#18 Mischpatim – „Rechtsordnungen“
2. Mose 21,1-24,18
2. Könige 12,1-17; Matthäus 17,22-27
Mischpatim ist eine Paraschah, in der eine Vielzahl einzelner Gebote und Rechtsbestimmungen aufgezählt werden. Sie alle tragen zu einem friedlichen Zusammenleben innerhalb der Gemeinde Israels bei. Niemand soll in Israel seiner Freiheit beraubt werden und so hat Gott Gesetze geschaffen, die die Freiheit jedes seiner Kinder schützen sollen.
Wir wollen uns eines dieser Gebote aus der aktuellen Lesung herauspicken und etwas tiefer schauen, welchen Geist wir dahinter erkennen können.
Wir erinnern uns daran, dass die Torah zu uns in Gleichnissen (Vgl. Psalm 78,1-2) und geistlichen Bildern spricht (Vgl. Römer 7,14). Somit steckt auch hinter jedem Gebot eine Lehre für uns, auch wenn wir uns in anderen Umständen befinden mögen.
Folgendes Gebot sei unser Ausgangspunkt:
Eine Zauberin sollst du nicht am Leben lassen! (2. Mose 22,17)
Wir wissen, dass Zauberei vor Gott eine Sünde ist und auf Sünde letztlich der Tod steht (Vgl. Römer 6,23). So ist es auch nur folgerichtig, dass jede Zauberin in Israel getötet werden soll.
Doch warum schließt dieses Gebot explizit nur die Zauberinnen ein? Was ist mit den männlichen Vertretern dieser Zunft?
Natürlich werden Zauberer, Geisterbefrager oder Wahrsager auch an anderen Stellen der Torah benannt und der Umgang mit ihnen beschrieben(Vgl. 3. Mose 20,6; 5. Mose 18,10-12). Doch warum an dieser Stelle noch einmal ausschließlich die Zauberin?
Ich denke, das oben aufgeführte Gebot steht im Zusammenhang mit den vorangehenden Versen.
Wenn ein Mann eine Jungfrau verführt, die noch nicht verlobt ist, und er liegt bei ihr, so muss er sie sich durch Bezahlung des Brautpreises zur Ehefrau nehmen. Will aber ihr Vater sie ihm überhaupt nicht geben, so soll er ihm so viel bezahlen, wie der Brautpreis für eine Jungfrau beträgt. (2. Mose 22,15-16)
Wenn in Israel ein Mann bei einer Frau lag, mit der er nicht verheiratet war, so war er es ab diesem Zeitpunkt. Er war verpflichtet sie zur Frau zunehmen, sofern ihr Vater der Ehe zustimmte. Dies beinhaltete auch die Zahlung des Brautpreises und alle weiteren ehelichen Pflichten, wie die Versorgung der Frau.
Letztlich hatte jede Frau dadurch einen Rechtsanspruch auf Versorgung und eine Ehe, wenn ein Mann sie verführte und bei ihr gelegen hatte. Mit anderen Worten: Wenn ein Mann eine Jungfrau, durch welche Methoden auch immer, verführt hatte, so war dieser Mann auch für den Rest seines Lebens für diese Frau verantwortlich.
Gedacht war dieses Gebot als Schutz der Frau. Somit hatte jede Frau in Israel die Möglichkeit vor einem Gericht, ihren Anspruch zumindest auf die Zahlung eines Brautpreises geltend zu machen, sofern sie beweisen konnte, dass sexueller Verkehr mit dem entsprechenden Mann stattgefunden hatte.
Doch natürlich konnte dieser Anspruch auch missbraucht werden. Was war, wenn die Frau den Mann verführt und ihn dadurch in eine missliche Lage gebracht hatte?
Zunächst war der Mann natürlich für sein Handeln selbst verantwortlich. Doch Habsucht ist keine Voraussetzung für eine Ehe. Eine Frau war einem solchen Fall nicht an der Gemeinschaft mit dem Mann interessiert, sondern an ihrem eigenen Gewinn.
Warum wird eine solche Frau eine Zauberin genannt? Wie die Zauberer in Ägypten (Vgl. 2. Mose 7,11) mag sie die Werke und Gebote Gottes imitieren, doch ihr Herz ist fern von den Absichten YHWH’s.
Samuel erklärte Saul, wie Zauberei einzuordnen sei:
Denn Ungehorsam ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei, und Widerspenstigkeit ist [wie] Abgötterei und Götzendienst. Weil du nun das Wort YHWH’s verworfen hast, so hat Er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst! (1. Samuel 15,23)
Und Paulus erklärte:
Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist; (Kolosser 3,5)
Wir können also schlussfolgern Habsucht=Götzendienst=Zauberei.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Die Torah schützt jede Jungfrau vor Unzucht und Missbrauch durch die Männer. Andererseits stellt Gott aber unmissverständlich klar, dass der Missbrauch eines Gesetzes, dass eigentlich zum Schutz der Frau gedacht ist, sie ihr Leben kosten wird.
Im Prinzip gilt dieser Grundsatz ja für jedes Gebot. Gottes Gebote sind uns zur Freiheit gegeben. Doch sollten wir uns hüten, diese Freiheit zu missbrauchen und unsere eigenen sündigen Wege und Ziele an Hand der Torah rechtfertigen zu wollen. Lasst uns auf Gott hören und unser Herz durch Ihn verwandeln lassen, sodass wir in seiner Gesinnung wandeln.
Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Messias Jeschua auch war, (Philipper 2,5)
Bildquelle: https://pixabay.com/de/tor-auktion-gesetz-hammer-symbol-2492011/
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