Wie Opfer, Priester und der Tempel dein Leben beeinflussen
„Hey, komm doch mal mit in unsere Gemeinde!“
„Ach nein,… das muss nicht sein.“ Nicole war wirklich nicht begeistert von Rahels Vorschlag. So gut sie sich auch verstanden, aber die ganze Sache mit dem Glauben… Damit konnte sie bisher nichts anfangen.
„Du wirst es bestimmt nicht bereuen!“ versuchte es Rahel noch einmal. „Wo sonst kann man heute noch sehen, wie Tiere geopfert werden?“
„Waaas?? So was macht ihr? Ihr seid ja verrückt! … Na gut, das schau ich mir an. Das muss ich mit eigenen Augen sehen.“
Zugegeben, diese Unterhaltung ist etwas seltsam. Aber sie ist nicht erfunden! Vor einigen Jahren kam Nicole tatsächlich aufgrund dieser Unterhaltung mit in den Gottesdienst. Natürlich hat die Gemeinde nicht wirklich Tieropfer durchgeführt, sie hatten ganz normale Treffen. Aber Nicole kam mit dem Glauben in Berührung und hat sich sogar daraufhin bekehrt.
Wir haben damals viel darüber gelacht. Aber es zeigt auch, wie fremd uns dieses Tempel- und Opfersystem ist. Heute schauen wir es uns mal etwas genauer an.
Entfremdung
In Hosea 8,12 lesen wir, dass Gottes Volk (hier das Nordreich) die Torah als etwas Fremdes ansieht. Schon damals konnten diese 10 Stämme im Norden viele Gebote nicht verstehen und nachvollziehen. Sie lebten nicht darin. Und dadurch wurde ihnen die Torah fremd.
Es ist kein Wunder, dass schon kurz nach der Teilung Israels viele aus dem Nordreich ins Südreich – zum Haus Juda – gingen. Dort wurde zu diesem Zeitpunkt die Torah nicht verfälscht:
2.Chr 11,13-14: Auch die Priester und Leviten aus ganz Israel und aus allen ihren Gebieten stellten sich bei ihm (Rehabeam) ein. Denn die Leviten verließen ihre Bezirke und ihr Besitztum und kamen nach Juda und Jerusalem. Jerobeam und seine Söhne hatten sie nämlich aus dem Priesterdienst für den Herrn verstoßen;
2.Chr 15, 9: Und er versammelte ganz Juda und Benjamin und die Fremdlinge bei ihnen aus Ephraim, Manasse und Simeon; denn eine große Zahl von Leuten lief aus Israel zu ihm über, als sie sahen, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war.
Das Nordreich war zweigeteilt: Einige (aber nicht viele) wollten an den Wegen der Torah festhalten. Doch alle andere entfernten sich mehr und mehr davon.
Heute haben wir uns von vielen Praktiken des Alten Testaments so weit distanziert, dass „fremd“ sogar noch untertrieben ist. Vor allem ungewohnte Vorschriften wie Unreinheit, Steinigung oder alles um den Opferdienst schreckt die meisten davor ab, die Wurzeln unseres Glaubens zu erforschen.
Und selbst bei denjenigen, die sich schon aufgemacht haben, herrscht große Unsicherheit, die sicherlich nicht unbegründet ist.
Wie ist das also mit dem Priesterdienst und dem Tempel? Macht es Sinn, dass der Priesterdienst „abgeschafft“ ist?
Natürlich ist es so, dass es derzeit keinen Tempel und damit keinen Priesterdienst gibt. Aber verpassen wir nicht etwas, wenn wir diese Dinge für aufgehoben ansehen und nicht weiter beachten?
Aufgrund dieser Unsicherheit (Wie geht man mit den Opfern und der Unreinheit etc um?) erhalten meiner Meinung nach Irrlehren einen Nährboden. So wird oftmals eine Teilung der Torah versucht, was meiner Meinung nach falsch und nicht haltbar ist.
