Gideon, ein tapferer Held (Teil 3) – Der treue Begleiter
Gideon hatte die Prüfung bestanden. Er war gewillt, sich von dem Götzendienst seines Vaterhauses loszureißen und den Baalsaltar seiner Heimatstadt zu zerstören. Er war bereit, sein Leben einzusetzen, um das Volk Gottes von der Bedrückung durch seine Feinde zu befreien. War das nicht eines Helden würdig?
Doch Gideon war nicht durchweg ein kühner und mutiger Held. In seinem weiteren Verhalten ist deutlich Furcht und Unsicherheit zu erkennen. Gideon zeigte seinen weichen Kern, den Gott aufgriff und umsorgte.
Es begann damit, dass Gideon den Baalsaltar nicht am hellichten Tag beseitigen wollte. Das war vollkommen verständlich, wusste er doch, dass die Abiesriter ihn töten wollen würden. Doch YHWH hatte ihn aus ihrer Hand gerettet und ihm Respekt vor seinem Volk verschafft.
Doch die nächste Herausforderung für Gideon ließ nicht auf sich warten. Die Feinde Israels sammelten sich.
Als sich nun alle Midianiter und Amalekiter und die Söhne des Ostens vereinigt hatten und herübergezogen waren und sich in der Ebene Jesreel lagerten, da kam der Geist YHWH’s auf Gideon; und er stieß ins Schopharhorn, und die Abiesriter wurden zusammengerufen, dass sie ihm nachfolgten; und er sandte Boten in ganz Manasse umher, und auch sie wurden zusammengerufen, dass sie ihm nachfolgen sollten; und er sandte Boten nach Asser und Sebulon und Naphtali; die zogen ihnen auch entgegen. (Richter 6,33-35)
Ein ganzes Bündnis an verfeindeten Völkern drohte Israel erneut zu verwüsten. Doch der Geist Gottes stellte ihnen dieses Mal einen tapferen Helden in den Weg.
Im hebräischen Urtext heißt es wörtlich, dass der Geist Gottes Gideon bekleidete oder einwickelte. Er umgab ihn und stützte Gideon, sodass er den Mut fand, das Volk zu sammeln und in den Krieg zu führen.
Tatsächlich konnte er diese Entscheidung nicht leichtfertig treffen, war er doch als Anführer eines Heeres jeden hinterbliebenen Familien Rechenschaft schuldig, wie ihre Männer, Väter oder Söhne im Kampf umgekommen waren. Bei solch einer großen feindlichen Streitmacht war mit Verlusten zu rechnen. Der Weg in den Krieg sollte also wohl überlegt und mit der Gewissheit zum Sieg beschritten werden.
Doch hatte Gideon diese Gewissheit?
Als er voll des Geistes war, hatte er die Kühnheit, sogar benachbarte Stämme mit in den Krieg zu rufen. Als er die Menge dann sah und es ernst zu werden drohte, suchte er YHWH erneut. Gideon wurde unsicher, obwohl er die Zusage Gottes ja schon hatte:
YHWH aber wandte sich zu ihm und sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft! Du sollst Israel aus der Hand der Midianiter erretten! Habe Ich dich nicht gesandt? (Richter 6,14)
Gideon hätte auf Grund dieser Zusage schon in die Schlacht ziehen können. Der Beistand YHWH’s war ihm gewiss. Doch Gideon fühlte Unsicherheit, Angst und die Last der Verantwortung auf seinen Schultern. Nur um sicher zu gehen, suchte er ein erneutes Zeichen von Gott.
Und Gideon sprach zu Gott: Wenn Du Israel durch meine Hand retten willst, wie Du gesagt hast, siehe, so will ich ein Wollvlies auf die Tenne legen. Wenn der Tau nur auf dem Vlies sein, der ganze Boden ringsum aber trocken bleiben wird, so werde ich erkennen, dass Du Israel durch meine Hand erretten wirst, wie Du gesagt hast. (Richter 6,36-37)
YHWH bestätigte Gideons Berufung durch das beschriebene Zeichen.
Und es geschah so; denn als er [Gideon] am anderen Morgen früh aufstand und das Vlies ausdrückte, da konnte er Tau aus dem Vlies pressen, eine ganze Schale voll. (Richter 6,38)
Doch Gideon verspürte immer noch nicht die Sicherheit, die er brauchte und er bat YHWH noch einmal und Er erhörte ihn wieder. Nun hatte Gideon was er brauchte und konnte es wagen, sich gegen die Midiantier und ihre Verbündeten zu stellen.
Doch schauen wir uns noch einmal das Verhalten Gottes in der Unsicherheit Gideons an. Lesen wir einen Vorwurf? Lesen wir von einer Zurechtweisung? Lesen wir Aussagen wie „Stell dich doch nicht so an!“ oder „Wie oft denn noch?!“?
Wir erleben YHWH als einen geduldigen, fürsorglichen und treuen Begleiter. Er kannte den weichen, unsicheren und ängstlichen Kern von Gideons Persönlichkeit. Er hatte sich nicht über Nacht verändert. Er war ein Israelit, welcher die Unterdrückung durch das midianitische Volk jahrelang erlebte. Gegen diese starken Feinde sollte er jetzt kämpfen?
Gideon war es gewohnt, ein Untertan zu sein. Freiheit war er nicht gewohnt. Und nun sollte er ein ganzes Volk in die Freiheit führen. Er würde erneut sein Leben dabei aufs Spiel setzen.
Tief in seinem Inneren spürte Gideon das Bedürfnis bei diesem Unternehmen nicht allein zu sein. Er wünschte sich einen starken Partner, der mit ihm seine Schwachheiten, Ängste und Unsicherheiten tragen würde. Ein Partner, der ihm Kraft geben und Mut machen würde.
Gab es einen besseren Partner als YHWH dafür? Nur mit der Gewissheit, den Schöpfer des Himmels und der Erde an seiner Seite zu haben, wagte Gideon, die Männer in die Schlacht zu führen.
Und genau darin sehen wir eine wichtige Eigenschaft eines Helden Gottes. Wir sehen, wie Gideon sich seine Schwächen eingestand und bekannte, dass er die Mission, die ihm YHWH gegeben hatte, nicht würde allein erfüllen können.
Wahre Helden sind sich ihrer Schwächen, ihrer Ängste und Fehler bewusst. Wahre Helden bekennen ihre Überforderung und Hilflosigkeit und bringen sie zu dem Einen, der die Quelle aller Kraft, allen Mutes und aller Entschlossenheit ist.
Möge Jeschua uns in unseren Herausforderungen die nötige Kraft geben!
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/moody-gideon-midianites/
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