#31 Nasso – „Erhebe!“
#31 Nasso – „Erhebe!“
4. Mose 4,21-7,89
Richter 13,2-25; Johannes 11,1-54
Die Torah ist die Basis und die rechtliche Grundlage für jedes Handeln Gottes. Jeschua ist an sie gebunden, denn Er ist die fleischgewordene Torah (Vgl. Johannes 1,14), was auch bedeutet, dass Er nichts tun kann, was nicht durch Sein Wort legitimiert ist.
Nun wissen wir, dass der Himmlische Vater Seinen Sohn Jeschua zu einem Hohepriester nach der Ordnung Melchizedeks berufen hat (Vgl. Hebräer 7). Natürlich ist der Vater frei, diese Entscheidung zu treffen, doch da JHWH kein willkürlicher Herrscher ist, sollten wir eine legale Grundlage für diese Entscheidung in der Torah finden, die Er zuvor dort verankert hat.
Ich glaube, wir finden sie in den Geboten des Nasiräers.
Und JHWH redete zu Mose: Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Wenn ein Mann oder eine Frau etwas Besonderes tut, indem er das Gelübde eines Nasiräers gelobt, um für JHWH geweiht zu sein…(4. Mose 6,1-2)
Das Gelübde eines Nasiräers ist ein besonderes Gelübde, was in der hebräischen Schrift auch so ausgedrückt wird. Dieses besondere Gelübde beinhaltet verschiedene Gebote, die den Gelobenden für JHWH absondert. Und genau das bedeutet das Wort Nasiräer im Hebräischen auch: Abgesonderter. Er ist also abgesondert bzw. geweiht für JHWH.
Die nachfolgenden Gebote, die den Nasiräer betreffen, sind Ausdruck dieser Weihe. Es ist auffällig, dass diese Gebote, denen des Hohepriesters sehr ähnlich sind bzw. diese noch verschärfen. Wir wollen den Nasiräer und den Hohepriester einmal gegenüber stellen, um uns diese Ähnlichkeiten besser vor Augen führen zu können.
Nasiräer |
Hohepriester |
Der Nasiräer soll nichts von der Frucht des Weinstocks verzehren (4. Mose 6,3-4) | Der Hohepriester soll keinen Wein trinken, wenn Er im Heiligtum ist (3. Mose 10,9) |
Der Nasiräer soll sein Haupt nicht scheren (4. Mose 6,5) |
Der Hohepriester soll keine Glatze haben und sein Haupt nicht entblößen (3. Mose 21,5.10) |
Der Nasiräer soll zu keinem Toten kommen, auch nicht zu den nächsten Blutsverwandten (4. Mose 6,6-7) |
Der Hohepriester soll zu keinem Toten kommen, auch nicht zu den nächsten Blutsverwandten (3. Mose 21,11) |
Der Nasiräer soll JHWH heilig sein (4. Mose 6,8) | Der Hohepriester wird durch JHWH geheiligt (3. Mose 21,15) |
Wenn wir allein diese Gebote gegenüber stellen, erkennen wir einen sehr ähnlichen Wandel des aaronitischen Hohepriesters und des Nasiräers. Dies kann darauf deuten, dass wir es hier mit zwei Hohepriestern – dem aaronitischen und Melchizedek – zu tun haben.
Wenn wir aber die These untersuchen, dass das Nasiräergelübde tatsächlich die rechtliche Grundlage für den hohepriesterlichen Dienst Jeschuas ist, müssen wir zusätzlich klären, ob der Nasiräer auch die gleichen Privilegien und Verantwortungen trägt, wie der aaronitische Hohepriester.
Oder anders ausgedrückt: Darf der Nasiräer das Heiligtum betreten und dort dienen?
Doch bevor wir uns dieser Frage widmen, noch ein kurzer Einschub. Im hebräischen Verständnis gilt das Nasiräergelübde auch dann, wenn der Gelobende auch nur einen Teil davon gelobt. Das heißt wenn er Nasiräer werden will, aber nur formuliert: „Es soll für XXX Tage kein Schermesser auf mein Haupt kommen“ oder „ich werde mich für XXX Monate von der Frucht des Weinstocks enthalten“ wird dies auch als vollständiges Gelübde verstanden. Wir werden Beispiele dazu weiter unten sehen.
Nun zurück zur Frage, ob ein Nasiräer im Tempel oder der Stiftshütte dienen dürfte.
Wir lesen aus der Schrift, dass das Priestertum Aaron und seinen Söhnen zugefallen war (Vgl. 4. Mose 18,1) und sie dadurch JHWH besonders geweiht waren. Dennoch stand es auch jedem Israeliten frei, sich JHWH auf besondere Art zu weihen, nämlich als Nasiräer.
Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Wenn jemand ein [besonderes] Gelübde tut, so sollst du ihre Seelen folgendermaßen schätzen für JHWH…(3. Mose 27,2)
Hier ist die Rede vom Nasiräergelübde. Jeder, der dieses Gelübde aussprach, sollte gemäß seines Alters oder Vermögens geschätzt werden. Warum? Ich glaube, weil das Gelübde diesen Israeliten zum Dienst am Heiligtum verpflichtete. Doch wenn er kein Sohn Aarons war, konnte er sich durch den geschätzten Betrag aus dem direkten Dienst am Heiligtum auslösen.
Und was geschah, wenn der Gelobende nicht ausgelöst wurde?
Dies sehen wir am Beispiel Samuels. Er war ein Nasiräer auf Lebenszeit (kein Schermesser sollte auf sein Haupt kommen; Vgl. 1. Samuel 1,11) und wurde von seiner Mutter Hannah für alle Tage seines Lebens JHWH übergeben (Vgl. 1. Samuel 1,28). Dies verschaffte ihm tatsächlich Zugang zur Stiftshütte, ja er schlief sogar neben der Bundeslade (Vgl. 1. Samuel 3,3) und trug ein Ephod (Vgl. 1. Samuel 2,18). Samuel war kein Sohn Aarons, sondern ein Levit aus der Linie Kahats über dessen Sohn Jizhar (Vgl. 1. Chronik 6,18-23). Dennoch durfte er vor JHWH dienen.
Es scheint, als würde seine Nasiräerweihe ihn zum Aufenthalt und Dienst im Heiligtum befähigen.
Ein weiteres Beispiel eines Israeliten, welcher freien Zugang zum Heiligtum hatte, aber kein Sohn Aarons war, ist Mose. Denn es heißt in unserer Lesung:
Und wenn Mose in die Stiftshütte ging, um mit Ihm [JHWH] zu reden, so hörte er die Stimme zu ihm sprechen vom Sühnedeckel herab, der auf der Lade des Zeugnisses ist, zwischen den beiden Cherubim; und Er redete zu ihm (4. Mose 7,89)
Auf welcher rechtlichen Grundlage aus der Torah hatte Mose Zugang zur Stiftshütte? Es scheint mir, als sei Mose ebenfalls ein Nasiräer gewesen.
Wir haben also gesehen, dass der Wandel des Nasiräers dem des Hohepriestrs nahezu entspricht und wir haben Beispiele von Israeliten auf Erden gesehen, die, obwohl sie keine Söhne Aarons waren, das Heiligtum betreten und vor JHWH dienen durften.
Es bleibt zu klären, ob und wann Jeschua ein Nasiräergelübde ausgesprochen hat, um als Sohn Judas die Stellung als Hohepriester nach der Ordnung Melchizedeks einnehmen zu können.
Schauen wir uns Seinen letzten Abend in Gemeinschaft mit Seinen Jüngern an.
Bevor Jeschua in Gethsemane gefangen genommen wurde und in der Folge den Tod fand, hielt er ein letztes Mahl mit seinen Jüngern. Er brach ein letztes Mal das Brot mit ihnen und segnete den Wein und ließ seine Freunde wissen:
Ich sage euch aber: Ich werde von jetzt an von diesem Gewächs des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu jenem Tag, da ich es neu mit euch trinken werde im Reich meines Vater. (Matthäus 26,29)
Wir erinnern uns, dass für ein Nasiräergelübde auch nur ein Teil des Gelübdes genügt. Hier sprach Jeschua darüber, dass Er nicht mehr von der Frucht des Weinstocks tränke bis Er es neu trinken würde im Reich des Vaters. Die kann als Nasiräergelübde verstanden werden und ich glaube, dass es auch genau das war.
Dadurch erfüllte Jeschua die legale Voraussetzung, unser Hohepriester nach der Ordnung Melchizedeks sein zu können. Sein Gelübde, Sein Tod und Seine Auferstehung ermöglichen somit auch uns, wieder in unseren Status als Priester des Allerhöchsten zurück zu kehren und Ihm zu dienen.
Jeschua ist den Weg für uns gegangen und hat sich rechtmäßig zur Rechten Gottes gesetzt, um als ewiger Hohepriester nach der Ordnung Melchizedeks (Vgl. Psalm 110,1-4) für uns zu dienen. Ihm gebührt Lob, Dank und Ehre dafür. Amen!
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Müller
7. Mai 2023 @ 14:01
Schalom, muss ein Nasiräer die Haare scheren, vor und nach der Zeit des Gelübdes?
Sind die Haare YHWH geweiht und müssen dann verbrannt werden?
Naphtali
7. Mai 2023 @ 21:36
Schalom,
ein Nasiräer sollte die Haare während der Dauer seines Gelübdes wachsen lassen und danach abschneiden.
Ich sehe die Länge der Haare als Repräsentation der Zeit des Gelübdes. Mit dem Scheren, bricht eine neue Zeit für den ehemaligen Nasiräer an.
Liebe Grüße
Naphtali