Lasst uns dieser Sache also auf den Grund gehen…
Veränderung des Gesetzes
Wir lesen in Mt 5,18, dass nicht ein einziges Bisschen vom Gesetz verändert wird, bis Himmel und Erde vergehen werden:
Mt 5,18: Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
Lk 16,17: Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein einziges Strichlein des Gesetzes falle.
Kann es also sein, dass schon jetzt etwas vom Gesetz abgeschafft oder verändert wurde?
Kann es sein, dass Bibelverse im Neuen Testament so etwas aussagen?
Wenn es so wäre, müsste es dann nicht auch im Alten Testament irgendwo vermerkt sein? Stattdessen lesen wir regelmäßig von einer “ewigen Ordnung”!
Und nach Matthäus 5,18 sollten wir beachten, dass Himmel und Erde noch nicht vergangen sind! Das wird erst dann passieren, wenn wir vollständig im Neuen Bund leben – denn erst dann kann Gott unter uns Menschen leben und wir brauchen Dinge wie Tempel und Reinigungen nicht mehr.
Der neue Bund
Wir lesen in Jeremia 31 wie der neue Bund aussieht. Interessant ist hier, dass das hebräische Wort für „neu“ besser mit „erneut aufgerichtet“, „repariert“ oder „erneuert“ übersetzt werden kann.
Es gibt also keinen neuen Bund, sondern der alte wird erneuert. Das ist ein wichtiger Unterschied.
Jer 31,31-33: Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der Herr. Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz [hebr. torah] in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein;
Gott wird uns die Torah durch seinen Geist (vgl. Hes 36,27) auf unser Herz schreiben. Dieser Prozess hat begonnen, aber er ist noch lange nicht abgeschlossen. Und das ist wichtig!
Wir erkennen das am nächsten Vers:
Jer 31,34: und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: »Erkenne den Herrn!« Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der Herr; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken!
Wer sehen hier, dass wir noch nicht vollständig im erneuerten Bund leben können. Wir befinden uns noch in einer Zeit, in der gelehrt wird und in der noch nicht alle IHN erkannt haben. Auch wenn der Messias hier auf Erden ist, wird noch gelehrt werden: Vergleiche mit Micha 4,2.
Zusammenfassend können wir sagen, dass der alte Bund nicht abgelöst ist, sondern im Prozess ist, erneuert zu werden. Dabei geht es aber nicht um den Inhalt, der sich verändert, sondern es geht um die Menschen, die verändert werden. Ihnen wird die Torah auf ihre Herzen geschrieben.
Das kommende Friedensreich
Gut. Zurück zum Tempeldienst. Macht es Sinn, dass Tempel- und Opferdienst abgeschafft seien? (Wie biegt man sich dann Matthäus 5,18 (siehe oben) zurecht?)
Letztendlich sollte man stutzig werden, wenn man die Prophetien über das kommende messianische Reich studiert:
In Hesekiel lesen wir von einer Vision, die Hesekiel bekam und in der es um dieses Reich geht (Hes 40-48). Dort wird einiges über die Grenzen des Landes, den neuen Tempel und die Aufteilung des Landes gesagt.
Und wir lesen eben auch von der Priesterordnung, die es dann geben wird: Levitische Priester werden dann dienen (nicht alle, sondern nur diejenigen, die nicht abgeirrt sind. Die Söhne Zadoks – vgl. Hes 44,15).
Und es gibt weitere Details, die wir nicht außer Acht lassen dürfen:
Es werden alle Feste Gottes gefeiert und die Schabbate gehalten (Hes 44,24).
Es wird Speisopfer, Sündopfer, Schuldopfer (Hes 44,29) geben, genauso wie Brandopfer, Trankopfer und Friedensopfer (Hes 45,17). Und diese sind nicht geistlich gemeint. Sie werden ziemlich genau beschrieben.
Also diese Kapitel lohnen sich unbedingt mal zu studieren.
Sichtbar und geistlich
Um den Tempeldienst verstehen zu können, müssen wir ein wichtiges Konzept im Hinterkopf haben: Der Zusammenhang von sichtbaren und geistlichen Dingen!
Wir sind von Gott aufgefordert, viele sichtbare Handlungen durchzuführen, weil sie eine geistliche Entsprechung haben:
- Wir essen keine unreine Speise, weil wir im Geistlichen rein vor unserem Vater sein wollen.
