Abraham, Isaak und Jakob – Helden unseres Glaubens – Teil 4 – Eine Mutter mit Hingabe
Jakob und Esau sind nicht die einzigen Zwillinge in der Bibel – doch mit Sicherheit die bekanntesten. Allerdings ist ihre Beziehung nicht gerade von geschwisterliche Liebe geprägt (wenn man es positiv beschreiben möchte).
Dass Esau seinen eigenen Bruder umbringen möchte, stellt dabei die Spitze des Eisbergs dar.
Und diese wurde ausgelöst durch das Ergaunern des Familiensegens durch Jakob.
Erschreckend ist allerdings, dass ihre eigene Mutter scheinbar einen Teil zu dieser Feindschaft beiträgt. Sie ist es, die die Idee für das Täuschungsmanöver hat.
Rebekka schlägt Jakob vor, dass dieser sich als Esau verkleiden und ausgeben soll, damit Isaak Jakob segnet und nicht den älteren Zwillingsbruder Esau.
Der Bluff funktioniert und Esau steht am Ende mit „leeren“ Händen da.
Seltsam
Doch hast du dich schon einmal gefragt, warum Rebekka diesen Weg geht? Warum geht sie nicht auf Isaak zu und redet mit ihm:
„Hör mal. Ich habe mitbekommen, dass du Esau segnen möchtest. Doch er ist nicht der Sohn der Verheißung. Gott selbst hat das ziemlich eindeutig gesagt. Überdenke doch bitte dein Vorhaben!“
Viele Bibelausleger versuchen hier Eheprobleme oder Kommunikationsschwierigkeiten in die Beziehung von Isaak und Rebekka hineinzulesen.
Doch ist das wirklich so?
Was ist der Antrieb von Rebekka und warum wählt sie diesen Weg?
In einem anderen Licht
Rabbi Sholom Gold zeigt eine tiefere Sicht auf diese Begebenheit, durch die man das Handeln von Rebekka um einiges mehr versteht.
Der Schlüssel ist dabei folgender Vers:
1.Mo 25,23: Und der Herr sprach zu ihr [Rebekka]: Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme werden sich aus deinem Schoß scheiden; und ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.
Hier steht ausdrücklich, dass Gott zu ihr redete. Es war also nicht für Isaak gedacht und Rabbi Gold ist der Meinung, dass Rebekka ihrem Mann dieses Reden Gottes gerne verraten hätte, es aber nicht durfte.
Im Folgenden wird deutlich, warum diese Auslegung durchaus Sinn macht.
Gott offenbart in Seinem Reden an Rebekka, dass Jakob der Sohn ist, der die Leitung der Familie übernehmen wird. Und dazu gehört auch der entsprechende Segen des Vaters.
Des Weiteren lesen wir, dass Isaak seinen Sohn Esau liebte. Rebekka dagegen Jakob (was nicht heißt, dass sie den jeweils anderen nicht liebten).
Rebekka weiß also, dass Jakob den Familiensegen erhalten soll. Doch nun bekommt sie mit, wie Isaak ihn Esau geben möchte. Warum wählt sie also diesen „umständlichen“ und nicht direkten Weg?
Sie möchte Isaak so gerne sagen, dass Esau den Segen nicht verdient. Rebekka hat es von Gott schon bei der Geburt erfahren (und wahrscheinlich wurde sie in einigen Situationen dadurch bestätigt).
Doch sie weiß, dass die Liebesbeziehung zwischen Isaak und seinem Sohn Esau nicht leiden darf. Sie wählt diesen Weg, damit nichts zwischen die beiden kommt. Warum?
Damit sie Jakob das Leben retten kann!!
Dass Esau seinen eigenen Bruder töten würde, wenn er auch noch den Segen an Jakob verliert, wird sich Rebekka gedacht haben. Doch was ist es, das Esau davon abhält, Jakob umzubringen?
1.Mo 27,41: Und Esau wurde dem Jakob feind wegen des Segens, womit sein Vater ihn gesegnet hatte; und Esau sprach in seinem Herzen: Die Zeit, da man um meinen Vater trauern wird, ist nicht mehr weit; dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen!
Es ist die Achtung, Ehre und Liebe zu seinem Vater! Nur wenn Issak gestorben ist, würde sich Esau trauen, Hand an Jakob zu legen! Und das, weil Esau seinen Vater achtet und ehrt.
Wir sehen, welche schwierige und herausfordernde Aufgabe Rebekka erhalten hat. Als Familienmutter sollte sie dafür sorgen, dass der richtige gesegnet würde, ohne dass die Beziehungen Esaus zu seinem Vater darunter leidet.
Mit Sicherheit erlebte sie viele schlaflose Nächte und sprach eine Menge Gebete.
Auch wenn sie Mittel anwendet, die nicht ganz koscher erscheinen, und auch wenn die Familiensituation anschließend noch schlechter ist als vorher, ist es dennoch sie, die die Pläne und Gedanken Gottes ausführt.
Und Isaak!?
Es ist interessant, dass Isaak in dieser Situation mit „blind“ beschrieben wird (1.Mo 27,1). Sicherlich ist es ein Ausdruck für seine Blindheit, den „richtigen“ Sohn für den Segen zu erkennen.
Doch direkt nach dem Vorfall mit Jakob, erhielt er Verständnis. Er erkannte, dass sein Sohn Esau ein Mann des Schwertes ist – und somit nicht würdig für den Familiensegen:
1.Mo 27,40: Von deinem Schwert wirst du leben und deinem Bruder dienen.
Jakob wird bewusst, dass er trotz der Täuschung den richtigen gesegnet hat:
1.Mo 27,33: Da entsetzte sich Isaak über die Maßen und sprach: Wer ist denn der Jäger, der ein Wildbret gejagt und mir aufgetragen hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; er wird auch gesegnet bleiben!
Und außerdem ist es interessant, dass er nicht sauer auf seinen Sohn Jakob ist – obwohl er ihn hintergangen hat. Stattdessen erhält er sogar noch einen Segen obendrauf.
Doch dazu mehr im nächsten Teil.
Heute gebührt alle Ehre Rebekka… und allen Müttern, die sich mit Herz, Gebet und Verstand für ihre Familien hingeben!
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