Lashon hara Teil 4 – Richtig gehört…
Nachdem es in den letzten Teilen um verschiedene Kategorien von schlechtem Reden ging, widmen wir uns heute unserem Hören. Denn auch dieses Thema lässt die Bibel nicht aus und wir verstehen schnell, dass auch dieser Aspekt nicht zu unterschätzen ist.
Einführungstext
Bereits im zweiten Teil des Kurses, haben wir uns mit „Rufmord“ auseinandergesetzt. Rufmord ist eine mächtige Waffe, die das Leben anderer Menschen regelrecht zerstören kann. Dazu braucht man nur einen Blick in Schulen werfen, denn dort kann man (leider) leicht sehen, wie viele Kinder unter den Worten anderer leiden.
Schauen wir die in Bibel, stoßen wir bei Rufmord auf die Gebote „Du sollst nicht lügen“ und „Du sollst nicht morden“ zu. Interessant ist jedoch auch folgendes Torah-Gebot:
Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten [hebr. nasa]! (2.Mo 23,1a)
Auch diese Anweisung passt in diese Kategorie. Doch – und darauf möchte ich hinaus – sehen wir an dieser Stelle etwas sehr Interessantes: Das hebräische Wort nasa heißt nicht nur „nicht verbreiten“, sondern auch „nicht annehmen“, „nicht anhören“ oder „nicht weitergeben“.
Aktiv Zuhören
Es wird in einem einzigen Hebräischen Wort also ein ganzer Prozess beschrieben: Man soll eine Lüge/ein Gerücht/eine Verleumdung…
- nicht anhören,
- nicht annehmen und
- nicht verbreiten/weitergeben!
Wir alle kennen solche Situationen: Ein Kollege/Freund/Familienmitglied/… kommt auf uns zu. „Schon das Neuste gehört…?!“ Oft spüren wir schon, dass jetzt nichts Gutes kommt. Diese Neuigkeit kann natürlich stimmen, doch sie kann auch verfälscht sein. Und selbst wenn sie der Wahrheit entspricht, heißt es nicht, dass die Frucht des Zuhörens gut ist (vgl. Teil 3). Was also tun wenn „das Neuste“ tatsächlich in eine dieser Kategorien fällt?
Die biblischen Anweisungen sind: Nicht anhören! Nicht annehmen! Und auf gar keinen Fall weitergeben!
Wir sind als Zuhörer alles andere als passiv. Zu einem großen Teil tragen wir die Verantwortung dafür was wir hören (und was wir sehen). Doch wir wissen alle: Aktiv zu sein, fordert Anstrengung. Man muss sich überwinden. Es ist unbequem und manchmal sehr herausfordernd.
Das Problem des Hörens
Hören wir Dingen zu, deren Frucht nicht gut ist, verändert es uns. Selbst wenn wir nur gleichgültig zuhören, setzt sich das Gehörte in irgendeiner Weise fest. Vielleicht kennst du so Situationen. Du glaubst nicht wirklich, was dein Gegenüber dir über jemanden erzählt. Doch wenn du die betroffene Person triffst, kommt das Gehörte wieder hervor und irgendwie beeinflusst es dich.
Das was wir hören (und sehen) prägt uns. Je nachdem wie wir damit umgehen, hat es einen großen oder kleineren Einfluss auf unser Herz. Salomo gibt nicht ohne Grund diese wichtige Warnung weiter:
Spr 4,23: Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.
Insofern sind wir aufgefordert, in bestimmten Situationen zu intervenieren, wegzuhören oder zu fliehen! Auch der Prophet Jesaja weist darauf hin:
Jes 33,15-17: Wer in Gerechtigkeit wandelt und aufrichtig redet; wer es verschmäht, durch Bedrückung Gewinn zu machen; wer sich mit seinen Händen wehrt, ein Bestechungsgeschenk anzunehmen; wer seine Ohren verstopft, um nicht von Blutvergießen zu hören; wer seine Augen verschließt, um Böses nicht mit anzusehen — der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten sind seine Burg; sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser versiegt nie. Deine Augen werden den König in seiner Schönheit schauen; du wirst das Land erweitert sehen.