- Wir schreiben die Torah an den Eingang unseres Hauses, weil sie auf unseren Herzen stehen soll.
- Wir binden uns die Torah um den Arm, weil sie unser Tun bestimmen soll.
- Wir lassen uns beschneiden, weil wir im Geistlichen unsere Herzen beschneiden lassen sollen.
- Wir feiern den Schabbat, um mehr über das kommende Friedensreich zu verstehen (und davon zu kosten).
- usw.
Warum ist das so? Weil wir in der praktischen Handlung das Geistliche und Unsichtbare besser verstehen können. Es wird uns “vor Augen geführt”. Der hebräische Glaube ist durch und durch praktisch.
Aber jetzt kommt das Zentrale: Das eine ist durch das andere nicht aufgehoben!
Es würde überhaupt keinen Sinn machen, etwas Physisches aufzugeben und nur noch an das Geistliche zu glauben. Denn die sichtbare Handlung soll uns ja lehren!
Es ist ein wunderbares Zusammenspiel.
Und so ist es auch bei Opfer und Priester. Sie sind Ausdruck für etwas Geistliches. Und weil wir es vor Augen geführt bekommen, können wir es besser verstehen.
Aus diesem Grund nehmen wir heute Opfer und Priester etwas unter die Lupe.
Die fünf Opfer
In 3.Mose 1-5 lesen wir von fünf Opfern. Es sind nicht die einzigen Opfer-Arten, die es in der Torah gibt (da wären zum Beispiel noch Trankopfer, Passah-Opfer, usw), aber es sind die wichtigsten.
Bei den Opfern geht es immer um unsere Beziehung zu Gott. Wir wollen uns Ihm nähern und eine intakte Beziehung zu Ihm haben. Und da sind wir in der Verantwortung. Er hat alles ermöglicht, dass dies geschehen kann.
Wir werden sehen, dass es jeweils ine geistliche Sicht gibt, die schon heute für uns wichtig sein kann.
Das Brandopfer (3.Mo 1)
Es ist das erste Opfer. Wir lesen hier, dass das komplette Tier geopfert werden soll. Nichts wird gegessen, sondern alles soll in Rauch aufgehen. Außerdem ist es ein freiwilliges Opfer. Interessant ist, dass die Eingeweide und die Schenkel vor dem Opfern mit Wasser gewaschen werden sollen. Man sollte seine Hände auf den Kopf des Opfers stützen.
Zum Beispiel haben Noah (1.Mo 8,20) und Abraham (1.Mo 22,13) ein solches Opfer dargebracht.
Die geistliche Sicht
Unser ganzes, komplettes Leben dürfen wir (freiwillig) vor IHM niederlegen. Auch unser Inneres soll dabei gewaschen und rein werden. Es erinnert also stark an eine Lebensübergabe (kann auch ein erneuter Ausdruck dessen sein).
Das Waschen im Wasser erinnert an die Taufe/Mikwe.
Das Stützen der Hände auf das Opfer steht für das Bekennen der Sünden, wie wir in 3.Mo 16,21 lesen können:
3.Mo 16,21: Und Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebendigen Bockes stützen und über ihm alle Schuld der Kinder Israels und alle ihre Übertretungen in allen ihren Sünden bekennen, und er soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereitsteht, in die Wüste fortschicken.
Eine solche freiwillige Lebensübergabe ist also immer mit Bekennen der eigenen Schuld verknüpft.
Das Speisopfer (3.Mo 2)
Nachdem man beim Brandopfer sein Leben vor Ihm niedergelegt hat, kann man nun – erneut freiwillig – Speisopfer darbringen. Bei diesem Opfer wird kein Tier dargebracht, sondern Feinmehl, Öl und Weihrauch.
Das Opfer geht nicht nur an Gott (als Feueropfer), sondern auch an Menschen (Aaron und seine Söhne haben es gegessen). Zudem sollte es ungesäuert sein. Das Speisopfer ist hochheilig wie Sünd- und Schuldopfer.
