#06 Toldot – „Geschlechter“
1. Mose 25,19-28,9
1. Samuel 20,18-42; Matthäus 10,21-38
In den Ehen und Beziehungen unserer Vorväter sehen wir Vorbilder für uns. Wir sehen Modelle für unsere Ehen und wie diese tatsächlich fruchtbar für JHWH werden können. Wir sehen ähnliche Muster bei Abraham, Isaak und Jakob und deren Frauen und erkennen, dass ihre Ehen nicht mit dem Bundesschluss perfekt waren, sondern dass sie reifen mussten.
Wir erkennen dies insbesondere daran, dass die Ehen unserer Väter zunächst mit Unfruchtbarkeit begannen. Sowohl Sarah als auch Rebekka waren unfruchtbar. Selbst Rahel konnte Jakob vorerst keine Kinder gebären.
In der Lesung dieser Woche erfahren wir einige Details zur Ehe und Familie von Isaak und Rebekka. Wir wissen, dass diese Ehe von JHWH persönlich gestiftet war. Dennoch war Rebekka unfruchtbar. Wie schon sein Vater Abraham stand Isaak gemeinsam mit seiner Frau Rebekka vor der Herausforderung ihre Ehe zu guter Frucht zu führen.
Wir wollen den Prozess dahin einmal genauer beleuchten und sehen, was wir für unsere Ehen daraus lernen können.
Und Isaak war 40 Jahre alt, als er Rebekka zur Frau nahm, die Tochter Bethuels, des Aramäers aus Paddan-Aram, die Schwester des Aramäers Laban. Isaak aber bat JHWH für seine Frau, denn sie war unfruchtbar; und JHWH ließ sich von ihm erbitten, und seine Frau Rebekka wurde schwanger. (1. Mose 25,20-21)
Im Alter von 40 Jahren heiratete Isaak seine Frau Rebekka. Wie alt Rebekka zu dem Zeitpunkt war, wissen wir nicht. Wir erfahren aber wohl, dass Rebekka unfruchtbar war.
Wir wollen uns kurz in die Situation der beiden hineinversetzen. Isaak war der Sohn, aus dem JHWH Sein Volk bauen wollte (Vgl. 1. Mose 21,12). Doch wie sollte dies funktionieren, wenn seine Frau keine Kinder bekommen konnte? Warum war das überhaupt so? Hatte er sich geirrt als er Rebekka heiratete? War Rebekka wirklich die Richtige? Und was konnte man schon gegen Unfruchtbarkeit unternehmen? Sollte ihre Ehe doch kinderlos bleiben und Vater Abraham hatte sich geirrt?
Diese oder andere Fragen bis hin zu Vorwürfen gegenüber Rebekka könnten durchaus in Isaaks Gedanken gewesen und in Form seiner Worte hörbar geworden sein. Schließlich war Isaak auch nur ein Mensch.
Auch wir könnten die Frage stellen, warum Rebekka unfruchtbar war. Verbarg sie etwa eine geheime Sünde, schließlich soll es ja keine unfruchtbare im Volk Gottes geben (Vgl. 2. Mose 23,26)?
Doch denken wir an den blind geborenen Mann, den Jeschua durch eine Waschung im Teich Schiloach sehend machte. Damals fragten Seine Jünger Ihn:
Rabbi, wer hat gesündigt, sodass dieser blind geboren ist, er oder seine Eltern? Jeschua antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern an ihm sollen die Werke Gottes offenbar werden. (Johannes 9,2-3)
Ich schlage vor, wir ordnen den Fall Rebekkas in diese Kategorie ein. Denn tatsächlich sind an ihr, Sarah und Rahel die Werke Gottes offenbar geworden, denn ihre Söhne kamen – genau wie Jeschua auch – nur durch ein Wunder zur Welt. Erst das Eingreifen Gottes machte es Rebekka möglich, einen Sohn zu gebären. Doch was bewegte Gott dazu, einzugreifen? Es war das gemeinsame aufrichtige Flehen der beiden Eheleute.
Aus oben genanntem Vers lesen wir, dass Isaak „für seine Frau“ Rebekka bat. Das hebräische Wort נכח, welches an dieser Stelle verwendet wird, besagt genauer, dass Isaak vor Rebekka, also in ihrer direkten Gegenwart oder vor ihrem Angesicht, bat.
