Jona – ein ziemlich krasser Prophet!
Der Prophet Jona kommt im Vergleich mit anderen seiner Sorte meistens nicht gut weg. Er ist der rebellische Prophet, der sogar missmutig ist, obwohl eine riesige Stadt Buße tut.
Vorbildliche Seiten sind bei ihm nicht wirklich zu finden… oder sind sie einfach nicht direkt sichtbar!?!
Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, sollten wir uns andere Fragen stellen:
- Warum rennt Jona überhaupt weg?
- Warum ärgert er sich über die Umkehr der Stadt?
- Warum ist er der einzige (!) Prophet, mit dem sich Yeshua im gewissen Sinne vergleicht:
Mt 12,40: Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Riesenfisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.
Einen aufschlussreichen Hinweis dazu erhalten wir im 2.Buch der Könige:
Dort (2.Kö 14,23-29) lesen wir von König Jerobeam II. Dieser König herrscht im achten Jahrhundert v.Chr. im Nordreich von Israel. Allerdings wandelt er – so wie alle Könige im Norden – nicht in den Wegen Gottes.
Aber dennoch sehen wir, wie Gott Gnade am Volk zeigt. Jerobeam fährt Siege für das Reich ein und die zugehörige Prophetie wird von keinem anderen übermittelt, als Jona:
2.Kö 14,25: Dieser [Jerobeam II] eroberte das Gebiet Israels zurück, von Lebo-Hamat an bis an das Meer der Arava, nach dem Wort des Herrn, des Gottes Israels, das er geredet hatte durch seinen Knecht Jona, den Sohn Amittais, den Propheten aus Gat-Hepher.
Jonas Umfeld
Wir können also folgendes festhalten: Jona lebt unter den 10 Stämmen im Norden Israels, dem so genannten Nordreich. Er erlebt mit, wie Gott Gnade zeigt, obwohl das Volk nicht nach der Torah lebt.
Etwa 50 Jahre später wird es zur ersten Deportation durch die Assyrer kommen. Das heißt, dass das assyrische Volk schon zur Zeit Jonas eine gefährliche und ernstzunehmende Macht darstellt.
Jona kennt die Bedrohung aus Assyrien. Ninive ist die große gefürchtete Hauptstadt dieses Volkes. Der Auftrag Gottes nun dorthin zu gehen und über Buße zu sprechen ist insofern gefährlich, weil es passieren könnte: Ninive könnte tatsächlich Buße tun und Gott könnte tatsächlich gnädig sein – so wie Er es beim Nordreich auch schon war (wie Jona es miterlebt hat)!
Was also tun?
In diesem Kontext legt nun Steve Collins das Verhalten Jonas aus, wie ich es sehr interessant und aufschlussreich finde. Im Folgenden gebe ich es wider.
Jonas Antwort
Ungehorsam kann einem das Leben kosten. Das musste schon einmal ein Prophet im Nordreich miterleben (vgl. 1.Kö 13) und Jona war dies mit großer Sicherheit bewusst.
War es dann aber nicht besser, wenn Jona sein Leben aufs Spiel setzt und dafür Ninive durch das Gericht Gottes untergeht (so wie Sodom und Gomorra)?
Für Jona war die Sache klar. Lieber riskiert er, wegen Ungehorsam bestraft (getötet) zu werden, als dass die Assyrer sein eigenes Volk schlagen würden.
Er würde sein Leben lassen für sein eigenes Volk.
(Kommt dir das bekannt vor?)
Jona flieht und wir kennen die Geschichte. Mit dem Boot geht es nach Tarsus, Jona schläft und der Sturm bedroht das Leben aller Insassen.
Letztendlich wird Jona ins Meer geworfen und ein Fisch, Seeungeheuer oder sonstige Kreatur verschluckt ihn.
Im Bauch dieses Wesens tut Jona Buße, so dass er nach drei Tagen und drei Nächten ausgespuckt wird.
