Was ist so toll am Paradies?
Das Pardies – ein wundervoller Ort, für jeden bedeutet er etwas anderes. Aber überall auf der Welt gibt es diese oftmals etwas mystische Vorstellung von dem perfekten Leben an einem perfekten Ort in vollkommener Harmonie, wo keine Wünsche mehr offen bleiben. Abgeklärte Menschen zweifeln eine Existenz eines solchen Ortes an, und wenn es ihn gäbe, wie käme man dorthin? Es bleibt also doch Utopie, oder nicht?
Niemand war bisher wirklich dort, so gibt es viel Spielraum für eigene Vorstellungen. Für den einen ist es verbunden mit “machen, was man will” die ganze Zeit, z.B. nie wieder arbeiten, für den anderen wäre dies eine Horrorvorstellung, wenn Arbeit für ihn sein Lebensinhalt ist. Für die Meisten ist es ein Ort des Friedens, der Ruhe, der Freude und der Einheit, dort gibt es kein Unrecht, keinen bösen Gedanken oder Taten, ein Ort, an dem die reine Liebe wohnt, manche sehen sich dort als ein Teil des unendlichen Universums.
In der heiligen Schrift, der Bibel, heisst dieser Ort Gan Eden [Garten Eden], wo Adam und Eva in vollkommener Einheit mit dem Schöpfer und den Geschöpfen lebten, bis das große Drama passierte und sie das Paradies verlassen mussten.
Ein solcher perfekter Ort, wie die Vorstellung der meisten Menschen ihn sieht, hat keinen Raum für unvollkommene, in Unrecht gefallene Menschen.
Und etwas Wahres ist wohl dran, denn wie könnte sonst das Paradies noch länger paradiesisch sein. Doch das war nicht der Grund, warum Adam und Eva es verlassen mussten. Sie wurden zu ihrem eigenen Schutz verbannt.
So paradox das klingt, aber der Schöpfer tat dies aus Liebe zu seinen Menschen, die er nach seinem (Vor-)bild geschaffen hatte. Er hatte weitaus bessere Pläne….Diese Pläne zu erkennen, zu sehen, zu beschreiben, das fällt uns schwer. Und was könnte es besseres geben, als unser Paradies? So trauern wir um unser verlorenes Glück, indem wir uns Vorstellungen darüber machen, indem wir “das große Glück” suchen und der tiefen unbeschreiblichen Sehnsucht in uns nach etwas Undefiniertem mit buchstäblich allem Möglichen begegnen. Wir wissen, dass es irgendwie einen Weg dorthin geben muss, den wir unser ganzes Leben lang auf unterschiedlichste Weise suchen. Der Schöpfer hatte zwar einen genialen Plan, aber der Verlust und die Enttäuschung über uns und unser Leben vernebeln uns die Sicht, mindern unser Vertrauen in Ihn und veranlassen uns, uns selbst einen Weg zu suchen, eine Lösung, wie das Problem, unsere Sehnsucht zu stillen, schneller und leichter zu erreichen wäre. Seltsamerweise tun das irgendwie alle, ob sehr fromme Leute oder welche mit weniger Sinn für Göttliches. Und dann gibt es auch noch die, welche erkannt haben, dass Gottes genialer Plan wirklich nicht zu überbieten ist und wirklich funktiniert, sie setzen nun ihr Vertrauen in Gott, und sehen sich in einem Kampf gegen eine, ich möchte mal sagen, unsichtbare Substanz, die IN mir (und dir) wohnt, die ständig dem (neu) gewählten Weg, den mit Gott, widerstrebt. (siehe auch Gal. 5,17)
Es ist wie eine unwillkommene, böse Triebkraft, die den Menschen immer wieder versucht, auf unrechte Wege zu leiten. Was dabei rauskommt, beschreibt ein weiser, geisterfüllter Lehrer, Rabbi Scha’ul, sehr treffend in einem Brief:
“Offenbar sind aber die Werke des Fleisches [damit meint er, was in der Seele eines Menschen entschieden wird und dann in die Tat umgesetzt wird], welche sind: Ehebruch,[wenn der Bund der Ehe gebrochen wird. Bund ist ein Extrathema] Unzucht [alle Art von sexueller Praktik ausserhalb einer Ehe (zwischen einem Mann und seiner Frau)], Unreinheit [körperlich-geistig und geistlich], Zügellosigkeit [“machen, was ich will”], Götzendienst [jemand anderen als YHWH, den Schöpfer verehren und huldigen, Idole haben und in sie investieren] Zauberei [jemanden durch verborgene Mittel zu etwas zu bewegen, was man selbst will, ohne Andere zu berücksichtigen ] – in der modernen Sprache nennt man das auch “Grenzüberschreitung”, heute auch wieder mehr in Verbindung mit Götzendienst. Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht [andere schlecht machen, damit sie “inakzeptabel” werden, schlecht über andere reden, danach trachten, andere abzuspalten/auszugrenzen] Parteiungen [fördern von /Gruppen, wovon die eine jeweils behauptet besser zu sein als die andere.] Neid, Mord, Trunkenheit [nicht nur am Steuer – hier ist jede Art von Rausch gemeint!], Gelage [Chancen nutzen zur Masslosigkeit, über jedes gute Mass hinaus, dazu würde auch Habsucht zählen], und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden.” Galater,5,19-21
Diese Liste ist, wie Rabbi Scha’ul schon andeutet, nicht vollständig. Bibelleser kennen diese Stelle möglicherweise sehr gut und die Aufzählung der schlechten Taten ist so geläufig, dass die Bedeutung der einzelnen Wörter sich völlig unwirklich anfühlt. In einem “behüteten” guten christlichen Umfeld ist das alles doch völlig absurd. Nie würde da jemand morden, oder so direkt Götzendienst betreiben oder offen Gelage abhalten.
