Ephraim trifft Juda – Teil 6 – Was denken Juden…
Es ist sehr interessant und aufschlussreich, wenn man einen Einblick in das Leben und Denken von Juden gewinnt.
Vieles hat mir geholfen, sie besser zu verstehen. Und einiges hat mich sogar sehr überrascht, weil ich es nicht erwartet hatte.
Doch auf der anderen Seite kann es auch erschreckend sein, wenn man hört, welches Bild sie von manchen Dingen (vielleicht zu Recht) haben!
Extrem wichtig
In diesem Teil möchte ich einige Aspekte vorstellen, welche die Begegnung zwischen Juda und Ephraim herausfordern. Es ist wichtig, dass wir darüber Bescheid wissen, wenn wir uns mit Juden unterhalten.
Denn wer tritt schon gerne in Fettnäpfchen?!
Was also denken Juden…
…wenn du sagst, du seist Christ
Mit dem Christentum verbinden Juden eine Reihe von Dingen:
- Kreuzzüge,
- Marienkult,
- Gebet zu Heiligen,
- Gotteslästerung,
- Vermischung mit Götzenkulten,
- etc.
Natürlich fallen ihnen auch sofort die Verfolgungen und Verbannungen ein, die „Christen“ Juden gegenüber zu verantworten haben. Aus jüdischer Sicht waren es tatsächlich die Christen, die ganze jüdische Familien während der Inquisition auf den Scheiterhaufen verbannten!
Diese Assoziationen kommen bei Juden ganz automatisch, wenn sie vom Christentum hören (und wer will es ihnen verdenken?).
Ja, natürlich! Kein Christ identifiziert sich mit diesen Geschehnissen. Die meisten würden zudem den Verantwortlichen von damals klipp und klar das Christsein absprechen. Aber für den Moment geht es nicht um die christliche Sicht, sondern darum, wie Christen von außen – speziell von den Juden – gesehen werden.
Und da werden sie nun mal primär alle in den gleichen Topf geworfen (so wie wir es bei Juden und Moslems auch gerne machen).
Zudem ist die Wahrnehmung des Christentums nun mal stark von der Katholischen Kirche geprägt.
Das ist alles andere als verwunderlich, da jeder zweite Mensch auf der Welt, der sich Christ nennt (ca. 2 Mrd.), katholischen Glaubens ist (ca. 1 Mrd.).
Auch ist es die katholische/orthodoxe Kirche, die das Bild vom Christentum in Israel primär vertritt.
Doch auch hier: Viele Gläubige, die Stätten wie zum Beispiel die Grabeskirche oder die Geburtskirche besuchen, merken schnell, dass sie sich nur schwerlich mit solchen Kult-Plätzen identifizieren können.
Dieses Bild kann bei manch einem natürlich die Frage aufwerfen, ob man sich dann überhaupt noch Christ nennen kann!? Inwieweit kann man sich mit dem Christentum definieren, wenn man auf dem Weg der Wiederherstellung ist?!
Wir wissen, dass Yeshua oder Paulus niemals eine neue Religion gründen wollten. Sie wollten den Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs erfrischen und durch das Werk des Messias vervollständigen (siehe auch hier).
Und wenn man sieht, für was diese Religion alles verantwortlich ist und dass es immer mehr Glaubenselemente gibt, hinter denen man nicht steht, überlegt man sich, inwieweit man noch als Christ angesehen werden möchte.
(Beachte, dass ich damit eine Problematik mit vielen Fragen aufzeigen will. Ich sage nicht, dass man sich so oder so verhalten muss!)
Viele Torah-Gläubige empfinden, dass sie wie in einem Zwischenbereich sind. Mit wem oder was kann man sich noch identifizieren?! Mit welcher Lehre kann ich mich noch eins machen? Welchen Dienst kann ich noch mit meinem Zehnten unterstützen?
Man stellt fest, dass es nur noch wenige Menschen gibt, die ähnlich glauben wie man selbst. Und vor allem dann, wenn man anfängt über den Messias zu sprechen.
