Auf den Punkt gebracht: Wirklich wichtige Gebote
Hat Yeshua mit dem Liebesgebot die Torah ersetzt?
Nicht selten begegnet man in Gesprächen dieser Meinung. Doch hat diese Sicht ihre Berechtigung? Warum wird Yeshua überhaupt danach gefragt?
Oft hilft ein Blick in die damaligen typischen Diskussionen, um eine gute Antwort auf obige Fragen erhalten zu können.
Wir erinnern uns: Als Yeshua nach dem wichtigsten Gebot der Torah gefragt wird, antwortet er:
Mk 12,29-31: Das erste Gebot unter allen ist: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist Herr allein; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft!« Dies ist das erste Gebot. Und das zweite ist [ihm] vergleichbar, nämlich dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!«
Zunächst sollte uns bewusst sein, dass Yeshua an dieser Stelle kein neues Gebot einführt. Er zitiert die Torah (vgl. 5.Mo 6,5 und 3.Mo 19,18 – siehe dazu auch: Lieben Christen Gott?)! Das heißt, die Umstehenden hören keine neuen Inhalte, sondern nur ein Antwort darauf, welches der Gebote denn am wichtigsten sei!
Diese Ausgangsfrage ist natürlich sehr aussagekräftig. Keiner der Zuhörer kam damals auf die Idee, nach der Antwort Yeshuas die übrigen Torah-Gebote ad acta zu legen.
Doch ein weiterer Punkt gibt uns Aufschluss über den Hintergrund dieser Frage: In damaligen Zeiten war es eine überaus beliebte Aufgabe, die Torah auf ihr Wesentliches zusammenzufassen.
Ein sehr bekannter Rabbi, Rabbi Simlai, erklärte dies vor langer Zeit wie folgt:
613 Gebote wurden Moses gegeben. Darunter waren 365 negative Verbote, eins für jeden Tag des Jahres, und 248 positive Vorschriften, eins für jedes Körperteil des Menschen.
Dann kam David und fasste sie alle in elf Gebote zusammen:
Psalm 15: Ein Psalm Davids. Herr, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Wer in Unschuld wandelt und Gerechtigkeit übt und die Wahrheit redet von Herzen; wer keine Verleumdungen herumträgt auf seiner Zunge, wer seinem Nächsten nichts Böses tut und seinen Nachbarn nicht schmäht; wer den Verworfenen als verächtlich ansieht, aber die ehrt, die den Herrn fürchten; wer, wenn er etwas zu seinem Schaden geschworen hat, es dennoch hält; wer sein Geld nicht um Wucherzinsen gibt und keine Bestechung annimmt gegen den Unschuldigen; wer dies tut, wird ewiglich nicht wanken.
Als Nächstes fasste Jesaja die Torah in sechs Gebote zusammen:
Jes 33,15-16: Wer in Gerechtigkeit wandelt und aufrichtig redet; wer es verschmäht, durch Bedrückung Gewinn zu machen; wer sich mit seinen Händen wehrt, ein Bestechungsgeschenk anzunehmen; wer seine Ohren verstopft, um nicht von Blutvergießen zu hören; wer seine Augen verschließt, um Böses nicht mit anzusehen — der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten sind seine Burg; sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser versiegt nie.
Micha kam und gab eine Zusammenfassung in drei Gebote:
Mi 6,8: Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?
Dann versuchte sich noch einmal Jesaja und gab zwei Gebote an:
Jes 56,1: So spricht der Herr: Bewahrt das Recht und übt Gerechtigkeit.
Als nächstes kam Amos und fasste alles in einem Gebot zusammen:
Am 5,4: Sucht mich, so werdet ihr leben!
Wobei ein bekannter Kommentator schreibt: „Könnte man diesen Satz nicht auch so verstehen: Suchet mich, indem ihr die ganze Torah haltet, dann werdet ihr leben?“
Habakuk aber fasste alles in einem Grundsatz zusammen:
Hab 2,4b: Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.
Und schließlich kommen wir wieder zurück zum Anfang unseres Gedankens. Denn auch Yeshua wird nach dem wichtigsten Gebot gefragt:
Mk 12,28-31: Da trat einer der Schriftgelehrten herzu, der ihrem Wortwechsel zugehört hatte, und weil er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das erste Gebot unter allen? Jesus aber antwortete ihm: Das erste Gebot unter allen ist: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist Herr allein; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft!« Dies ist das erste Gebot.Und das zweite ist [ihm] vergleichbar, nämlich dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Größer als diese ist kein anderes Gebot.
Wir erleben an dieser Stelle also nicht nur die beliebte Fragestellung nach einer Zusammenfassung der Torah, sondern wir sehen auch, dass der Bibel der empfundene Gegensatz zwischen Gesetz und Glaube absolut unbekannt ist!
Vielmehr kann man die Torah in dem Wort „Nächstenliebe“ ebenso zusammenfassen wie in dem Wort „Glauben“. Das alles sind keine christlichen Erfindungen, sondern Grundlagen der Bibel!
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Uta
7. September 2016 @ 6:41
Hab 2,4b: Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.
Ja, so ist es. Das heißt für ihn, dass er jeden Konflikt mit dem Ungerechten bestehen kann wenn er sich selber unentwegt nach Gerechtigkeit ausstreckt. Das kann er nur durch das Kreuz .
Aber die Liebe zu Jeshua macht das Joch sanft und leicht. Aber nicht easy
Das ist nichts für konfliktscheue Gutmenschen. Das erfordert den ganzen Einsatz. Deshalb ist Ausharren eine so wichtige Eigenschaft, denn der Glaube wird sich in täglichem Kleinkrieg bewähren müssen und muss dennoch in der Liebe bleiben. Es ist die wahre Liebe um die hier gerungen werden muss. Sie ist nicht billig zu haben. Deshalb hat Jeshua das Kreuz für uns getragen um uns klar zu machen dass wir eine Grenze haben die wir nur mit ihm überschreiten können. Sein Blut gibt die Kraft zum Überwinden. Senfkornglaube ist gefragt. Die wirklich Bösen fordern uns heraus, das wirklich Gute dagegenzusetzen. Gelegenheiten dafür gibt es heutzutage genug. Findet der Menschensohn auch den Glauben dafür in uns oder verbergen wir uns im Elfenbeinturm? Jeshua braucht uns auf dem Boden der Tatsachen. Sein Reich soll die Menschen erreichen. Keiner soll eine Ausrede haben, er habe nichts von ihm gewusst!