Hebräisches Leben in Babylon (Teil 2) – Daniel 3
Im ersten Teil dieser Reihe haben wir uns Daniels Ankunft in Babylon angesehen. Daniel war aus königlichem Geschlecht und von Nebukadnezar dazu auserkoren für ein Amt an seinem Hof ausgebildet zu werden. Das Problem war nur, dass Dinge, die Babylon für wertvoll erachtete, für einen Hebräer wie Daniel ein Gräuel darstellen konnten.
Und so fasste sich Daniel ein Herz, als er mit den edelsten Speisen aus Babylon versorgt werden sollte und stand für die Gebote seines Gottes ein. Es ist anzunehmen, dass Gott viele Dinge, die Daniel serviert wurden, gar nicht als Speise definiert hatte.
Daniel wollte sich nicht durch Babylon verunreinigen lassen und bat um eine Alternative. YHWH gewährte seine Bitte und sorgte sogar dafür, dass Daniel weiser als alle babylonischen Berater des Königs erschien.
Doch nicht nur Daniel war ein Jude aus königlichem Geschlecht, der in Babylon lebte.
Unter ihnen waren von den Judäern Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja. (Daniel 1,6)
Hananja, Mischael und Asarja begegnen wir in einer anderen Geschichte wieder, die im Fokus unserer weiteren Betrachtung stehen soll.
Der König Nebukadnezar hatte ein neues Projekt. Er ließ ein Standbild errichten und verband mit diesem Bild ein ganzes Anbetungsritual.
Der König Nebukadnezar ließ ein goldenes Standbild anfertigen, 60 Ellen hoch und 6 Ellen breit, das stellte er in der Ebene Dura in der Provinz Babel auf. Und der König Nebukadnezar ließ die Satrapen, Vorsteher und Statthalter versammeln, die Räte, Hofschatzmeister, Richter und Gerichtsbeamten samt allen Provinzvorstehern, damit sie zur Einweihung des Bildes kämen, das der König Nebukadnezar aufgestellt hatte. Sobald nun die Satrapen, Vorsteher und Statthalter, die Räte, Hofschatzmeister, Richter und Gerichtsbeamten samt allen Provinzvorstehern zur Einweihung des Bildes versammelt waren, das der König Nebukadnezar aufgestellt hatte, und vor dem Bild standen, das Nebukadnezar aufgestellt hatte, da rief der Herold mit gewaltiger Stimme: Das lasst euch gesagt sein, ihr Völker, Stämme und Sprachen: Sobald ihr den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Lauten, Harfen, Sackpfeifen und aller Arten von Musik hören werdet, sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten, das der König Nebukadnezar aufgestellt hat! Wer aber nicht niederfällt und anbetet, der soll augenblicklich in den glühenden Feuerofen geworfen werden! (Daniel 3,1-6)
Nachdem das Bild Nebukadnezars fertiggestellt war, ließ er alle Regierungsbeamten seines Reiches herzutreten und klärte sie darüber auf, welches Gesetz ab sofort in Babylon gelten sollte. Diese Regierungsbeamten waren diejenigen, die darüber wachen sollten, dass sein Gesetz auch wirklich umgesetzt wurde. Wer sich weigerte, sollte in den Feuerofen geworfen werden.
Somit war jedem der Versammelten klar, dass ihr Leben auf dem Spiel stand, sollten sie der Anweisung des Königs nicht Folge leisten bzw. jemanden decken, der dies nicht tat.
Und worin bestand nun das Gesetz? Wann immer eine bestimmte Musik ertönte, sollte jeder im ganzen Reich niederfallen und dem König, dem selbsternannten Gott Babylons, huldigen.
Wir wollen uns das einen Moment vorstellen. Egal in welcher Alltagssituation sich die Einwohner Babylons gerade befanden, beim Einkauf auf dem Markt, am Arbeitsplatz oder zum Umtrunk in einem Gasthaus, wann immer die Musik ertönte, sollte jeder auf sein Angesicht fallen und Nebukadnezar so seine Anbetung demonstrieren.
Mit diesem Gesetz war es nun wirklich nicht schwer, diejenigen herauszufiltern, die Nebukadnezar nicht als ihren Gott ansahen. Diese bleiben dann nämlich einfach stehen und fielen dadurch sofort auf.
Das Buch der Offenbarung spricht von einer Hure Babylon, welche auf einem Tier reitet (Vgl. Offenbarung 17,1-7). Dieses endzeitliche Tier stellt ein Reich dar, dessen Anbetung unter anderem durch ein Bild und Malzeichen ausgedrückt wird.
Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres einen Geist zu verleihen, sodass das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. Und es bewirkt, dass allen, den Kleinen und den Großen, den Reichen und den Armen, den Freien und den Knechten, ein Malzeichen gegeben wird auf ihre rechte Hand oder auf ihre Stirn, und dass niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, welcher das Malzeichen hat oder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. (Offenbarung 13,15-17)
Die Parallelen des Babylos von Nebukadnezar und des Tieres der Offenbarung sind offensichtlich. Wir sehen erneut in der Erzählung des Standbildes von Nebukadnezar eine Prophetie für das endzeitliche Babylon. Daraus können wir schließen, dass, wer das Malzeichen verweigert wird, auch sofort auffallen und einer gesetzlich legitimierten Verfolgung preisgegeben sein wird.
