Leben aus dem Tod (Teil 2) – Das Totenreich
Im ersten Teil dieser Reihe haben wir uns angesehen, wie der Tod in diese Welt kam. Wir haben gesehen, dass, nachdem Adam und Eva im Garten Eden von der Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und des Bösen gegessen hatten, der Tod über diese Welt regieren konnte. Doch zu einer Regierung gehört auch ein Regierungsbereich. Jeder Regent herrscht über ein Reich. Und so ist in Der Heiligen Schrift auch immer wieder vom Totenreich die Rede.
Doch was ist das Totenreich eigentlich? Wo befindet es sich? Und wer kommt hinein?
Diese Fragen werden wir in diesem zweiten Teil klären.
Das Totenreich im hebräischen Text
Das hebräische Wort für das Totenreich heißt שׁאול (Scheol) und ist von der Wurzel שׁאל (scha’al) abgeleitet.
Da die Bedeutung hebräischer Substantive oft direkt mit der Bedeutung ihrer Wortwurzel zusammenhängt, wollen wir uns zunächst die Wurzel שׁאל etwas genauer ansehen. Dies wird uns helfen, die Eigenschaften des Totenreichs besser zu verstehen.
שׁאל drückt grundsätzlich die Erwartung aus, etwas zu empfangen. Es wird sowohl mit den Verben fragen (Vgl. 1. Mose 24,47), fordern (Vgl. 2. Mose 11,2) oder leihen (Vgl. 2. Mose 22,13) übersetzt. All diese Verben drücken eine Erwartung aus, etwas zu bekommen: Der Fragesteller erwartet eine Antwort; wer fordert erwartet eine Gegenleistung; wer leiht, erwartet sein Leihgut zurück.
Und so erwartet das Totenreich uns. Durch das Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen, haben Adam und Eva einen legalen Anspruch für Satan geschaffen, unser Leben zu fordern. Gott hatte es ihnen vorausgesagt.
…aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben. (1. Mose 2,17)
Dieser Anspruch wird auch an ihre Nachkommen weitergereicht, denn:
Die Gottlosen sind abtrünnig von Mutterleib an, die Lügner gehen auf dem Irrweg von Geburt an. (Psalm 58,4)
Da seit dem Fall von Adam und Eva niemand ohne Sünde ist (Vgl. Psalm 14,1-3), hat Satan einen legalen Herrschaftsanspruch über uns im Totenreich. Und er fordert seinen Anspruch rigoros ein.
Totenreich und Abgrund sind unersättlich, ebenso unersättlich sind die Augen der Menschen. (Sprüche 27,20)
Wo befindet sich das Totenreich?
Doch wo befindet sich das Totenreich oder der Scheol? Auch dazu finden wir eindeutige Aussagen in der Bibel.
Auffällig ist, dass die einzige Richtung ins Totenreich hinab führt.
Herdenweise sinken sie ins Totenreich hinab, der Tod weidet sie, und die Redlichen werden am Morgen über sie herrschen. Das Totenreich verzehrt ihre Gestalt fern von ihrer Wohnung. (Psalm 49,15)
Doch ins Totenreich bist du hinabgestürzt, in die tiefste Grube. (Jesaja 14,15)
Wir sehen, dass wir ins Totenreich nicht hinaufsteigen können. Wir können wohl aber hinabsinken oder -stürzen. Sinken oder Stürzen sind Verben, die auf eine nicht willentliche Bewegung hindeuten. Wer stürzt, hat seinen Sturz selten geplant. Wer sehen erneut den bedingungslos fordernden Charakter des Scheol.
Eine weitere Begebenheit in der Torah gibt uns aber noch genaueren Aufschluss zur Lokalisation des Totenreichs.
