Hebräisches Leben in Babylon (Teil 3) – Daniel 6
Im zweiten Teil dieser Reihe haben wir gesehen, wie die drei hebräischen Männer Hananja, Asarja und Mischael einem babylonischem Gesetz trotzten, um ihrem Gott treu zu bleiben. Sie weigerten sich, dem goldenen Standbild des Königs Nebukadnezar zu huldigen und vor ihm niederzufallen. Sie blieben standhaft und veränderten durch ihren Gehorsam zu YHWH die Atmosphäre in Babylon.
Doch nicht nur Hananja, Asarja und Mischael bewiesen diesen Mut in Babylon. Auch Daniel selbst lässt sich in die Reihe der babylonischen Glaubenshelden einreihen. Und genau als dieser Glaubensheld wurde Daniel schon zu seinen Lebzeiten gehalten. Sein Zeitgenosse Hesekiel notierte:
Oder wenn ich die Pest in dieses Land senden und meinen grimmigen Zorn mit Blut darüber ausgießen würde, dass ich Menschen und Vieh daraus vertilgte, und Noah, Daniel und Hiob wären darin: So wahr ich lebe, spricht GOTT, der Herr, sie könnten weder Sohn noch Tochter retten, sondern sie würden durch ihre Gerechtigkeit [nur] ihre eigene Seele retten! (Hesekiel 14,19-20)
Diesen Daniel und sein Verhalten wollen wir uns in diesem Teil etwas genauer ansehen. Wir werden sehen, wie er auf ein Gesetz in Babylon reagierte, welches die Anbetung YHWH’s unter Strafe stellte. Und wir werden konkrete Prinzipien für unser Leben im endzeitlichen Babylon aus Daniels Handeln ableiten.
Es waren viele Jahre seit Daniels Ankunft in Babylon vergangen. Bereits damals als junger Mann hatte er seine Standhaftigkeit im Glauben bewiesen. Und diese Eigenschaft verlor er auch im Alter nicht.
Als Babylon durch das Medo-Persische Reich fiel, übernahm Darius die Regierungsgeschäfte im ehemaligen Babylon. Kein aufstrebendes Weltreich kann von einer Person allein regiert werden, sondern es braucht viele Staatsbedienstete in unterschiedlichen hierarchischen Ebenen, um ein so großes Reich wie es das Medo-Perische war, zu führen.
Darius aber befand es für gut, 120 Satrapen über das Reich zu setzen, die im ganzen Reich [verteilt] sein sollten, und über diese drei Minister, von denen Daniel einer war; diesen sollten jene Satrapen Rechenschaft ablegen, damit der König keinen Schaden erleide. (Daniel 6,2-3)
120 Satrapen sollten also unter der Aufsicht von drei Ministern in den einzelnen Provinzen die Regierungsgeschäfte führen.
Da sich nun dieser Daniel vor allen Ministern und Satrapen auszeichnete, weil ein so vortrefflicher Geist in ihm war, so nahm sich der König vor, ihn über das ganze Reich zu setzen. (Daniel 6,4)
Daniel unterschied sich von den anderen beiden Ministern. Er war durch den Geist Gottes geleitet und damit ein rechtschaffener Mann. Dem König Darius musste dies gefallen, wusste er doch, dass Daniel ihn nicht betrügen und auch keinen Betrug unter seinen Satrapen und Ministern dulden würde. Konnte Darius eine bessere Wahl für seinen obersten Minister treffen als einen rechtschaffenen Mann wie Daniel in dieses Amt zu setzen?
Da suchten die Minister und Satrapen eine Anklage gegen Daniel zu finden im Hinblick auf die Regierungsgeschäfte; aber sie konnten keine Schuld oder irgendetwas Nachteiliges finden, weil er treu war und keine Nachlässigkeit noch irgendein Vergehen bei ihm gefunden werden konnte. Da sprachen jene Männer: Wir werden gegen diesen Daniel keinen Anklagegrund finden, es sei denn im Gesetz seines Gottes! (Daniel 6,5-6)
Mit Rechtschaffenheit schienen es die anderen Staatsbediensteten nicht so genau zu nehmen. Ein Minister der Betrug und Korruption nicht billigen würde, passte ihnen ganz bestimmt nicht. Sie störten sich an der Personalentscheidung ihres Königs und versuchten Daniel aus seinem Amt heraus zu putschen. Doch fanden sie nichts, was er sich in seinem Amt zu schulden kommen ließ.
Obwohl Babylon ein ganz anderes Rechtsverständnis hatte als es Daniel von seinem Gott her kannte, blieb er dennoch unbescholten. Soweit die Gesetze Babylons seine Freiheit im Messias, welche durch die Torah verbrieft war, nicht berührten, konnte gegen ihn keinen Anklage gefunden werden.
