Besondere Einblicke ins messianische Zeitalter – Hesekiel 44,15-31 – Prophetenlesung zur aktuellen Parashah
Zu jeder Wochenlesung gehört eine passende Lesung aus den Geschichtsbüchern oder den Propheten. In dieser Woche (Parashah Emor) ist das Hesekiel 44,15-31.
Die Verbindung ist offensichtlich: Beide handeln von den Priestern (insbesondere den „Kohanim“) und deren Dienst im Tempel bzw. in der Stiftshütte.
Interessant ist, dass auch Hesekiel selbst ein Priester („Kohen“) war (vgl. Hes 1,3). Zu der Hintergrundgeschichte muss man wissen, dass Hesekiel seine Prophetien im Exil in Babylonien bekam – und zwar während Jerusalem und der Tempel noch standen.
Das lag daran, dass es drei Eroberungen der Babylonier gab und erst bei der letzten zerstörten sie die Mauern Jerusalem. Bei der ersten nahmen sie alle wichtigen Personen aus dem Haus Juda gefangen: Die Königsfamilie, die Hohen Priester, Torah-Gelehrte, usw.
Einer der Hauptgründe für die Zerstörung war, dass auch das Haus Juda die Wege Gottes verlassen hatte und Götzen anbetete.
Ausführlich lesen wir davon in Hesekiel 8:
12-14: Da sprach er zu mir: Menschensohn, hast du gesehen, was die Ältesten des Hauses Israel im Finstern tun, jeder in seinen Bilderkammern? Denn sie sagen: Der HERR sieht uns nicht; der HERR hat dieses Land verlassen! Danach sprach er zu mir: Du wirst noch mehr große Gräuel sehen, die sie begehen! Und er führte mich zu dem Eingang des Tores am Haus des HERRN, das gegen Norden liegt; und siehe, dort saßen Frauen, die den Tammuz beweinten.16: Und er führte mich in den inneren Vorhof des Hauses des HERRN; und siehe, am Eingang zum Tempel des HERRN, zwischen der Halle und dem Altar, waren etwa 25 Männer; die kehrten dem Tempel des HERRN den Rücken, ihr Angesicht aber nach Osten; und sie warfen sich nach Osten anbetend vor der Sonne nieder.
18: So will denn auch ich in meinem grimmigen Zorn handeln; mein Auge soll sie nicht verschonen, und ich will mich nicht über sie erbarmen; und wenn sie mir auch mit lauter Stimme in die Ohren schreien, so werde ich sie doch nicht erhören!
(Interessant ist an diesem Kapitel, dass das Haus Juda äquivalent zum Begriff Haus Israel benutzt wird – die zehn Stämme sind zu diesem Zeitpunkt schon zerstreut und aus dem Bund geschieden.)
Die Priester hatten die Autorität über den Tempel und den Tempeldienst. Und so waren sie es, die als erstes in die Gefangenschaft mussten.
Doch dies sollte sich letztendlich als großer Segen darstellen (mehr dazu hier: Den Bruder verstehen 3 – Babylon).
Später waren es dann die Priester, die die Rückkehr nach Jerusalem und den Wiederaufbau des Tempels herbeisehnten und dann mit Esra und anderen zurückgingen.
Esra 1,5: Da machten sich die Familienhäupter von Juda und Benjamin auf, und die Priester und Leviten — jeder, dessen Geist Gott erweckte, um hinaufzuziehen und um das Haus des HERRN zu bauen, das in Jerusalem ist.
Das messianische Zeitalter
Hesekiel schenkt uns in den letzten Kapiteln seines prophetischen Buches Einblicke in das messianische Zeitalter.
Im Gegensatz zu den Prophetien von Jesaja und Jeremia lesen wir hierbei auch viel über den dritten Tempel, der dann errichtet werden wird. Es verdeutlicht, wie sehr dieser dritte Tempel mit dem messianischen Zeitalter verknüpft ist. Letztendlich wird das Besondere sein, dass die Schechina, die Gegenwart Gottes, wieder im Tempel sein wird.
Hesekiel beschreibt in Kapitel 10 wie sie vor der Zerstörung des ersten Tempels diesen verließ und in den späteren Kapiteln wie sie im messianischen Zeitalter wiederkommen wird:
Hes 43,4: Und die Herrlichkeit des HERRN kam zu dem Haus [des Tempels], auf dem Weg durch das Tor, das nach Osten gerichtet war.Hes 43,5: Und der Geist hob mich empor und führte mich in den inneren Vorhof, und siehe, die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus.
Hes 44,4: Danach führte er mich durch das nördliche Tor, vor das Haus [des Tempels]. Da schaute ich, und siehe, die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus des HERRN! Da fiel ich nieder auf mein Angesicht.
Zu Beginn unseres Wochenabschnitts lesen wir nun, dass den Priestern, die über die Jahrhunderte treu waren und nicht abgewichen sind, die Ehre gegeben wird, wieder im Tempel dienen zu dürfen. Es ist sozusagen ihre Belohnung.
Hes 44,15: Aber die levitischen Priester, die Söhne Zadoks, die den Dienst meines Heiligtums bewahrt haben, als die Kinder Israels von mir abgeirrt sind, die sollen zu mir nahen, um mir zu dienen, und sie sollen vor mir stehen, um mir Fett und Blut zu opfern, spricht GOTT, der Herr.
Doch nicht nur das…
Ihnen wird sogar eine führende, richterliche und lehrende Aufgabe zukommen:
Hes 44,24: Und über Streitigkeiten sollen sie zu Gericht sitzen, um nach meinen Rechtsbestimmungen zu urteilen. Und meine Gesetze und meine Satzungen sollen sie an allen meinen Festen befolgen und meine Sabbate heilig halten.
Weiter lesen wir in Hesekiel 44,29, dass wieder Opfer dargebracht werden.
Dieser Gedanke ist natürlich sehr speziell. Doch es wird schwierig, die Verse in diesem Kapitel anders als genau so zu verstehen. Es geht hier übrigens um alltägliche Opfer, was zeigt, dass es wieder einen alltäglichen Tempeldienst geben wird.
(Allerdings gibt es auch auf jüdischer Seite die Meinung, dass es im messianischen Reich auf Dauer keine Tieropfer geben wird, sondern nur Getreideopfer. Allerdings ist diese Meinung nicht allzu weit verbreitet.).
Mehr dazu auch in: Ephraim auf dem Weg – 7. Auf dem Torah-Berg
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