Ephraim trifft Juda – Teil 2 – In der Kinderstunde
Allein schon bei diesem Titel muss ich mir das Lachen verkneifen… und gleichzeitig den Kopf schütteln. Man ist einfach noch so sehr geprägt und rechnet nicht damit, dass manchmal alles anders kommt…
Schabbat
Ein Schabbat in einer jüdischen Gemeinschaft ist wirklich sehr spannend. Dazu muss man verstehen, dass die Gläubigen einer Synagogen-Gemeinde normalerweise sehr nah beieinander wohnen.
Natürlich. Wenn man sich dreimal am Tag in der Synagoge trifft und sechsmal am Tag die Strecke von Zuhause bis zur Synagoge läuft, macht man sich definitiv Gedanken bei der Wohnungswahl.
Aber auch so ist es sinnvoll, dass eine Gemeinschaft sehr nahe zusammen wohnt. Schließlich will man Leben miteinander teilen, sich gegenseitig unterstützen und Zeit zusammen verbringen.
Und genau das kann man wunderbar an einem Schabbat beobachten.
Die Synagoge, die ich am letzten Schabbat besucht habe, ist tatsächlich von Wohnungen der Mitglieder umgeben. Sehr viele leben Tür an Tür und brauchen nur aus ihrem Haus hinaus, um die anderen zu sehen.
Das ergibt natürlich ein besonderes Flair. Überall wimmelt es von Kindern und Spielsachen. Frauen sitzen zusammen auf den Bänken des Spielplatzes und unterhalten sich. Und in der Synagoge, die den Mittelpunkt der Gemeinschaft bildet, ist immer was los (liegt auch daran, dass es gleichzeitig eine Yeshiva – eine Torahschule – ist).
Der Schabbattag
Für den Schabbat gibt es ein spezielles Programm in der Synagoge. Viele Möglichkeiten des Gebets, der Lehre und des Studiums. Kleine Gruppen treffen sich zum Austausch über die Schrift, der Oberrabbiner lehrt aus der Torah und das Mikweh-Becken findet an diesem Tag besonders großen Anlauf zur persönlichen Reinigung.
Ich fühlte mich sehr geehrt, dass ich morgens um sieben an einer Lehre eines Rabbiners im sehr kleinen Kreis teilnehmen darf.
Für den Nachmittag gibt es unter anderem ein sehr spezielles Angebot für die Kinder: Väter dürfen mit ihren Söhnen und den jungen Töchtern zur Synagoge, um dort an der Lehre teilzunehmen.
Ich verstand es so wie eine Art „Kinderstunde“, so wie es auch in christlichen Gemeinden praktiziert wird. Und auch wenn meine Kinds erst sehr wenig Hebräisch verstehen, wollten wir trotzdem einfach mal dabei sein. Für sie war es natürlich ein besonderes Highlight, mit in die Synagoge gehen zu dürfen.
Lehret die Torah
Pünktlich zur ausgeschriebenen Zeit kamen wir also an der Synagoge an. Doch was uns hier erwartete, ließ mich innerlich laut auflachen (falls man das so sagen kann).
Da war nichts mit Kinderstunde. Zumindest nicht im Sinne von „eine Person steht vorne und macht ein Special-Torah-Kinder-Programm“.
Nein, hier saßen die ganzen Väter mit ihren Kindern und brachten ihnen etwas bei. Hier lehrten und lernten die einen aus der Torah oder anderen Schriften. Dort übten welche gemeinsam Gebete aus dem Siddur. Und andere hatten einfach Bücher, mit denen man Hebräisch lernen konnte – teilweise sogar als Bilderbücher.
Ist das nicht genial? Ich war schon sehr beeindruckt. Sie hatten eben das verinnerlicht, was sie dreimal am Tag beten:
5.Mo 11,18-19: So nehmt euch nun diese meine Worte zu Herzen und in eure Seele, und bindet sie zum Zeichen auf eure Hand, und sie sollen zum Erinnerungszeichen2 über euren Augen sein. Und ihr sollt sie eure Kinder lehren, indem ihr davon redet, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.