Interessant sind hier die einzelnen Zutaten. Um Feinmehl zu erhalten wurden Getreidekörner zerstoßen und gesiebt.
Die geistliche Sicht
Nachdem wir unser Leben übergeben haben (Brandopfer), wird es nun gereinigt und gesiebt. Gott gestaltet uns um: Er zerstößt alte Verhaltensmuster, Denkmuster, Glaubensmuster,…
Das geschieht freiwillig. Wir müssen unsere Bereitschaft dazu geben. Zusammen mit dem Geist (Öl) und Gebeten (Weihrauch) durchlaufen wir diesen Prozess.
Und dies hat Auswirkungen auf unsere Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen.
Das Ziel dabei ist, dass wir immer weniger sündigen (deshalb ungesäuert), sondern heiliger werden. Deshalb ist es genauso heilig wie Sünd- und Schuldopfer.
Das Friedensopfer (3.Mo 3)
Wenn ich es richtig verstehe, steht das Friedensopfer in engem Zusammenhang mit dem Dankopfer. Sie treten oft gemeinsam auf. Das Friedensopfer kann sogar explizit eine Lob-Friedensopfer sein (3.Mo 7,11ff) – vielleicht entspricht es sogar dem Dankopfer. Wie die ersten beiden Opfer ist auch dieses Opfer ein freiwilliges.
Gläubige konnten als Ausdruck ihrer Beziehung zu Gott ein solches Opfer darbringen. Oftmals wurde es dem Sündopfer oder dem Speiseopfer angefügt.
Die geistliche Sicht
Im Geistlichen entspricht es unserem dankbaren Ausdruck Gott gegenüber. Wir empfinden Freude über die Annahme und Reinigung, die wir bei Ihm und durch Ihn empfangen.
Es ist wie ein kleiner Ich-lieb-dich-Gruß in einer Beziehung. Du bist mir wichtig, darum bringe ich dir Pralinen mit. Du bist mir wichtig, darum bringe ich dir ein Friedensopfer.
Viele Verse in den Psalmen drücken dies aus:
Ps 100,1: Ein Psalm zum Dankopfer. Jauchzt dem Herrn, alle Welt!
Ps 107,22: Sie sollen ihm Dankopfer bringen und jubelnd seine Taten erzählen!
Ps 116,17: Dir will ich Dankopfer darbringen und den Namen des Herrn anrufen.
Ps 56,13: Die Gelübde, die ich dir, o Gott, gelobte, liegen auf mir; ich will dir Dankopfer entrichten!
Ps 50,23: Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg; ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen.
Vor allem der letzte Vers zeigt, wie viel Kraft in diesem Opfer liegen kann.
Das Sündopfer (3.Mo 4)
Das vierte Opfer beschreibt schon in seinem Namen, für was es gut es: Falls aus Versehen (!) gesündigt wurde, sollten Opfer dargebracht werden, damit die Beziehung zu Gott wieder in Ordnung gebracht werden kann.
Übrigens glauben auch Juden nicht, dass es ein solches Opfer Sünden wegnimmt. Sonst hätten sie derzeit ein großes Problem, weil es keinen Tempel gibt. Sündenvergebung geschieht durch Gnade. (Das ist kein neutestamentliches Konzept! Vgl. z.B. 4.Mo 14,19+20; 4.Mo 30,6; 5.Mo 21,8; 2.Chr 7,14; Ps 85,1-6; Ps 130,4; Jes 55,7; Jer 31,34; Jer 33,8; Jer 36,3; Dan 9,9).
Auch hier sollten die Hände auf den Kopf des Opfers gestützt werden.
Die geistliche Sicht
Die geistliche Sicht sollte klar sein: Wir sind aufgefordert, Buße zu tun, unsere Sünden zu bekennen.
Mt 9,13: Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer«. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.
Hier erkennt man sehr stark, dass das Zusammenspiel von Physischem und Geistlichem sehr wichtig ist. Allein ein Opfer darzubringen (oder ein Gebet zu plappern) ist nicht das, woran Gott Gefallen hat (vgl. Hos 6,6; Am 5,22). Es geht um unser bußfertiges Herz!
