#10 Miketz – „Am Ende”
1. Mose 41,1-44,17
1. Könige 3,15-4,1; Sacharja 2,14-4,7; Johannes 10,22-28
Jede Geschichte in der Heiligen Schrift stellt ein Gleichnis dar, welches für jede Generation hochaktuell ist (Vgl. Psalm 78,1-2). Die Torah ist die Wahrheit (Vgl. Johannes 17,17) und somit ewig gültig. Sie ist nicht durch die zeitliche Dimension beschränkt und spricht auch heute noch frisch zu uns.
Die Geschichte Josephs ist die Geschichte eines Mannes, welcher von seinen eigenen Brüdern verraten und erniedrigt wurde, nur um später vor ihrer aller Augen verherrlicht zu werden. Damit ist die Geschichte Josephs natürlich ein Gleichnis auf den Messias, welcher ebenfalls von Seinen Brüdern erniedrigt und ans Kreuz gebracht wurde, nur um am Ende des Zeitalters als König der Könige verherrlicht zu werden. Darin können wir eine der Parallelen zwischen Joseph und Jeschua erkennen.
Wenn wir Nachfolger Jeschuas sind und in seinen Wegen gehen, so ist die Geschichte Josephs nicht nur ein Gleichnis auf das Leben und den Dienst Jeschuas, sondern auch auf unser Leben.
Um dies zu verdeutlichen, wollen wir uns im Folgenden eine konkrete Situation aus dem Leben Josephs ansehen und schauen, welche Parallelen für uns daraus abzuleiten sind.
Nachdem Joseph nun schon dreizehn Jahre als Sklave und Gefangener in Ägypten verbracht hatte, öffnete sich ihm eine unerwartete Möglichkeit, doch noch aus dem Gefängnis entlassen zu werden.
Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen. Und sie entließen ihn schnell aus dem Loch. Er aber ließ sich scheren und wechselte seine Kleider und ging zum Pharao. (1. Mose 41,14)
Wir erinnern uns: Die Torah spricht in einem Gleichnis zu uns (Vgl. Psalm 78,1-2). Wir wollen einmal versuchen, obige Begebenheit als ein Gleichnis zu deuten.
Zunächst betrachten wir die handelnden Personen der Geschichte. Wir finden drei Protagonisten in obigem Vers. Den Pharao, Joseph und „sie“. Wofür stehen diese drei?
Der Pharao ist der König von Ägypten. Er ist der Herrscher über das damalige Weltreich und somit auch der Herrscher über die damals bekannte Welt. Somit kann Pharao auch als JHWH, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gedeutet werden, welcher der König der Könige und Herr der Herren ist.
Joseph steht für einen Gläubigen in Jeschua. Wir könnten uns auch gut selbst für Joseph einsetzen.
Und „sie“ sind die Knechte des Pharaos. „Sie“ sind die Gemeinde, unsere Geschwister oder Engel im Dienste des Allerhöchsten. Es sind die Personen, welche Joseph aus dem Loch heraus helfen.
Lasst uns die einzelnen Abschnitte des Geschehenen noch einmal detaillierter betrachten.
Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen.
Joseph war ein Gefangener in Ägypten und damit kein sonderlich angesehener Mann in der damaligen Gesellschaft. Dennoch fiel Pharaos Wahl auf ihn. Pharao berief Joseph und ließ ihn vor sich führen.
Diese Entscheidung wurde souverän von Pharao allein getroffen und sie wurde auch nicht in Frage gestellt.
Tatsächlich sind wir als Gläubige von JHWH berufen. Er hat uns erwählt und nicht anders herum. Wir sind Seine Berufenen. Paulus macht dies an verschiedenen Stellen in seinen Briefen immer wieder klar.
Als solche hat Er uns auch berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden…(Römer 9,24)
Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jeschua dem Messias, unserem Herrn. (1. Korinther 1,9)
Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heilige Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sodern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Messias Jeschua vor ewigen Zeiten gegeben wurde… (2. Timotheus 1,9)
So wie Joseph von Pharao zur Audienz vor dem König berufen wurde, so sind auch wir von Gott berufen, vor Ihm zu erscheinen.
Dreimal im Jahr sollen alle deine Männer erscheinen vor dem Angesicht JHWH’s, des Herrn. (2. Mose 23,17)
Und sie entließen ihn schnell aus dem Loch…
Wenn JHWH beruft setzt Er auch alle Hebel in Bewegung, um uns aus dem Loch zu befreien, in welches wir uns verrannt haben.
Das beschriebene Loch ist aus dem hebräischen בור übersetzt. בור steht bildlich für das Totenreich.
JHWH, Du hast meine Seele aus dem Totenreich heraufgebracht; Du hast mich belebt aus denen, die in die Grube [בור] hinabfahren. (Psalm 30,4)
Das Totenreich hat durch unsere Sünden Macht über uns, denn der Lohn der Sünde ist der Tod (Vgl. Römer 6,23)
Doch diese Macht ist durch den Tod und die Auferstehung Jeschuas gebrochen, sodass wir nun Freimütigkeit haben, vor den Thron Gottes zu treten (Vgl. Hebräer 4,16).