Wir finden also drei Parallelen zum Leben Yeshuas:
- Beide sind für drei Tage und drei Nächte wie tot
- Beide haben kein Problem während eines Sturms im Boot zu schlafen
- Beide lassen ihr Leben für das eines ganzen Volkes
Warum tut Ninive Buße?
Auch dieser Frage geht Steve Collins nach.
Die Assyrer hatten auch Seeungeheuer und andere Meeres-Wesen als Götzen. Als nun eine Kreatur aus dem Wasser Jona nach 72 Stunden ausspuckt, wird dies nicht unbemerkt geblieben sein.
Auch das Aussehen Jonas dürfte einen gewissen Eindruck hinterlassen haben. Wenn ein Mensch für 72 Stunden im Verdauungstrakt eines Wesens ist (der voller Säuren ist), dürfte zum Beispiel von Jonas Haaren nicht viel übrig geblieben sein. Auch seine Haut wird sehr entstellt (hell) gewesen sein.
Nun stellen wir uns die Szenerie mal vor: Ein See-Lebewesen spuckt ein Mensch-ähnliches Wesen hervor. Dieser berichtet, dass er eine Nachricht von Gott für Ninive hat und macht sich auf den Weg dorthin.
Was werden die Beobachter dieser Begebenheit gemacht haben?
Die Pferde gesattelt und ab die „Post“. Auf nach Ninive: „DIE MEERESGÖTTER HABEN EINEN BOTSCHAFTER GESCHICKT! ER IST AUF DEM WEG NACH NINIVE!!!“
Das muss Wellen geschlagen haben.
Als dann Jona etwas später ziemlich entstellt eintrifft, ist es kein Wunder, dass die Nachricht, das Volk und den König ins Herz trifft!
Und somit ist es auch kein Wunder, dass Jona nicht wirklich erfreut über die Buße des Volkes ist. Nicht nur, dass die Gefahr für sein Volk keineswegs gebannt ist, auch hat er sich vielleicht etwas veräppelt gefühlt.
Denn wie hätte das Volk in Ninive wohl ohne diesen Meeresgötter-Zirkus reagiert?
Vielleicht wäre es zu einem zweiten Sodom-und-Gomorra gekommen.
Was dürfen wir daraus lernen?
Gehorsam ist wichtig.
Jona war ein ziemlich toller Prophet.
Und Gott ist schlauer als wir.
Auf jeden Fall brauchen wir uns nicht mehr wundern, warum Yeshua sich auf Jona bezieht. Beide gaben in gewissem Sinne ihr Leben für ein Volk. Und beide Male betrifft es die 10 Stämme im Norden Israels.
Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. (Mt 15,24)
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Silvia
26. Oktober 2015 @ 3:36
Oh, das ist stark! Danke für diese Sichtweise!
Hosea
28. Oktober 2015 @ 8:45
Stammt primär von Steve Collins… 😉
Uta Schmidt
15. November 2015 @ 8:54
Das ist des Rätsels Lösung! Versetzen wir uns doch einmal in die Lage, Gott würde heute unseren schlimmsten Feinden ihre Sünden vergeben, welche sie gegen uns begingen. Wir müssen da sehr ehrlich vor uns selber sein. Würde uns da nicht das Lachen vergehen? Es ist so einfach den schlimmsten Verbrechern zu vergeben, solange diese Verbrehen andere schädigten. Diese sind dann unsere Glaubenshelden. Sobald aber wir selbst gefragt sind, werden wir doch recht zurückhaltend. Unsere christliche Nächstenliebe sinkt in Richtung Minusgrade. Und dann sagen wir zu Gott: Und das soll jetzt Deine Gerechtigkeit sein? Das habe ich mir ganz anders vorgestellt: Ich darf nun über meinen Feind bestimmen! Welche Machtgefühle können sich da einnisten. Und dann will dieser Gott doch tatsächlich, dass ich meinen Feinden vergeben soll? Jona, ich verstehe dich. Ich danke Gott, dass ich mich nicht besser fühlen darf. Daran darf ich nämlich erkennen wie hoch der