Eine Lan-Party ist ja kein Gelage, oder? Und ist es wirklich schlimm, wenn man mal auf’s Volksfest geht?
Soviel zur Veranschaulichung des schlechten Triebes, der im Menschen wohnt, seit dem Adam und Eva ihm die Türe geöffnet haben.
Wer sich jetzt aber für Gottes genialen Plan und Weg entschieden hat, für den gelten andere Ziele:
“Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue [“Emuna” = Glaube, Vertrauen in YHWH], Sanftmut, Selbstbeherschung [im Gegensatz zur Selbstsucht]. Gegen solche Dinge gibt es kein [verurteilendes] Gesetz. Galater 5,22+23
So sieht also unser verlorenes Paradies aus. Wäre doch schön, wenn alle Menschen so wären. Aber so schnell und einfach geht es nicht. Wir alle bemühen uns, aber wir brauchen die Kraft des heiligen Geistes dazu, denn aus eigener Kraft misslingt die Umsetzung. Dass jeder Mensch mal in dem einen oder anderen Punkt versagt, das ist vorauszusehen, und dann greift Gottes vergebende Gnade, die durch die Übernahme unserer Schuld durch den Maschiach Yeschua frei für jeden ist, der sie möchte. Klingt das nicht nach einem genialen Plan?
Wie kommt es denn nun, das wir so viele Schwierigkeiten haben? Im Leben läuft es nicht (immer) rund, Beziehungen machen uns Mühe, wir sehnen uns immer noch nach dem Paradies, wie immer das auch für den Einzelnen aussieht, und so weiter. Wer oder was ist schuld an dieser Misere?
Es gibt eine Menge Indizien. Ich möchte hier einen Versuch starten:
Was, wenn XY ein super Angebot bekommt, unvergleichlich verlockend. Und ehe XY sich versieht, nimmt er an. Nun stellt sich prompt heraus, dass das Angebot eine Finte war, eine Lüge, die so, wie es sich entpuppt hat, nicht hätte sein sollen. Es war nicht die ganze Wahrheit, die XY präsentiert worden war, und die Investition hat sich als Fehler erwiesen, der nicht wieder gut zu machen ist. War nun die Lüge schuld, weil sie der Wahrheit ähnlich sah, aber nicht die reine Wahrheit war ? War der Überbringer des Angebotes schuld, weil er es angeboten hat? Oder war XY schuld, weil er drauf reingefallen war, obgleich man ihn vor solchen Dingen gewarnt hatte? Oder war das “Haben-wollen”, das Begehren des vermeintlichen Profits das Problem? Dann läge die Schuld doch wieder bei XY selber. Möglicherweise sind alle drei Dinge gemeinsam schuldig.
Ob XY das alles nun analysiert, oder nicht, spielt für die Tatsache der Schuld keine große Rolle. XY hat seine Schuld, oder seinen Anteil daran, wie man es auch dreht und wendet.
Doch was passiert mit XY jetzt? Wie geht er nun damit um?
Sein Problem wächst allmählich ins Uferlose. Er fühlt sich schlecht, sehr schlecht! Weil er versagt hat. Er hat jemanden masslos enttäuscht, hat im Prinzip alles verspielt, jeden Bonus verloren, sogar seinen Job, oder besser gesagt, seine Berufung. Seine guten Beziehungen hat er auch in den Sand gesetzt, seine Exsistenz ist mehr als bedroht,…. es ist eigentlich alles kaputt. Seine gesamte Identität ist futsch. Das fühlt sich sehr schlimm an.
