König David Teil 2 – Die Kraft der Buße
Im ersten Teil der Serie konnten wir bestaunen, wie ein Ort, von dem aus eine riesige Katastrophe hereinzubrechen drohte, zu einem der segensreichsten Berge der Menschheitsgeschichte wurde.
Und König David hatte daran riesigen Anteil.
In diesem zweiten Teil schauen wir uns an, warum dies möglich war. Insbesondere – welche Charaktereigenschaft David dabei geholfen hat!
Davids Stammbaum
Um dieser Eigenschaft auf die Spur zu kommen, werfen wir zunächst einen Blick in die Familiengeschichte Davids.
Denn im Stammbaum von David, finden wir einige auffällige Personen, die uns aus anderen Geschichten wohlbekannt sind. So ist zum Beispiel Davids Ur-Großmutter Ruth, die ehemalige Moabiterin und Ehefrau von Boas.
Ruth 4,21-22: Boas zeugte Obed, Obed zeugte Isai, Isai zeugte David.Ruth 4,17: Und ihre Nachbarinnen gaben ihm [dem Baby] einen Namen und sprachen: Der Naemi ist ein Sohn geboren! Und sie gaben ihm den Namen Obed. Der ist der Vater Isais, des Vaters Davids.
Doch wir möchten uns heute mit Boas und Ruth beschäftigen, sondern stattdessen mit deren (und damit auch Davids) Vorfahren – denn auch diese sind in gewisser Weise speziell:
- Ruth ist Moabiterin. Moab, Stammvater der Moabiter, ist Enkel und Sohn von Lot.
- Boas ist vom Stamm Juda. Perez, Vorfahre von Boas, ist Enkel und Sohn von Juda.
Werfen wir einen Blick auf diese besonderen Stammväter und deren Familiengeschichten.
1. Lots Tochter
Starten wir mit Lot.
Lot, der Neffe Abrahams, ist eine Person der Bibel, aus der man nicht ganz schlüssig werden könnte. Unterschiedliche Interpretationen gibt es über die Entscheidungen, die dieser in seinem Leben getroffen hat. Unverständlich scheint zum Beispiel diejenige, nach Sodom zu ziehen (und später sogar dahin zurückzukehren) – Sodom ist eine Stadt, die nicht gerade für ihren guten Ruf bekannt ist.
Immerhin wird berichtet, dass Lot für würdig erachtet wurde, aus Sodom fliehen zu dürfen, bevor diese zerstört wurde. Gott hielt Seine Hand über Lot. Und ebenso auch über dessen Nachkommen, als die Kinder Israels aus Ägypten kamen:
5.Mo 2,9: Da sprach der HERR zu mir: Du sollst Moab nicht angreifen und dich mit ihnen nicht in einen Krieg einlassen; denn ich will dir von seinem Land keinen Besitz geben; denn Ar habe ich den Kindern Lots als Besitztum gegeben.5.Mo 2,19: Und du wirst nahe zu den Ammonitern kommen; die sollst du nicht angreifen noch einen Krieg mit ihnen beginnen, denn ich will dir von dem Land der Ammoniter keinen Besitz geben; denn ich habe es den Kindern Lots als Besitztum gegeben.
Die Nachkommen Lots – die Moabiter und die Ammoniter – waren wie die anderen Völker um sie herum dem Götzendienst verfallen. Und doch wurde den Israeliten verboten, sie anzugreifen (zumindest zum Zeitpunkt der Landeinnahme).
Uns wird nicht viel über das Leben Lots berichtet. Doch – und das erscheint merkwürdig – wird die Entstehungsgeschichte der beiden Völker, die von Lot abstammen, ausführlich erzählt. Da dies auch kürzer und knapper hätte ausfallen können, soll uns dieser Bericht also etwas mitteilen.
Es beginnt damit, dass zwei Engel zu Lot kommen und ihn und seine Familie aus Sodom herausführen, bevor diese von Feuer und Schwefel überzogen wird. Lot und seine beiden Töchter überleben und verbergen sich in einer Höhle. (Der Schock was sicherlich groß!)
