#4 – Die Frauen der Torah
Die innere Kammer / tsela
„Da ließ YHWH Elohim einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen (tsela) und schloss die Stelle mit Fleisch.“ (1. Mose 2,21). Das hebräische Wort tsela für „Rippe“ heißt auch „Kammer“ oder „Gemächer“, wie eine Kammer/ein Gemach innerhalb der Tempelstruktur. Salomon „baute einen Umgang an der Wand des Hauses ringsumher, so dass er um die Tempelhalle und um den Chorraum herging und machte Seitengemächer (tsela) ringsumher.“ (1. Könige 6,5)
„und er goss vier goldene Ringe für ihre vier Ecken (Bundeslade), für jede Seite (tsela) zwei.“ (2. Mose 37,3) Alle vier Seiten der Bundeslade wurden als tsela bezeichnet. Was wäre eine Bundeslade ohne Seiten? Diese vier Seiten umgeben die Bundeslade, damit Schutz da ist. Die Bundeslade ist der Gnadenthron.
Adam wurde eine wichtige „Kammer“ (hier ist nicht die Rippe gemeint, sondern im übertragenen Sinn all das, was die weibliche Seite ausmachte) entnommen, die ihm ab jetzt fehlte. Sein Wunsch, wieder vollständig zu werden, trieb ihn an. Was ihm ab jetzt fehlte, war die weibliche Seite, die umgebende Seite, die schützende, wo sich Gnade findet. Und ist nicht buchstäblich auch in der Frau diese Kammer, die Gebärmutter, die schützt, wo neues Leben heranwächst? Ist die Frau nicht gedacht, ihren Mann zu umgeben, von allen Seiten, wie ein Radargerät? Aus diesem Gedanken heraus, umrundet auch eine jüdische Braut ihren Ehemann siebenmal bei der Trauungszeremonie.
Was hat der Mann verloren? Diese Fähigkeit, zu nähren, zu schützen, zu umgeben. Er kommt nach Hause zu seiner Frau, um dort ein zu Hause zu finden, wo er in einer schützenden Umgebung „genährt“ wird. Der Mann ist das Haupt des Hauses, aber die Frau das Herz.
„Und YHWH Elohim baute ein Weib (ishshah) aus der Rippe, die er von dem Menschen (Adam) nahm, und brauchte sie zu ihm. Da sprach der Mensch (Adam): Das ist doch Bein (etsem) von meinem Bein (etsem) und Fleisch von meinem Fleisch man wird sie Männin (ishshah) nennen, weil sei vom Manne (iysh) genommen ist.“ (1. Mose 2,22 u. 23). Das hebräische Wort etsem heißt nicht nur Bein, Knochen, sondern auch „Substanz, Selbst“.
“Als YHWH Elohim sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine ezer k’negdo machen, die um ihn sei“ (1. Mose 2,18 formte er nicht die Eva. Überraschenderweise bringt jetzt YHWH nicht die ezer k’negdo zu Adam, sondern „er brachte sie (die Tiere) zu dem Menschen (Adam), dass er sähe, wie r sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nenne würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine ezer k’negdo gefunden, die um ihn wäre.”
Erst jetzt erschuf YHWH Elohim die ishshah. Und Adam erkennt in ihr seine Substanz, sein Selbst.
YHWH Elohim nahm die Einheit (echad) und erschuf daraus eine Zweiheit. Eine gleichwertige, wenn auch unterschiedene, Zweiheit. Und weil dadurch der Adam wieder vollständig war, konnte und wollte er seine Ursprungsfamilie aufgeben!
Natürlich war das Weibliche von YHWH Elohim so erschaffen, dass es schwächer, schutzbedürftiger war als der iysh. Aber hat nicht genau iysh seine Kraft und Stärke zur Unterdrückung mißbraucht, anstatt seinem eigenen Fleisch Schutz zu geben? Ist nicht durch diesen Missbrauch ist eine Männerwelt entstanden, die das ursprünglich geplante Miteinander in ein Oben und Unten missgestaltete? Auch wenn der Mann das Haupt ist, so braucht er – gleichwertig – das Herz, diese innere Kammer der Gnade, des Erbarmens, des Hegens und Schützens, des Lebens geben.
Wenn das Volk Israel in Not war, hat es nach dem ezer gerufen, nach YHWH, der kam und ihnen aus ihren Nöten half. Wenn der Mann in Not ist, so hat YHWH auch eine ezer k’negdo für ihn vorgesehen. YHWH hat Abraham aufgetragen: Höre dir an, was deine Frau dir zu sagen hat. Höre auf ihren Rat!
Ordnet euch einander unter, einer unter dem anderen. So findet Ergänzung und Vervollständigung statt.
Im Zuge der Wiederherstellung und Rückbesinnung auf unsere hebräischen Wurzeln ist es an der Seite, diese einseitige Männerwelt hinter uns zu lassen, und ein neues Miteinander zu finden und zu erlernen.
Hat ein Mann, der einseitig von Unterordnung spricht, überhaupt jemals „seine innere Kammer“ gefunden?
Ich freue mich auf eure Gedanken und Anregungen.
Emuna
Daniela Büscher
26. Februar 2015 @ 22:23
Vielen Dank, liebe Emuna, für diese tiefe Einsicht in das wunderbare Werk unseres Schöpfers und was sich in seinem Wort und seiner wieder auferweckten Sprache alles an Schätze findet! Es ist jede Woche wieder neu spannend und ermutigend, was ihr an neuen Erkenntnissen weitergeben dürft. Mir kam dazu sofort das herrliche Wort der Verheißung aus Jeremia 31, 22 in den SInn….und ADONAI hat etwas Neues schaffen im Lande: Das Weib wird den Mann umgeben! – Welches Wort steht denn wohl dort im Hebräischen? – Ich bin schon ganz gespannt! Shalom an euch alle!
Emuna
27. Februar 2015 @ 7:05
Mailst du mir die Bibelstelle, die du meinst?
Carolin
4. März 2020 @ 13:44
Ich sitze gerade vor der nächsten Torahportion und bin dabei über ein paar Dinge gestolpert, so dass ich o.g. Thema ein bisschen weiter gesponnen habe mit der Stelle aus Jeremia 31,22 von Daniela und o.g. Aussagen von Emuna.
Im Kapitel 31 von Jeremia ist ja auch erwähnt, dass die Torah im Neuen Bund auf unsere Herzen geschrieben wird.
Insofern ist die Bundeslade ein Abbild des inneren Menschen im Idealzustand.
Linke tsela – Zeugnistafeln – rechte tsela.
Linke Seite – unser Herz – rechte Seite.
Aber auch:
Braut – Y’shua als lebendiges Zeugnis – Braut.
Juda – Y’shua als Bindeglied = Kreuzungspunkt – Israel.
Usw., könnte man sicher noch ganz lange weitermachen.
Es belegt aber auch, wie wichtig die Einhaltung der Gebote für die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Mann und Frau ist, dass ein Mann keine “umgebende Kammer” eines Mannes sein kann, weil es gegen das Zeugnis spricht, dass eine Frau zwar eine “umgebende Kammer” für eine Frau sein kann, aber dann das Zeugnis fehlt, weshalb auch die Frucht ausbleiben wird…