Schavuot und die zwei Reiche
Die biblischen Feste sind jeweils auch in den Schöpfungsrhythmus eingebunden. Das heißt, dass auch jedes Fest ein Erntefest darstellt. Schavuot markiert den Beginn der Weizenernte.
Und du sollst das Fest der Wochen [Schavuot] halten mit den Erstlingen der Weizenernte, und das Fest der Einsammlung an der Wende des Jahres. (2. Mose 34,22)
Das Fest der Weizenernte
Im antiken Israel konnte also die Weizenernte erst beginnen, wenn Schavuot erreicht war. Und erst wenn die beiden gesäuerten Webebrote als Erstlinge YHWH dargebracht worden sind (Vgl. 3. Mose 23,17), war die Weizenernte für den persönlichen Verzehr jedes einzelnen Israeliten freigegeben.
Nun ist es kein Zufall, dass Schavuot ausgerechnet auf die Zeit der Weizenernte fällt. Gott wählt Seine Zeitpunkte sehr genau und hat jedes Detail in Seinen Festen bedacht und ihm eine Bedeutung zugemessen. Nun ist es unsere Ehre, diese meist verborgenen Bedeutungen zu enthüllen.
Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen, aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen. (Sprüche 25,2)
Der Apostel Paulus klärt uns auf, dass Gott und Seine Werke in der Schöpfung erkennbar sind und somit Sein unsichtbares Wesen und Seine Gedankengänge an den sichtbaren Dingen verstanden werden können.
…denn Sein unsichtbares Wesen, nämlich Seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, sodass sie keine Entschuldigung haben. (Römer 1,20)
Schauen wir uns also einmal das Bild der Weizenernte an und welche prophetische Bedeutung wir für uns, die wir oft kein Weizenfeld haben, ableiten können.
Zunächst einmal ist die Zeit der Weizenernte eine sehr trockene und heiße Zeit in Israel. Es ist Sommer und die Regenzeit ist vorbei. Es regnet selten bis gar nicht. Parallel zum Weizen werden auch noch andere Früchte geerntet. Es ist keine leichte Zeit und auch geprägt von der Hoffnung auf gute Ernte und rechtzeitigem Einsetzen der nächsten Regenzeit.
Der Weizen selbst heißt im Hebräischen חִטָּה (chittah) und ist sehr eng mit der Wurzel חָטָא (chata) verwandt. חָטָא (chata) bedeutet soviel wie sündigen oder ein Ziel zu verfehlen. Die Selbe Wurzel kann aber auch für die Reinigung von Sünde stehen.
Das Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen
Das Wort Weizen im Hebräischen ist mit den Ideen Sünde und Reinigung eng verknüpft. Und tatsächlich stellt Jeschua die Weizenernte in einen ähnlichen Zusammenhang. Die Weizenernte ist auch die Zeit, in der das Unkraut offenbar wird und vom Weizen getrennt werden kann.
Wir wollen uns das Gleichnis von Jeschua über das Unkraut unter dem Weizen etwas genauer ansehen und schauen, ob wir die geistlichen Prinzipien, die wir daraus ableiten können, in der biblischen Geschichte wiederfinden.
Ein anderes Gleichnis legte Er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht ansetzte, da zeigte sich auch das Unkraut. Und die Knechte des Hausherrn traten herzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen in deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er aber sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan! Da sagten die Knechte zu ihm: Willst du nun, dass wir hingehen und es zusammenlesen? Er aber sprach: Nein!, damit ihr nicht beim Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit ihm den Weizen ausreißt. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte will ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, dass man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheune! (Matthäus 13,24-30)
Jeschua liefert uns auch direkt die Deutung zu diesem Gleichnis:
Und Er antwortete und sprach zu ihnen: Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen. Der Acker ist die Welt; der gute Same sind die Kinder des Reiches; das Unkraut aber sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es sät, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Weltzeit; die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird es sein am Ende der Weltzeit. (Matthäus 13,37-40)
Wenn wir Jeschuas Deutung zur Grundlage nehmen, dann spricht Er von einer Sammlung von Kindern des Bösen (Satan) und den Kindern Seines Reiches. Die Kinder des Bösen könnten hier gut als die Nationen verstanden werden, die in Bündeln – Bündnissen und internationalen Abkommen – zusammengebunden sind, um letztlich dem Feuer übergeben zu werden. Die Kinder des Reiches werden separat gesammelt und in die „Scheunen“ gebracht.
