=
תַּקָּנוֹת takanot = Erlassungsgebote) der Ältesten, sondern essen das Brot mit rituell ungereinigten Händen?“
6 Er sprach zu ihnen: „Was der Prophet Jescha‘jahu über euch Heuchler geweissagt hat, trifft genau zu:
‚Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist von mir weit entfernt.
הָעָם הַזֶּה בִּשְׂפָתָיו כִּבְּדוּנִי וְלִבּוֹ רִחַק מִמֶּנִּי:
7 Vergeblich verehren sie mich, weil die Lehren, die sie verbreiten, von Menschen erstellte Regeln sind.‘ – Jes.
29, 13;
וְתֹהוּ יִרְאָתָם אֹתִי מִצְוֹת אֲנָשִׁים מְלַמְּדִים:(ישעיהו כט’ יג’)
8 Indem ihr an den Traditionen menschlicher Überlieferung/takanot – תַּקָּנוֹת festhaltet wie z. B.: rituelle
Tauchungen von Krügen, Bechern, und dergleichen vieles mehr, hebt ihr die mizwot – מצוות (Gebote) des Ewigen
- יְהוָה auf.
9 Weiter erklärte er ihnen: „Mit voller Erkenntnis hebt ihr die Gebote -מצוות mizwot des Ewigen – יְהוָה auf, um
stattdessen eure menschlichen Regeln – takanot einzuhalten.
10 Hat nicht Mosche gesagt:
‚Ehre (deinen) Vater und (deine) Mutter!‘ – 2. Mo. 20, 12; 5. Mo. 5, 16; und:
כַּבֵּד אֶת-אָבִיךָ וְאֶת-אִמֶּךָ (שמות כ’ יב’//דברים ה’ טז’)
‚Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben.‘ – 2. Mo. 21, 17;
וּמְקַלֵּל אָבִיו וְאִמּוֹ מוֹת יוּמָת:(שמות כא’ יז’)
11 Ihr jedoch behauptet: „Wenn ein Sohn zu seinem Vater oder zu seiner Mutter spricht: ‘korban – קָרְבָּן (das ist
eine Opfergabe), was dir (den Eltern) von mir zugute gekommen wäre!’
12 Somit laßt ihr ihn nichts mehr für seinen Vater oder seine Mutter tun!
13 Durch diese eure menschlichen Erlasse/takanot – תַּקָּנוֹת hebt ihr das Wort des Ewigen – יְהוָה auf (die ihr überliefert habt) wie ihr auch Ähnliches dergleichen tut. 2
14 Danach rief er die Volksmenge wieder herbei, um ihnen (das Folgende) zu erklären: „Hört mich alle an und versteht!
15 Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn verunreinigen, sondern nur das, was vom Menschen herauskommt, das ist es, was einen Menschen unrein macht – יְטַמֵּא jitame. (16) Wer Ohren hat zu hören, der horche auf! 3
17 Als er von der Volksmenge wieder zurück in sein Haus trat, befragten ihn seine Talmidim bezüglich des
Gleichnisses – maschal.
18 Er antwortete ihnen: „Seid auch ihr noch immer unverständig? Begreift ihr nicht, daß alles, was von außen in den Menschen eingeht, kann ihn nicht unrein – tame machen?
19 Weil es nicht in sein Herz hinein geht, sondern in den Magen, und (von dort) hinaus in den Abort.“ ([Damit]
erklärte er alle Speisen für rein.)
2 Mk. 7, 13: Die Fundamentallehren des Pharisäertums in der Praxis beim Einnehmen von täglichen Mahlzeiten bestehen in der erfundenen
rituellen Reinheit. Das Prinzip des Pharisäertums ist eingehender beschrieben in der Einleitung unter der Überschrift „Pruschim“ und muß
unbedingt verstanden werden. Weil es sowohl die Schwere der Auseinandersetzung als auch die Botschaft vom Königreich, das Jeschua mit
Wort und Tat lehrte, klar stellt.
3 Mk. 7, 16:
20 Er fuhr fort: „Doch was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein – tame!
21 Weil aus dem Herzen der Menschen von innen heraus böse Gedanken kommen wie: sexuelles Fehlverhalten,
Dieberei, Mord,
22 Ehebruch, Habgier, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid, Verleumdung, Überheblichkeit und Unvernunft.
23 All diese bösen Dinge kommen aus dem Inneren heraus und machen den Menschen unrein – יְטַמֵּא jitame.
Matthias Andersohn