Und es geschah, als er alle diese Worte ausgeredet hatte, da zerriss der Erdboden unter ihnen; und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie samt ihren Familien und alle Menschen, die Korach anhingen, und all [ihre] Habe. Und sie fuhren lebendig hinunter ins Totenreich mit allem, was sie hatten, und die Erde deckte sie zu. So wurden sie mitten aus der Gemeinde vertilgt. (4. Mose 16,31-33)
Die Strafe Korachs und seiner Anhänger für ihre Rebellion in der Wüste war, dass sie lebendig ins Totenreich hinabfahren würden. Wir lesen, dass sich buchstäblich der Erdboden öffnete und Korach mit samt seiner Familie, seiner Anhänger und seinem Besitz von der Erde verschlungen wurden.
Dies lehrt uns, dass sich das Totenreich unter der Erdoberfläche befinden muss.
Wer kommt ins Totenreich?
Korach und seine Meute sind lebendig ins Totenreich gefahren. Dies war eine Konsequenz ihres rebellischen Verhaltens. Doch wer kommt überhaupt ins Totenreich? Kommen wir daran vorbei?
Es ist auffällig, dass keiner der alten Hebräer in Der Heiligen Schrift davon spricht, in den Himmel zu kommen. Vielmehr haben wir Textzeugnisse einiger gottesfürchtiger Menschen, die davon überzeugt waren, dass sie ins Totenreich hinabfahren würden.
Der Stammvater Jakob beispielsweise war davon überzeugt, dass er und sein Sohn Joseph beide ins Totenreich hinabfahren würden.
Da machten sich alle seine [Jakobs] Söhne und Töchter auf, um ihn [über den Verlust seines Sohnes Joseph] zu trösten; er aber wollte sich nicht trösten lassen, sondern sprach: Ich höre nicht auf zu trauern, bis ich zu meinem Sohn hinabfahre ins Totenreich! So beweinte ihn sein Vater. (1. Mose 37,35)
Für Jakob war klar, dass sein Sohn Joseph, von dem er eine so hohe Achtung hatte, dass er ihm das Erstgeburtsrecht übertragen wollte, ins Totenreich fahren würde. Und er, Jakob, würde trauern, bis er auch dorthin käme.
Und auch der weise Prediger Salomo, spricht seinen Lesern zu:
Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft; denn im Totenreich, in das du gehst, gibt es kein Wirken mehr und kein Planen, keine Wissenschaft und keine Weisheit! (Prediger 9,10)
Salomo formulierte keinerlei Bedingungen, sondern ging generell davon aus, dass sein Publikum das Totenreich sehen würde.
Etan, der Esrachiter, fragt:
Wer ist der Mann, der lebt und den Tod nicht sehen muss, und der seine Seele erretten könnte aus der Gewalt des Totenreichs? (Psalm 89,48)
Diese Frage scheint rhetorischer Natur, da sich natürlich kein Mensch selbst vom Tod erlösen kann.
Folglich kann sich auch kein Mensch selbst aus der Gewalt des Totenreichs befreien.
Selbst Samuel, der gerechte Richter Israels, ruhte im Totenreich unter der Erde, denn von dort kam er herauf, als die Totenbeschwörerin von Endor ihn im Auftrag Sauls rief:
Da sprach die Frau [zu Saul]: Wen soll ich heraufbringen? Er [Saul] sprach: Bring mir Samuel herauf! Als nun die Frau Samuel sah, da schrie sie laut und sprach zu Saul:Warum hast du mich betrogen? Du bist ja Saul! Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Was siehst du? Die Frau sprach zu Saul: Ich sehe ein Götterwesen aus der Erde heraufsteigen! Er sprach: Wie sieht es aus? Sie sprach: Es kommt ein alter Mann herauf und ist mit einem Obergewand bekleidet! Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und er neigte sich mit seinem Angesicht zur Erde und verbeugte sich. (1. Samuel 28,11-14)
Diese Zeugnisse legen sehr nahe, dass jeder von uns das Totenreich sehen wird. Wir werden im folgenden Teil eingehender betrachten, was mit uns nach dem Tod geschieht und in welchem Zustand wir uns dann befinden werden.
