#54 – Ha’asinu „Höret!“ + Wesot Habracha „Und dies ist der Segen“
#54 – Ha’asinu „Höret!“ (5. Mose 32,1-52) + Wesot Habracha „Und dies ist der Segen“ (5. Mose 33,1-34,12)
Off 17-22,Psalm 148-150,2.Chronik 28-36
Sukkot (17.-23.10)
In der letzten Paraschat haben wir uns mit dem Ende der fünf Bücher Mose beschäftigt und die Frage gestellt, warum enden sie mit Mose. Warum gibt es keine inspirierende Zusammenfassung über den Segen, den wir erhalten, wenn wir die Unterweisungen YHWHs halten? Wir haben entdeckt, dass das Ende der Torah schon früher beginnt mit YHWHs Anweisung an Mose, dass er hoch auf den Berg gehen soll, um dort zu sterben (5. Mose 32,48). Und es heißt, dass YHWH am selben Tag mit Mose sprach. Wir erwähnten, dass diese Formulierung „am selben Tag“ sehr selten vorkommt, insgesamt nur in drei anderen Geschichten.
Die anderen drei Mal werden uns ein Verständnis dafür geben, warum die fünf Bücher Mose so enden, wie sie enden.
Das erste Mal, wo dieser Satz „am selben Tag“ vorkommt, führt uns zurück in die Geschichte von Noah. Die Sintflut hat eingesetzt und Noah ist mit seiner Familie und den Tieren in die Arche gegangen. „An eben diesem Tage ging Noah in die Arche mit Sem, Ham und Jafet, seinen Söhnen, und mit seiner Frau und den drei Frauen seiner Söhne.“ (1. Mose 7,13)
Dann gehen wir zu Abraham. Nachdem YHWH ihm befohlen hatte, sich zu beschneiden und nachdem sie das Bündnis geschlossen hatten, heißt es: Eben auf diesen Tag wurden sie alle beschnitten, Abraham, sein Sohn Ismael, und was männlich in seinem Hause war …“ (1. Mose 17,26).
Und wann hören wir zum dritten Mal diesen Satz? Beim Exodus: „Als diese (vierhundertunddreißig Jahre) um waren, an eben diesem Tage zog das ganze Heer aus Ägyptenland.“ (2. Mose 12,41)
Wir hören diesen Satz bei der Flut, bei dem Bündnis mit Abraham und beim Auszug aus Ägypten. Haben diese drei Ereignisse etwas gemeinsam, werden diese durch etwas miteinander verbunden? Ist es vielleicht nur das, dass diese drei Ereignisse besondere, herausragende Begebenheiten in der Geschichte des Volkes Israels sind?
Als Noah die Arche betrat, „an diesem selben Tag“, könnte man auch sagen, an diesem schicksalhaften Tag, nachdem die Welt nicht mehr dieselbe sein würde. Indem YHWH die Tür der Arche hinter ihnen schloss, beendete er eine Epoche. Die einstmals erschaffene Welt wurde zerstört und nach der Flut entstand eine neue Schöpfung. An diesem selben Tag, als Noah in die Arche ging, wurde die erste Schöpfung beendet.
An diesem selben Tag beschreibt wie eine Ära zu Ende ging und eine neue begann.
Durch den Bund der Beschneidung wurde die Welt wieder verändert. Dieser Bund besiegelte das Schicksal des Volkes Israel, als diejenigen, die berufen waren, YHWHs Segen den restlichen Nationen zu bringen. Der Bund setzte ein Ende mit denjenigen, die YHWH vergessen hatten (Turmbau zu Babel, usw.) und begann etwas Neues mit den Israeliten und deren Berufung.
Und die Familie von Abraham erfuhr auf nationaler Ebene eine Geburt mit dem Auszug der Israeliten. An diesem selben Tag, als YHWH das Volk der Israeliten aus Ägypten geführt hat, würde die Welt nicht mehr so sein wie vorher. Eine Nation war geboren, die sich am Fuß des Berges Sinai wiederfinden würde. Mose sagte ihnen, dass das Halten der Torah nicht schwer sei. Mose sagte ihnen: „Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun?“ (5. Mose 30,12) Erinnern uns seine Worte an etwas? Gab es jemals eine Zeit, als die Torah im Himmel war und es eines Mannes bedurfte, sie auf die Erde zu bringen. Und dieser wies an “zu hören und zu tun“? Es war Moses selbst. Er ging hinauf auf den Berg und brachte die Torah vom Himmel auf die Erde. Er veranlasste das Volk zu sagen: Wir werden hören und tun.