Preis ist, den Yeshua bezahlte und wie wenig selbstverständlich sein Opfer ist. Jona, du bist ein sehr ehrlicher Prophet ohne Heldenglanz und darum genau wertschätze ich dich nun um so mehr. Ich kenne mich aus im Bauch des Fisches. Der nämlich verstoffwechselt alles was nicht bereit ist der unverständlichen Liebe Gottes Raum zu geben und das letzte Urteil IHM zu überlassen. Der Fisch konnte dich nur deshalb nicht verdauen weil du geschrien hast um Freilassung….und der Bereitschaft zur Amtstreue…….und konntest dann Freilassung predigen vor Sündern. So ist es auch uns aufgetragen: umsonst habt ihrs empfangen, umsonst gebt es weiter. Ich werde meine Feinde in Christus lieben. Nicht weniger, nicht mehr. Du hast mit gedeckten Schecks gepredigt, darum hat sich Ninive auch nur bekehrt. Sie haben gesehen was es dich gekostet hat. Du hast sie in diesem Punkt unterschätzt, denn du erkanntest den Preis der Gnade erst nach ihnen. Begnadigte Sünder jubeln. Selbstgerechte murren über deine Großmut. Begnadigte Sünder beten für diese todgeweihte Welt um deine Offenbarungen
Dann steht der innere Mensch endlich auf und sucht nach Yeshua, welcher Menschen sucht, die seinem Willen zu entsprechen suchen. Sie vergeben, sie leben, sie werden mit Jona zum Schiffspersonal reden, auch sagen:” Werft mich ins Meer, der Sturm ist die Folge meiner Flucht vor Gott. Ich wollte nicht um Gnade, sondern um deine Gerichte beten. Deine Gerichte aber kommen erst zur Erfüllung wenn die Liebe vollkommen geworden ist. Was für eine Zumutung ist das denn! Gib du uns den Mut dazu. Und lasse uns nicht verwechseln was die Erfüllung der Liebe wirklich bedeutet, wenn sie nicht den Gesetzen der Welt unterworfen ist, sondern dieselbe überwindet.
Ja, Yahwe ist weit schlauer als wir. Wir merken es deshalb nicht weil er weit demütiger ist als wir.
Pauline
7. März 2016 @ 22:28
Eine Frage zu Mt15,24:
Kann man aus dieser Bemerkung schließen, dass der Messias nicht zu den Juden geschickt worden war?
Das wäre irgendwie unlogisch; die Juden warteten doch sehnsüchtig auf den Messias.
Hosea
8. März 2016 @ 12:13
Die Juden warten allerdings nicht auf den Messias, um “errettet” zu werden. Sie warten darauf, dass er Frieden schafft, dass er das Königreich Israel wieder aufrichtet und dass er Israel wieder vereinigt.
Für Juden ist es selbstverständlich, dass sie in einem ewigen Bund leben.
Uta Schmidt
8. März 2016 @ 10:30
an Pauline
Matthäus 15:24 sagt Ich bin nur zu den verlorenen Schafen Israels geschickt worden.
und fährt dann in vers 26 fort: Es ist nicht richtig, den Kindern das Essen wegzunehmen und
es ihren Schoßhunden hinzuwerfen.
Also ist er zunächst auf alle Fälle zu den Juden gesandt worden.
Es wäre in der Tat unlogisch. Wir begehen auf des öfteren Lesefehler und kombinieren dann auch. falsch.
Wir müssen öfter als zweimal hinschauen.
Ich sammle auch die Krümel unter dem Tisch auf, weil sie mich an dieses Wort erinnern. Das lässt mich nicht vergessen wem der Ruf zuerst galt und noch immer gilt.
Hosea
8. März 2016 @ 12:11
Für mich ist Mt 15,26 keine Anspielung auf Juden. Kinder waren ja alle Stämme.
“Verlorene Schafe” waren zu der Zeit die Zerstreuten aus den 10 Stämmen. Sie haben den Scheidebrief bekommen (Jer 3) und wurden vom Bund getrennt.
Juda & Ephraim 6 – Die zwei Söhne