#30 Bamidbar – „In der Wüste“
4. Mose 1,1-4,20
Hosea 2,1-22; Matthäus 4,1-17
Wenn man ein großes Volk durch eine Wüste führen möchte, bedarf dies einer gewissen Ordnung. Um diese Ordnung herzustellen, schien es YHWH unter anderen Dingen weise, die Lagerung der einzelnen Zelte einer bestimmten Systematik zu unterlegen. Ein Grund dafür lag sicherlich rein praktisch darin, den Aufbau- und Abbau des Lagers zügig und geordnet geschehen zu lassen. Doch dies ist sicher nicht der einzige Grund.
Darüber hinaus verbergen sich hinter der Lagerordnung einige geistliche Botschaften für uns, auch wenn wir nicht im Zelt in der Wüste wohnen. Wir wollen einmal einen Blick auf einige dieser Botschaften werfen.
Die Kinder Israels sollen sich jeder bei seinem Banner und bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser lagern;…(4. Mose 2,2a)
Zunächst einmal war jeder Israelit einem Stamm zugehörig. In diesem Stamm sollte er auch verbleiben und sich unter seinem Banner lagern. Somit war das Lager durch die verschiedenen Stämme aufgeteilt und bildete dennoch eine Einheit.
Indem sich jeder Israelit bei seinem Vaterhaus lagern sollte, konnte er sich seiner familiären Pflichten nicht entziehen. Er war aufgefordert, die Beziehungen zu seiner Familie und zu seinen Nachbarn im Reinen zu halten. Lästerungen oder böses Reden über andere wurden durch eine Zeltwand auch sofort gehört.
Das Lagern bei den Zeichen der Vaterhäuser ist auch eine Eigenschaft, die wir schon bei Jakob finden. Auch er hielt sich bei den Zelten seines Vaters auf – anders als sein Bruder Esau.
Und als die Knaben groß wurden, da wurde Esau ein tüchtiger Jäger, ein Mann des freien Feldes; Jakob aber war ein sittsamer Mann, der bei den Zelten blieb. Und Isaak hatte den Esau lieb, weil ihm das Wildbret mundete; Rebekka aber hatte den Jakob lieb. (1. Mose 25,27-28)
Es ist auffällig, dass Isaak, die Bereitschaft seines Sohnes Jakobs, sich dem väterlichen Haus unterzuordnen und seine Pflichten darin zu erledigen, nicht so sehr würdigte, wie Esaus Jagdeifer. Esau war Isaaks Liebling, nicht Jakob. Und dennoch blieb Jakob.
Diese Eigenschaft Jakobs, sich im Vaterhaus einzuordnen, scheint YHWH in jedem einzelnen Israeliten sehen zu wollen, sollte doch jeder Israelit das Banner bzw. Zeichen seines Vaterhauses vor Augen haben. Es geht dabei natürlich einerseits um unsere leiblichen Väter. Heißt es doch im fünften Gebot:
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, damit du lange lebst in dem Land, das YHWH, dein Gott, dir gibt! (2. Mose 20,12)
Doch es gibt noch etwas anderes, was jeder Israelit vor Augen hatte, wenn er sein Zelt verließ.
…der Stiftshütte zugewandt sollen sie sich ringsum lagern. (4. Mose 2,2b)
Jeder Israelit war automatisch auf YHWH ausgerichtet, wenn er sein Zelt verließ. Sein Blick war immer auf den Schöpfer von Himmel und Erde gerichtet.
Egal aus welchem Vaterhaus oder von welchem Stamm jeder Einzelne kam, das hatten sie alle gemeinsam. Jedes Zelt war nach der Stiftshütte ausgerichtet. Und so ging der erste Blick jedes Israeliten bei Verlassen seines Zeltes nicht zum Nachbarzelt, sondern direkt auf das Zelt des großen Königs. Die Wolken- bzw. Feuersäule erinnerte jeden daran, wem das Lager gehörte und wessen Regeln darin galten.
Und erst im zweiten Blick erinnerten die Banner der Stämme in welcher Abteilung des Lagers man sich befand. Sie erinnerten an die eigene Identität und Herkunft.
Welch schöne Botschaft steckt darin. Wir sind auch heute, die wir uns zu Gottes Volk Israel zählen, ganz unterschiedlich. Wir haben unterschiedliche Herkünfte, Biografien, unterschiedliche Geschmäcker und Vorlieben, manchmal unterschiedliche Sprachen, Denkweisen und Erfahrungen. Wir sind aufgefordert, unsere Unterschiede stehen zu lassen und in Einheit vor Ihn zu kommen und dabei unseren Fokus von unseren Unterschieden weg auf unseren gemeinsamen König zu richten.
Wenn wir uns vor Ihm versammeln (oder lagern) halten wir unseren Blick fest auf den EINEN gerichtet, der das Wunder bewirken kann, aus vielen Gliedern ein Leib zu schaffen, dabei dennoch die individuelle Persönlichkeit jedes Einzelnen zu wahren und zu ehren. Möge unser Blick niemals von Ihm weichen!
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