#3 – Verlobung und Hochzeit
Verlobung und Hochzeit – Alter und Neuer Bund (Teil 1)
Bei der Verlobung gehen Bräutigam und Braut einen verbindlichen Bund ein. Dieser Bund legt die Modalitäten fest, wie die beiden zusammenleben wollen – und werden. In diesem schriftlichen Verlobungsvertrag, der von beiden unterzeichnet wird, sind Rechte und Pflichten an- und füreinander festgehalten. Diese Ketuba ist nicht wieder aufkündbar – es sei denn, die beiden Verlobten scheiden sich. Im damaligen hebräischen Kulturkreis gab dann der Bräutigam seiner Verlobten einen sogenannten Scheidebrief und entließ sie wieder. Die Frau zog dann in der Regel zurück in ihr Elternhaus.
Wie wir schon erfahren haben, ist am Sinai in 2. Mose 19 von dem Bräutigam der Braut, dem Haus Jakob (V 3), die Frage der Verlobung gestellt worden. Vier Mal sagen die 12 Stämme dann freiwillig „Ja, alles, was YHWH gesagt hat, werden wir tun“[1], – dieses Verse sind das freiwillige „Ja!“ der Braut zum Bräutigam im Rahmen der Verlobung.
Die Braut ist gefragt, hat „ Ja“ gesagt – nach 2. Mose 19 folgen nach dem ersten spontanen „Ja“ dann die „10 Worte“ – eine Zusammenfassung der Ketuba. Ab 2. Mose 21 folgen dann im einzelnen Punkte, wie das Zusammenleben zwischen Braut und Bräutigam gemäß der Ketuba aussieht – und das Leben der Braut (das Zusammenleben der Menschen der 12 Stämme, der Braut). Nachdem die Braut diesen Verlobungsvertrag „gelesen und verstanden“ hat, kommt es dann in 2. Mose 24 zum rechtsverbindlichen Bundesschluss zwischen Braut und Bräutigam.
Damit sind dann ER und sie rechtsverbindlich verlobt. … und was bedeutet das? Beide wohnen weiterhin in ihren Elternhäusern – eben noch nicht zusammen. … beide werden mit einander noch nicht intim. … beide haben sich der schriftlich niedergelegten Ketuba verpflichtet. Ein Bundesschluss, der mit Blut geschlossen worden ist, darf nicht gebrochen werden. Mit ihrer gesamten Existenz haben sich beide diesen Inhalten verschrieben, darauf kommen wir später zurück. … und beide warten nun auf die Hochzeit.
Dieser Bund am Sinai ist
a) der Bund zwischen den Bundespartnern Braut und Bräutigam – also Messias und dem Haus Jakob, den 12 Stämmen. Der
b) Inhalt dieses ist die Ketuba, die Thora. Und: Es ist der
c) Verlobungsbund, nach dem die
d) beiden noch in ihren Elternhäusern wohnen.
Die spannende Frage ist nun, was auf den Bund der Verlobung folgt? Ja, der Bund bei der Hochzeit. Sagt die Schrift etwas über einen weiteren Bund? Ja, … sehr vieles und Schönes….
Wie wir sicherlich oft in anderen Zusammenhängen gehört haben, sagt die Schrift sehr Eindeutiges über einen „Neuen Bund“. Spannend ist nun, was über diesen neuen Bund gesagt wird. Sehen wir uns also mal a) die Bundespartner, b) den Bundesinhalt, c) das Ziel dieses Bund sowie d) evt. Aussagen über den Wohnort der beiden Bundespartner dieses neuen Bundes an.
Jer 31:31
Siehe, es kommt die Zeit, spricht Yahwe, da will (eigentlich: werde) ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund machen (wörtlich schneiden)…
Der Neue Bund wird Yahwe schließen „mit dem Haus Israel und Haus Juda“ – mit dieser Formulierung sind nach der Reichsteilung nach Salomo die Stämme des Nordreiches (Haus Israel) und die Stämme des Südreiches (Haus Juda – die Stämme Juda und Benjamin) gemeint. Damit enthält dieser Vers den Hinweis, dass dieses Schließen des Neuen Bundes zu einer Zeit erfolgt, wo die Braut eben –getrennt- in Südreich und Nordreich existiert. Mehr noch: Die Reihenfolge, erst Nord- dann Südreich ist auch an anderen Stellen erkennbar.
Was sagt die Schrift über diesen Neuen Bund?
Neben Jeremia finden wir diese Formulierung ferner in Lukas, in 1. Kor. und im Hebräer-Brief:
Luk 22:20
Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahle und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.
1.Kor 11,25
Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!
Und im Hebräer-Brief:
Heb 8:8 (wortgleich mit Hebr. 10,16):
Denn tadelnd spricht er zu ihnen: “Siehe, es kommen Tage, spricht YHWH, da werde ich in Bezug auf das Haus Israel und in Bezug auf das Haus Juda einen neuen Bund vollziehen;
An diesen fünf Stellen spricht die Schrift von dem neuen Bund. Ausgegangen wird hier davon, dass alle Stellen denselben Bund beschreiben.
