Rosch Chodesch (Teil 2) – Wie halten wir den Neumond?
Im ersten Teil dieser Reihe haben wir uns mit dem Geheimnis des Neumonds beschäftigt. Wir haben gesehen, dass der Neumondstag den Charakter eines Feiertages hat, auch wenn er nicht explizit arbeitsfrei zu halten ist. Es gab spezielle Opfer am Tempel, die sonst nur zu den Frühjahrsfesten dargebracht wurden und das Volk war eingeladen JHWH an diesem Tag in besonderer Weise anzubeten. Außerdem schien der König zu einem Festmahl zu laden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der König der Könige Jeschua zu einem monatlichen Mahl am Baum des Lebens laden wird, wenn Er zukünftig die Erde regiert.
Dies alles ist Teil des geistlichen Hintergrunds zu Rosch Chodesch. Doch wie können wir heute, wo wir keinen Tempel in Jerusalem haben, den Neumond feiern?
Auch der Apostel Paulus weist in seinem Brief an die Kolosser Gemeinde ausdrücklich auf den Neumond hin:
So lasst euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate, die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber der Messias das Wesen hat. (Kolosser 2,16-17)
Paulus ermutigt die Kolosser Gemeinde, den Neumond zu halten, da er doch ein Festtag ist, der auf die zukünftigen Dinge in Messias hinweist. Nun ist nicht davon auszugehen, dass die Kolosser Geschwister jeden Monat nach Jerusalem gekommen sind. Wie könnten sie also den Neumond gehalten haben?
Im Folgenden möchte ich einige Möglichkeiten und Anregungen bieten, wie der Neumond gefeiert werden kann. Wie bei allen anderen Festen auch, haben wir einen groben Rahmen aus der Schrift gegeben. Um diesen Rahmen auszufüllen, gibt uns JHWH aber einen gewissen individuellen Spielraum. Anders ausgedrückt: Die Neumondsversammlungen unterschiedlicher Gemeinschaften, werden wahrscheinlich auch ganz unterschiedlich aussehen.
Das Blasen des Schofars
Stoßt am Neumond in das Horn, am Vollmond, zum Tag unseres Festes! (Psalm 81,4)
Viel wird und wurde über obigen Vers geschrieben. Handelt es sich bei dem genannten Neumond um Jom Teruah, was das einzige Fest ist, welches an einem Neumond stattfindet und an dem uns das Blasen des Schofars geboten ist (Vgl. 3. Mose 23,24)? Wäre es dann überhaupt auf den Rosch Chodesch anwendbar?
Richtig ist, dass uns in der Torah nicht geboten wird, das Schofar am Neumond zu blasen.
Dennoch glaube ich, dass wir nicht sündigen, wenn wir an Beginn eines jeden Rosch Chodesch das Schofar blasen. Die Torah sagt uns, dass an Rosch Chodesch die beiden silbernen Trompeten von den Priestern geblasen wurden (Vgl. 4. Mose 10,10). Wenn dies als Signalton durch die Priester verstanden werden kann, der den Monatsbeginn ankündigte, warum sollten wir dann kein Signal geben? Die silbernen Trompeten waren den levitischen Priestern am Tempel vorbehalten. Doch sind wir nicht auch Priester nach der Ordnung Melchisedeks (Vgl. 1. Petrus 2,5)? Und spricht das Psalmwort nicht vom Schofarblasen am Neumond?
Wie wird Rosch Chodesch zu einem besonderen Tag?
Prinzipiell glaube ich, dass es eine gute Idee ist, an Rosch Chodesch so wenig wie möglich zu arbeiten oder den Tag sogar ganz frei zu planen. Ein arbeitsfreier oder zumindest entschleunigter Tag, ist etwas Besonderes in unserer hektischen und geschäftigen Welt. JHWH wusste das und hat uns für Seine Festtage geboten, an ihnen nicht zu arbeiten. Für Rosch Chodesch gibt es dieses Gebot nicht im Speziellen, doch haben wir gesehen, dass es von Israel damals möglicherweise so verstanden wurde (Vgl. Amos 8,5).
Sollte ein ganz arbeitsfreier Tag nicht möglich sein, so bietet es sich doch zumindest an, sich, wo möglich, mit Glaubensgeschwistern oder in der Familie zu treffen. Eine spezielle gemeinschaftliche Anbetungs- oder Andachtszeit können wir durch die Opfer am Tempel durchaus erkennen (Vgl. 4. Mose 28,11-15). Somit dürfen wir JHWH an diesem Tag einen besonderen Raum einrichten, an dem wir eine besondere Gemeinschaft mit Ihm haben können.