Und damit stellt sich ganz schnell die Frage, mit was wir uns „füttern“. Mit wem unterhalten wir uns und über was reden wir!? Und welche Informationen nehmen wir in uns auf. Denn es geht auch darum, was wir lesen oder was wir im Fernsehen/Internet anschauen, usw.
Schuld durch Mithilfe
Jeder weiß, dass Mithilfe bei Gesetzesbruch ebenfalls geahndet wird. Helfen wir jemanden beim Ladendiebstahl, indem wir Taschen aufhalten, wird es schwer uns hinterher herauszureden. Wir haben die Tat unterstützt und müssen dafür geradestehen.
Genauso verhält es sich bei Lashon hara. Wenn wir jemandem unser Gehör schenken, unterstützen wir diesen beim Übertreten des Gebots! Lästereien, Gerüchte oder Lügen zu verbreiten ist schwierig, wenn keiner zuhört. Und wenn viele ihre Ohren abwenden, wird einem solchen vielleicht sogar bewusst, dass er Dinge tut, die nicht gut sind.
So sieht man, dass wir mit unserem Hören eine große Verantwortung haben. Es ist keine Lappalie!
Übrigens ist dies unabhängig davon, wer gerade redet. Selbst wenn es unser Chef ist, der Uniprofessor, der große Bruder oder ein Feind. Wir haben in den meisten Fällen die Möglichkeit zu entscheiden ob wir zuhören oder nicht.
Ausnahmen!
Wie schon hier und da angekündigt, gibt es natürlich Situationen, in denen „schlechtes Reden“ notwendig ist. So ist es manchmal sehr wichtig, auch schlechte Informationen über andere zu hören. Wenn wir zum Beispiel einen WG-Mitbewohner suchen und ein Freund kennt einen wichtigen Grund uns von einem bestimmten Bewerber abzuraten. Hier merken wir schnell, wie hilfreich die Frage ist, nach der Frucht zu fragen. Denn hier dienen Informationen über einen Menschen der eigenen Sicherheit – auch wenn die betroffene Person schlecht dabei wegkommt. Ebenso könnte es wichtig sein, vor einem möglichen Geschäftspartner gewarnt zu werden. Solchen Dingen sollte man natürlich zuhören.
Nichtsdestotrotz ist auch hierbei Vorsicht geboten, da wir gründlich prüfen müssen, ob die erhaltenen Informationen der Wahrheit entsprechen.
Zusammenfassung
Zuhören ist nicht gleich Zuhören. Es sollte ein aktiver Vorgang sein. Und so sind wir aufgefordert zu reagieren, wenn Lashon hara gesprochen wird. Wir müssen nicht nur uns und unser Herz schützen, sondern tragen auch eine gewisse Verantwortung für unser Gegenüber, dem wir unser Gehör schenken.
Dieser Artikel ist Teil des “Lashon hara – Die Macht der Worte“-Kurses. Melde dich kostenlos und unverbindlich an und erhalte per E-Mail auch die übrigen Teile:
[wysija_form id=”15”]
(Natürlich werden keine Daten an Dritte weitergegeben!)
- Danke und Schalom – von Hosea Ben Zion - 26. Juli 2017
- Gesundheit, Sehnsucht und eine tiefere Beziehung – Wie sieben Früchte dein gestliches Leben stärken! (Teil 7) - 19. Juli 2017
- Gesundheit, Sehnsucht und eine tiefere Beziehung – Wie sieben Früchte dein gestliches Leben stärken! (Teil 6) - 18. Juli 2017
Schmetterling
8. Juni 2016 @ 7:47
Dieser Artikel hat mir sehr aus dem Herzen gesprochen.
Danke.
