Lashon hara Teil 1 – Denken und Disziplin
Einführungstext
Liest man sich die Texte der Bibel durch, spürt man sehr schnell, dass die Ansprüche extrem hoch sind. Das ist insofern kein Wunder, da sich Gott ein Volk ausgesucht hat, von dem Er wollte, dass es heilig lebt. Heiligkeit ist natürlich ein sehr hohes Level. Das wird deutlich, wenn wir sehen, dass Gott selbst Vergleiche mit sich selbst zieht: „Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig!“
Heiligkeit drückt sich in bestimmten Regeln für ein Volk aus. Der Tempeldienst ist zum Beispiel ein großer Bereich oder die Anbetung Gottes. Doch jeder weiß, dass es auch auf den Einzelnen und seinen Charakter ankommt: Wie gehe ich mit anderen um? Wie behandle ich meine Eltern, Freunde oder Kinder?
In all dem spielen unsere Worte eine große Rolle. Sie hängen mit unserer Beziehung zu Gott zusaxmmen, aber bestimmen auch auf starke Weise unserem Umgang zu unseren Mitmenschen. „Interessant“ wird es vor allem dann, wenn wir in keinen normalen Situationen stecken. Vor allem in Drucksituationen wird offenbar, welche Haltung tatsächlich in uns schlummert. Das Wort „Druck“ passt sehr gut, denn wir werden gedrückt und gepresst. Was kommt dabei heraus? Unsere Worte sind ein ziemlich guter Anzeiger dafür.
Wahrscheinlich fallen den meisten von uns entsprechende Begebenheiten ein. Zeiten, in denen es hart auf hart kam. Wir hatten Verluste zu beklagen, mussten Enttäuschungen verarbeiten, wurden angefeindet, hatten Stress, etc. Doch wie gingen und gehen wir mit solchen Situationen um? Was und wie reden wir? Wer wünscht sich nicht hin und wieder, er könne Gesagtes zurücknehmen!?
Wie schon gesagt: Unser Worte offenbaren was in uns steckt. Insofern sind solche Phasen in denen man unter Druck steht gut, denn sie helfen uns in unserem geistlichen Wachstum. Sie offenbaren, wie weit wir sind. Wie stark ist unser Charakter!? Wie groß ist unsere Disziplin!? Und damit sind wir bei einem wichtigen Stichwort, auf das wir gleich zu sprechen kommen.
Doch wir dürfen verstehen, dass all das einem Kreislauf entspricht! Zum Beispiel denkt man in bestimmten Situationen etwas Negatives. Doch wenn man seinen Worten nicht freien Lauf lässt, sondern positiv redet, verändert das wiederum mein Denken. Unser Denken bestimmt unsere Worte und unsere Worte unser Denken.
Worte und Disziplin
Unsere Worte sind Ausdruck unserer Reife und unserer Disziplin. Jakobus – der Leiter der damaligen Jerusalemer Gemeinde – bringt es sehr spitz auf den Punkt:
Denn wir alle verfehlen uns vielfach; wenn jemand sich im Wort nicht verfehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten. (Jak 3,2)
Wenn wir lernen, weise mit unseren Worten umzugehen, ist unsere Disziplin groß genug, auch andere Neigungen und Lüste zu kontrollieren.
Disziplin ist natürlich etwas Gutes. Es ist die Folge von Regeln, Begrenzungen und Geboten. Nur durch solche Einschränkungen können wir Disziplin lernen und üben. Die Torah, die uns die bestmöglichsten Regeln lehrt (vgl. Ps 19,8), beschreibt einen Zaun. Und wenn wir also lernen, innerhalb dieses Zauns zu leben, vergrößert sich unsere Disziplin und damit die Stärke unseres Charakters.
