Das 3. Buch Mose – die Reise der Wolke
Das 3. Buch Mose – die Reise der Wolke
Vorletzte Woche haben wir mit dem 3. Buch Mose (Wajjikra) begonnen.
Logischerweise ist das 3. Buch zwischen dem 2. und dem 4. Buch Mose eingebunden. Im 1. und 2. Buch Mose finden wir viele Erzählungen – über Adam und Eva, Kain und Abel, Noah und der Arche, Turmbau zu Babel, Abraham, Isaak und Jakob, Jakobs Flucht nach und aus Haran, Josef, die Sklaverei und der Auszug aus Ägypten und die große Begegnung mit YHWH am Berg Sinai.
Wir werden noch im 2. Buch Mose mit Gesetzen konfrontiert, wie in der Parashat Mischpatim. Und jetzt haben wir im 3. Buch Mose fast nur Gesetze und es gibt keine Erzählungen. Warum?
Das 3.Buch Mose beginnt mit folgenden Versen: „Und YHWH rief Mose und redete mit ihm aus der Stiftshütte und sprach … „ (1. Mose 1,1) Was dann folgt ist eine lange Liste der Opfer, auf die ich jetzt nicht eingehen möchte.
Wie ist dieser Abschnitt, in dem YHWH Mose aus dem Zelt der Versammlung zuruft, mit der letzten Geschichte im 2. Buch Mose verbunden? Wir gehen zurück zum 2. Buch Mose, 40,34: „Da bedeckte die Wolke die Stiftshütte, und die Herrlichkeit YHWHs erfüllte die Wohnung.“
Die Herrlichkeit YHWHs kommt in dieser Wolke auf die Stiftshütte.
Diese Wolke auf der Stiftshütte erinnert uns an eine andere Wolke, natürlich an die Wolke auf dem Berg Sinai, auf den YHWH herniedergekommen war: „Als nun der dritte Tag kam und es Morgen ward, da erhob sich ein Donnern und Blitzen und eine dichte Wolke auf dem Berge und der Ton einer sehr starken Posaune.“ (2. Mose 19,16). YHWH selber kam in der Wolke herunter.
Und jetzt im 2. Buch Mose erscheint die Wolke, die einst auf der majestätischen Kulisse der Schöpfung YHWHs, dem Berg Sinai, ruhte, um auf einer von Menschen geschaffenen Struktur zu ruhen. Die Wolke kommt ganz herunter auf das Zelt der Begegnung.
Letztendlich wird sich die Wolke gewissermaßen zwischen den beiden Cherubim der Arche niederlassen. Dies ist die Reise der Wolke und die Herrlichkeit YHWHs erfüllte die Stiftshütte.
Und Mose konnte wegen der Herrlichkeit der Wolke nicht in die Stiftshütte hineingehen: „Und Mose konnte nicht in die Stiftshütte hineingehen, weil die Wolke darauf ruhte und die Herrlichkeit YHWHs die Wohnung erfüllte.“ (2. Mose 40,35) Und der letzte Vers des 2. Buch Moses ist, dass die Wolke YHWHs am Tag über der Wohnung sein würde und in der Nacht die Form einer Feuersäule annehmen würde, solange die Wanderung währte. (2. Mose 40,38)
Die Funktion der Wolke signalisiert die Reise Israels. Wir erwarten zu hören, dass die Wolke aufsteigt und erzählt wird, wie die Kinder Israels durch die Wüste reisen.
Und dann kommt der Übergang von 2. Mose zum 3. Buch Mose Und wo ist Moses? Wenn wir uns das Ende des 2. Buch Moses ansehen, ist er außerhalb des Zeltes der Versammlung und da ist er immer noch zu Beginn des 3. Buch Moses. Und im 3. Buch Mose stellt man etwas Merkwürdiges fest: Die Kinder Israels reisen nicht, wie man es nach der Ankündigung erwarten würde. Sie bleiben während des gesamten Buches an einem Ort. Am Ende des 3. Buch Moses im Kapitel 26,46 erfahren wir, dass sie immer noch am Berg Sinai sind: „Dies sind die Satzungen und Rechte und Gesetze, die YHWH zwischen sich und den Israeliten aufgerichtet hat auf dem Berge Sinai durch die Hand des Mose.“
Die Wolke würde nur steigen, wenn das Volk bereit wäre zu reisen. Aber die Wolke steigt nicht. Warum?
Wir haben hier eine veränderte Realitätsstruktur für die Israeliten. YHWH ist jetzt nicht mehr oben auf dem Berg Sinai, sondern mitten im Lager und die Israeliten mussten sich mit dieser Realität auseinandersetzen. Es wird eine ganze Reihe von anderen Regeln geben, wie man inmitten des Lagers mit YHWH zusammenleben kann. Sie mussten wissen, wie sie mit YHWH auskommen konnten.
Es ist im 3. Buch Mose von den Opfern die Rede, aber es gibt viele Gesetze über Unreinheit, Reinheit und rituelle Reinheit. Die Israeliten mussten dies jetzt wissen, jetzt, wo YHWH mitten unter ihnen war. Denn YHWHs Gegenwart kann Unreinheit nicht erleiden.
Es wird wirklich der Kontext beschrieben, wie wir mit YHWH zusammenleben können. Es ging zunächst nicht ums Reisen, sondern darum, wie sie sich mit YHWH verbinden konnten.
Was sind die Grundregeln für die Aufrechterhaltung dieser Beziehung zwischen YHWH und ihnen und untereinander? Das bedeutet, dass auch wir dem 3. Buch Mose viel Aufmerksamkeit schenken sollten.
Mit jemandem zusammen zu leben, bringt gewisse Einschränkungen der individuellen Freiheit mit sich.
Eine der Besonderheiten von Wajjikra ist die Tatsache, dass so wenig von den Unterweisungen für den menschlichen Verstand sinnvoll sind. Bei diesen Einschränkungen geht es um Fragen von Heiligkeit und Reinheit und Unreinheit, die grundsätzlich keine menschlichen Konzepte sind.
Das sind göttliche Konzepte, aber das ist in Ordnung, denn wir müssen uns darauf einstellen, mit Gott zu leben, der nicht menschlich ist.
Um sich darauf einzustellen, mit einem anderen zusammenzuleben, muss man einfühlsam sein, wie es für sie aussieht, indem man sich an Gesetze hält, die für uns vielleicht nicht sinnvoll sind, aber es ist die Art und Weise, wie wir einem göttlichen Wesen entgegenkommen können.
Im Neuen Testament überschattete auf dem Berg der Verklärung eine Wolke die Anwesenden und „eine Stimme erging aus der Wolke, die sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört” (Lk 9,34.35). Bei der Himmelfahrt nahm ihn eine Wolke auf, von ihren Augen weg (Apg 1,9). Bei der Entrückung werden die toten und die lebenden Heiligen in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft entrückt (1. Thes 4,17). Wenn er auf die Erde wiederkommt, wird er in einer Wolke kommen (Lk 21,27; Off 1,7). In der Zukunft wird einer „gleich dem Sohn des Menschen” auf einer „weißen Wolke” sitzen und das Gericht über die Erde ausführen (Off 14,14-16). Der mächtige Gott, der ein für Menschen unzugängliches Licht bewohnt, offenbarte seine Gegenwart, durch Wolken verschleiert.
Emuna
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