Feste Feiern im Herbst – 5. Sukkot (Das Laubhüttenfest)
Yom Kippur ist vorüber und sofort geht unser Blick auf die großen Feierlichkeiten des Laubhüttenfests. Fünf Tage der Vorfreude bis zum Start und fünf Tage Zeit um sich noch vorzubereiten.
Doch was gibt es dabei zu beachten?
Sukkot – Das Laubhüttenfest
In der Torah erhalten wir folgende Anweisungen dazu:
3.Mo 23,33-43: Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sprich: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats soll dem Herrn das Laubhüttenfest gefeiert werden, sieben Tage lang. Am ersten Tag ist eine heilige Versammlung; da sollt ihr keine Werktagsarbeit verrichten. Sieben Tage lang sollt ihr dem Herrn ein Feueropfer darbringen; und am achten Tag sollt ihr eine heilige Versammlung halten und dem Herrn ein Feueropfer darbringen; es ist eine Festversammlung; da sollt ihr keine Werktagsarbeit verrichten. […] Ihr sollt aber am ersten Tag Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und Bachweiden, und ihr sollt euch sieben Tage lang freuen vor dem Herrn, eurem Gott. Und so sollt ihr dem Herrn das Fest halten, sieben Tage lang im Jahr. Das soll eine ewige Ordnung sein für eure [künftigen] Geschlechter, dass ihr dieses im siebten Monat feiert. Sieben Tage lang sollt ihr in Laubhütten wohnen; alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen, damit eure Nachkommen wissen, dass ich die Kinder Israels in Laubhütten wohnen ließ, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte; ich, der Herr, bin euer Gott.
4.Mo 29,12+35: Ebenso sollt ihr am fünfzehnten Tag des siebten Monats eine heilige Versammlung halten; da sollt ihr keine Werktagsarbeit verrichten, sondern ihr sollt dem Herrn sieben Tage lang ein Fest feiern. Am achten Tag sollt ihr eine Festversammlung halten; da sollt ihr keine Werktagsarbeit verrichten,
5.Mo 16,13-17: Das Fest der Laubhütten sollst du sieben Tage lang halten, wenn du [den Ertrag] deiner Tenne und deiner Kelter eingesammelt hast. Und du sollst an deinem Fest fröhlich sein, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Knecht und deine Magd und der Levit und der Fremdling und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren sind. Sieben Tage lang sollst du dem Herrn, deinem Gott, das Fest feiern an dem Ort, den der Herr erwählen wird; denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen im ganzen Ertrag [deiner Ernte] und in jedem Werk deiner Hände; darum sollst du von Herzen fröhlich sein. Dreimal im Jahr soll alles männliche Volk bei dir vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird: am Fest der ungesäuerten Brote und am Fest der Wochen und am Fest der Laubhütten. Aber niemand soll mit leeren Händen vor dem Herrn erscheinen, sondern jeder mit dem, was er geben kann, je nach dem Segen, den der Herr, dein Gott, dir gegeben hat.
Dadurch erhalten wir folgende Informationen und Anweisungen, die wir anschließend erläutern:
- Das Laubhüttenfest wird sieben Tage lang gefeiert, aber der erste und der achte (!?) Tag ist ein Feiertag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll.
- Am ersten und achten Tag soll man eine „heilige Versammlung“ haben.
- Alle Einheimischen in Israel (!) sollen sieben Tage lang in Laubhütten wohnen.
- Wir erhalten einen starken Bezug zur Ernte und eine Anweisung, Früchte und Zweige „zu nehmen“.
- Wir sollen fröhlich sein!
- Bezug zum Geben und Bezug zu Jerusalem.
1. Sieben oder Acht?!
Die Anweisungen über die Dauer des Festes wirkt auf dem ersten Blick seltsam. Das Laubhüttenfest soll man sieben Tage lang feiern, aber am achten Tag ist ein Feiertag.
Woher kommt dieser achte Tag?
Wir finden zwei Parallelen dazu:
Zum einen erkennen wir auch bei den Frühjahrsfesten das 7+1-Muster: Sieben Tage lang feiert man Pessach. Doch der „achte Tag“ folgt nicht direkt im Anschluss, sondern erst Wochen später. Es ist Shavuot, das Wochenfest, das man mit dem Omerzählen voller Hoffnung und Freude abzählt und erwartet.
Und zum anderen finden wir 7+1 in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte. An vielen Stellen der Bibel erkennen wir, dass die irdische „normale“ Zeit sieben Jahrtausende lang sein wird.
Doch gibt es auch eine Zeit danach: Der achte Tag. Es wird ein großer Festtag, weil Gott selbst mitten unter den Menschen wohnen wird.
Dann wird ein neues Zeitalter eingeläutet werden – und damit haben wir ein eindrucksvolles Bild für diesen achten Tag des Laubhüttenfests, über den nicht viel gesagt wird. (Genauso finden wir in der Bibel auch nicht viele Verweise auf die Zeit nach dem siebten Jahrtausend. Interessant, oder?)
Aus diesem Grund wird am achten Tag „Simchat Torah“ gefeiert. Ein Tag der Freude über die Torah. Ein neuer Torahzyklus beginnt und damit ein neuer Zeitabschnitt.
Wir erkennen darin einen starken Bezug zum achten Jahrtausend, in dem die Torah vollständig auf unseren Herzen geschrieben sein wird und es keiner Lehre mehr bedarf.
Zurück zu den sieben Tagen von Sukkot: Die Torah sagt, dass der erste Tag ein Festtag ist, während über die restlichen Tage (Tage 2 bis 7) geschwiegen wird. Doch viele versuchen auch in diesen Tagen so wenig wie möglich zu arbeiten.
