König David Teil 4 – Blind vor Liebe
Warst du schon einmal so richtig verliebt? Schmetterlinge im Bauch. Mit einem Freudensprung morgens aus dem Bett und im Wissen, dass heute einer der schönsten Tage deines Lebens ist?
Man vergisst die Welt um sich herum und denkt nur noch an diesen einen Menschen. Am liebsten würde man jede Minute mit ihm/ihr verbringen.
Rosarote Brille. Tunnelblick. Na, das Typische eben…
Wusstest du, dass es auch in der Bibel verliebte Personen gibt!?
Liebe auf den zweiten Blick
Heute geht es erneut um König David. Allerdings steht er dieses Mal nicht so sehr im Vordergrund.
Vielmehr geht es um zwei Menschen, die eng mit ihm verbunden waren und eine ganz besondere Rolle zu ihm hatten.
Ihr unterschiedliches Denken und Fühlen kommt in einer ganz speziellen Situation zum Ausdruck – und damit sind wir dann doch erstmal wieder bei König David.
Jerusalem wird Zion
König David ist es, der Jerusalem zur ewigen Hauptstadt Israels macht. Schon vorher ist es ein ganz besonderer Ort. Doch nun erhält Jerusalem nochmals einen ganz besonderen Status.
Letztendlich geschieht das dadurch, dass David die Bundeslade nach Jerusalem bringen lässt.
Schon im dritten Teil dieser kleinen Serie haben wir davon gelesen.
David macht aus dem Ereignis, die Bundeslade nach Jerusalem zu bringen, ein richtiges Event. Ein Fest für das ganze Volk.
Er selbst lässt es sich nicht nehmen, voller Freude und Begeisterung vor der Prozession zu tanzen – allerdings ist er dabei nicht königlich bekleidet:
2.Sam 6,14: David aber tanzte mit aller Macht vor dem HERRN her, und David war mit einem leinenen Ephod umgürtet.
Das führte dazu, dass es seiner eigenen Frau – Michal, die Tochter Sauls – peinlich ist. Und damit sind wir bei der ersten wichtigen Person dieser Ausarbeitung.
2.Sam 6,20-22: Als aber David umkehrte, um sein Haus zu segnen, da ging Michal, die Tochter Sauls, David entgegen und sprach: Welche Ehre hat sich heute der König Israels erworben, dass er sich heute vor den Augen der Mägde seiner Knechte entblößt hat, wie sich nur einer der leichtfertigen Leute entblößen kann!
Michal ist alles andere als begeistert von Davids Auftritt. Und leider führt es sogar zum Bruch in ihrer Beziehung.
Schon viele Male habe ich diese Geschichte gelesen und jedes Mal hat es mich innerlich traurig gemacht. Bis zu diesem Punkt schien die (Liebes-)Geschichte von David und Michal so schön und sogar romantisch.
David, der ehemalige Schafhirte, macht sich in einem der erstaunlichsten Kämpfe der Geschichte des Volkes (gegen Goliath) einen Namen und darf als Belohnung die Tochter des Königs heiraten.
Vom Tellerwäscher zum Millionär sozusagen.
David kommt aus dem Nichts und ist plötzlich berühmt. Er ist auch noch einige Zeit danach der große Kämpfer, der Sieg über Sieg einfährt. Er ist der Held des Volkes, Teil der königlichen Familie und jeder liebt ihn (alle außer Saul).
Ganz besonders liebt ihn auch Michal.
Sogar als es plötzlich hart auf hart kommt und David von seinem Schwiegervater und Michals Vater – sprich von Saul – verfolgt wird, steht Michal ihm bei und rettet ihm sein Leben (vgl. 1.Sam 19,11ff).
Doch dann, Jahre später, ist plötzlich alles dahin. Michal blickt auf ihren Mann und er ist ihr nur noch peinlich.
Was ist passiert?
Man sieht nur nicht mit dem Herzen Auge gut
Eigentlich ist es offensichtlich: Michal hat sich in einen David verliebt, den sie als Helden des Volkes gesehen hat. Er war ruhmreich und ein herrlicher Vertreter des Volkes.
Es erfüllte das Bild eines perfekten Königs, das sie sich wohl ausgemalt und in das sie sich verliebt hatte.
Bis zu diesem Zeitpunkt entsprach David exakt diesen Vorstellungen. Auch wenn er durch eine Zeit der Trübsal musste – jetzt war er der ruhmreiche König des großen Reiches Israel.
Doch dieses Bild bröckelte, nein, es zerbrach, als sich David ganz anders darstellte, als es Michals Königs-Idealbild erlaubte.
Und damit kommen wir zu einem großen Problem des Verliebt-seins!
Die meisten, die schon einmal verliebt waren, kennen das Gefühl der großen Blase. Diese platzt nämlich irgendwann. Und dann schaut man mit einem Mal ganz anders auf eine Person. Viel natürlicher. Ohne rosarote Brille.
Und an diesem Punkt zeigt sich, ob man den anderen tatsächlich geliebt hat – und was man an ihm geliebt hat. Waren es Dinge, die man nur durch diese Brille sieht?
