#53 Wajelech – „Und er ging“
#53 Wajelech – „Und er ging“
5. Mose 31,1-30; Off 10-16; Psalm 145-147; 2.Chronik 21-27
Yom Kippur (12.10)
Das Ende eines Buches ist sehr wichtig und bringt das gesamte Buch zum Abschluss. Es hinterlässt beim Leser einen entscheidenden Eindruck, ein Resümee, welches er mitnimmt. Es kann voller voller Hoffnung und Inspiration sein, aber je nach Buch, auch gegenteilige Gefühle auslösen.
Und die große Frage ist, wie endet nun das fünfte Buch Mose und damit die fünf Bücher Mose? Welche Botschaft gibt uns der Schöpfer, der mit uns in Beziehung treten will und uns lehrt, wie wir uns ihm nahen können, als Resümee mit? Was wird Seine Schlussfolgerung sein?
„Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den YHWH erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht, mit all den Zeichen und Wundern, mit denen YHWH ihn gesandt hatte, dass er sie täte in Ägyptenland am Pharao und an allen seinen Großen und an seinem ganze Lande, und mit all der mächtigen Kraft und den großen Schreckenstaten, die Mose vollbrachte vor den Augen von ganz Israel.“ (5. Mose 34,10-12)
Das letzte Wort der Torah ist „Israel“ und es zeigt uns, wie sehr YHWH Israel liebt. Aber sind diese Verse wirklich das Ende? Die Zusammenfassung und der Höhepunkt der fünf Bücher Mose?
In den letzten Versen wird Mose geehrt, aber die fünf Bücher Mose gehen doch nicht nur um Mose, oder? Mose tritt überhaupt erst im zweiten Buch Mose auf. Er war ein großer Leiter, aber sind die Unterweisungen, die er gegeben hat, nicht wichtiger als er selbst? Warum endet das Buch nicht „Das sind die großartigen Unterweisungen, die uns Mose gegeben hat. Haltet an ihnen fest, denn sie bedeuten Leben, und sie bringen uns YHWH näher“?
Verändert sich vielleicht die Blickrichtung unserer Fragestellung, wenn wir das gesamte Kapitel betrachten und nicht nur die Schlussverse?
Dass ganze Kapitel geht um den Tod Mose. „Und Mose stieg aus dem Jordantal der Moabiter auf den Berg Nebo, den Gipfel des Gebirges Paga, gegenüber Jericho. Und YHWH zeigte ihm das ganze Land: Gilead bis nach Dan und das ganze Land Ephraim und Manasse und das ganze Land Juda bis an das Meer im Westen und das Südland und die Gegend am Jordan, die Ebene von Jericho, der Palmenstadt, bis nach Zoar. Und YHWH sprach zu ihm: Dies ist das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: „Ich will es deinen Nachkommen geben.“ (5. Mose 34,4)
Endlich sieht Mose das Land, über das die fünf Bücher Mose berichtet haben, und auf das viele Generationen gewartet haben, es zu sehen . „Du hast es mit deinen Augen gesehen, aber du sollst nicht hinübergehen.“ (5. Mose 34,4)
Das ist doch entsetzlich, dass YHWH Mose verweigert, es zu betreten. Und dann erfahren wir, dass Moses stirbt. Der Führer, der das Volk bis hierhin gebracht hat und der Prophet, der für die Führung des Volkes verantwortlich war, wird bis zur „Grenze“ geführt und kann nicht hinübergehen. Es ist sehr schmerzvoll und kaum zu verstehen.
Wie wurde Mose beschrieben? „Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose … „ (5. Mose 34,10) Wer ist größer? Der Prophet Elijah oder Moses? Elijah lebte im Land Israel, warum denn nicht Mose? Das fünfte Buch Mose endet mit Mose: Auf der einen Seite wurde er bestraft und konnte nicht in das Land, aber auf der anderen Seite war er der größte Prophet, der bis dahin gelebt hatte.
Wir hören, dass Mose starb. „Und er begrub ihn im Tal, im Lande Moab gegenüber Bet-Peor. Und niemand hat sein Grab erfahren bis auf den heutigen Tag. … Und die Israeliten beweinten Moe im Jordantal der Moabiter dreißig Tage, bis die Zeit des Weinens und Klagens über Mose vollendet war.“ Dann heißt es „Josua aber, der Sohn Nuns, wurde erfüllt mit dem Geist der Weisheit, denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Und die Israeliten gehorchten ihm und taten, wie YHWH es Mose geboten hatte.“ (5. Mose 34,7-9)
Wenn das fünfte Buch hier geendet hätte, hätten wir dann hier nicht ein wunderbares „happy end? Die kommenden Verse „Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf…“ hätten doch gut direkt hinter dem Vers, der über Moses Tod berichtet, stehen können? Dann wäre das Ende über Josua, der erfüllt mit dem Geist der Weisheit war, dem die Israeliten gehorchten, ein gutes Ende gewesen, oder?
Aber warum endet die Torah nicht damit, sondern mit der Aussage über Mose?
Wir gehen einige Kapitel zurück, zu Ha’asinu „Höret!“ – hier hatte YHWH Mose bereits angekündigt, dass er nicht in das Land hinübergehen dürfe.
Mose beendet in diesem Kapitel seinen Dienst, indem er das Volk das Lied lehrt. Er sprach über alle großen Ereignisse und endete seine Rede: „Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge, dass ihr euren Kindern befehlt, alle Worte dieses Gesetzes zu halten und zu tun. Denn es ist nicht ein leeres Wort an euch, sondern es ist euer Leben, und durch dies Wort werdet ihr lange leben in dem Lande, in das ihr zieht über den Jordan, um es einzunehmen.“ (5. Mose 32,46-47)
Wäre das nicht – alternativ – ein wunderbares Ende gewesen? „Israel nimm diese Worte in dein Herz – sie sind dein Leben.“ Aber stattdessen bereitet nun YHWH Mose auf seinen Tod vor. Mose nimmt diese Worte auf und ehe er im letzten Kapitel stirbt, segnet er das Volk: Wesot Habracha „Und dies ist der Segen“. Und erst danach geht er auf den Berg, um zu sterben.
So können wir sehen, dass die letzten drei Kapitel um den Tod von Mose gehen. Wenn wir nun das Ende gut verstehen wollen, gehen wir zu dem Beginn des ersten der drei letzten Kapitel zurück. YHWH sprach am selben Tag, als Mose dem Volk das Lied lehrte, dass er den Berg hinaufgehen solle. Musste hier wirklich betont werden „am selben Tag“? (5. Mose 32,48) Dieser Ausdruck „am selben Tag“ kommt nur an weiteren drei Stellen in der Torah vor. Wenn wir uns die anderen drei Stellen anschauen, erschließt sich uns ein größerer Zusammenhang, der uns auch das Ende der Torah besser verstehen lässt und auch die Tatsache, dass die Torah einen großen Zusammenhang aufweist.
Fortsetzung: nächste Woche.
Emuna
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