Deutsche Lehnwörter und Ausdrücke aus dem Hebräischen
In der deutschen Sprache finden sich einige aus dem Hebräischen stammende Lehnwörter, die
vor allem durch Jiddisch sprechende Juden hauptsächlich in Mittel- und Osteuropa darin Eingang
gefunden haben.
Angeregt zum Zusammentragen und zur ausführlicheren Recherche haben mich zwei Lehnwörter
in einem Newsletter von Yair Strijker und weil wir das Thema in einer Gemeinschaftsrunde vor
kurzem angeschnitten hatten bei der Frage nach der Herkunft des Wortes Jubel. Neben dem
Internet habe ich dabei die Interlinearübersetzung von Biblehub.com mit dem Strong’s-Nummern-
Verzeichnis und den Sprachschlüssel der Elberfelder Studienbibel benutzt.Hauptsächliche Quellen im
Internet waren Wikipedia, QuillBot und das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Wörter_aus_dem_Hebräischen_und_Jiddischen
https://quillbot.com/de/blog/woerter-finden/jiddische-woerter/
https://www.dwds.de
Wer noch ausführlichere Informationen zu der annähernd 1000 Jahre alten Sprache Jiddisch
haben möchte, findet diese nicht nur auf Wikipedia, sondern in zahlreichen anderen Artikeln.
Noch ein Letztes: Ich bin kein Sprachwissenschaftler, auch wenn die folgende Übersicht (nach den
hebräischen Wörtern im TeNaKh sortiert) nach bestem Wissen und Gewissen entstanden ist.
Sollten mir daher Fehler und Unterlassungen (weil ich z. B. Worte nicht nachvollziehen konnte)
unterlaufen sein, möge man es mir verzeihen.
Viel Spaß beim Lesen. Und falls es noch weitere Begriffe gibt bzw. entdeckt werden, ergänzt sie
gerne mit Hilfe eines Kommentars.
Schalom Michael
Amen אמן = so sei es; es steht in Verbindung mit dem hebräischen Wort Emunah, was u. a.
„Treue“ und „Zuverlässigkeit“ bedeutet.
Babel בבל = Verwirrung; wenn wir „babbeln“ oder „brabbeln“, lallen wir oder sprechen undeutlich.
Betach בטח = sich verlassen auf, sicher/sorglos sein; das ist der Ursprung von „betucht“ sein, das
nichts damit zu tun hat, dass der Gemeinte sich vielleicht Kleidung aus teurem Tuch leisten kann.
Davar דבר = Wort, Sache, Angelegenheit; Baal בעל = Herr; daraus zusammengesetzt hat sich
Baal Davar, Herr der Sache, ergeben; daraus hat sich „(aus)baldowern“ entwickelt, also etwas
auskundschaften, Informationen sammeln.
Derech דרך = Weg; „Direktion“ und „Direktor“ weisen den Weg für ein Unternehmen bzw. eine
Behörde.
Ganav גנב = stehlen; woraus sich der Ganove ableitet.
Hallelujah הללויה = Preiset Jah; das braucht keine weitere Erklärung.
Hazlacha uVracha הצלחה וברכה = Erfolg und Segen; wurde zu „Hals- und Beinbruch“ (aus dem
Jiddischen „Hazloche und Broche“).
Şa’aph זעף = Streit, Zank, Unfrieden; jetzt wissen wir, was es bedeutet, „Zoff“ zu haben.
Jovel יובל = Widderhorn; daraus entlehnt sich unser „Jubel“, da das Widderhorn, auch Schophar
genannt, zur Ankündigung des Jubeljahres am Jom Kippur (Versöhnungstag) geblasen wurde.
Kis כיס = Beutel; wenn einer Kies hat, hat er also einen vollen Beutel; es hat also nichts mit
Kieselsteinen zu tun.
Kelev כלב = Hund, deshalb „kläfft“ ein Hund oder wird als „Kläffer“ bezeichnet.
Kaphar כפר = Dorf; ist die Grundlage für ein „Kaff“.
Kaphar כפר = zudecken, verhüllen; aus dieser Bedeutung ergibt sich die „Kappe“ (Mütze), mit der
man sein Haupt bedeckt.
Lewi לוי = Anhänglichkeit, Anschließung; Lewi, eher als Levi geschrieben, war der Stamm, der für
das Unterweisen in der Thorah verantwortlich war, deshalb „lesen wir die Leviten“.
Maşal מזל = Glück, davon leitet „Massel haben“ ab; ergänzt um ein ra (böse, schlecht) wird es zu
Maşal ra (מזל רע) für Pech, schlechtes Glück, aus dem im Jiddischen Schlamassel wurde.
Makah מכה = Schlag, Plage; daraus bildete sich die „Macke“.
M’lakhah מלאכה = Arbeit, Werk, Dienst; deshalb „malochen“ wir.
Masas מסס = zerschmelzen, schwach werden, verzagen; wenn wir verzagt sind, geht es uns
„mies“.
Meschuga משוגע = verrückt, wahnsinnig; das erklärt die Herkunft von „meschugge sein“.
Maschal משל = Gleichnisrede, Spruch bildet die Grundlage für „mauscheln“.
Mischpacha משפחה = Familie, daraus wurde die Mischpoke (Familie, Gesellschaft, Bande).
Suphah סופה = Sturm, Wirbelwind; das ist die Grundlage für „es zieht wie Hechtsuppe“ (von
Jiddisch ech Suphe = wie Sturm).
Peleg פלג = spalten; verwandt damit ist das deutsche Verb „pflügen“.
P’letah פלטה = Flucht, Entkommen, Entrinnen; das führte zum Lehnwort „Pleite“.
Qol קול = Stimme; das ist die Grundlage für den Ausdruck „verkohlen“, „Kohl reden“.
Quz קוץ = Ekel empfinden; das ist Quelle des Verbes „kotzen“.
Q’naz קנס = Geldstrafe; Knast hat sich daraus abgeleitet.
Rawach רוח = sich satt trinken, sich laben; daher stammt der Begriff „Reibach machen“.
Rosch ראש = Kopf, Anfang; daraus leitet sich der Wunsch „guten Rutsch“ ab.
Schachat שחט = schlachten; „Schächten“ ist die rituell richtige Art des Schlachtens.
Scheiqez שיקסע = Unreines, Abscheu; daher kommt der Begriff „Schickse“, der abfällig für ein
Christenmädchen verwendet wurde und dann auch für ein „Flittchen, leichtes Mädchen“.
Schakhar שכר = für Lohn arbeiten, entlohnen; wenn wir gut entlohnt werden wollen,
feilschen/verhandeln, „schachern“ wir.
Schalakh שלך = werfen, wegwerfen, verwerfen; deshalb sind wir „geschlaucht“.
Schmirah שמירה = Wache; daraus leitet sich „Schmiere stehen“ ab.
Saq שק = Sack, Beutel; ein Sack geht vermutlich auf seinem langen Weg auf den hebräischen
Begriff zurück.
Tohu waBohu תהו ובהו = wüst/öde und leer/wirr; daher kommt unsere Direktübertragung
„Tohuwabohu“.
Tov טוֹב = gut, funktional; das liegt den Begriffen „dufte, tovte, österr. Toffe“ zugrunde.
Tuchoth טוחת = im Geheimen, im Inneren, im Dunkel; jetzt wissen wir, was es bedeutet, wenn
jemand ein „Techtelmechtel“ hat, also eine Beziehung im Geheimen unterhält.
Takhlith תכלית = Zweck, zweckmäßiges Handeln; deshalb reden wir „Tacheles“, also Klartext.
Michael Franz
