#17 Jethro – „Jethro“
Jethro
2. Mose 18,1-20,23
Jesaja 6,1-7,6; 9,5-6; Matthäus 19,16-26
In deutschen Bibelübersetungen, dann kann es passieren, dass wir Passagen lesen, die durch die Übersetzung deutlich an Kraft verlieren. In der Lesung Jethro begegnen wir mehreren solcher Stellen.
In diesem Kommentar wollen wir uns eine davon ansehen.
Mose und das Volk am Berg Sinai
Nachdem Mose das Volk Israel an den Sinai geführt und sich mit seinem Schwiegervater Jethro ausgesprochen hatte, wurde es Zeit für die Begegnung zwischen YHWH und seiner Braut.
Die Niederkunft Gottes auf dem Berg Sinai wurde mit lautem Schofarschall und mächtigem Donner begleitet.
Und es geschah, als der dritte Tag kam und es noch früh am Morgen war, da erhob sich ein Donnern und Blitzen, und eine dichte Wolke lag auf dem Berg, und [es ertönte] ein sehr lauter Schall von Schopharhörnern. Da erschrak das ganze Volk, das im Lager war. (2. Mose 19,16)
Die Erscheinung musste so eindrucksvoll gewesen sein, dass das Volk erschrak, als sein Retter seine Füße auf den Berg setzte.
YHWH sprach die zehn Worte vom Sinai und Israel hörte sein Reden. Israel fürchtete sich, vor dem, was es sah und forderte Mose dazu auf, doch lieber selbst mit Gott zu sprechen. Die Kinder Israels würden aus der Entfernung zusehen und hören, was Mose ihnen überbringen würde (Vgl. 2. Mose 20,18-19).
Daraufhin entgegnete Mose:
Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, um euch zu prüfen, und damit die Furcht vor ihm euch vor Augen sei, damit ihr nicht sündigt! (2. Mose 20,20)
Die Furcht vor der Prüfung?
Den obigen Vers aus der Lesung Jethro, können wir so oder so ähnlich in den meisten deutschen Übersetzungen lesen. So wie er da steht, erscheint er aber ziemlich paradox.
Das Volk fürchtete sich vor der imposanten Erscheinung Gottes. Und Mose versuchte das Volk damit zu beruhigen, dass Gott ja nur gekommen wäre, um es zu prüfen, damit sie ihn fürchten lernten. Macht das Sinn?
Es gilt dabei zu bedenken, dass es sich bei Israel um ein ehemaliges Sklavenvolk handelte. Als ägyptische Sklaven sollten es die Israeliten gewohnt gewesen sein, ihren Herren zu gehorchen. Doch dieser Gehorsam kam aus der Angst vor Strafe bei Fehlverhalten. Ging etwas schief ernteten die Sklaven Hiebe oder andere Strafen (Vgl. 2. Mose 1,8-14).
Was war also der erlebbare Unterschied zwischen YHWH und dem Pharao, wenn YHWH auch nur kam, um Israel zu prüfen und es bei nicht bestandener Prüfung zu strafen? Gab es diesen Unterschied dann überhaupt?
Wenn wir in die hebräische Schrift und die jüdische Überlieferung schauen, erhalten wir einen Hinweis, wie dieser Vers mehr Sinn machen könnte.
Laut Rashi und anderen jüdischen Kommentatoren könnte das hebräische Wort für “prüfen” auch mit “erhöhen” übersetzt werden. Grundlage hierfür ist die sprachliche Verwandtschaft zwischen נָסָה (nasa) für „prüfen“ und נס (nes), was Feldzeichen oder Standarte bedeutet. Ein Feldzeichen wird hoch aufgerichtet, damit es jeder sehen kann und das Lager des entsprechenden Königs deutlich erkennbar ist.
Wir könnten den obigen Vers also auch wie folgt übersetzen:
Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, um euch [als sein Feldzeichen aufzurichten/euch zu erhöhen als Zeichen für seine Feinde], und damit die Furcht vor ihm euch vor Augen sei, damit ihr nicht sündigt! (2. Mose 20,20; Einfügung in eckigen Klammern durch den Verf.)
Vom Sklaven zum Gotteskrieger
Vielleicht können wir uns jetzt vorstellen, wie Mose versucht hat, die Kinder Israels zu beruhigen.
Im Grunde wollte er sagen:
Fürchtet euch nicht vor YHWH, denn er ist nicht wie der Pharao. Er wird euch über alle Völker erhöhen, damit ihr so viel Ehrfurcht vor ihm habt, dass ihr auch das Verlangen habt, nicht mehr zu sündigen.
Im Grunde sind wir ja nicht anders als die Israeliten damals. Auch wir haben in einem ägyptischen System gelernt, Authoritäten aus Angst vor Strafe zu gehorchen. Das fängt in der Schule unter Notendruck an und endet noch lang nicht bei der Kommunikation mit dem Finanzamt, wenn es um Strafzahlungen oder Ähnliches geht.
Doch die Führung von Menschen auf der Grundlage von Angst vor Strafe ist ein rein ägyptisches Prinzip. Das himmlische Prinzip ist Führung durch Überzeugung. Nur wenn die Kinder Gottes wirklich davon überzeugt sind, dass Gott es mit ihnen gut meint und sie liebt, dann werden sie auch bereit sein, ihm sein ganzes Leben zu geben.
Und genau das möchte Gott erreichen! Möge unser Leben also von Ehrfurcht, Staunen und Liebe zu Gott geprägt sein.
- #25 Tzav – “Gebiete!” - 24. März 2024
- Purim und die Offenbarung der Braut - 19. März 2024
- 24 Wajikra – “Und er rief” - 17. März 2024
Lore Donat
20. Januar 2022 @ 14:37
Lieber Naphtali,
von ganzem Herzen bitte ich dich, dass du in Zukunft (falls das möglich ist) die riesen-großen,
schönen Fotos in etwas kleinerer Form, wie z.B. beim letzten Mal auswählen würdest !!
Diese wöchentlichen sehr lehrreichen und interessanten Beiträge möchte ich mir immer
ausdrucken, doch bei diesen “Reisen-Bilder” opfere ich sooooooooooo viel Drucker-Tinte,
(was für mich sehr kostspielig ist) dass ich es dann leider nicht tun kann. — Hoffe, dass du
das die nächsten Male berücksichtigen kannst und auch meine Situation verstehtst !!??
Shalom bis dann..Lore !!
Naphtali
21. Januar 2022 @ 15:43
Schalom Lore,
ich verstehe Dein Anliegen. Ich versuche darauf zu achten. Manchmal ist es aber auch einfach für die Webseite schöner, wenn das Bild etwas größer ist.
Im Zweifel könntest Du Dir auch einfach den Text in ein Word-Dokument kopieren und dann drucken oder die Seite schwarz-weiß drucken.
Liebe Grüße und viel Segen
Naphtali