Wir lernen darin, dass wir als Hebräer, wenn wir wirklich Jeschua, der Wahrheit, folgen, irgendwann an einen Punkt kommen, an dem wir uns von allen Babyloniern abheben. Und dieser Unterschied kann uns das Leben kosten. Diese Situation kann uns durchaus auch jetzt schon treffen, vor der endgültigen Manifestation des Malzeichens.
Doch schauen wir, wie Hananja, Mischael und Asarja reagierten, als sie des Verbrechens angeklagt wurden, das Standbild des Königs nicht angebetet zu haben.
Sadrach, Mesach und Abednego antworteten und sprachen zum König: Nebukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir darauf ein Wort zu erwidern. Wenn es so sein soll — unser Gott, dem wir dienen, kann uns aus dem glühenden Feuerofen erretten, und Er wird uns bestimmt aus deiner Hand erretten, o König! Und auch wenn es nicht so sein soll, so wisse, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und auch das goldene Bild nicht anbeten werden, das du aufgestellt hast! (Daniel 3,16-18)
Sie wussten, dass sie sich gar nicht zu verteidigen brauchten, da sie im Sinne der Anklage nach babylonischem Recht schuldig waren. Was sollten sie da erwidern?
Doch sie wussten auch, dass es eine Rechtsordnung gibt, die der babylonischen übergeordnet ist – das Gesetz Gottes, die Torah. Und dort heißt es:
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern, unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn Ich, YHWH, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die Mich hassen, der aber Gnade erweist an vielen Tausenden, die Mich lieben und Meine Gebote halten. (2. Mose 20,4-6)
Und diesem Gesetz fühlten sie sich verpflichtet, auch wenn sie damit babylonisches Recht brachen. Wenn sie dabei umkommen würden, wäre es gerecht. YHWH würde sie wieder auferwecken. Würden sie gerettet, wäre es auch gerecht und die souveräne Entscheidung Gottes gewesen.
Wir kennen den Ausgang der Geschichte. Die drei jungen Männer wurden in den Feuerofen geworfen, doch kamen völlig unversehrt wieder hinaus.
Da ergriff Nebukadnezar das Wort und sprach: Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Gebot des Königs übertraten und ihre Leiber hingaben, weil sie keinen anderen Gott verehren und anbeten wollten als ihren Gott allein! Und von mir wird eine Verordnung erlassen, dass, wer immer unter allen Völkern, Völkerschaften und Sprachen von dem Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos leichtfertig spricht, in Stücke zerhauen und sein Haus zu einem Misthaufen gemacht werden soll, weil es keinen anderen Gott gibt, der so erretten kann wie dieser! Daraufhin machte der König Sadrach, Mesach und Abednego groß in der Provinz Babel. (Daniel 3,28-30)
Der Mut dieser drei Hebräer aus königlichem Geschlecht veränderte den Lauf der Geschichte und das Klima in Babylon. Plötzlich sollte YHWH per Gesetz geehrt werden. Niemand durfte YHWH spotten oder fluchen. Das war fortan nach babylonischem Gesetz verboten.
Die Standhaftigkeit der Hebräer in Babylon ließ ein babylonisches Gesetz in Kraft treten, welches dem ersten Gebot sehr nahe kam (Vgl. 2. Mose 20,2-3).
Letztlich stellt uns dies vor die Frage, ob wir bereit sind, im Zweifel unser Leben aufs Spiel zu setzen, um YHWH treu zu bleiben? Würden wir es in Kauf nehmen, in dieser Welt kriminalisiert zu werden, weil wir nach den Rechtsordnungen Gottes leben wollen? Letztlich war das das Los unseres Meisters Jeschua. Er wurde als Verbrecher behandelt und hingerichtet, nur weil Er den Willen Seines Vaters tat.
Der Jünger ist nicht über dem Meister, noch der Knecht über seinem Herrn; es ist für den Jünger genug, dass er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausherrn Beelzebul genannt, wie viel mehr seine Hausgenossen! (Matthäus 10,24-25)
Sind wir also bereit, Babylon aufzurütteln, auch wenn es unser Leben kosten könnte? Sind wir bereit aus der Deckung zu gehen und etwas zu riskieren, um Gott zu ehren? Sind wir also echte Hebräer?
Im dritten Teil unsere Reihe werden wir uns eine weitere Situation in Babylon ansehen, die uns anspornen darf, gegen die babylonische Masse zu schwimmen, wenn wir etwas zu Gottes Ehre verändern wollen. Denn dort, wo Gottes Gebote nicht verteidigt werden, herrscht Babylon.
Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/mesopotamien-l%C3%B6we-babylon-fliese-2189138/ (Bild wurde bearbeitet)
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