#31 Nasso – „Erhebe!“
Nasso
4. Mose 4,21-7,89
Richter 13,2-25; Lukas 1,11-20
YHWH ist Absonderung und Heiligung sehr wichtig. So begegnet uns dieses Thema auch in Nasso.
Wir lesen Folgendes:
Und YHWH redete zu Mose und sprach: Gebiete den Kindern Israels, dass sie jeden Aussätzigen aus dem Lager hinausschicken, und jeden, der einen Ausfluss hat, und jeden, der an einem Toten unrein geworden ist! Sowohl Männer als auch Frauen sollt ihr hinausschicken; vor das Lager sollt ihr sie hinausschicken, damit sie nicht ihr Lager verunreinigen, da ich doch in ihrer Mitte wohne! (4. Mose 5,1-3)
Jeder Israelit, mit einem Ausfluss, mit Aussatz oder der mit einem Toten in Berührung kam, sollte das Lager verlassen. Doch welchen tieferen Sinn hatte diese Anweisung? Welche verborgene Botschaft steckt für uns dahinter?
Die drei Lager Israels
In der jüdischen Überlieferung werden drei Lager Israels unterschieden.
- Das erste Lager ist die Stiftshütte selbst, welche als Lager der Schechina, der Herrlichkeit Gottes dient. Und tatsächlich wird sogar der Tempel an einer Stelle in der hebräischen Bibel als Lager bezeichnet (Vgl. 2. Chronik 31,2).
- Das zweite Lager, war das Lager der Leviten, welche direkt um die Stiftshütte wohnten.
- Das dritte Lager, war das Lager, in dem alle übrigen Stämme ihre Zelte stehen hatten.
Diese Ordnung des Lagers wurde uns bereits in den Kapiteln 2-3 des 4. Buch Moses berichtet und bilden damit die Grundlage für die oben zitierte Weisung aus Nasso.
In diesem Zusammenhang sieht die Überlieferung auch die Absonderung der Aussätzigen, Ausflüssigen und der von Toten verunreinigten.
Rashi scheibt dazu:
Immer wenn sie lagerten, befanden sich drei Lager ineinander: Das Gebiet innerhalb der Behänge war das “Lager der Schechina”, das Lager der Leviten darum herum, wie es in der Sedrah beschrieben wird במדבר סיני (Numeri 1:53), war das “Lager der Leviten”, und von dort nach außen bis zum Ende des Lagers der Divisionen in allen vier Richtungen war das “Lager der Israeliten”. Der Aussätzige wurde von allen ausgesandt; der an einem Ausfluss leidende Mensch durfte im “Lager der Israeliten” bleiben, wurde aber aus den beiden inneren Lagern ausgesandt, während ein Mensch, der durch eine Leiche unrein geworden war, auch im “Lager der Leviten” bleiben durfte und nur aus dem Lager der Schechina ausgesandt wurde. All dies haben unsere Rabbiner im Traktat Pessachim 67a aus den Versen unseres Textes abgeleitet.
Quelle: https://www.sefaria.org/Rashi_on_Numbers (27.05.2020; nach Übers. d. Verf.)
Demnach drückt das Gebot der Ausweisung der Israeliten ebenfalls eine Dreigliedrigkeit aus. Somit finden wir dieses Prinzip im Lager der Isrealiten als auch in der Stiftshütte wieder. Doch welche Bedeutung haben die aufgezählten Kategorien?
Der Aussätzige
Dem Aussätzigen war es gänzlich verboten, in das Lager der Israeliten zu kommen. Er musste komplett außerhalb bleiben. Die Schrift sagt uns dazu:
Der Aussätzige, an dem die Plage ist, soll aber in zerrissenen Kleidern einhergehen, mit entblößtem Haupt, und seine Lippen soll er verhüllen, und er soll ausrufen: Unrein, unrein! Solange die Plage an ihm ist, soll er völlig unrein bleiben, [denn] er ist unrein; er soll abgesondert wohnen und außerhalb des Lagers seine Wohnung haben. (3. Mose 13,45-46)
Aussätzig wird, wer sich gegen die Gebote Gottes auflehnt und nicht gehorcht (Vgl. 5. Mose 24,8-9), womit der Aussätzige als einziger der drei genannten echte Kontrolle über seinen Zustand hat. Da der Aussatz ein Zeichen der Rebellion ist, kann kein Aussätziger im Lager Israels sein.