Tatsächlich beschreibt Jeschua die Trennung von zwei Reichen. Dem Reich der Finsternis, der Sünde und des Todes, dem Reich Satans, welches durch das Unkraut dargestellt wird. Und dem Reich des Lichts, der Reinheit und des Lebens, dem Reich Jeschuas, dargestellt durch den Weizen.
Die Trennung beider Reiche setzt Jeschua in den Kontext der Weizenernte und damit auch in den Kontext von Schavuot.
Könnte es also sein, dass das Reich des Antichristen sich an Schavuot bzw. in der Weizenernte beginnt zu manifestieren? Und könnte es sein, dass dadurch das Volk und Reich Gottes auf der Erde erkennbar wird?
Wenn dem so ist, sollten sich Vorschatten dessen bereits in der Geschichte Israels finden lassen. Es geschieht ja bekanntlich nichts Neues unter der Sonne (Vgl. Prediger 1,9) und so wollen wir uns einmal vier Begebenheiten ansehen, die im Kontext von Schavuot bzw. der Weizenernte stattgefunden haben. Wir werden feststellen, dass alle vier ein gemeinsames Muster aufweisen.
Torahgabe am Sinai
In jüdischer Tradition wird überliefert, dass die Torah an Schavuot am Sinai gegeben wurde. Die damaligen Geschehnisse am Sinai können gut als die Gründung des Reiches Gottes auf Erde gesehen werden.
Israel kam als ein Volk von Hirten und Sklaven aus Ägypten. Eine bunt zusammengestellte Gruppe von Menschen, verschiedenster Herkunft (Vgl. 2. Mose 12,38). Sie alle waren gemeinsam auf dem Weg in die Freiheit. Und Gott führte sie an den Sinai, um ihnen ein Gesetz der Freiheit zu geben (Vgl. Jakobus 1,25).
YHWH sprach:
Wenn ihr nun Meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und Meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völker Mein besonderes Eigentum sein, denn die ganze Erde gehört Mir, ihr sollt Mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du [Mose] den Kindern Israels sagen sollst. (2. Mose 19,5-6)
Am Sinai wurde das Königreich Gottes auf Erden konstituiert. Die Nation Israel wurde gegründet, denn das Volk antwortete dreimal:
Da antwortete das ganze Volk miteinander und sprach: Alles, was YHWH gesagt hat, das wollen wir tun! (2. Mose 19,8a)
Somit vollzog sich am Sinai eine klare Trennung zwischen Ägypten und dem Volk Gottes. Die Hebräer, einst ägyptische Sklaven, hatten nun eine neue Heimat, das Reich Gottes im Land Kanaan.
Doch Sein Reich war bereits deutlich sichtbar durch die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule bei Nacht, welche die Kinder Israels durch die gesamte Wüstenwanderung begleitete. Der König Israels war bereit, für Sein Volk einzustehen, es zu schützen und sicher nach Hause zu bringen. Weder Amalek, noch Moab, noch die Kanaaniter konnten dieses Volk aufhalten. Das Reich Gottes auf Erden kam mit unaufhaltsamen Schritten auf die Feinde YHWH’s zu.
Ruth und Boas
Die Geschichte von Ruth und Boas erzählt eine ähnliche Geschichte auf einer persönlicheren Ebene. Ruth, die Moabiterin, heiratete in eine jüdische Familie ein. Nach dem Tod ihres Mannes und seines Bruders gab es für sie kaum eine aussichtsreiche Perspektive in Juda. Ruth hätte in ihr Vaterhaus in Moab zurückkehren können. Doch sie entschied sich, ihre Schwiegermutter Naemi in ihre Heimat zu begleiten.