Außerdem finde ich es interessant, dass das ganze Opfersystem sehr genau ist. Für jede einzelne Sünde ist explizit ein Opfer erforderlich. Gehen wir da nicht manchmal viel zu pauschal und allgemein drüber? Wenn wir überhaupt in der Haltung leben, regelmäßig unser Leben zu prüfen und um Vergebung zu beten. Es ist nicht damit getan, dass wir einmal bekehrt sind (Brandopfer) und dann nicht mehr um Vergebung für Sünden in Anspruch nehmen sollen. Meiner Meinung nach ist das ein täglicher Prozess.
Absichtliche Sünden
Ist dir oben das „aus Versehen“ aufgefallen?
Dies ist eine wichtige und sehr krasse Botschaft. Es gibt kein Opfer für absichtliche und bewusste Sünde!
4.Mo 15,30-31: Wenn aber eine Seele vorsätzlich handelt — es sei ein Einheimischer oder ein Fremdling —, so lästert sie den Herrn. Eine solche Seele soll ausgerottet werden mitten aus ihrem Volk; denn sie hat das Wort des Herrn verachtet und sein Gebot gebrochen; eine solche Seele soll unbedingt ausgerottet werden; ihre Schuld ist auf ihr!
Sogar das Neue Testament schreibt davon:
Hebr 10,26: Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt für die Sünden kein Opfer mehr übrig,
Dann sind wir ausschließlich auf die Gnade Gottes angewiesen.
Das sollte uns schockieren und wirklich nachdenklich machen. Es heißt natürlich nicht, dass Gott Menschen in solchen Fällen nicht vergibt.
David wurde zum Beispiel Mord und Ehebruch vergeben (vgl. 2.Sam 12,13ff). Aber seine Sünde hatte dennoch extreme Konsequenzen.
Die Bibel schreibt, wie unsere Reaktion in einer solchen Situation aussehen soll:
Hos 14,2-3: Kehre um, o Israel, zu dem Herrn, deinem Gott! Denn du bist zu Fall gekommen durch deine eigene Schuld. Nehmt Worte mit euch und kehrt um zum Herrn! Sprecht: »Vergib alle Schuld und nimm es gut auf, dass wir dir das Opfer unserer Lippen bringen, das wir schuldig sind!
Ps 51,19: Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten.
Es ist die Demut, die Gott erhört. Sacktuch und Asche, niederwerfen vor Ihn und mit Worten unsere Taten bekennen. Dieses Bild begegnet uns sehr häufig in der Bibel.
Das Schuldopfer (3.Mose 5)
Bei diesem fünften Opfer geht es um Unterlassungssünden. Diese können zum Beispiel wie folgt aussehen:
- wenn man Sünden bei anderen gesehen hat und nichts dagegen getan hat
- wenn man ohne es zu wissen etwas Unreines angerührt hat und sich deshalb nicht gereinigt hat
- wenn man leichtfertig einen Schwur geleistet hat, ohne zu wissen, dass er diesen nicht einhalten kann
Es gibt noch einige andere aufgeführte Beispiele, aber das Prinzip ist meistens gleich: Man hat unbewusst (!) etwas nicht getan, was man eigentlich hätte tun sollen. Dies ist eine Sünde und es soll dafür ein Schuldopfer dargebracht werden.
Hier steht sogar explizit dort, dass diese Schuld bekannt werden soll.
Außerdem ist dieses Opfer komplett für die Priester zum Essen bestimmt.
Die geistliche Sicht
Wir sollen unsere Schuld bekennen und bei IHM um Vergebung beten – auch für Dinge, die wir nicht getan haben, obwohl wir sie hätten tun sollen:
Jak 4,17: Wer nun Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde.
Interessant ist, dass dieses Opfer auch Feinmehl sein konnte. Also es musste nicht unbedingt Blut vergießen, um Sühnung zu erwirken:
Hebr 9,22: und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.