2. Eine heilige Versammlung
Wie auch Yom Teruah und Yom Kippur ist Sukkot ein Fest, an dem man zusammenkommen soll. Gebete des Danks und der Freude finden hier Ausdruck.
3. Laubhütten
Zwei Dinge fallen bezüglich der Laubhütten auf:
Zum einen gilt die Anweisung, eine Sukka zu bauen, für diejenigen, die in Israel wohnen. Das kann für Gläubige auf der Zugspitze entlastend sein. Doch auch so lädt das Wetter in Deutschland, Schweiz oder Österreich zu dieser Jahreszeit nicht unbedingt dazu ein, draußen zu sitzen. Insofern ist dieser Zusatz für den ein oder anderen erleichternd.
Natürlich gibt es trotzdem einige, die – falls sie die Möglichkeit dazu haben – Laubhütten bauen und darin weilen, auch wenn sie nicht in Israel aufhalten. Doch es gilt nicht als Übertretung der Torah, wenn man außerhalb Israels keine Sukka baut.
In Israel ist es ein Erlebnis diese Zeit mitzuerleben: Restaurants, in Hinterhöfen, auf Parkplätzen,… überall wird gebaut und hergerichtet.
Emuna hat in einem Artikel beschrieben, wie man eine typische Sukka baut.
Des Weiteren wird in den Torah-Versen zur Sukka das Wort „wohnen“ benutzt. Die Frage ist, was man genau unter „wohnen“ versteht. Im Allgemeinen wird gesagt, dass man so viele Mahlzeiten wie möglich darin verbringen soll.
Restaurants mit Sukka sind deshalb in diesen Tagen besonders beliebt.
Das Übernachten in Sukkas wird auch von manchen praktiziert, gilt aber nicht als allzu üblich.
4. Ernte, Früchte und Zweige
Am Laubhüttenfest freuen wir uns auch über den Segen, den wir von Gott erhalten haben. Wir sind dankbar für die Ernte und die wunderbaren Früchte des Feldes und der Bäume, denn all dies ist in der Hand Gottes.
In unserer Generation sind wir uns nicht so sehr bewusst, dass es etwas Besonderes ist, wenn man eine gute Ernte erhält. Für uns ist es „normal“, da wir in solchem Überfluss leben.
Vielleicht nehmen wir uns also bewusst Zeit zum Danken, dass wir so wundervoll von Gott versorgt werden.
Ansonsten finden wir in den obigen Versen folgende Aufforderung:
Ihr sollt aber am ersten Tag Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und Bachweiden.
Es wird nicht genau beschrieben, wozu man diese nehmen soll. Natürlich geht es dabei auch um den Ausdruck von Dank. Traditionell werden drei verschiedene Zweige und eine bestimmte Frucht genommen über denen bestimmte Segen gesprochen werden. Emuna geht in ihrem Artikel etwas näher darauf ein.
5. Wir sollen fröhlich sein!
Sukkot ist ein Fest der Freude! Und aus diesem Grund sollen wir fröhlich sein.
6. Dreimal im Jahr
Die Feste in Jerusalem zu feiern ist herrlich und schön. Es gibt viele Gläubige die dies hin und wieder oder sogar regelmäßig versuchen zu tun.
Doch aus meiner Perspektive sehe ich es derzeit nicht als ein Gebot an, was wir derzeit befolgen müssen. Das Pilgern nach Jerusalem zu den drei großen Jahresfesten (Pessach, Shavuot, Sukkot) ist an den Tempeldienst geknüpft, da der Zehnte dorthin gebracht werden sollte.
Und solange der physische Tempel nicht wieder errichtet ist, sind wir nicht an dieses Gebot gebunden.
Doch es wird eine Zeit geben, in der auch das von Gott wieder verlangt werden wird:
Sach 14,16-17: Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von all den Heidenvölkern, die gegen Jerusalem gezogen sind, Jahr für Jahr heraufkommen werden, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Und es wird geschehen: Dasjenige von den Geschlechtern der Erde, das nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, den Herrn der Heerscharen anzubeten, über dieses wird kein Regen fallen.
Allen Lesern wünsche ich ein fröhliches und gesegnetes Feiern!
Chag Sameach,
Hosea
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PeterH
6. Oktober 2016 @ 23:41
Hallo Hosea,
zu Deiner Aussage: “Zum einen erkennen wir auch bei den Frühjahrsfesten das 7+1-Muster: Sieben Tage lang feiert man Pessach. Doch der „achte Tag“ folgt nicht direkt im Anschluss, sondern erst Wochen später. Es ist Shavuot, das Wochenfest, das man mit dem Omerzählen voller Hoffnung und Freude abzählt und erwartet.”
möchte ich sagen: Könnte der achte Tag nicht auch das Fest der Erstlingsfrüchte sein? Das wird laut den Schriften aus Qumran am 26. des ersten Monats gefeiert. Also am Tag nach dem Shabbat, der auf die 7-tägige Festwoche folgt?
Shalom, Peter
Hosea
7. Oktober 2016 @ 9:13
Hm, für mich wäre die Qumran-Sekte nicht richtungsweisend. Es kommt nicht ungefähr, dass sie ausgestorben ist.
Aber, klar, vielleicht haben sie sogar Recht. Doch im Moment sollten wir uns – meiner Meinung nach – die Entscheidungen des letzten Sanhedrins zu Herzen nehmen. (Vor allem bei solchen Themen, zu denen Yeshua geschwiegen hat.) Und nach deren Auslegung ist das Fest der Erstlingsfrüchte innerhalb der Pessachwoche.
Für mich macht das 50 Tage warten auf den “8. Tag” auch in gewissem Sinn, da es das Warten auf das Ende der Zeiten ausdrückt.
Shalom,
Hosea