Aber Ruth antwortete [Naemi]: Dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! (Ruth 1,16)
Ruth entschied sich für ein Leben als Fremdling in Israel. Sie wurde zu einer Hebräerin. Doch ihre tatsächliche Staatsbürgerschaft erhielt sich durch die Heirat mit Boas, auf dessen Feldern sie bis über die Weizenernte hinaus diente.
So hielt sie sich bei der Ährenlese zu den Mägden des Boas, bis die Gersten- und Weizenernte vollendet war. Und sie wohnte bei ihrer Schwiegermutter. (Ruth 2,23)
Ruth traf die konsequente Entscheidung ihr Leben zukünftig als Hebräerin zu leben. Sie traf die Entscheidung auf dem Feld eines Lösers Naemis zu bleiben. Sie traf die Entscheidung Moab und seine Götzen hinter sich zu lassen und sich dem wahren Gott und Seinem Reich zuzukehren. Und so wurde sie in den edlen Ölbaum Israel eingepfropft und zog eine deutliche Trennung zu ihrer Vergangenheit als Moabiterin.
Am Ende sollte aus Ruth der Messias hervorgehen (Vgl. Matthäus 1,5), der später das Gericht YHWH’s an Moab vollstrecken würde (Vgl. Hesekiel 25,11).
Simson und die Philister
Simson wurde in einer Zeit geboren, in der Israel von den Philistern unterdrückt wurde. Israel war so etwas wie eine Kolonie der Philister, ohne echte Autonomie. Simson verliebte sich in eine Frau der Philister, die er trotz der Bedenken seiner Eltern heiratete (Vgl. Richter 14,1-3).
Aber sein Vater und seine Mutter wussten nicht, dass es von YHWH kam und dass Er gegenüber den Philistern einen Anlass suchte. Die Philister herrschten nämlich zu jener Zeit in Israel. (Richter 14,4)
Hinter Simsons Liebe zu dieser Philisterin steckte Gottes Plan zur Befreiung Seines Volkes. Israel und die Philister waren eng miteinander verwoben. Doch um die Zeit einer bestimmten Weizenernte sollte sich dies ändern.
Es geschah aber nach einiger Zeit, in den Tagen der Weizenernte, dass Simson seine Frau mit einem Ziegenböcklein besuchte. Als er aber sagte: Ich will zu meiner Frau in die Kammer gehen!, da wollte ihr Vater ihn nicht hineinlassen. Denn ihr Vater sprach: Ich dachte, du hast sie gewiss verschmäht, da habe ich sie deinem Gefährten gegeben! Ist nicht ihre jüngere Schwester schöner als sie? Die soll dein sein an ihrer Stelle! (Richter 15,1-2)
Als Simson seine Frau vorenthalten und mit einem anderen vermählt wurde, begann sein Feldzug gegen die Philister. Simsons Ehe entsprach sinnbildlich der Beziehung Israels zu den Philistern. Die Philister waren die Herren und Israel die Braut, die sich fügte. Doch das sollte sich nun ändern, Israel sollte seine Autonomie wieder zurück erlangen. Das Reich der Philister und das Reich Gottes sollten wieder voneinander getrennt werden. Durch Richter wie Simson oder Samuel und die späteren Könige Saul und David herrschte Krieg zwischen Israel und Philistäa mit dem Ergebnis, dass die Philister ihre Macht über Israel verloren (Vgl. 2. Samuel 8,1).
Erneut begann die Befreiung Israels vom Joch eines heidnischen Volkes zur Zeit einer Weizenernte. Und im Ergebnis stand das Weltreich Israel unter König David. Das Volk Gottes löste sich aus dem Joch der Heiden und brachte das Reich Gottes auf Erden.
Samuel und Saul
Israel verlangte eine König wie ihn alle Heidenvölker ringsum hatten (Vgl. 1. Samuel 8,3-4). YHWH entsprach diesem Verlangen, aber nicht ohne es wie folgt zu kommentieren:
Da sprach YHWH zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir gesagt haben; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll! (1. Samuel 8,7)
Indem Israel YHWH als König verwarf, verwarf das Volk auch gleichzeitig das Reich Gottes. Israel wollte den Reichen der Heiden gleichen, nicht ein Abbild des Reiches Gottes sein.