Weiteres zu Opfer
Opfer sind allgemein stark an Gebete geknüpft. Das Brandopfer sollte zum Beispiel morgens und abends dargebracht werden. Es sind Zeiten, die von Gott festgelegt sind. Es sind sogar moedim:
4.Mo 28,2: Gebiete den Kindern Israels und sprich zu ihnen: Ihr sollt darauf achten, daß ihr meine Opfergaben, meine Speise von meinen Feueropfern, die zum lieblichen Geruch für mich sind, mir darbringt zu ihrer bestimmten Zeit [hebr. moed].
Natürlich kann zu diesen Opferzeiten nicht das ganze Volk beim Heiligtum/Tempel sein, um der Opferzeremonie zu gedenken. Deshalb war es so, dass man zu diesen festgelegten Zeiten im Alltag kurz innehielt und betete.
Wir lesen, dass das Volk in Jerusalem es so handhabte. Ziemlich wahrscheinlich taten dies die Gläubigen auch im Rest des Landes.
Lk 1,10: Und die ganze Menge des Volkes betete draußen zur Stunde des Räucherns.
Paulus und Opfer
Ist dir bewusst, dass auch Paulus Opfer darbringen wollte?
Apg 21,26: Da nahm Paulus die Männer zu sich und ging am folgenden Tag, nachdem er sich hatte reinigen lassen, mit ihnen in den Tempel und kündigte die Erfüllung der Tage der Reinigung an, bis für jeden von ihnen das Opfer dargebracht werden sollte.
Apg 24,17: Ich bin aber nach vielen Jahren gekommen, um Almosen für mein Volk und Opfer zu bringen.
Paulus hatte also kein Problem mit dem Darbringen von Opfern im Tempel.
Priesterschaft
Viele schreiben, es braucht keinen Tempel mehr, weil wir ja der Tempel des Heiligen Geistes seien. Oder wir brauchen keine Priester mehr, weil wir ja Priester seien.
Doch wir haben oben schon gesehen, dass es keinen Sinn macht, wenn das Physisches aufgehoben wird.
In der Bibel lesen wir zunächst nur von einer Kategorie von Priestern: Die Levitischen. Wenn wir also nicht zu diesem Stamm gehören, können wir im Physischen keine Priester sein/werden. Trotzdem war es das Ziel von Gott, das wir alle Priester sind.
2.Mo 19,6: ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst.
Also auch die Leviten sind physischer Ausdruck für etwas Geistliches. Wir dürfen von ihnen und durch sie lernen. Und nach dem Millennium werden wir selbst in der Lage sein, als Priester mit Gott in Kontakt zu kommen. Dann wird es keine Lehre und keine Sünde mehr geben.
Und heute?
Warum gibt es den Tempel eigentlich derzeit nicht? Gute Frage. Zufall ist es nicht.
Vielleicht war (und ist) es nötig, dass wir das Geistliche zunächst in der Tiefe verstehen (weil es unbeachtet war?):
Jes 29,13: Weiter spricht der Herr: Weil sich dieses Volk mit seinem Mund mir naht und mich mit seinen Lippen ehrt, während es doch sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist,
Mt 15,8: »Dieses Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir.
Hosea 6,4+6: Was soll ich mit dir tun, Ephraim? Was soll ich mit dir tun, Juda? Eure Liebe ist [so flüchtig] wie eine Morgenwolke, ja, wie der Tau, der früh vergeht! […] Denn an Liebe [od. Barmherzigkeit/ Bundestreue] habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.
Nicht das Dankopfer alleine bringt Dank an Gott. Sondern unser Dankgebet mit ungeteiltem Herzen ist das, was Gott erfreut.
Es ist das gleiche wie zwischen Menschen: Meine Frau freut sich nur halbherzig, wenn ich ihr ein Geschenk mache, ohne dass ich es von Herzen so meine. Auf der anderen Seite, wenn ich sie von Herzen liebe, freut sie das natürlich. Doch wenn die Herzensliebe und das Geschenk zusammenkommen dann strahlt ihr Gesicht (und ihr Herz) voller Freude!
Und so ist es auch bei IHM. Wie schön wäre es, Seine Liebessprache zu erlernen und zu leben. Dann ist uns Sein Wort schon bald nicht mehr fremd.