Der, der einen Ausfluss hat
Ein Ausfluss kann verschiedene Ursachen haben. So ist zum Einen der monatliche Ausfluss der Frau zu bedenken, zum Anderen der Samenerguss des Mannes oder ein krankhafter Ausfluss an den Genitalien.
All diese Ausflüsse sollen nicht in das Lager der Leviten kommen, doch ist es den Betroffenen weiterhin erlaubt, in ihrem Zelt bzw. in ihrem Heim zu bleiben. Nur die Leviten und Priester sollten nicht verunreinigt werden, da sie sonst keinen Dienst mehr am Tempel oder der Stiftshütte tun konnten.
Und deshalb heißt es:
So sollt ihr die Kinder Israels von ihrer Unreinheit absondern, damit sie nicht wegen ihrer Unreinheit sterben, wenn sie meine Wohnung verunreinigen, die in ihrer Mitte ist. (3. Mose 15,32)
Der, der einen Toten berührt hat
Wer einen Tote berührt hat, darf zwar die Stiftshütte nicht betreten, doch er darf sich sogar den Leviten nähern.
Wer durch einen Toten verunreinigt wurde, kann selbst keinen weiteren verunreinigen. Zumindest wird dies in der Bibel nicht ausdrücklich erwähnt. Lediglich die oben zitierte Stelle aus Nasso legt nahe, dass das Zelt der Zusammenkunft, das Lager der Schechina, durch den Tod verunreinigt werden würde.
Die geistliche Bedeutung
Wir sehen also, dass Rebellen gegen Gott und seine Gebote keinen Zutritt zu Israel haben können.
Menschen mit Ausfluss befinden sich in einem Reinigungsprozess. Der Ausfluss macht unrein, dennoch ist er nötig, damit der Betroffene gereinigt werden kann. Die Reinigung im geistlichen Sinne geschieht in Gemeinschaft.
Und auch die Berührung mit dem Tod ist nur durch echte Gemeinschaft mit Heiligen zu reinigen. Nur durch die Besprengung mit dem Entsündigungswasser durch einen reinen Menschen (Vgl. 4. Mose 19,19) kann derjenige, der sich mit dem Tod verunreinigt hat, wieder rein werden.
Die Schrift lehrt uns in diesem Zusammenhang:
Eisen schärft Eisen; ebenso schärft ein Mann den anderen. (Sprüche 27,17)
Wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet,und wehrt sich gegen alles, was heilsam ist. (Sprüche 18,1)
Und genau deshalb ist es essentiell für uns, echte Gemeinschaft mit Heiligen zu suchen und uns zu versammeln, auch wenn uns das eine Regierung verbieten möchte. YHWH gibt uns einen deutlichen Hinweis. Sind wir nicht innerhalb des Lagers (also in einer Gemeinschaft, sofern eine für uns erreichbar ist), sind wir in Rebellion und können nach dem betrachteten Vers aus Nasso nur als aussätzig gelten.
YHWH hat uns Gemeinschaft in seinem Wort als Weg aufgezeigt, wie wir zurück in Gottes Ebenbild gelangen können. Kein einziger unreiner Israelit konnte ohne die Hilfe eines anderen Menschen wieder rein werden.
Und so fordert uns Nasso einerseits auf, die Rebellen aus unseren Gemeinschaften zu verweisen, und andererseits die Gemeinschaft selbst zu suchen und darin zu wachsen.
Bildquelle: Pixabay.de
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