Mit der Salbung Sauls als ersten König über Israel war auch die Zeit der Richter vorüber Samuel legte sein Amt nieder und stellte Israel ihren neuen König vor. Eine neue Ära in Israel begann. Das Reich Sauls nahm Gestalt an.
Wir wissen, dass Saul zwar gut gestartet war, aber während seiner Regentschaft immer mehr dem Antichristen glich, als ein Abbild Jeschuas zu sein.
Sowohl der Antichrist als auch Saul lassen Bilder von sich aufstellen (Vgl. 1. Samuel 15,12; Offenbarung 13,14), beide verfolgen den Gesalbten, den Messias, YHWH’s und Seine Priester (Vgl. 1. Samuel 18,29; 1. Samuel 22,18-21;Offenbarung 13,6-7) und beide verbinden sich mit einer Hexe (Vgl. 1. Samuel 28; Offenbarung 17,3). Die Parallelen sind auffallend.
Doch wann begann das Unheil durch Saul über Israel zu kommen?
Ist nicht jetzt die Weizenernte? Ich aber will YHWH anrufen, dass Er es donnern und regnen lässt, damit ihr erkennt und einseht, dass eure Bosheit groß ist, die ihr vor den Augen YHWH’s begangen habt, indem ihr für euch einen König begehrt habt! (1. Samuel 12,17)
Das prophetische Muster
Wir haben in den obigem Beispielen gesehen, dass in der Geschichte Israels zur Zeit um Schavuot bzw. zur Zeit der Weizenernte immer wieder erhebliche Veränderungen eingeläutet wurden. Das Unkraut und Weizen wurden unterscheidbar, die Kinder des Bösen und die Kinder Gottes traten deutlich in Erscheinung. Und mit ihnen wurde auch das Reich Gottes und das Reich Satans offenbar.
Schavuot scheint also auch für die Trennung bzw. für den Beginn der Trennung beider Reiche zu stehen. Wir denken auch an die Ausgießung des Heiligen Geistes an Schavuot im Jahr des Todes und der Auferstehung Jeschuas (Vgl. Apostelgeschichte 2). Diese Ausgießung des Geistes war das Startsignal für die Gläubigen, in alle Welt zu ziehen und das Reich Gottes auch in die Nationen zu bringen (Vgl. Lukas 24,44-49). Für das römische Reich war diese Bewegung eine echte Gefahr, was sie dazu veranlasste Nachfolger Jeschuas und die Juden generell bitterlich zu verfolgen.
Wir stehen derzeit, im Mai 2018, kurz vor Schavuot, vor erheblichen Veränderungen, die sich bereist jetzt schon abzeichnen. Präsident Trump stieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran aus und kündigte die Wiederaufnahme der Sanktionen gegen den Iran an. Daraufhin gab es Raketenangriffe des Iran auf den Golan, was wiederum mit Angriffen Israels auf iranische Stellungen Syrien beantwortet wurde etc.
Des Weiteren steht der 14. Mai kurz bevor, welcher aus palästinensischer Sicht als Tag der Katastrophe angesehen wird. Es ist der Tag der Staatsgründung Israels.
Darüber hinaus ziehen sowohl die USA als auch Guatemala ihre Botschaften von Tel Aviv nach Jerusalem um, was der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels Nachdruck verleiht.
Und zu guter Letzt wird erwartet, dass die USA unter Trump ihren neuen Friedensplan für den Nahostkonflikt vorstellen werden.
All diese Punkte haben einzeln für sich bereits das Potenzial für große geopolitische Verwerfungen. Angesichts des oben aufgezeigten prophetischen Musters, haben wir allen Grund wachsam zu sein und zu beten, dass Gott unsere Erstlingsgabe, Jeschua in uns, an Schavuot annehmen und uns darüber hinaus viel Frucht und eine reiche Ernte schenken möge.
Jeschuas Wiederkunft ist nahe, vielleicht näher als wir denken!
Bilderquelle: http://www.freebibleimages.org/photos/nv-wheat-tares/
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