Und Mose fährt fort: Es (die Torah) ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun?“ (5. Mose 30,13). Wird in der Zukunft ein Mann von dem Volk getrennt werden durch Wasser? Was sagt YHWH dem Mose am Ende?: „Dies ist das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: Ich will es deinen Nachkommen geben. Du hast es mit deinen Augen gesehen, aber du sollst nicht hinübergehen.“ (5. Mose 34,4) Mose wird auf dieser Seite des Jordans sterben, während das Volk auf die andere Seite des Jordans gehen wird.
Mose bereitet das Volk auf seinen Tod vor, er spricht von ihm selbst. Ihr seid daran gewöhnt gewesen, dass ihr einen Vermittler hattet und ich euch die Torah aus dem Himmel hinunter auf die Erde brachte, ich habe sie euch verständlich gelehrt. Aber es gab auch dunkle Zeiten, als ich verspätet vom Berg herunterkam und ihr mich durch das „Goldene Kalb“ ersetzt habt, als Vermittler. Manchmal hatte das Volk keine gute Beziehung zu Mose und sie verwechselten ihn auf der Beziehungsebene mit YHWH. Wenn sie sich beklagten, beklagten sie sich bei ihm anstatt direkt zu YHWH zu gehen. Mose sagte ihnen, die Torah ist euch sehr nahe, ihr braucht keinen Vermittler mehr. „Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“ (5. Mose 30,14) Dein Mund und dein Herz sind die Werkzeuge der Beziehungsbildung. Es geht um deine Gebete, deine Gefühle und nicht um meine.
Der Text endet damit, dass niemand weiß, wo Mose begraben worden ist. Selbst heute nicht. Warum? Vielleicht hätten sich sonst einige aufgemacht nach Moses zu suchen und sich an ihn als einen Vermittler zu wenden.
Die Torah ist nicht länger im Himmel, sondern in eurem Mund und in eurer Hand. Es war wieder das Ende einer Ära. Eine neue Zeit hatte begonnen. Josua verstand dies. Er war auch ein Prophet, aber er würde YHWH nie so wie Moses kennenlernen, von Angesicht zu Angesicht. Er würde nicht in Fürbitte für die Israeliten treten.
Sind wir nicht das erlöste Volk, das Seine Unterweisungen kennt, sie im Herzen tragen und davon sprechen und sie tun. Ein Volk, das Unterweisungen wählt, die Leben, Segen und Güte bringen. Ein Volk, das lernt, was heilig und rein ist. Ein Volk, das in den Wüstenzeiten des Lebens lernt, sich auf Ihn zu verlassen. Er ist die Quelle, die uns erhält und trägt. Wir lernen immer wieder, unseren Kurs zu verändern und uns Ihm zu nähern. Und wir haben die Verheißung – wie das Volk der Israeliten – vor uns, in das Land zu kommen. Die Torah ist nun in unserem Mund und in unserer Hand. Und das ist der erneuerte Bund, wie der Prophet Jeremia es sagt:
„Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht YHWH: Ich will mein Gesetz (Torah) in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich ihr Elohim sein.“ (Jer. 31,33)
Emuna
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PeterH
13. Oktober 2016 @ 11:02
Es gibt noch ein weiteres, wichtiges “an eben diesem Tage”:
Ex 19,1:
“Im dritten Monat nach dem Auszug der Kinder Israels aus dem Land Ägypten kamen sie an eben diesem Tag in die Wüste Sinai” (am Berg Sinai) und empfingen das Zehnwort von JHVH.
Das ist für mich auch ein eindeutiger Hinweis, dass Shavuot am 15. des dritten Monats gefeiert wird und nicht irgendwann am Anfang diesen Monats…
LG und Shalom, Peter