Hat man sich in ein Ideal-Bild verliebt, von dem man dachte, der Gegenüber erfüllt es?
Oder ging es tiefer? Bis ins Herz?
Person Nummer 2
Spulen wir zurück. Die gleiche Situation.
David tanzt vor der Bundeslade und nähert sich langsam Jerusalem.
Neben tausenden von Menschen, die ihn dabei beobachten, blickt nicht nur Michal ganz genau hin. Ein anderes Augenpaar sieht die exakt gleiche Situation, doch mit einer ganz anderen Brille.
Es ist der Prophet Nathan.
Und diese Brille, die Nathan in diesem Moment aufhat, führt zu etwas sehr Speziellem in der Geschichte Israels.
Der Prophet Nathan ist einer der herausragenden seiner Art. Er durfte zwei ganz besonderen Königen dienen. Doch in dieser Situation geschieht etwas (vielleicht) Einmaliges für einen biblischen Propheten: Ein Prophet sagt nicht die Wahrheit!
Als die Zeremonie beendet und die Bundeslade an ihrem vorbereiteten Platz ist, kommt Nathan zu David und der König offenbart ihm seine nächste große Planung: Er will Gott selbst ein Haus bauen!
2.Sam 7,2: Da sprach der König zu dem Propheten Nathan: Siehe doch, ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, aber die Lade Gottes wohnt unter Teppichen!
Nathan hört dies und ist sofort begeistert: Ja, natürlich!
2.Sam 7,3: Und Nathan sprach zum König: Geh hin und tue alles, was dir am Herzen liegt, denn der HERR ist mit dir!
Doch es dauert nur kurz. „Es geschah in derselben Nacht, da erging das Wort des HERRN an Nathan“ (2.Sam 7,4).
Nein! Nicht David soll das Haus bauen, sondern sein Sohn, Salomo.
Nathan eilt zum König, korrigiert seinen Fehler und offenbart damit das Wort Gottes.
Tief ins Herz
Was bringt den Propheten dazu, etwas Falsches zu sagen?
(Nicht dass es dramatisch wäre, mal einen falschen Rat zu geben. Doch für einen biblischen Propheten ist das etwas überaus Ungewöhnliches, wenn nicht sogar Einmaliges.)
Der Prophet hatte kurz zuvor gesehen, wie sehr David Gott liebt und ihm Ehre gibt. David war sich nicht zu schade, alles für Ihn zu geben. Die Meinung Gottes war ihm wichtiger als die der Menschen. Und das begeisterte Nathan. Ein König Israels mit diesen Eigenschaften… natürlich muss so einer den Tempel bauen dürfen.
Nathan hatte einen König gesehen, der – vor allem in geistlicher Hinsicht – einen riesig hohen Standard hatte. (Was kann man sich als Prophet schöneres vorstellen!?) Er blickte tief in das Herz Davids und sah seine Liebe zu Gott.
Und dies führte in allem Überschwang dazu, dass er vergaß, die Meinung Gottes einzuholen.
Es war ein Blick ins Herz voller Liebe – und zwar solche Liebe, die auch über Fehler hinwegsieht. Es war kein Verliebt sein in ein aufgebautes Bild so wie bei Michal.
Und das ist der wunderbare Unterschied, den wir hier sehen und aus dem wir lernen dürfen.
(Gott sei Dank – auch unser Vater im Himmel zeigt Gnade und kann über einiges hinwegsehen, was natürlich auch auf uns ankommt. Doch bei einer der wichtigsten Aufgaben der Menschheitsgeschichte gab es an den König entsprechende Anforderungen – so dass König David nicht der Geeignete für den Bau des Tempels war.)
Liebe vs. Verliebt sein
Es soll hier auf keinen Fall rüberkommen, dass Verliebt sein etwas Schlimmen oder Schlechtes sei. Nein, ganz gewiss nicht. Auch in diesem Zustand übersieht man gerne Fehler und Makel des Gegenübers, was generell etwas Gutes sein kann.
Doch die Gefahr besteht leicht, dass man sich in etwas verliebt, was gar nicht wirklich so ist.
Manchmal sind die Schmetterlingsgefühle so riesig, dass es einem das Denken verschlägt. Rational an die Sache herangehen fällt dann schwierig – obwohl es manchmal angebracht wäre.
Wir wollen jemanden nicht nur lieben wegen seines Aussehens, seines Wirkens oder seines Tuns. Es geht um die Herzen um das Wesen.
Ich bin nicht verliebt
Lasst uns zum Abschluss diese Thematik noch übertragen – denn nicht jeder befindet sich gerade in einem Verliebtheits-Zustand oder gerät in naher Zukunft hinein.
Aber auch Nathan war nicht verliebt.
Es geht darum, wie wir auf andere Menschen blicken. Wie schnell bewerten und urteilen wir, ohne dass wir zuvor verstehen, wer diese Menschen sind – und warum sie so sind wie sie sind.
Das ist keine neue Botschaft, ich weiß. Aber sicherlich eine, die wir immer wieder hören müssen.
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