Bei näherer Betrachtung ist zu erkennen, dass die beiden Verse aus dem Hebräer-Brief wortwörtliches Zitat der Jesaja-Stelle sind. In Lukas nimmt Yeshu den Kelch „des Neuen Bundes“ nach dem Mahl ( ! – das ist entscheidend) und reicht ihn Seinen Jüngern. Damit steht auch dieses Mahl mit dem Neuen Bund in Verbindung. Hierauf nimmt Paulus im 1. Korinther-Brief Bezug. Paulus ist nie Gemeindechrist gemäß unserer heutigen Vorstellung gewesen. Er stammt auf dem Südreich, dem Stamm Benjamin[2], ist als Pharisäer aufgewachsen. Damit ist Paulus tief verwurzelt in den hebräischen und jüdischen Traditionen. Mit dem Erkennen des Messias auf dem Weg nach Damaskus hat Paulus doch keinen Wechsel in dem von ihm angebeteten Gott vollzogen. Alles das, was Paulus sagt, steht im Einklang mit der Thora, dem geschriebenen Gesetz – das nach wie vor Weisung für die von Menschen gelebten Beziehungen vertikal (Mensch – Gott) sowie horizontal (Mensch – Mensch) darstellt. Nur eben erkennt Paulus, dass niemals menschliches Tun, sondern allein das Vertrauen in den Messias, Bräutigam, und dessen vollständige Hingabe bis in den Tod die Braut, der Erwählten retten kann.
Zurück zum Neuen Bund und seiner Erwähnung in Lukas. Yeshua feiert hier niemals ein gemeindliches Abendmahl mit Oblate und einem genippten Schluck Wein, sondern ein jüdisches Passahmal, bei dem jeder Teilnehmer vier Kelche Wein trinkt (eben genau das ist auch der naheliegenste Grund, warum die Jünger in Gethsemane nicht mehr zum Beten in der Lage sind…). Nicht ohne Zufall heißt es, dass der Messias den Kelch nach dem Mahl nahm und ihn SEINEN Jüngern reichte.
Jeder dieser 4 Kelche hat eine ganz klare Bedeutung. Der vierte und letzte Kelch wird getrunken in Erwartung auf das Wiederkommen des Messias und Aufrichtung des messianischen Friedensreiches, was zeitlich mit der Hochzeit Yeshuas stattfinden wird. Somit ist dieser Kelch der, den der Bräutigam mit seinen 12 Jüngern in Erwartung der Hochzeit trinkt. Was der neue Bund, für den dieser Kelch steht, mit SEINER Hochzeit zu tun hat, darum geht es im Folgenden.
Ich freue mich über ein Feedback im Anschluss an den Artikel oder auch gern per Mail.
Stephan Bauer
[1] V3 sowie drei Mal in 2. Mose 24
[2] Phil. 3,5
- Was ist ein Bund? - 22. Dezember 2014
- #3 – Verlobung und Hochzeit - 26. November 2014
- #2 – Die Braut des Messias - 19. November 2014
Werner Übergünne
1. November 2015 @ 17:11
Ich habe die Erklärungen über die Identität der Braut mit großem Interesse gelesen. Ich finde aber einen Widerspruch zu den Aussagen der Bibel: Im Buch der Offenbarung des Johannes wird die Identität der Braut erklärt. Im Kapitel 21, Vers 9 ff, steht, dass die Braut des Lammes (Christi / also Gottes) die heilige Stadt Jerusalem ist (nicht die irdische Stadt!!) die von Gott aus dem Himmel herab kommt. Wenn also das Volk Israel die Braut darstellt, dann dürfte es sich (noch) nicht auf der Erde befinden, sondern erst in der Endzeit von Gott herab kommen. Das dieses himmlische Jerusalem tatsächlich die Braut Gottes (=die Frau Gottes) ist, können wir auch deutlich im Brief des Paulus an die Galater, Kap. 4, Vers 26, “Aber das Jerusalem, das droben (= im Himmel) ist, das ist die Freie, das ist unsre Mutter” (Lutherbibel), erkennen.
Somit widerlegt die Bibel die These, das das Volk Israel die Braut des Lammes sein kann.
Hosea
2. November 2015 @ 9:03
Leider ist es nicht immer so eindeutig wie man denkt – finde ich. Wenn man andere Bibelstellen betrachtet, wird das Volk Israel viele, viele Male als Frau oder Ehefrau dargestellt. Und letztendlich war es nun mal das Volk Israel, das vor dem Berrg Sinai stand.
Wie auch immer… was würde es denn für dich praktisch ändern?
Estelle
24. März 2016 @ 11:38
Seit einiger Zeit stellt sich mir eine Frage, da ich selbst noch VOR der Ehe stehe (bzgl. Ehemann) 😉
Wie ist das bei der jüdischen Hochzeit, bekommt da nur die Frau/Braut den Ehering vom Mann und trägt einen, der Mann nicht? Symbolisch gesehen würde es ja so passen, aber irgendwie ist es komisch (?) wenn der Mann keinen trägt und man nicht somit sehen kann, dass er verheiratet ist?
Estelle
24. März 2016 @ 11:42
Für mich persönlich offenbart sich durch Seinen Geist es eindeutig (auch) so, dass die Braut das Volk Israel ist, es gibt die Bibelstellen wie Hosea sagt, dass das Volk Israel die Braut darstellt, aber auch die Bibelstellen, wie Werner sagt, also hat beides miteinander zu tun, ist verbunden, wir werden es sicherlich vom Heiligen Geist zur rechten Zeit, verstehen können.
Segen für euch