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Elena
31. Januar 2015 @ 9:12
Bei so manchem neuen Thorazyklus (seit 2004), wenn das 3. Buch Moses an die Reihe kam, habe ich gedacht, was ist das für eine Symbolik? Es muss doch mehr dahiner stehen! Aber es blieb mir verschlossen. Als ich gestern diese Lehreinheit las, habe ich nicht schlecht gestaunt. Ich bin sooo dankbar und begeistert über diese Auslegung und freue jetzt schon so richtig auf das Buch Vaikra!
Hosea
2. Februar 2015 @ 10:50
Das freut mich! Mir ging es genauso, als ich zum ersten Mal davon erfuhr. Es war (und ist) einfach noch sooo vieles fremd. Aber das ändert sich mehr und mehr…
Sei reich gesegnet
Uta Schmidt
4. Februar 2015 @ 10:45
Seit einigen Jahren lese ich immer wieder das Buch über Rees Howels “Gebet verändert die Welt”. Das Gebet hätte nichts verändert, wenn Rees Howels nicht das Prinzip des Gehorsams erfüllt hätte. Dieses Buch ist so praxisnah, dass sogar ich es verstehen kann.
Es macht verständlich, was es wirklich bedeutet wenn es in Samuel 15:22-23 heißt: Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder. Denn Widerspenstigkeit ist eine Sünde wie Wahrsagerei und Widerstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst. Dazu muss gesagt werden, dass Rees Howels eine lebensverändernde Begegnung mit einem Juden hatte, welcher durch seine Bekehrung in ernsthaften Schwierigkeiten steckte, sie jedoch durch Gehorsam überwand. Opfer sind immer dann leben schaffend wenn sie in Verbindung mit dem Altar geschehen und somit kein Tempelraub sind.
Hier noch einmal die Opferpraxis zu studieren, bringt ein grundlegendes Verständnis über den Sinn des Opferns, aber auch über die Beziehung des Priesters zum Altar und zum Volk. Die Aufgaben des Priesters sind sehr verantwortungsvoll. Ich persönlich wundere mich immer wie gerne Menschen Priester sein wollen, wo dies doch sehr schwer ist. Mich freut es wenn ich “Volk” sein darf, denn wozu sollte es Priester geben wo niemand ein Volk hat das regierbar ist ,und hören will was der Vater uns in Yeshua gegeben hat. Zurückzukehren unter seinen Schutz ist wunderbar.
Ich stellte beim lesen der Opferrituale fest, wie gut es ist den Text mit messianischen Augen zu lesen. Im Ersten Testament findet man so viel von Yeshua und es wundert mich warum es so stiefmütterlich behandelt wird. Jetzt verstehe ich warum ein messianischer Bruder sagt: Wenn du ein Neues Testament hast, hast du ein Taschenmesser, wenn du beides hast, hast du ein Schwert. Ich habe das hier heute früh vor dem Frühstück gelesen. Es war besser als frühstücken. Opfern macht Freude wenn es aus Dankbarkeit geschieht. Beim Opfern geht es nicht um Bestechung, sonst wäre jeder Arme arm dran. Dieses Bewusstsein muss wieder hergestellt werden. Noch fühle ich wie ein Träumender……ich freue mich darauf wenn ich ganz wach werde und feststellen darf: Es ist kein Traum, das ganze Wort Gottes ist wahr! Danke für diesen aufschlussreichen Artikel.
Hosea
12. März 2015 @ 21:17
Das hast du sehr genial beschrieben!
Ich freue mich auch schon darauf, wenn ER persönlich Sein Wort lehren wird. Es wird gewaltig…
Joanna
19. Februar 2015 @ 14:08
Hosea, ich möchte dir nur großen Dank für diesen und die anderen E-Mail-Kurse sagen. Sie sind so wertvoll für mich. Danke!