Der Feuerregen hatte seine Spuren hinterlassen und die ältere Tochter Lots zählt eins und eins zusammen: „Unser Vater ist alt, und es ist kein Mann mehr auf der Erde, der zu uns kommen könnte nach der Weise aller Welt.“ (1.Mo 19,31).
Ihr Vater, Lot, scheint der einzige verbliebene Mann auf der Welt zu sein. Und um die Menschheit vor dem Aussterben zu retten, entschließen sich die beiden Töchter, ihren Vater betrunken zu machen und durch ihn jeweils einen Nachkommen zu zeugen.
Der Plan funktioniert und „so wurden die beiden Töchter Lots schwanger von ihrem Vater.“ (1. Mo 19,36).
Und aus diesen Zusammenkünften stammen dann die beiden Männer Moab und Ammon ab – die Stammväter der Moabiter und Ammoniter.
Sehr seltsam diese Geschichte.
Doch es kommt noch dicker:
1.Mo 19,37: Und die Ältere [Tochter] gebar einen Sohn, den nannte sie Moab; der wurde der Vater der heutigen Moabiter.
Als ob das alles noch nicht genug wäre, gibt die ältere Tochter (bei der jüngeren ist es ähnlich) ihrem Sohn einen äußerst aussagekräftigen Namen: Moab. Dieser hebräische Name heißt übersetzt „vom Vater“.
Diese Namensgebung erscheint äußerst fragwürdig.
Warum gibt sie ihm nicht den Namen Benjamin oder Josua? Warum „vom Vater“? Sie scheint der ganzen Welt bekannt machen zu wollen, was damals in der Höhle passiert ist.
Hätte sie ihren Fehler nicht viel besser mit einem anderen Namen vertuschen können?
Doch genau hier liegt der entscheidende Punkt!
Lots Tochter wollte nichts unter den Teppich kehren. Ja, sie hat einen Fehler gemacht. Aber ihre Beweggründe waren positiv und ehrenhaft.
Das macht die Sünde zwar nicht wieder rückgängig – doch es zeigt, dass sie offen mit ihrem Fehlverhalten umgehen konnte.
Und dieses Verhalten ist ein riesiger Baustein von Teshuva – von Buße. Nur dann, wenn wir unsere Fehler zugeben und sie anschauen, können wir damit auch zu Gott gehen und um Vergebung bitten.
2. Juda und Tamar
Boas‘ Vorfahren haben eine ganz ähnliche Geschichte (interessant, oder?). Und erneut ist es eine Mutter – sie heißt Tamar – eines frisch geborenen Kindes, die auf unorthodoxe Art und Weise dafür sorgt, dass sie Nachkommen in die Welt setzt.
Schwiegertochter!
Doch auch sie hat eine ehrenwerte Motivation. Denn sie möchte für ihren verstorbenen Mann (Er) einen Nachkommen in die Welt setzen. Allerdings verhindert ihr Schwiegervater, Juda, dies (er enthält ihr seinen letzten verbliebenen Sohn vor).
Also schreitet Tamar zur Tat und täuscht Juda so, dass dieser persönlich mit ihr schläft (ohne zu wissen, dass sie es ist) und damit für einen Nachkommen sorgt. (Immerhin ist es dieses Mal nur der Schwigervater und nicht der eigene Vater.)
Als dieser allerdings hört, dass seine Schwiegertochter schwanger ist (was nur durch eine unzüchtige Verbindung geschehen sein kann) ist sein erster Gedanke, dass sie bestraft werden müsse (1.Mo 38,24).
Doch äußerst diskret löst Tamar diese ganze Begebenheit gegenüber Juda auf, was diesen dazu verhilft, zu einem Punkt der Buße zu kommen:
1.Mo 38,26: Da erkannte es Juda und sprach: Sie [Tamar] ist gerechter als ich; denn ich habe sie nicht meinem Sohn Schela gegeben! Und er hatte hinfort keinen geschlechtlichen Umgang mehr mit ihr.