Im Folgenden sehen wir eine weitere Stelle, in der נכח in diesem Sinne verwendet wird:
Und er [Jakob] legte die Ruten, die er abgeschält hatte, in die Tränkrinnen, in die Wassertränken, wohin die Herden zum Trinken kamen, gerade vor die Tiere hin. Sie waren aber brünstig, als sie zur Tränke kamen. (1 Mose 30,38)
Isaak betete nicht nur im Stillen für sich, er betete in Gegenwart oder sogar mit seiner Frau zusammen. Das heißt aber auch, dass er sich mit ihrem Kummer und ihrer Schmach als kinderlose Ehefrau nach 20 Jahren Ehe eins machte. Nun gab es keinen Raum für Vorwürfe, Murren oder Rechtfertigungen mehr. Isaak und Rebekka traten als Einheit vor den Allmächtigen und machten die Fruchtbarkeit ihrer Ehe zu ihrem gemeinsamen Anliegen.
Diese These wird unterstützt durch eine weitere Bedeutung von נכח, nämlich Aufrichtigkeit. Isaak bat JHWH mit aufrichtigem Herzen. Es war ihm wichtig, dass seine Ehe nicht fruchtlos bleiben würde. Und er verstand, dass er gute Frucht nur mit Rebekka zusammen bringen konnte.
Doch noch ein weiteres Verb aus obigem Vers soll unsere Aufmerksamkeit bekommen.
Isaak aber bat JHWH vor seiner Frau Rebekka, denn sie war unfruchtbar; Und JHWH ließ sich von ihm erbitten, und seine Frau Rebekka wurde schwanger. (1. Mose 25,21)
Die beiden fett markierten Stellen kennzeichnen das hebräische Wort עתר, welches dort jeweils in Aktivform steht. עתר ist nicht einfach nur beten, es drückt vielmehr aus, dass wir alles geben, um zu Gott vorzudringen. Wir bringen vollen Einsatz, um eine Audienz beim König der Könige zu bekommen.
Schauen wir uns einige Stellen in der Heiligen Schrift an, in denen עתר noch Verwendung findet und untersuchen den dortigen Zusammenhang. Es wird uns helfen Isaaks Gebet vor Rebekka besser zu verstehen.
Und Mose sprach zum Pharao: Du sollst die Ehre haben, zu bestimmen, auf wann ich für dich, für deine Knechte und für dein Volk erbitten [עתר] soll, dass die Frösche von dir und deinen Häusern vertrieben werden und nur im Nil bleiben…So gingen Mose und Aaron vom Pharao weg; und Mose schrie zu JHWH wegen der Frösche, die er dem Pharao auferlegt hatte. (2. Mose 8,5.8)
Mose bat JHWH nicht einfach nur, er schrie zu ihm. Für Mose ging es um alles. Er wusste, wenn nicht die Wunder geschehen würden, die er dem Pharao angekündigt hatte, so würde Israel Ägypten nie verlassen können und er wäre ein leichtes Opfer für den Henker des Pharao. Deshalb schrie er zu JHWH.
So fasteten wir und erflehten dies von unserem Gott; und Er erhörte [עתר] uns. (Esra 8,23)
JHWH reagierte auf das Fasten und Flehen Seines Volkes. In der Folge brach Er zu Seinem Volk durch und gab ihm Geleit auf dem Weg von Babylon zurück ins verheißene Land.
Diese Beispiele zeigen, dass עתר mehr als nur ein einfaches Gebet meint. Es geht um ein inniges Flehen, um eine Audienz beim König der Könige, damit wir unser Anliegen vor den Thron bringen dürfen. Und unser König reagiert mit eben solchem Eifer und kommt uns entgegen und erhört unser Flehen.
Diese Art von Flehen brachte Isaak vor Gott mit aufrichtigem Herzen und in Gegenwart seiner Frau. Beide machten sich wirklich eins in ihrem Anliegen und so konnte ihre Ehe tatsächlich Frucht bringen.
Wenn wir das Vorgehen Isaaks und Rebekkas auf unsere Ehen übertragen, sehen wir einen Schlüssel, um geistliche Unfruchtbarkeit zu überwinden.
Sind wir bitter gegen unseren Partner? Machen wir ihm oder ihr Vorwürfe? Zweifeln wir, ob er oder sie überhaupt die richtige Wahl waren? Oder gleicht unsere Ehe mehr einem Waffenstillstandsabkommen statt einer innigen Liebesbeziehung?
Wir können und sollen fruchtbar sein, Gott hat dies verheißen (Vgl. 1. Mose 1,28). Isaak und Rebekka machen es vor, wie wir die verschiedenen Arten von Unfruchtbarkeit überwinden können. Sie wuren von JHWH zusammengestellt, Ihm zur Ehre, und ergriffen ihre gemeinsame Berufung.
JHWH wartet nur darauf, dass wir als Ehepartner gemeinsam und mit aufrichtigem Herzen darum bitten, dass JHWH unsere Ehen mit viel Frucht bereichert. So lasst uns gemeinsam vor den Thron treten und die Einheit anstreben, die Isaak und Rebekka zur Fruchtbarkeit führte!
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