Disziplin bedeutet, dass wir diejenigen sind, die über unsere eigenen Taten, Lüste, Gesinnungen, ja sogar über unsere Gefühle herrschen. Wir sind kein Produkt unserer Umstände. Jeder von uns ist in ein gewisses Umfeld gestellt, um mit Herausforderungen umzugehen, diese zu bestehen und gestärkt daraus hervorzugehen. Das ist ein geistlicher Wachstumsprozess. Und für diesen ist eine große Portion Disziplin notwendig.
Insbesondere brauchen wir Disziplin, um unsere Zunge im Zaum zu halten:
Wenn jemand unter euch meint, fromm zu sein, seine Zunge aber nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Frömmigkeit ist wertlos. (Jak 1,26)
Mächtige Waffen
„Die Macht der Worte“ – so heißt der Untertitel dieses Kurses. Und es ist etwas, was uns jederzeit bewusst sein sollte. Unsere Worte haben eine große Macht. Salomo schreibt folgendes:
Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge, und wer sie liebt, der wird ihre Frucht essen. (Spr 18,21)
Wer unbedacht schwatzt, der verletzt wie ein durchbohrendes Schwert; die Zunge der Weisen aber ist heilsam. (Spr 12,18)
Stell dir vor, jemand verteilt Schwerter, Messer und Steinschleudern an Kinder. Diese spielen damit natürlich sofort drauf los. Doch wenn sie nicht lernen, richtig damit umzugehen, ist das nicht nur gefährlich für ihre Mitmenschen, sondern auch für sie selbst.
So sollte uns klar sein, dass wir überall wohin wir gehen, mit unseren Worten ein riesiges scharfes Messer mit uns haben. Wir müssen darauf Acht geben. Niemanden wollen wir verletzen, auch nicht uns selbst. Insofern müssen wir trainieren, damit richtig umzugehen. Denn schließlich kann man mit Messern auch allerhand Gutes bewerkstelligen. Und das ist unser Ziel!
Zusammenfassung
Worte offenbaren unser Sein und unser Denken. Gleichzeitig können wir mit Hilfe von Worten auch unser Denken verändern. Doch dafür brauchen wir Disziplin. Wir müssen weise mit unseren Worten umgehen denn sie sind Waffen in unserer Hand, die über Tod und Leben entscheiden können. Sie können großen Schaden anrichten, doch sie können genauso gut heilsam und heilig sein.
Ein Repertoire für die Praxis
Worte finden in der Bibel eine riesig große Beachtung. Sie sind wichtig, denn sie sind Waffen in unserer Hand. Und so muss es unser Ziel sein, mit diesen Waffen zu trainieren und weise umzugehen. Was können wir tun?
Üben geschieht am besten so, dass man sich bestimmte Szenen vorstellt und in gewisses Repertoire dafür anlegt. Man stellt sich solche Szenen vor und wie man normalerweise damit umgeht. Nun überlegt man sich, wie man in Zukunft besser reagieren kann. Was wären weisere, freundlichere, heiligere Worte? Ein großes Geschenk ist es, wenn man dies mit anderen zusammen in einer Gruppe tun kann.
Einige Beispiele:
- Typische Situation: Mein Kind nervt mich und hört nicht auf mich. Ich reagiere mit harschen und lauten Worten, die ich später bereue.
Vorbeugen: Ich überlege mir nun vorher (mit anderen), wie ich in solchen Situationen besser reagieren möchte. Welche Worte möchte ich anwenden. Dann lerne ich besser mit meinen Waffen umzugehen. Statt mit Worten Schaden anzurichten, kann ich in Liebe reagieren (und zum Beispiel Konsequenzen aufzeigen, die ich im Vorhinein überlegt habe).
- Typische Situation: Die finanzielle Herausforderung. Vor Ende des Monats ist wieder mal kein Geld übrig. Sorgen und Sätze wie „Wie soll ich das nur bezahlen?“ sind die Folge.
Vorbeugen: Ich werde mir bewusst, dass Gott mein Versorger ist. Man kann sich Bibelstellen dazu herausschreiben oder gute Bücher lesen. Wenn ich nun das nächste Mal in eine solche Situation komme, zücke ich meine Notizen, danke Gott für Seine Zusagen und frage Ihn, was für mich dran ist.