Jurij Büttner
8. Juni 2016 @ 16:03
Shalom allen zusammen,
Gnade und Friede euch, durch Elohim Jeshua.
Was ist Recht – was ist Unrecht;was ist Gerecht – was ist Ungerecht.?
Nehmen wir die derzeitige Flüchtlings Situation in Deutschland.Wo beginnt die Hilfe – wo hört sie auf.
Aus dem Herzen gesprochen ist schön anzuhören,aber was ist mit der entscheidung.Das ist die Hebelkraft/-wirkung,wo wir nach freiem willen Beurteilen/weitersagen,somit eine entscheidung treffen für oder gegen,und das findet auf einer emotionalen ebene statt,wo man die Thora einbeziehen tut,und daran versucht man mit ”guten Gewissen”,sich zu messen bzw. zu entscheiden.
Eigentlich sehr einfach und doch sehr verzwickt.
Menschen ohne eine ”beziehung zu” Jeshua,tun andere maßstäbe ansetzen,als die Brüder und Schwestern im Elohim Jeshua.
Letzendlich geht es um Gut oder Böse, wir Kämpfen gegen die Mächte dieser Welt,und dazu benötigen wir den Brustpanzer und Waffenschilde unseres Elohim Jeshua Hamashiach.
Alles ws in dieser Welt vorzufinden ist, sind Fallgruben des Gegnspielers(Antichristen und gefolge),der sich immer bemüht, den Gläubigen nachfolgern im Elohim Jeshuazu verführen oder zu zerstören.
Shalom
Schmetterling
11. Juni 2016 @ 14:11
Menschen mit Helfersyndrom finden zur Zeit ein großes Arbeitsfeld vor, sie finden überall eine Möglichkeit sich zu betätigen. Im Buch Ruth finde ich wunderbaren Rat auch für solche die nicht an showbusyness interessiert sind, sondern sich ihr Arbeitsfeld gerne selber auswählen. Ruth, die sich gerne um eine alt und bitter gewordene Witwe kümmert, da diese wirklich Trost braucht und ihn auch annimmt. Boaz sorgt dafür, dass diese junge Frau nicht auf einem Feld arbeitet, auf welchem sie belästigt werden könnte. Ein Arbeitgeber der das Arbeitsschutzgesetz ganz selbstverständlich praktiziert. Die junge Frau teilt ihr Brot mit der alten Witwe. Später ist diese die Kinderfrau für den Sohn von Ruth und Boaz. Hier funktioniert das zwischenmenschliche ganz hervorragend. Und es scheint selbstverständlich zu sein, dass das soziale Miteinander kein kontolliertes System ist sondern aus der Quelle des Lebens kommt. So wird niemand angerempelt, belästigt, emotional ausgebeutet. Guter Rat scheint nicht teuer zu sein, erfordert aber eine Herzensbildung, die solche Selbstverständlichkeiten ganz normal erscheinen lässt. Ich denke es ist eine gute Sache wenn wir uns in der guten Nachrede einüben, um den Frieden zu erfahren von dem die Geschichte der Ruth uns Zeugnis gibt. Den Leumund eines Menschen auf einen neuen Level zu heben ist das Ergebnis einer guten Zunge. Die Segenslinie wird auf diese Weise auf tausend Geschlechter verlängert. Ich glaube an die Kraft dieser guten Zunge. Unsere Zunge braucht Heilung. Wir müssen lernen mit ihr so umzugehen, dass wir uns und andere nicht der Geißel der Zunge unterwerfen, sondern sie überwinden. Der ungebildetste Hilfsbedürftige ist in der Lage, eine gewisse Dankbarkeit zu erweisen. Jeder ist fähig, guten Willen von bösem Willen zu unterscheiden. Böser Wille darf niemals belohnt werden. Am allerwenigsten aus Angst. Wo böser Wille re-giert herrscht Chaos. Gottes Wort erzeugt neues Leben. Die gute Zunge heilt uns. Vergebung ist der Schlüssel