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Uta
16. November 2017 @ 13:08
Ich kann diesen Artikel gut nachvollziehen. Er ist angenehm nüchtern. Ich denke, dass wir nicht unschuldig ins Totenreich stürzen, sondern einiges dazu beitragen . Entweder aktiv oder passiv. Die passive Seite übersehen wir leicht, da wir uns für diesen Bereich nicht zuständig fühlen. Aber so einfach ist es nicht. Wir haben auch da Verantwortung, denn Gott erwartet von uns, dass wir mit ihm reden über das was uns widerfährt. Und er lässt uns dann wissen, dass wir durchaus aktiv werden müssen wenn uns etwas wiederfährt worin wir uns unschuldig fühlen es aber nicht sind, weil wir uns in der Rolle der Unschuld wohlfühlen, reagieren wir nicht angemessen. Das verhindert unser Wachstum und das unseres Umfeldes. Unterlassung ist Schuld und das macht uns reif für das Totenreich. Wer schon einmal die Folgen gekostet hat, der weiß, dass man/frau aus dieser Falle allein durch Yeshua herauskommt. Und dass man da schon erst recht nicht passiv herauskommt ist auch klar. Yeshua kann uns zwar aus dem Totenreich herausrufen, aber kommen müssen wir schon selber. Es scheint aber viele zu geben, die die aufgeschlossenen Ketten gerne weitertragen, denn aufstehen und gehen kostet sie zuviel Mühe. Das ist ein großer Selbstbetrug. Gehorsam ist der Preis den wir bringen müssen um zu beweisen, dass wir ihm gehören und ihm das durch unser Zeugnis beweisen. Er hat den Schlüssel zum Totenreich. Wenn er uns daraus entlässt ist er gerne unser Bewährungshelfer, aber das bedeutet, dass wir lernen müssen nicht mehr zu sündigen. Er kann nicht unser Anwalt sein, wenn wir uns nicht seine Königreichsgebote anzueignen bereit sind.
Ein guter Trainer besteht darauf, dass wir seine Anforderungen erfüllen. Das ist bei ihm genau so.
Billige Gnade gibt es nicht. Er aber ist sehr weise in seinen Forderungen an uns. Wir können sie deswegen annehmen, weil er durch seine Liebe unsere Angst austreibt und uns den Mut zur Demut gibt, ihm doch auf dem schmalen Pfad zu folgen. Eines aber muss er uns ganz abtrainieren: Wir dürfen nicht die Sünden anderer nachtragen, die uns vergebem wurden. Leicht kann sein Zorn dann über uns entbrennen. Diese Lektion müssen wir dringend lernen. Denn wem er gnädig sein will, dem dem bleibt er gnädig. Zum Beispiel wenn es darum geht Israel für den Frieden im Mittleren Osten allein verantwortlich zu machen. Solche Anklage ist folgenschwer. Wer sich heute auf der sicheren Seite wähnt, wenn er sich passiv auf die Seite der Feinde Israels stellt hat ein sicheres Ticket für das Totenreich. Sich als Freund zu erweisen heißt Israel Raum zu geben wenn es gnadenlos verklagt wird. Vergib uns unsere Schuld wie wir vergeben. Da haben wir eine große Baustelle. Israel ist nicht unser Schuldiger. Es ist unser älterer Bruder, der uns reich beschenkt hat. Wie fürchterlich haben wir das Geschenk pervertiert. Das passiv hinzunehmen bringt ins Totenreich. Stehen wir also auf und stellen uns an Israels Seite. Das ist der Schlüssel zum Frieden. Das ist meine Erfahrung. Ich möchte kein Wiederholungstäter werden. Wer sagt denn dass das leicht ist? Das ich muss im Totenreich bleiben. Nur der neue Mensch kann leben. Trotz und Rebellion lohnt sich also nicht. Jeshua ist der Erstling der den Weg aus dem Totenreich gebahnt hat. Wir müssen in sein Bild kommen. Bei ihm ist das Königreich. Alle tragen dort sein Wesen in sich.
Naphtali
18. November 2017 @ 21:09
Danke, liebe Uta, für Deinen ergänzenden Kommentar.
Schalom
Naphtali