Und damit kommen wir zur nächsten Problematik:
Was denken Juden,…
…wenn du sagst, du glaubst an Jesus?
„Jesus kann nicht der Messias gewesen sein!“, wird dir jeder Jude sagen.
Denn nach ihrer Lehre, wird der Messias kommen, um die Torah zu bestätigen und um sie zu lehren. Er wird sie aus Jerusalem der ganzen Welt näher bringen.
Der christliche Jesus dagegen hat die Torah abgeschafft. Er hat – und das verstehen leider nicht nur viele Juden so – die Menschen frei gemacht vom Gesetz (so dass man jetzt in der Sünde leben kann!?). Doch eine solche Lehre und ein solcher Vertreter wurde niemals im Alten Testament angekündigt (was passiert hätte müssen!). Im Gegenteil: Das Gesetz schreibt vor, was mit solchen Lehrern zu tun ist (5.Mo 13,1-6): Sie sollten getötet werden.
Wir kommen also erneut an einen Punkt, mit dem Juden nicht nur (berechtigte) Probleme haben, sondern beim dem es auch schwierig wird, sie vom Gegenteil zu überzeugen (wir glauben, dass der Messias, die Torah bestätigt hat).
Und im Übrigen ist das nicht der einzige Punkt, mit dem Juden bezüglich des christlichen Messias ihre Differenzen haben. Denken wir an „Gott echad“ (5.Mo 6,4; Gott ist einer) und die konträre christliche Sicht von drei göttlichen Personen (Ausarbeitungen über die Rolle und Person Yeshuas findest du hier).
Was also tun?
Der Messias aus jüdischer Sicht wird viele Aufgaben antreten und wahrnehmen, die Yeshua-Gläubige auf das zweite Kommen datieren. Beide Gruppen warten insofern auf den Messias, damit Sein Reich auf Erden beginnt.
Doch sehr interessant finde ich, dass Juden sagen, dass die allererste Tat des Messias (ben Josephs) sein wird, die verlorenen Stämme nach Hause zu bringen.
Das ist faszinierend! Auch weil wir glauben, dass dieser Prozess längst begonnen hat und durch Yeshua möglich ist (mehr daüber hier). Ich glaube, dass es einer der wichtigsten Aufgaben war, die Yeshua hier auf Erden erfüllt hat (deshalb musste er sterben!).
Ephraim Frank meinte mal, dass es die beste Möglichkeit sei, Juden den Messias zu bringen: Wenn wir als Torah-Gläubige und als 10 Stämme nach Hause (Israel) kommen. Dann würden wir die Prophetie, dass der Messias die Stämme nach Hause bringt, durch Yeshua erfüllen.
Vielleicht ist es sogar die einzig vernünftige Art und Weise, dies zu zeigen. Denn leider muss man feststellen, dass viele Juden so missioniert werden, dass sie nicht mehr nach der Torah leben, weil sie ja nun „frei vom Gesetz“ seien. Das ist meiner Meinung nach fatal und ein Schritt in die falsche Richtung (vgl. 5.Mo 13,1-6).
Doch zurück zum Thema der zehn verlorenen Stämmen. Denn auch wenn wir Juden mit diesem Thema begegnen, birgt das viele Schwierigkeiten:
Was denken Juden,…
…wenn du sagst, du seist vom ehemaligen Nordreich
Im Prinzip ist es egal, wie du es nennst: Zu Ephraim gehörig, Haus Joseph, Haus Israel, Nachkomme der 10 Stämme,… ein Gedanke wird den meisten Juden sehr schnell kommen:
Ersatztheologie!
Christen waren ziemlich gut darin, den Juden die Rolle des erwählten Volkes streitig zu machen. Nicht wenige Bibelstellen im Neuen Testament lassen sich so lesen – wobei ich glaube, dass viele von ihnen hinzugefügt oder verändert wurden (Waaas, mein Neues Testament ist manipuliert?!?).