Anmerkung: Wenn man kein Geld hat, kann Gott einem damit auch etwas sagen: Falscher Umgang mit seinem Geld, Untreue im Zehnten, … Oder Gott möchte einfach, dass man Ihm stärker vertraut. Man steht dann also vor einer Glaubensprüfung und man darf Vertrauen lernen.
- Typische Situation: Auf der Arbeitsstelle geht es wieder los: Das Lästern über andere. Es ist subtil und fängt immer ganz sachte an, so dass ich nie „den Absprung“ schaffe.
Vorbeugen: Ich überlege mir vorher, mit welchen Sätzen ich mich aus einer solchen Situation herausretten kann.
- Typische Situation: Statt in einer Situation das Gute zu sehen, meckerst du über Kleinigkeiten.
Vorbeugen: Gebet, dass Gott dich in solchen Situationen daran erinnert. Vorher könnte man aufschreiben, für was man alles danken könnte, und sich einen solchen Zettel dann vornehmen durchzubeten. Generell ist es sinnvoll, sich regelmäßig deutlich zu machen, wofür man alles dankbar sein kann.
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Estelle
16. Mai 2016 @ 10:48
Finde es gut, dass dies genauso aufgebaut ist, wie die Kurse bei mehrglauben.de, das ist sehr übersichtlich und wirkt klarer und direkter. Fände es also gut, es beizubehalten. Mit dem Thema, das hier beschrieben wird, beschäftige ich mich auch schon seit 1 Jahr und lass mich reinigen. Ich glaube, das mit den Worten, Sprechen, der Zunge, gehört zu unseren schwierigsten Lernprozessen.
Wobei natürlich alles Sprechen die Ursache im Denken hat (Denkmuster, Glaubenskonzepte etc.), durch das “wachen”, wie wir wann auf bestimmte Weise sprechen, können wir uns darüber bewusst werden, wie wir denken/was wir denken. Ich erlebe es oft immer wieder bewusst, wenn man sich über sein Denken bewusst wird, woraus SPRECHEN und GEFÜHLE entstehen, und die negativen Denkmuster bekennt und opfert (übergibt), dass man schrittweise frei(er) wird, nicht nur im Denken, sondern dadurch entstehen ganz andere Ausdrucksweisen durch Worte/Sprechen, Umgang, Gefühle usw.
Ja uns ist oft gar nicht so bewusst, wie stark eigentlich Worte SIND! und was sie anrichten, ausrichten – im guten wie im schlechten. Und uns ist auch nicht bewusst, wie STARK EIGENTLICH SEIN WORT IST!
schmetterling
24. Mai 2016 @ 21:02
Ja, das Wort Gottes ist sehr wirksam. Wie zerstörerisch hingegen sind die Worte des Verderbers.
Da wird uns klar, wie gut es ist das Wort Gottes als Medizin dreimal täglich einzunehmen. Wenn Menschen um die Wiederherstellungskraft des Wortes Gottes wüssten, würden sie sich wohl kaum
bei schlechter Literatur aufhalten. Aber das Vorurteil gegen das Wort Gottes steckt hartnäckig in vielen Köpfen fest. Ich kann nur sagen: Es ist Labsal für die Seele. Es eignet sich hervorragend für Menschen deren Hoffnung Risse bekommen hat und die durch das Lesen des Wortes wieder aufgerichtet werden.
Wenn ich bedenke dass durch das Wort alles geschaffen wurde, dann geht mir die Dimension erst wirklich auf. Aber wie betrübt kann man durch Unworte werden, und es ist gut wenn wir uns an den halten, der zu uns sagt: Fürchte dich nicht. In diesem Sinne werde ich mich gerne an diesem Kurs mitbeteiligen. Ich kann allerdings nicht erkennen wie der Kurs gedacht ist. Estelle hat mir da etwas voraus. Also, wie funktioniert das?