So wie Josephs Kerkertür steht auch unsere offen. Doch wie treten wir hindurch?
Er aber ließ sich scheren…
Das scheren steht in der Schrift für die Vollendung eines bestimmten Zeitabschnittes und den Beginn eines neuen.
So sollte der Aussätzige sich als Zeichen seiner Reinheit und des Endes seiner Zeit als Aussätziger scheren (Vgl. 3. Mose 14,8-9). Außerdem schor sich der Nasiräer nach Beendigung seiner gelobten Zeit (Vgl. 4. Mose 6,18) und eine angeheiratete kriegsgefangene Frau schor sich das Haupt als Zeichen eines Neuanfangs als Tochter Israels (Vgl. 5. Mose 21,12).
Als Joseph die Kerkertür durchschritt, begann für ihn ein neues Leben. Er war nicht länger Gefangener, sondern Bediensteter des Königs. Er traf die Entscheidung, durch die Tür zu gehen, jedoch ohne genau zu wissen, was die Konsequenzen für diesen Schritt wären. Was würde der Pharao von ihm wollen? War er ihm gnädig gestimmt? Als der Pharao seinen Bäcker aus dem Gefängnis zu sich rufen ließ, wurde dieser gehängt. Was würde mit Joseph geschehen?
Joseph wurde vom König berufen und er wollte vor ihn treten. Und damit veränderte sich sein Leben.
Wie handeln wir, wenn wir von Gott berufen werden? Sind wir bereit für ein neues Leben mit Ihm? Sind wir bereit unser Leben komplett nach Seinem Willen auszurichten und uns umgestalten zu lassen?
Darum: Ist jemand in Messias, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden. (2. Korinther 5,17)
…und wechselte seine Kleider…
Joseph legte seine Häftlingskleidung ab und kleidete sich in einem Gewand, welches einer Audienz vor dem König würdig war. Durch diese neue Kleidung bekam Joseph auch eine andere Identität. Er war nicht mehr länger als Gefangener erkennbar. Er war ein Knecht des Königs.
Eine ähnliche Formulierung finden wir bei Jakob als er auf dem Weg nach Bethel – dem „Haus Gottes“ – war.
Da sprach Jakob zu seinem Haus und zu allen, die bei ihm waren: Tut die fremden Götter von euch weg, die in eurer Mitte sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider! (1. Mose 35,2)
Jakob war auf dem Weg zum König der Könige. Vor Ihm wollte er nicht in gewöhnlicher Kleidung erscheinen.
Die Kleider, welche JHWH selbst ausgewählt hat, um vor Ihm zu erscheinen, sind die Priesterkleider (Vgl. 2. Mose 28,1-4). Diese Kleider sind ein Bild für die Gerechtigkeit der Priester vor Ihm.
Deine Priester sollen sich in Gerechtigkeit kleiden, und Deine Getreuen sollen jubeln. (Psalm 132,9)
Legen wir wert darauf, vor JHWH als gerecht zu gelten? Richten wir unser Leben nach den Prinzipien und Geboten des Allmächtigen aus, damit wir tatsächlich vor himmlischen Gerichten bestand haben und als gerecht gelten?
Nur als Gerechte können wir vor den König treten. Nur als Gerechte vor dem Gesetz – der Torah – sind wir keine Gefangenen mehr.
…und ging zum Pharao hinein.
Joseph ging letztlich durch die Tür und zum König.
Nachdem unsere Tür zur Freiheit durch Jeschua geöffnet wurde, liegt es an uns, hindurch zu gehen. Jeschua sagte einmal:
Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. (Matthäus 22,14)
Aus dem aramäischen Text des so genannten Neuen Testaments ist dieser Vers auch wie folgt übersetzbar:
Denn viele sind berufen, aber wenige haben gewählt. (Matthäus 22,14)
Wenn wir zur Freiheit berufen sind, liegt es an uns, diese Freiheit auch zu erwählen und durch die offene Kerkertür zu gehen.
Wir hören den Ruf Gottes, lassen unser altes Leben hinter uns und wagen einen Neubeginn im Bündnis mit Ihm. Wir lernen Seine Gebote und legen die geerbten heidnischen Bräuche ab. Wir lernen zu denken, wie Er denkt und zu handeln, wie Er handelt.
Wir tauschen unser Dasein als Gefangener gegen die Identität eines Fürsten des Königs der Könige ein. Wir erkennen die Freiheit und leben sie in der Kraft des Heiligen Geistes aus! Jeschua sei Dank für dieses großartige Geschenk an uns!
Bildquelle: http://www.freebibleimages.org/illustrations/joseph-pharaoh-dreams/
- #25 Tzav – “Gebiete!” - 24. März 2024
- Purim und die Offenbarung der Braut - 19. März 2024
- 24 Wajikra – “Und er rief” - 17. März 2024