Seine Feinde erkannten, dass Daniel nur durch ein Gesetz, welches der Torah widersprechen würde, aufzuhalten wäre. Und genau das ist der Geist hinter Babylon – insbesondere dem endzeitlichen Babylon. Es heißt über den Herrscher dieses endzeitlichen Babylons:
Und er wird [freche] Reden gegen den Höchsten führen und die Heiligen des Allerhöchsten aufreiben, und er wird danach trachten, Zeiten und Gesetz zu ändern; und sie werden in seine Gewalt gegeben für eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. (Daniel 7,25)
Babylons Herrscher werden versuchen, Gottes Volk durch Gesetze einzuschüchtern, die im krassen Gegensatz zur Torah stehen. So geschah es auch in Daniels Zeit.
Darauf bestürmten jene Fürsten und Satrapen den König und sprachen: König Darius, mögest du ewig leben! Sämtliche Minister des Königreichs, die Vorsteher und Satrapen, die Räte und die Statthalter erachten es für ratsam, dass eine königliche Verordnung aufgestellt und ein Verbot erlassen werde, wonach jeder, der innerhalb von 30 Tagen irgendeine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet, außer an dich allein, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll. Daraufhin unterschrieb der König das Edikt und Verbot. (Daniel 6,7-8.10)
König Darius ließ sich hinreißen, ein Gesetz zu unterschreiben, welches das Gebet generell unter Todesstrafe stellte, es sei denn, dieses Gebet war an den König selbst gerichtet. Er durchschaute den Plan seiner Berater nicht, dass es ihnen dabei nur um die Eliminierung Daniels ging.
Und wie reagierte Daniel darauf?
Als nun Daniel erfuhr, dass das Edikt unterschrieben war, ging er hinauf in sein Haus, wo er in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin hatte, und er fiel dreimal am Tag auf die Knie nieder und betete und dankte vor seinem Gott, ganz wie er es zuvor immer getan hatte. (Daniel 6,11)
Daniel wich keinen Schritt von der Anbetung seines Gottes ab. Er vernahm das Gesetz wohl, ließ sich aber nicht einschüchtern und bleib bei seiner gewohnten Praxis, dreimal täglich zu YHWH zu beten. Daniel nahm es erneut in Kauf, sein Leben verlieren zu können, um seinem Gott treu zu bleiben.
Daniels Feinde lagen bereist auf der Lauer und warteten nur darauf, ihn den Löwen übergeben zu kennen.
Da stürmten jene Männer herein und fanden Daniel bittend und flehend vor seinem Gott. Sogleich erschienen sie vor dem König und brachten das königliche Verbot zur Sprache: Hast du nicht ein Verbot unterschrieben, wonach jeder, der innerhalb von 30 Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet, außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll? Der König antwortete und sprach: Die Sache steht fest nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unwiderruflich ist! (Daniel 6,12-13)
Wir wissen, dass Daniel aus der Löwengrube errettet wurde. Und wir wissen auch, dass seine Standhaftigkeit erneut große Auswirkungen auf das Medo-Persische Reich hatte.
Darauf schrieb der König Darius an alle Völker, Stämme und Sprachen, die im ganzen Land wohnten: »Euer Friede nehme zu! Es ist von mir ein Befehl erlassen worden, dass man sich im ganzen Bereich meiner Herrschaft vor dem Gott Daniels fürchten und scheuen soll; denn er ist der lebendige Gott, welcher in Ewigkeit bleibt, und sein Königreich wird nie zugrunde gehen, und seine Herrschaft hat kein Ende. Er errettet und befreit, er tut Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden; er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet!« (Daniel 6,26-28)
Erneut war es die Standhaftigkeit eines Hebräers, welche Babylon den Schöpfer von Himmel und Erde offenbarte. Nur durch den Mut Daniels konnten Darius und alle Einwohner Babylons die Allmacht YHWH’s erkennen. An Daniel konnte sich Gott verherrlichen, weil er Ihm auch in Lebensgefahr noch treu blieb.
Erneut wirft dies die Frage für uns auf, wo wir persönlich stehen, wenn sich die Gesetzeslage noch weiter verschärfen und der Glaube an den einzig wahren Gott lebensgefährlich wird. Sind wir bereit, Babylon zu trotzen, uns nicht beirren zu lassen und für das Reich Gottes einzustehen?
Diese Standhaftigkeit, wie sie Daniel vorlebte, taucht wohl selten einfach über Nacht auf. Sie entwickelt sich durch das Eintreten für Gott auch in scheinbar kleinen Bereichen in unserem Alltag und unserem sozialen Umfeld. Es wird unausweichlich sein, unsere Standhaftigkeit für YHWH zu trainieren, um in Babylon zu überleben.
Lasst uns also jede Möglichkeit ergreifen, die Gott uns schenkt, unsere Entschlossenheit und innere Willenskraft im Kampf für den Glauben (Vgl. Judas 3) zu stärken, auf das Babylon keine Chance hat, uns zu vereinnahmen! Lasst uns mutig unseren Glauben bekennen, auch wenn es uns etwas ksoten wird! YHWH wird uns dabei nicht allein lassen und uns letztlich für unsere Treue Ihm gegenüber belohnen.
Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/mesopotamien-l%C3%B6we-babylon-fliese-2189138/
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