Abraham, Isaak und Jakob – Helden unseres Glaubens – Teil 6 – Der volle Preis
Unsere Gesellschaft ist zu einer Instant-Gesellschaft verkommen. Alles gibt es sofort. Wir können ganz schnell ein warmes Essen haben. Wir können uns in ein Auto setzen und dorthin fahren wo wir gerne sein möchten. Wir können telefonieren und damit mit jedem direkt reden, mit dem wir reden möchten…
Geduld wird uns mit aller Macht abtrainiert. Warum sollten wir warten, wenn wir etwas direkt haben können?
Doch nicht nur das.
Unser Leben steckt auch voller Abkürzungen. Alles wird uns leicht gemacht. Das beste Beispiel dafür sind Rolltreppen oder noch besser Rollwege auf Flughäfen. Wenn wir wieder ans Beispiel Kochen denken, kommen wir zu einem anderen Paradebeispiel. Mikrowelle auf, Fertiggericht rein, kurz warten. Fertig!
Man wagt gar nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn mal nicht alles einfach und reibungslos in unserem Leben (oder unserer Kultur) laufen sollte…
Wir sind nicht gewöhnt, Extrawege zu gehen, zu warten oder große Anstrengungen anzuwenden.
An der Oberfläche
Natürlich… Diese Einführung ist etwas plakativ. (Bitte fühl dich nicht auf den Schlips getreten.) Jeder von uns hat genug Bereiche in seinem Leben, in denen er kämpft und Geduld haben muss.
Doch das Streben unserer Gesellschaft ist dennoch sehr deutlich (und geht in die Richtung wie oben beschrieben).
Und in vielen Situationen wirkt sich das leider aus.
Abraham, Isaak und Jakob
Werfen wir wieder einen Blick auf unsere Vorväter. Von ihnen können wir auch in dieser Hinsicht lernen.
Und dazu möchte ich zwei Beispiele bringen, die das gut verdeutlichen:
1. Der volle Preis
Bei so vielen Abkürzungen in unserem Leben, vergessen wir manchmal, dass Gott in einigen Situationen bewusst keine zulässt. Und, dass es hin und wieder auch wichtig ist, keine Abkürzungen zu wollen!
Wir sehen das, als Abraham eine Grabesstätte für seine verschiedene Frau kauft. Die Höhle dazu wird ihm sogar als Geschenk angeboten. Er könnte einen beliebigen Preis vorschlagen und sie dafür erhalten.
Doch Abraham möchte sie nur zu seinem rechtmäßigem Preis:
1.Mo 23,9: dass er [Ephron] mir die Höhle Machpelah gebe, die ihm gehört und die am Ende seines Ackers liegt; um den vollen Betrag soll er sie mir zum Erbbegräbnis geben in eurer Mitte!
Obwohl der Preis, der Abraham vorgeschlagen wird (400 Schekel Silber), ein horrender Betrag und extrem überteuert ist, bezahlt Abraham die volle Summe.
Und das darf uns lehren, dass „halbe Sachen“ nicht das Gelbe vom Ei sind!
Übrigens erklärt an dieser Stelle Rabbi Poupko noch eine weitere Besonderheit:
Wir sehen an dieser Begebenheit, wie das erste Stückchen Land in die Hände des Volkes Israels kommt. Abraham stellt hier nicht nur „Abraham“ dar, sondern auch das Volk Israel (Am Jisrael).
Wir sehen das in folgenden Versen:
1.Mo 23,17-20: So wurde der Acker Ephrons bei Machpelah, der Mamre gegenüber liegt, der Acker samt der Höhle, die darin ist, auch alle Bäume auf dem Acker und innerhalb aller seiner Grenzen, dem Abraham als Eigentum bestätigt vor den Augen der Hetiter und aller, die zum Tor seiner Stadt eingingen. Danach begrub Abraham seine Frau Sarah in der Höhle des Ackers Machpelah, Mamre gegenüber, in Hebron, im Land Kanaan. So wurde der Acker und die Höhle darin dem Abraham von den Hetitern als Erbbegräbnis bestätigt.
Der Acker wird von Abraham gekauft. Und es wird zweimal berichtet. Warum? Einmal kaufte er es persönlich von Ephron und gleichzeitig auch als Am Jisrael von den Hetitern!
Mit Sicherheit ist es kein Zufall, dass Hebron mit der Höhle 1.Mo 15,13bis heute so umkämpft ist. Doch die Kauf-Urkunde ist in der ganzen Welt verbreitet und beweist, wer das Land erworben hat – zum vollen Preis!
Übrigens kaufte auch König David ein Stück Land „zum vollen Preis“ (den späteren Tempelberg! vgl. 1.Chr 21,24).
2. Die Verheißung
Was für eine Geduld, was für einen Glauben müssen unsere Vorväter gehabt haben. Das ganze Land Israel wurde ihnen versprochen. Doch wann haben sie miterlebt, wie sich diese Prophetie erfüllte?
Gar nicht.
Und doch haben sie treu ihren Auftrag und im Willen Gottes gelebt. Zudem wussten sie, dass sie eines Tages noch einmal ins Exil mussten:
1.Mo 15,13: Da sprach Er zu Abram: Du sollst mit Gewissheit wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das ihm nicht gehört; und man wird sie dort zu Knechten machen und demütigen 400 Jahre lang.
Das Leben im Land war mit dieser Prophetie verknüpft. Ihnen würde das Land der Verheißung gegeben werden, doch dazu gehörte auch, vorher in einem Land als Knechte zu dienen.
Manche Rabbiner (Rashi) sind der Ansicht, dass diese Verknüpfung ein weiterer Grund für Esau war, das Land zu verlassen (1.Mo 36,6-7). Er gab lieber das Leben in Kanaan auf, um nicht ein Exil erleben zu müssen.
Doch Jakob dagegen war bereit, auch dies auf sich zu nehmen. Es waren die Prophetien und Verheißungen Gottes. Es kostete ihn einiges und der Gang weg von Kanaan hin zu einem der gottlosesten Reiche war für Jakob einer der schwierigsten Schritte seines Lebens (nach Rabbi Spiro):
1.Mo 46,2-4: Und Gott sprach zu Israel in einem Nachtgesicht: Jakob, Jakob! Er sprach: Hier bin ich! Da sprach er: Ich bin der starke Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn dort will ich dich zu einem großen Volk machen! Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen, und ich führe dich gewiss auch wieder hinauf; und Joseph soll dir die Augen zudrücken!
Abraham, Isaak und Jakob waren bereit zu gehen, wenn Gott es sagt. Sie nahmen keine Abkürzungen. Sie hatten Geduld und Glauben und scheuten keine Anstrengungen, wenn es darum ging, Seine Pläne auszuführen.
In welchen „halben Sachen“ stecken wir noch drin? Was sind wir bereit zu geben und zu investieren?
Den vollen Preis?
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