Mit Hilfe von Tamar tut Juda Buße und übernimmt Verantwortung für sein Vergehen. Dieser Prozess führt sogar dazu, dass er Verantwortung in seiner Großfamilie übernimmt und später die Leiterschaftrolle Israels erhält. (Weitere Hintergründe zum lebensverändernden Prozess von Juda in Juda & Ephraim 1 – Die Segenslinie.)
Wir sehen also, dass auch bei der Gründung des Stammes Juda Teshuva (Buße) eine große Rolle spielt.
Und all das scheint kein Zufall zu sein. Es scheint wie ein „Teshuva-Gen“ zu sein, das durch die Stammbäume verläuft und sich dann spätestens bei König David wunderbar entfaltet.
Und dieses Teshuva-Gen ist es, das König David zu einem außergewöhnlichen König macht. Er weiß nicht nur, an wen er sich in bestimmten Situationen zu wenden hat. Sondern er weiß auch, wie er Gott gegenübertritt. Er erkennt seine eigenen Fehler und weiß damit aufrichtig umzugehen.
Es gibt verschiedene Begebenheiten ins Davids Leben zu nennen, wo dieses Teshuva-Gen in Erscheinung tritt. Und nicht selten erkennen wir, wie aus dieser Buße Wunderbares hervorkommt: Salomo aus der Beziehung mit Bathseba. Der Tempel-Berg aus Berg Moria.
Und das zeigt wie gnädig Gott ist. Und genauso sehen wir darin die Kraft der Buße!
Siehe auch: Eine besondere Zeit der Buße – Gott ruft die Häuser Israels
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Susanne
25. Mai 2017 @ 14:15
Kommentar Zu 1. Mose 38,26 Hintergrund von Thamars Tat war doch die verächtliche Weigerung Onans, (9.10) die brüderliche Verpflichtung zu übernehmen, u in dem darauffolgenden Urtreil Gottes wurde Juda warnend an die Sünde der Brüder Joseph erinnert. 11 Doch hatte auch er nicht im Sinn, Thamars Recht u Gers Namen zu achten. 12ff Tamar wurden schließlich die Augen geöffnet, u sie fasste den Plan, Genugtuung von Juda zu erlangen, der nun Witwer war. Hierfür gab es Präzesenzfälle, denn in einigen Gegenden konnte der Vater des Verstorbenen die Witwe heiraten. Dass die Bezeichnung ‘Hure’ im Blick auf Thamar verwandt werden konnte, spiegelt die abgrundtiefe Verdorbeneit der kanaanäischen Kultur wieder, der sich die Bundesfamilie aussetzte, etwa durch den Wohnwechsel, wie ihn Juda vorgenommen hatte. Im kanaan. Fruchtbarkeitskult gaben sich Frauen u Männer der Prostitution als Gottesdienst hin. (Grundbedeutung qedescha)
Obwohl Juda Thamar hatte loswerden wollen u sie in Ihres Vaters Haus zurückschickte V.11, machte er jetzt patriarchalisches Recht geltend. Er sah darin einen Weg, sich ihrer zu entledigen u gleichzeitig als gerecht zu erscheinen. Nach der späteren mosaischen Gesetzgebung wurde das Verbrennen als die schwerste Strafe nur in extremen Fällen verhängt. 3. Mo 20, 14; 21,9. Thamar hätte als Verlobte von Schela gesteinigt werden müssen vgl 5. Mo 22,20 ff.
Gerechter als ich ? Beide hatten betrogen. Doch sie, um ihr Recht zu erlangen, er aber, um seine gesetzl., väterlichen Pflichten zu umgehen.
Wolfgang
25. Mai 2017 @ 23:48
Und nicht vergessen: Boas Mutter war Rahab (Mt. 1,5)