Warum auch nicht ein gemeinsames Mahl halten? Wenn Rosch Chodesch der Tag ist, an dem wir vom Baum des Lebens speisen sollen, warum das nicht schon einmal üben? Ein besonderes Essen in guter Gemeinschaft macht den Tag gleich viel feierlicher.
Die Gebete
Ein wesentlicher Teil des Neumonds sind aus meiner Sicht die Gebete, die wir vor unseren himmlischen Vater bringen. Rosch Chodesch ist der Tag, an dem ein alter Monat zu Ende geht und ein neuer beginnt. Ein jeder Monat – im Hebräischen chodesch – steht für eine Periode der Erneuerung.
Wir haben also viele Gründe JHWH für Seine erneuernden Werke an uns zu danken und Ihm den nächsten Zyklus, also den nächsten Monat zu weihen. Dies darf Ausdruck in unseren persönlichen Gebeten finden.
Nachfolgend findet ihr noch einen Gebetsvorschlag angelehnt an ein sidurales Neumondgebet, welches in Gruppe oder auch allein gebetet werden kann.
[Danke Allmächtiger, Schöpfer des Himmels und der Erde, dass du uns so gesegnet hast, dass wir dich kennen dürfen und du uns ins Leben gerufen hast. Danke für deine Bewahrung und deine Segnungen bis zum heutigen Moment.] Es sei Dein Wille, JHWH, unser Gott und Gott unserer Väter, diesen Monat zum Guten und zum Segen zu erneuern. Gib uns ein langes Leben, ein Leben des Friedens, ein Leben des Guten, ein Leben des Segens, ein Leben des Auskommens, ein Leben der Stärkung der Glieder, ein Leben voller Ehrfurcht vor Gott und Furcht vor der Sünde, ein Leben ohne Scham und Schande, ein Leben des Reichtums und der Ehre, ein Leben erfüllt von Liebe zur Torah und Ehrfurcht [und Liebe] zu Gott, ein Leben in welchem all unsere Herzenswünsche [mit deinen Wünschen und Wegen übereinstimmen und] zum Guten erfüllt werden.
Amen!
Sela
Wer unseren Vätern Wunder getan und sie aus der Knechtschaft in die Freiheit erlöst hat, Er erlöse uns bald und sammle unsere Verstoßenen von den vier Enden der Erde; vereint sei ganz Israel, und wir sagen: Amen!
Über dieses Gebet hinaus bieten die Psalmen viele Anregungen, wie wir vor den Vater treten können.
Zusammenfassung
Oben genannte Punkte sind nur eine Auswahl an Möglichkeiten, wie wir den Neumond halten und zu einem besonderen Tag werden lassen können, an dem wir in Gemeinschaft mit Jeschua und dem Vater treten können.
Rosch Chodesch ist eine Einladung des Königs der Könige an uns mit Ihm gemeinsam vom Baum des Lebens zu speisen. Ich wünsche euch allen viel Freude und Segen beim Halten und Feiern des biblischen Monatsbeginns.
Im letzten Teil dieser Reihe werden wir noch einen Blick auf die verschiedenen Kalendersysteme werfen und sie in den biblischen Kontext einordnen, sodass hoffentlich jeder von uns in der Lage ist, eine gute Entscheidung bezüglich eines Kalendersystems und dem Zeitpunkt des Neumonds zu treffen.
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Mariusz86
2. Februar 2018 @ 22:15
Shabbat Shalom Naphtali,
danke für diesen Beitrag., kannst du uns auf den laufenden halten wann genau Rosh Chodesch dann ist ?
Ich schau mir gleich noch den 3 teil zu diesem Thema, an.
Shalom und Segen des Herrn.
Grüße
Mariusz
Naphtali
4. Februar 2018 @ 15:24
Lieber Mariusz,
in Teil drei nehme ich Bezug auf den Zeitpunkt von Rosch Chodesch.
Liebe Grüße
Naphtali
Monika
1. August 2022 @ 11:58
Shalom Naphtali
Vielen Dank für deine informativen und sehr gut zu verstehenden Beiträge.
Wie spricht man eigentlich JHWH oder YHWH aus?
Viele Grüße
Monika
Naphtali
27. August 2022 @ 20:04
Hallo Monika,
danke für Dein Feedback. Zum Thema der Aussprache gibt es keine eindeutige Antwort. Laut der modernen hebräischen Voklalisierung würde man Jehova sagen. Doch ob Mose den Namen auch so ausgesprochen hat, weiß niemand.
Liebe Grüße
Naphtali