Purim – Das Geschick Mordechais
Und alle Knechte des Königs, die im Tor des Königs waren, beugten die Knie und fielen vor Haman nieder; denn der König hatte es so geboten. Aber Mordechai beugte die Knie nicht und fiel nicht nieder. (Est 3,2)
Man sagt, dass Purim ein eher weibliches Fest ist, während Chanukka etwas Männliches ausstrahlt. Warum?
Die Hintergründe sind zunächst ähnlich. Das jüdische Volk ist in Gefahr, aus denen sie Gott letztendlich errettet. Doch während bei Purim der Sieg durch Fasten, Gebet und Esthers Geschick erbracht wurde, ging es bei Chanukka um Kampf! Es herrschte Krieg mit Schild und Schwert!
Und doch gibt es bei Purim einen männlichen Charakter, der entscheidend dazu beiträgt, dass das jüdische Volk nicht ausgelöscht wird: Mordechai!
Doch was hat es mit ihm auf sich? Was ist seine Rolle und um was geht es ihm tatsächlich?
Provokation pur!
Man könnte zudem die berechtigte Frage stellen, was Mordechai eigentlich die ganze Zeit “im Tor des Königs” macht, oder?
Denn schließlich kommt er genau dort mit Haman in Konflikt.
Haman hat das Bedürfnis, dass sich bitte jeder vor ihm zu verbeugen habe. Mordechai tut dies nicht. Bewusst und konsequent.
Wäre es dann aber nicht logisch, sich, sobald Haman in Sichtweise ist, aus dem Staub zu machen? Warum provoziert er einen Konflikt, indem er bewusst am Tor steht?
Die Hintergründe
Um dies richtig einordnen zu können, müssen wir etwas über die damalige Situation verstehen. Das jüdische Volk ist im Exil und lebt im ganzen persischen Reich verstreut:
Und Haman sprach zum König Ahasveros: Es gibt ein Volk, das lebt zerstreut und abgesondert unter allen Völkern in allen Provinzen deines Königreichs. (Est 3,8a)
Doch das müssten sie eigentlich nicht! Die 70 Jahre Strafzeit, die dem Volk von Gott auferlegt wurde, sind längst vorüber und die Mauern Jerusalems schon wieder errichtet. Es gibt nun einiges zu tun, damit das Land wieder bebaut und errichtet wird. Allerdings folgen viele Juden diesem Ruf nicht.
Anstatt dass sich Juden aus dem ganzen riesigen Imperium aufmachen und wieder zurückgehen, sind sie passiv und warten ab. Sie haben es sich bequem gemacht und irgendwie ja auch zu Recht: Sie erleiden keine Verfolgung und es geht ihnen gut.
Zudem wird überliefert, dass das jüdische Volk zur damaligen Zeit das Problem hatte, nicht eins zu sein. Sie stellten keine Einheit dar.
Das ist der Grund warum Mordechai aktiv wird. Der Überlieferung zufolge war er übrigens Vorsitzender des Hohen Rats (des Sanhedrins!). Sein Ziel ist es, Identität zu stiften. Und vor allem die Passivität und die Uneinigkeit zu brechen.
Und wie funktioniert das am besten? Indem Druck kommt!
Wie wir wissen, erreicht Mordechai genau das. Er provoziert Haman – einen Mann mit viel Macht, von dem allgemein bekannt ist, dass er alles andere als gut auf Israeliten zu sprechen ist (er ist Amalekiter)! Dieser wird wütend und will alle Juden umbringen.
Das schweißt das Volk wieder zusammen und vereint sie schließlich nicht nur im Fasten und Gebet…
Sondern auch im gemeinsamen Feiern – gepaart mit einem Drang, Geschenke zu machen. (wie soll man richtig glücklich werden, wenn man andere nicht beschenkt!?)
Letztendlich wird Jude-sein sogar so attraktiv, dass sich viele aus dem Volk dem Haus Juda anschließen:
Und in allen Provinzen und in allen Städten, wohin das Wort und Gebot des Königs gelangte, da war Freude und Frohlocken unter den Juden, Gastmahl und Festtag, so daß viele von der Bevölkerung des Landes Juden wurden; denn die Furcht vor den Juden war auf sie gefallen. (Est 8,17)
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