Er fühlt sich abgeschnitten von allem Guten, ABGELEHNT. Dieses Gefühl hat es zu einem früheren Zeitpunkt nie gegeben. Auf der ganzen Welt nicht. Es ist unbeschreiblich schrecklich, und hoffnungslos, weil nicht umkehrbar. Es ist in XY hineingefallen, wie ein Samenkorn auf das Ackerland. Nun wird es genährt durch die fehlende Liebe, die in diesem Augenblick so notwendig wäre, aber irgendwie kann XY gar keine Liebe am Horizont entdecken, geschweige denn in greifbarer Nähe. Und würde er sich denn erlauben können, Liebe für sich selbst anzunehmen? Das, was XY sich da geleistet hat, ist unverzeihlich. Er würde sich das nie verzeihen! Und die anderen erst?! – Bewässert durch die Tränen der Trauer, genährt durch Verlust und Scham wächst nun der Same der Ablehnung mit seiner Frucht daran, der Angst. Wenn doch jetzt jemand käme mit einer Dusche der Liebe, es würde die Angst im Keim ersticken und vernichten, denn reine Liebe ist das perfekte Gegenmittel…..Aber die Angst hat sich eingenistet, und nun gestattet die Angst nicht, dass XY sich der Liebe öffnet, zumindest nicht ganz. (Vielleicht nur gerade soviel, dass XY nicht sofort zu Grunde geht, denn sonst hätte die Angst ja keine Bleibe mehr.) Verzwickte Lage. Es muss eine Sofortmassnahme her. Etwas muss jetzt geschehen. Wenn alles auffliegt, wenn XY im Licht des Tages bloßgestellt würde, – nein, diese Schande würde der sonst immer tadellose XY nicht überstehen. Er entscheidet sich dafür, es zu vertuschen. Er wird sich und sein Vergehen, seine Schande und seine Angst verstecken. Er wird seine Scham und Pein bedecken. Es ist eine sehr schwierige und kräftezehrende Massnahme, und am Ende gelingt es nur mangelhaft, aber
wenigstens hat XY etwas unternommen. Dass die Methode die ungeeignetste war und das Ergebnis eher ärgerlich, das muss XY nun in Kauf nehmen…..Da plötzlich hört XY Schritte auf sich zukommen. Er weiß, jetzt ist die Tarnung vorbei! –
Diese Geschichte ist wohl jedem Menschen in irgendeiner Form und zu irgendeinem Zeitpunkt schon mal begegnet. Adam und damit auch Eva haben all dies durchlitten. Sie trugen von diesem Zeitpunkt an die Saat von Angst und Ablehnung mit sich herum und gaben diese Gefühle und was sie hervor gebracht haben an alle Nachkommen weiter. Schon im ungeborenen Kind können diese Gefühle sich in der Lebendigkeit des sich entwickelden Wesens einnisten. Das ist wie ein Erbgut (oder Erbschlecht) seit den Anfängen der Menschheit. Gott hat es nicht für nötig gefunden, es im Hauruck-Verfahren, wie die gute Fee, so einfach wegzu”zaubern”. Er hat seine Wege, mit uns und unseren Nöten, den inneren wie den äusseren, umzugehen. Und wir dürfen und sollten annehmen, dass seine Wege so viel mal besser sind, wie das All in seiner Größe.
Welche Wege sind das? Welche Schritte geht man auf dem Weg, der herausführt aus der Ablehnung? Dieser Frage möchte ich bei der nächsten Gelegenheit nachgehen. Es geht um Substitution. Und noch etwas: Adam wurde getäuscht, und er hatte sich getäuscht, denn es gibt doch einen Ausweg. Es ist eben doch nicht hoffnungslos, sondern nur der Schaden ist ein Totalschaden. Es wird nicht repariert, sondern neu gemacht. Das ist doch mal eine gute Nachricht! Das Paradies ist also doch nicht in unerreichbarer Ferne, sondern in erreichbare Nähe gerückt. Dank dem Ewigen – YHWH
Channah
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Jolanta Ps.91;139
15. Juni 2017 @ 12:16
Shalom Emuna.
Herzlichen Dank für den sehr treffenden Artikel.
Es stimmt, dass fast jeden von uns so etwas erlebt hat.
Den Angst jemanden zu vertraue, ehrlich zu sein in Kommunikation, Fehler zu geben, sich entschuldigen und nicht nach Ausrede suchen, macht gerade unser Leben schwer und traurig.
Aber unserem Himmlischer Vater, Gott JHWH kennen wir immer, in jedes Lebenslage Vertrauen und von Gottessohn Jehoschua lernen mit unseren Mitmenschen (nähe stehenden) umzugehen.
Danke noch mal, weil ich sehr viel lerne von solchen Artikel.
Gott JHWH segne Euch allen reichlich weiter.
Sabbat Shalom
Jolanta
emuna
15. Juni 2017 @ 16:01
Liebe Jolanta,
danke für deinen Kommentar … Channah wird sich sehr darüber freuen!
YHWHs reichen Segen
Jolanta Ps.91;139
15. Juni 2017 @ 12:26
Wer sich jetzt aber für Gottes genialen Plan und Weg entschieden hat, für den gelten andere Ziele:
“Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue [“Emuna” = Glaube, Vertrauen in YHWH], Sanftmut, Selbstbeherschung [im Gegensatz zur Selbstsucht]. Gegen solche Dinge gibt es kein [verurteilendes] Gesetz. Galater 5,22+23
Um solche Früchte zu tragen müssen wir Gott JHWH um Sein Geist bitten und dann jeden Frucht Pflegen.
Shalom mit Euch.
Jolanta
emuna
15. Juni 2017 @ 16:02
Ja und Amen!