Sicherlich nicht aus Zufall hat sich eine Art von Ersatztheologie auch das ehemalige Nordreich Israel zu Schulden kommen lassen.
Gehen wir an die Anfänge der Teilung Israels zurück, sehen wir, dass diese mit tiefer Rebellion der zehn Stämme geprägt war:
1.Kö 12,16+19: Als nun ganz Israel sah, daß der König ihnen kein Gehör schenkte, antwortete das Volk dem König und sprach: Was haben wir für einen Anteil an David? Wir haben kein Erbteil an dem Sohn Isais! Auf, Israel, zu deinen Zelten! Sorge du nun für dein Haus, David! — So ging Israel zu seinen Zelten. […] So fiel Israel ab vom Haus Davids bis zu diesem Tag.
Hinzu kommen – wie auch bei den Christen – viele kriegerische Auseinandersetzungen, bei denen auch das Haus Juda einiges erleiden musste (vgl. 2.Kö 14,12; 16,5; 2.Chr 25,13+20ff; 28,1-8).
Schließlich verleitete das Nordreich sogar das Haus Juda zum Götzendienst, was mit Sicherheit dazu beitrug, dass auch jene ins Exil mussten:
2.Kö 16,2-3: Ahas war 20 Jahre alt, als er König wurde, und er regierte 16 Jahre lang in Jerusalem. Und er tat nicht, was recht war in den Augen des Herrn, seines Gottes, wie sein Vater David. Denn er wandelte auf dem Weg der Könige von Israel; er ließ sogar seinen Sohn durchs Feuer gehen nach den Greueln der Heidenvölker, die der Herr vor den Kindern Israels vertrieben hatte. (siehe auch 2.Chr 21,6+13)
Was passiert also wenn wir uns Juden gegenüber als Teil des Hauses Josephs präsentieren? Natürlich sind fast 3.000 Jahre vergangen. Doch mit welchem Blick schauen sie auf das ehemalige Nordreich? Und damit auf Menschen, die glauben, dass sie zu eben diesem Teil gehören?
Was wollen diese Menschen? Glauben sie wirklich, dass sie Nachkommen der 10 Stämme sind? Oder ist das wieder ein Versuch, eine Art Ersatztheologie zu schaffen?
Und falls sie der Geschichte doch Glauben schenken:
Oh, das waren doch die, die rebelliert haben, sich für etwas Besseres hielten, uns bekriegt haben, zum Götzendienst verführt haben,…
Man kommt also nicht unbedingt gut weg in dieser Geschichte.
Und damit merken wir erneut, dass wir vor einer großen Herausforderung im Dialog mit Juda stehen.
Und nun?
Wie gehen wir mit all diesen Informationen um? Vor allem dann, wenn es zu einer Begegnung mit Juden komm?
Wie erklärt man, wer man ist und wie man denkt, ohne dass die Gegenseite verhalten und reserviert reagiert?
Das ist definitv nicht einfach. Und auch ich bin schon in ein paar Fettnäpfchen gestiefelt.
Aber es macht Hoffnung, dass tatsächlich einige Juden glauben, dass die Nachkommen der zehn Stämme unter den Christen zu finden sind. Dies ist ein gewaltiger Schritt, auch wenn es bisher nur sehr wenige sind. Zu sehr steckt noch die allgemeine Überzeugung in den Köpfen, dass das Haus Joseph unter den Juden selbst zu finden sei.
Doch dieser Aufbruch im Haus Juda ist ein weiteres (und offensichtliches) Zeichen dafür, dass der Vater die Wiederherstellung Israels in unseren Tagen umsetzen möchte. Wir dürfen gespannt sein…
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Uta Schmidt
6. August 2015 @ 11:09
Als erstes kommt mir da der Gedanke, dass es eigentlich gut ist wenn wir gründlich hinterfragt werden. Empfindlichkeit wird da zum Hindernis.
