Hebräisches Leben in Babylon (Teil 4) – Jeremia 29
Der babylonische König Nebukadnezar ließ die Juden in drei Etappen nach Babylon bringen. In der ersten Etappe führte er einige Juden unter der Königsherrschaft von Jojakim nach Babel (Vgl. 2. Chronik 36,5-8). Es blieb ein Überrest im Land, welcher für die folgenden drei Monate und zehn Tage durch den König Jojachin, welcher auch Jechonja hieß, regiert wurde. In der zweiten Welle der Wegführung nach Babel, wurde auch dieser König mit weiteren Hebräern verschleppt (Vgl. 2. Chronik 36,9-10).
Der letzte jüdische König hieß Zedekia und regierte noch 11 Jahre bis auch er von Nebukadnezar nach Babylon geholt wurde (Vgl. Jeremia 39,7).
Doch in der Regierungszeit Zedekias, in welcher das jüdische Volk in zwei Teile geteilt war – ein Teil lebte in Babylon, der andere noch in Israel – schreib Jeremia einen Brief, welcher die Juden in Babylon erbauen sollte. In diesem Brief gab Jeremia eine Offenbarung Gottes weiter, die Er direkt an die Hebräer richtete, die in dieser Zeit in Babylon lebten.
Zwar war dieser Brief für die damalige Generation bestimmt, doch enthält er ewig gültige Wahrheiten für alle im Exil lebenden Hebräer. Deshalb wollen wir uns diesen Brief etwas genauer ansehen und schauen, welche Prinzipien wir insbesondere für unser babylonisches Exil daraus erkennen können.
So spricht YHWH der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Weggeführten, die Ich von Jerusalem nach Babel weggeführt habe: Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; nehmt Frauen und zeugt Söhne und Töchter; und nehmt Frauen für eure Söhne, und eure Töchter gebt Männern zur Frau, damit sie Söhne und Töchter gebären, damit ihr euch dort mehrt und eure Zahl nicht abnimmt! (Jeremia 29,4-6)
Auch wenn Hebräer sich im Exil in Babylon befinden, sollen sie ihr Leben darin führen. Häuser zu bauen, Weingärten anzulegen oder zu heiraten und Familien zu gründen, spricht eine eindeutige Sprache. Für die Zeit, in der YHWH sein Volk nach Babylon geführt hat, soll dieses Volk sich dort auch sesshaft machen.
Es versteht sich von selbst, dass kein Hebräer eine Frau nehmen soll, die ihn zu anderen Göttern führen würde. Und auch keine hebräische Frau an einen babylonischen Götzendiener gegeben werden soll. Israel soll seinen heiligen Charakter in Mitten Babylons nicht verlieren. Es soll als Gottes Volk weiter bestehen.
Dies beinhaltet auch, dass die hebräischen Gemeinschaften in Babylon weiterhin durch die Torah bestimmt sein sollen. Die Rückkehr zur Torah und den Geboten Gottes ist schließlich auch die einzige Möglichkeit zur Rückkehr aus dem Exil (Vgl. 5. Mose 30,1-3).
Und sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zu YHWH; denn in ihrem Frieden werdet auch ihr Frieden haben! (Jeremia 29,7)
Des Weiteren ist den Hebräern in Babylon aufgetragen, den Frieden der Stadt zu suchen, in welche sie weggeführt wurden. Doch was heißt das? Wie sucht man den Frieden einer Stadt?
Jeschua sagte einmal zu seinen Jüngern:
Frieden hinterlasse Ich euch; meinen Frieden gebe Ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe Ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht! (Johannes 14,27)
Jeschua stellte in dieser Aussage unmissverständlich fest, dass Er einen Frieden zu bieten habe, der sich von dem Frieden der Welt deutlich unterscheide. Doch worin besteht dieser Frieden? Wodurch ist er gekennzeichnet?
In der hebräischen Sprache heißt Frieden שׁלום (Schalom). Die hebräische Wurzel שׁלמ (schalam) bedeutet soviel wie etwas wiederherstellen oder komplettieren. Unten ist ein Beispielvers dazu aufgeführt.
Wenn jemand ein Rind stiehlt oder ein Schaf und es schlachtet oder verkauft, so soll er fünf Rinder für eines erstatten [שׁלמ] und vier Schafe für eines. (2. Mose 21,37)
Durch das Erstatten des gestohlenen Tieres um ein Vielfaches des Ausgangswertes, soll der Ursprungszustand nicht nur wiederhergestellt werden, er soll noch besser werden als zuvor. Auf uns übertragen können wir festhalten: In Jeschua werden wir durch seinen Geist in unseren Ursprungszustand – dem Ebenbild Gottes – wiederhergestellt. Wir gelangen in unsere Bestimmung zurück und haben darin Frieden. Dieser Frieden ist weit besser als der Ausgangspunkt einer verlorenen Seele, von dem wir in der Welt gestartet sind.
Was hat das nun mit dem Frieden einer Stadt zu tun?
Jeschua sagte, dass dieser Frieden, der in uns ist, auch auf andere kommen kann.
Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so grüßt es [mit dem Friedensgruß]. Und wenn das Haus es wert ist, so komme euer Friede über dasselbe. Ist es aber dessen nicht wert, so soll euer Friede wieder zu euch zurückkehren. (Matthäus 10,12-13)
Das Betreten eines Hauses hinterlässt, bei entsprechender Offenheit des Hausherrn, bereits den Frieden Jeschuas in diesem Haus, wenn der Gast Ihn in sich trägt. Doch mit welchem Anliegen sollte der Gast in das Haus kommen?
Geht aber hin, verkündigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen! Heilt Kranke, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es! (Matthäus 10,7-8)
Wenn wir als Träger der Herrlichkeit Jeschuas uns mit dem Anliegen durch unsere Städte bewegen, das Evangelium vom Reich Gottes zu verkünden, Kranke zu heilen, Aussätzige zu reinigen oder Dämonen auszutreiben – oder kurz gesagt: Den Ursprungszustand verlorener Seelen wiederherzustellen – dann wird der Frieden Jeschuas über diese Stadt kommen. Das Reich Gottes wird in dieser Stadt erlebbar.
Wenn wir also damit beschäftigt sind, das Reich Gottes auszuweiten, dann drängen wir Babylon zurück und nehmen Land für unseren König ein. Wie sonst sollte auch Frieden in eine Stadt einkehren, wenn nicht der Friedefürst darüber herrscht (Vgl. Jesaja 9,5)?
Insofern ist der Brief Jeremias an die Juden in Babylon auch ein direkter Auftrag an uns, dass Reich Gottes in die Welt zu tragen.
Und wenn wir diesen Auftrag ernst nehmen, so hat YHWH uns wie den Juden damals verheißen, dass Er unser Exil wenden und uns nach Hause zurück bringen wird:
Denn Ich weiß, was für Gedanken Ich über euch habe, spricht YHWH, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben. Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir flehen, und Ich will euch erhören; ja, ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir verlangen werdet; und Ich werde mich von euch finden lassen, spricht YHWH. Und Ich werde euer Geschick wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, zu denen Ich euch verstoßen habe, spricht YHWH; und Ich werde euch wieder an den Ort zurückbringen, von dem Ich euch weggeführt habe. (Jeremia 29,11-14)
Sind wir also bereit, Babylon die Stirn zu bieten und Land für das Reich Gottes einzunehmen?
Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/mesopotamien-l%C3%B6we-babylon-fliese-2189138/ (Bild wurde bearbeitet)
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