FAQ: Kindererziehung – Erlaubt die Bibel zu schlagen?
FAQ – Frequently Asked Questions (auf deutsch: häufig gestellte Fragen)
Uns erreichen immer mal wieder Fragen über die Torah oder einzelne Gebote. Diese versuchen wir zu beantworten und stellen nun in dieser Serie diese Antworten online, damit auch andere davon profitieren können.
Frage: Ist es nach der Bibel erlaubt, seine Kinder zu schlagen?
„Wer seine Rute [hebr. rod] spart, der haßt seinen Sohn, wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn beizeiten.” (Spr 13,24)
Dieses Thema ist in der Kindererziehung natürlich ein heißes Eisen. Gerade in der heutigen Zeit.
Die Bibel sagt erstmal nicht, dass es verboten ist, seine Kinder zu schlagen – im Gegensatz dazu verbietet sie aber Kindern, ihre Eltern zu schlagen (2. Mo 21,15). Klar, darum geht es nicht. Aber es zeigt, dass es ein Thema ist, über das die Bibel redet.
Man muss allerdings den Vers in Sprüche 13,24 in seiner hebräischen Bedeutung anschauen – denn leider wird er bei diesem Thema herangezogen:
Wer seine Rute [hebr. rod] spart, der hasst seinen Sohn, wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn beizeiten.
Dieses Wort “rod” kann auch mit Disziplin oder Korrektur übersetzt werden. Auch das “züchtigt ihn” kann übersetzt werden mit “korrigiert ihn” oder “diszipliniert” ihn.
Es geht hier also nicht um schlagen, sondern um das Erziehen im Allgemeinen. Insofern kann man diesen Vers nicht dahin auslegen, dass wir dazu aufgefordert sind, unsere Kinder zu schlagen!
Im Judentum – die natürlich viel mehr im hebräischen Denken und Leben leben – ist Schlagen die absolute Notlösung.
Doch es ist wichtig festzuhalten, dass die Bibel nicht uns nicht zum Schlagen gegenüber unseren Kindern auffordert!
Wer sich noch mehr über das Thema Erziehung in diesem Zusammenhang auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich folgende sehr gute Bücher über Kindererziehung mit jüdischem Hintergrund (leider bisher nur auf Englisch):
- Planting & Building: Raising a Jewish Child (von Shlomo Wolbe )
- Raise Your Kids Without Raising Your Voice (von Sarah Chana Radcliffe)
Natürlich vermittelt die Bibel ein Bild von Kindererziehung, was voller Liebe ist. Gott der Vater, dessen Kinder wir sind, ist dabei das beste Beispiel. Auch wenn Er manchmal konsequent sein muss, ist Er dennoch voller Gnade und Liebe für uns!
In einer Stelle in Hiob kann man gut herauslesen, dass wir nicht “hart” gegen Kinder sein sollen – weil wir Weisheit und Verstand bekommen haben (im Gegensatz zum Strauß):
Hiob 39,16+17: Sie [die Straußin] ist hart gegen ihre Jungen, als gehörten sie ihr nicht; es macht ihr keinen Kummer, wenn sie sich umsonst abgemüht hat; denn Gott ließ sie die Weisheit vergessen und hat ihr keinen Verstand zugeteilt.
Wenn wir uns weitere Stellen in der Schrift anschauen, finden wir allerdings etwas ganz entscheidendes für die Kindererziehung:
5.Mo 6,5-7: Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst;5.Mo 32,46: da sprach er zu ihnen: Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge, damit ihr sie euren Kindern gebietet, daß sie darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes [hebr. torah] zu befolgen.
Wir sind dazu aufgefordert, unseren Kindern das Wort Gottes zu bringen und sie darin zu lehren. Im Verständnis, Erzählen und noch viel mehr als Vorbild, indem wir als gutes Beispiel voran gehen.
Auch Paulus spricht zu diesem Thema klare Worte:
Eph 6,4: Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht [od. Unterweisung / Erziehung (gr. paideia); der Begriff umfasst alle Elemente der Kindererziehung: Lehre und Unterweisung, Anleitung und Übung, Disziplin und Züchtigung.] und Ermahnung des Herrn [d.h. so wie der Herr ermahnt und erzieht, wie es dem Herrn entspricht.].
Männer sind also für die Erziehung unserer Kinder verantwortlich! Väter sind dafür verantwortlich, dass ihre Kinder nach Gottes Willen leben.
Das ist der Grund, warum die Juden die Mündigkeit ihrer Kinder so groß feiern (Bar Mitzwa) – die Väter sind erleichtert, dass sie nun nicht mehr die Verantwortung haben, dass ihre Kinder nach Gottes Willen leben. Aber bis dahin müssen sie im Prinzip (vor Gott) dafür gerade stehen.
Das ist doch mal eine herausfordernde Sicht der Kindererziehung. Für mich jedenfalls. Oder wie geht es dir, damit?
Ganz viel Segen wünsche ich dabei!
Hosea
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