Das ist der beste check um sich selber zu überprüfen. Empfindliche Stellen werden noch einmal getestet und wenn der Test positiv ausfällt gibt es grünes Licht. Bei dennoch bleibendem Misstrauen kann, aber muss es dann nicht immer nur an uns liegen wenn die Kommunikation nicht funktioniert. Gegen Mißtrauen ist nur ein Kraut gewachsen und das heißt “ausdauernde Liebe”. Aber in der Regel haben wir noch viel dazuzulernen, insofern hilft es schon wenn wir zunehmend aufnahmebereit sind wenn unsere Defizite nach Aufbesserung schreien. Das gibt dem Gegenüber das Gefühl dass die Gemeinschaft nicht vertane Zeit ist. Juden befinden sich in einem permanenten Alarmzustand, weil “etwas” passieren könnte. Da hilft nur Vertrauen aufzubauen im Sinne des Wortes Gottes welches ihnen Rückhalt und Sicherheit vermittelt. Ein Zeuge Jesu kann ja im Grunde nur bezeugen was er von Gott gelernt hat. Was für ein Gott kann das wohl sein wenn wir nichts, aber auch garnichts von seinem Wesen in uns tragen, sondern nur behaupten wir seien frei vom Gesetz? Man kommt halt mit Gesetzlosigkeit nicht durch die Lichtschranke. Dann piept eben die rote Lampe. Selbstkontrolle anhand des Wortes Gottes lässt die Lichtschranke immer öfter grün werden. Die meisten Juden sind sehr genügsam, wenn sie die aufrichtige Willigkeit von lernwilligen Christen erkennen. Sie sind sehr hilfsbereit wenn sie sehen, dass nicht Böswilligkeit im Spiel ist. Welcome ist ein sehr häufig zu hörendes Wort, wenn wir uns für ihre Freundschaft bedanken. Das ist für mich ein gangbarer Weg das Angesicht Gottes zu versöhnen, und das der Juden. Josef erkannte seine Brüder daran, dass sie ihm Beweise lieferten. Er hat sie akzeptiert. Meine Blindheit wurde dadurch geheilt, dass ich trotz der negativen Presse, die Israel stets zu demontieren sucht, Gott mehr gefürchtet habe , als die Menschen, die uns sehr schnell abzulehnen beginnen sobald wir uns auf dessen Seite stellen. Furcht ist nicht in der Liebe. Mir ist übrigens noch kein Jude begegnet der eine grössere Schuld hat als wir Deutschen. Das hilft beim Versuch ihnen den Balken aus dem Auge zu operieren. Bei genauem Hinsehen müssen wir feststellen, dass sie nur den Splitter haben und ich den Balken. Der erste Jude dem ich im Leben begegnete war Jesus. Er machte auf mich einen sehr tiefen Eindruck und wurde so meine erste Liebe. Er ist die wirksamste Medizin gegen Antisemitimus. Wenn diese Medizin nicht wirkt dann ist der Grund dafür, dass man ein Placebo genommen hat. Das ist christliches Doping und fliegt sofort auf, weil nur das Orginalmedikament die echte Wiedergeburt bringt. Wer sich rühmen will der rühme sich des Herrn. Er stellt sich zu uns, wenn wir uns zu IHM. stellen. Der zweite Gedanke ist dann immer mal wieder dieser: ZU Risken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder ihren Apotheker. Ich meine das nicht flapsig. Jesus ist unser Arzt und unsere Medizin zugleich. Also frage ich immer wieder ihn. Zu viele Placebos sind im Angebot.
Ich aber brauchte einen guten Arzt…… und natürlich empfehle ich nur ihn. Denn wir sollen schließlich seine Zeugen sein. Er allein hat Recht und wir müssen ihm recht geben. Er kann auch Blindenschrift. Darum bitte ich ihn immer wieder: mir sein Wort in Blindenschrift aufs Herz zu schreiben, damit ich es dort buchstabieren kann. Das hilft mir gegen die Vergesslichkeit wenn die Welt versucht mich Gott vergessen zu lassen.