Hosea
12. März 2015 @ 21:15
Das freut mich. Danke auch…
Uta Schmidt
24. Februar 2015 @ 14:19
Jesus sagt immer mal wieder nach einer Heilung zu dem Geheilten: Siehe, sage es niemandem sondern geh hin und zeige dich dem Priester und bring die Gabe dar, die Moses angeordnet hat, ihnen zum Zeugnis. Das fand ich in Matthäus 8:4. Das heißt für mich, dass das Opfer immer noch seinen Sinn hat. Es ist mir auch 2x vorgekommen, dass der Herr mir eine Person aufs
Herz legte, die ich, bevor ich zum Gottesdienst gehe um Vergebung für Deutschland bitten sollte, bevor ich ein Opfer in die messianische Gemeinde bringen würde. Die biblische Grundlage dafür war Matthäus 5: 23-26. Solchen Anordnungen nachzukommen ist sehr segensreich.
Ich habe das getan und war über die Reaktionen sehr erstaunt. Mein Opfer für die Gemeinde wäre sonst nicht wohlgefällig gewesen. Im Alten Testament sagt Gott dass das Opfer unverletzt, also vollkommen sein soll. Das Opfer ist sonst kein Wohlgeruch für Gott. Wir müssen Gott die Herrschaft über unseren Opferdienst überlassen, damit wir nicht in die Rolle des Ablasshandels
verfallen was Zauberei und Widerspenstigkeit wäre. Der Priester bleibt so auch frei und gerät nicht in Abhängigkeit, was ich sehr wichtig finde. Er kann so unbestechlich bleiben. Gehorsam ist besser als Opfer, nicht nur damals, es gilt auch noch heute. Das ist eine wunderbare Einrichtung zur Versorgung der Priester welche wirklich in Gottesfurcht vor Gott stehen. Sie können dadurch gewiss sein, dass ihre Versorgung gesichert ist. Gemeinden die einen Priester nach eigenem Willen fügsam machen wollen, können das mit einem gehorsamen Diener nicht machen und umgekehrt auch nicht.
Das setzt eine ehrliche Gemeinde voraus, welche die Autorität Gottes nicht zur Disposition stellt, denn damit steht und fällt eine Gemeinde bzw das Gemeindeglied. ….bzw die Leitung.
Gertraud
19. März 2016 @ 10:41
Ich weiß nicht, wie es euch geht. Doch wenn in meinem Garten obst und Gemüse reifen, die ersten Blumen erblühen, liegt es mir auf dem Herzen sie als Opfer dem Vater JHWH darzubringen. ich möchte IHM eine Freude bereiten, IHM danken, anbeten. Ich überlegte wie ich es machen Könnte, und einige Male brachten ich die Gaben dann unserem Pfarrer oder stellte die Blumen auf den Altar! Seit ich aus der Kirche (2010) ausgetreten bin, ist das schwieriger – ich nehme sie in Dankbarkeit aus Seiner Hand und freue mich an ihnen. Getreide wächst nicht in meinem Garten, doch die Gedanken mit dem Feinmehl gefallen mir ganz besonders, denn das Korn muß ganz zerstört werden , um Feinmehl werden zu können, so auch wir/ich muß mich ganz zerstören/zermahlen lassen, um neu werden zu können – was sehr schmerzhaft ist. Doch ich will für IHN ein Wohlgeruch sein ein Freudenopfer!!
– den Opferdienst gibt es heute nicht (Tieropfer), doch der Priesterdienst ist ja nicht nur Tieropfer!
Der Priesterdienst beinhaltet doch noch mehr!: Vor JHWH zu stehen, in Fürbitte für mich, für das Volk, das Land. Wenn ich nur an Daniel 9 denke, wie er sich im Gebet für sein volk eisetzte! Als ich dieses Gebet zu, 1.mal laut in der Gemeinde lesen durfte, hat es mich fast umgehauen. Dieser Daniel
schloß sich selbst in die Sünden der Väter mit ein, obwohl er tagtäglich mehrmals für seine Sünden bem Vater um Vergebung bat.— und dann der Kontrast in den Gemeinden!!!!! Aber ich will nicht richten, wir sind alle nicht ohne Schuld und brauchen täglich Seine Gnade und Barmherzigkeit!
IHM allein sei alle Ehre!
Schalom! Gertraud