Juden verstehen, die Autorität und damit verbundene Verantwortung der Väter. Sie wissen, dass die Kinder in den Wegen Gottes unterrichtet werden müssen.
Versteht mich nicht falsch, ich will keine Kinderstunden oder das Christentum schlecht machen. Aber wieder einmal bin ich begeistert davon, wie Juden Überzeugungen praktisch in die Tat umsetzen.
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Regina
16. Juli 2015 @ 9:34
Lieber Hosea!
Danke, dass du uns so hautnah an eurem Erleben in Israel teilhaben läß!
Es tut so gut!
Wir wurden bei uns am letzten Shabbat mit der “Eifersucht Judas gegenüber Ephraims” konfrontiert.
Einer aus der Gruppe hatte auf der Sraße (!) einen jungen mess. Juden kennengelernt und ihn zu unserer Shabbatfeier eingeladen.
Ich hatte zusammen mit meinem Freund die Aufgabe, ihn mit dem Auto die etwa 40 min. zu unserem Ziel mitzunehmen.
Auf unsere Frage, in welcher Gemeinschaft er sei, erzählte er, dass sie eine mess. Gemeinde sind wo sie nur Juden dabeihaben wollen. Sie wollen das “jüdische” ganz ausleben ohne Störung durch sog. “Möchtegernjuden”, wie er uns bezeichnete.
Dieses Wort fiel dann öfter von seiner Seite während unserer Feier. Aber keiner reagierte darauf, alle waren glücklich, ihn bei uns zu haben und stellten viele Fragen.
Er äußerte sich auch negativ zur einzigen jüdisch-mess. Gemeinschaft in Wien, wo Juden und Nichtjuden zusammenkommen.
Auf die Frage, wie er das sieht, wenn eine Frau das Shofar bläst, meinte er “kein Kommentar…” In dieser Gegend bin ich weit und breit die einzige , die ein Shofar besitzt und es auch blasen kann…..Dementsprechend nehme ich es auch überall hin mit.
Wir machten dann Lobpreis und Thoralesung und diskutierten. Der junge Jude blieb ganz ruhig und ich war schon enttäuscht, dass er so gar nichts sagte.
Aber plötzlich fing er an zu sprechen und ich merkte, er war berührt von unserer ehrlichen Suche nach der Wahrheit. Er meinte, wir bräuchten einen Rabbi, der uns lehren kann. Er erklärte uns Zusammenhänge aus der Thora und wir waren beeindruckt von dem Wissen und der Autorität dieses so jungen Mannes (23J).
Wir saßen bis Mitternacht zusammen.
Interessant war, dass wir genau 11 Leute waren, also 10 hingen am Rockzipfel eines Juden wie in Sach.8,23.
Für mich war das ein prophetisches Zeichen. YHVH führt uns mit Juda zusammen!!!
Außerdem bot er an, uns hebräisch an Hand der Bibel zu lehren in seiner Wohnung.
Am nächsten Tag ging der junge Mann sogar mit in die jüd.mess, “gemischte” Gemeinschaft und nachmittags mit einigen zu einer pro Jerusalem Kundgebung in der Innenstadt. Das Eis war gebrochen. Halleluja!!! Danke, Vater!!!!
Viel Segen nach Israel
Shalom Regina
Hosea
23. Juli 2015 @ 13:51
Shalom Regina,
Das sind ja wunderbare Erlebnisse. Das freut mich für euch….
Ganz reichen Segen,
Hosea
Elena
16. Juli 2015 @ 9:03
Ich finde, dass hört sich so gut an!
Ich staune und freue mich, dass der HERR Euch so wundervoll geführt hat,
an einen Ort mit offenen Türen. Ich werde weiter für Euch beten und für die
Sache, die der HERR tut.
Hosea
23. Juli 2015 @ 13:51
Vielen lieben Dank, Elena!
Wir werden weiter berichten. Bald gibt es weitere Teile 🙂
Ganz viel Segen!
Hosea